Verschiebung im Gestein
Deutsch, Mariann Bühler, 2024
Zweimal Autobiografisches, eine Heimatgeschichte, ein Roadtrip und eine Persiflage auf den Schweizer Kulturbetrieb – das sind die Nominierten für den Schweizer Buchpreis 2024. Zum 17. Mal wird dieser am Sonntag, 17. November, in Basel verliehen.
«Ein überraschender und im besten Sinne vielfältiger Jahrgang.» Die Rede ist nicht vom Weinjahr 2024, sondern von den nominierten Werken für den Schweizer Buchpreis 2024. 84 Bücher wurden für den Preis eingereicht. Fünf davon hat die fünfköpfige Jury auf die Shortlist gesetzt. Am Sonntag, 17. November, wird anlässlich des Internationalen Literaturfestivals «BuchBasel» im Theater Basel die diesjährige Gewinnerin oder der Gewinner ausgezeichnet.
Der oder die Nachfolgerin des letztjährigen Preisträgers Christian Haller, der für sein Buch «Sich lichtende Nebel» prämiert wurde, wird aus diesem Quintett bestimmt:
Drei Menschen, drei Leben, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben – ausser, dass sie sich in ihrem Leben am falschen Ort, auf dem falschen Weg fühlen, und dass sie ihre Biografie mit dem gleichen Bergdorf verbindet. «Ein Heimatroman der anderen Art, der sich durch seine knappe Sprache, gekonnte Schnitte und ein ungewöhnliches Sensorium für alltägliche Handlungen auszeichnet», so beschreibt die Jury den Debütroman von Mariann Bühler, für den sie nun gleich für den Schweizer Buchpreis nominiert ist.
Acht Monate war Zora del Buono alt, als ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben kam. Mit 60 Jahren macht sie sich auf die Suche nach dem Unfallverursacher und taucht dabei in ihre ganze Familiengeschichte ein. «In nüchterner, präziser Sprache erzählt Zora del Buono von der Konfrontation mit dem stets Verschwiegenen ihrer eigenen Familiengeschichte. Ein zutiefst menschliches, versöhnliches Buch», heisst es in der Mitteilung zu den Nominationen.
Immer wieder hat sich Martin R. Dean in seinem Werk mit seiner eigenen Biografie befasst. So auch im Buch «Tabak und Schokolade», in dem er sich auf die Suche nach seinen Vorfahren macht, die von Indien in die Karibik gelangen, wo seine Schweizer Mutter auf seinen Trinidader Vater traf. «Indem Dean bildhaft von seinem Leben erzählt, stösst er zu grösseren Fragen rund ums Thema Kolonialismus vor», schreibt die Jury.
Aus dem Kleinstadt-Kulturverein «Polifon Pervers» machen die Gründerinnen Sabine und Chantal innert Kürze eine erfolgreiche «Fördergelder-Bezugsmaschinerie». Aus kreativen Anträgen wird eine funktionierende Betrugsmasche. Béla Rothenbühlers Buch sei eine «leichtfüssige Persiflage auf die Kulturszene, die nicht zuletzt von einem erfrischend aktuellen Gebrauch der Luzerner Mundart lebt», heisst es in Jury-Mitteilung.
Ein morbider, feministischer, wilder Roadtrip erwartet Fila, als sie vom Tod ihrer Mutter in Neapel erfährt und sich aufmacht, die Hintergründe zu ergründen. «Steinbecks zweiter Roman ist ein kraftvoll erzählter Rachekrimi, ein literarischer Roadtrip durch ein neo-faschistisches Italien und eine furchtlose Auseinandersetzung mit Fragen nach Identität, Begehren und patriarchaler Gewalt», beschreibt die Jury den Roman.
Der Schweizer Buchpreis wird seit dem Jahr 2008 verliehen und ist mit 30’000 Franken für den Gewinner/die Gewinnerin und je 3000 Franken für die anderen Nominierten dotiert. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Peter von Matt, Martina Clavadetscher, Lukas Bärfuss, Kim de l’Horizon, Sibylle Berg oder Christian Kracht.
Weltenbummler, Wandersportler, Wok-Weltmeister (nicht im Eiskanal), Wortjongleur und Foto-Enthusiast.