Meinung

5 Jahre Nintendo Switch: Erfolgreich gegen den Trend

Mit einer Mischung aus DS und Wii hat Nintendo eine neue Art Konsole erschaffen. Fünf Jahre später sind über 100 Millionen Geräte verkauft worden. Ein Grund zum Feiern, aber auch zum Meckern.

Nintendo ist bekannt dafür, sein eigenes Süppchen zu kochen. So war es mit dem Dreizack-Controller des Nintendo 64, der Bewegungssteuerung der Wii oder einmal mehr mit der 2-in-1-Konsole Nintendo Switch. Seit dem Launch am 3. März 2017 gab es für die japanische Spieleschmiede und ihre Fans viel zu jubeln. Mit «Breath of the Wild» und «Mario Kart 8 Deluxe» gab es dazu zwei der besten Konsolen-Launch-Titel überhaupt. Dass eines davon auch für die Wii U erschien und das andere nur eine Neuauflage war, interessierte kaum jemanden. Mit über 100 Millionen verkaufter Exemplare ist die Nintendo Switch die am fünftbesten verkaufte Konsole aller Zeiten. Ein Ende ist nicht in Sicht, denn für das Geschäftsjahr 2022 sind bereits 23 Millionen Stück prognostiziert.

Die Konsole zum Mitnehmen

Den Erfolg hat die Switch drei Dingen zu verdanken. Zum einen hat Nintendo es geschafft, echte Konsolenspiele auf einen Handheld zu zaubern. Zweifellos gibt es auf dem Nintendo DS oder der PS Vita erstklassige Spiele. Aber es sind Spiele, die vom Umfang, der Grafik oder den spielerischen Möglichkeiten hinter waschechten Konsolenspielen zurückbleiben. Mit der Switch änderte sich das plötzlich. Und Nintendo lieferte zum Launch gleich das perfekte Spiel: «Zelda Breath of the Wild». Ich weiss noch genau, wie ich Stunden im Zug zwischen Winterthur und Zürich damit verbrachte, die faszinierende Welt von Hyrule zu erkunden. Am Abend steckte ich die Konsole in ihr Dock und erklomm auf dem grossen Bildschirm mit Link steile Felsen auf der Suche nach neuen Geheimnissen. Es fühlte sich magisch an, was ich auch in meinem Review von damals schrieb.

Nintendo kann sich seit eh und je auf seine Dauerbrenner wie Mario, Zelda und Pokémon verlassen. Dass zum Launch eines der bis heute besten Switch-Spiele verfügbar war, katapultierte die Switch an die Spitze der Konsolen-Charts. Und das anfänglich zögerlich anlaufende «Mario Kart Deluxe» hat sich mittlerweile über 43 Millionen mal verkauft. Auf der Wii U sind es nur rund acht Millionen. Anfangs wirkte es wie eine Verzweiflungstat, das alte Spiel nochmal aufzuwärmen, um damit das Launch-Angebot aufzupeppen. Abgesehen von «Breath of the Wild» war das nämlich äusserst dünn. Nachträglich hat es sich als Geniestreich herausgestellt.

Mittlerweile gibt es drei verschiedene Switch-Modelle.
Mittlerweile gibt es drei verschiedene Switch-Modelle.

Ebenso wichtig ist der dritte Punkt, dem Nintendo den Erfolg der Switch zu verdanken hat: der Preis. 299 US-Dollar, das sich bei uns in rund 349 Franken niederschlug, war gerade günstig genug, um die Konkurrenz von Sony und Microsoft zu unterbieten. Und für eine brandneue Konsole gab es an dem Preis nichts zu meckern – ausser von Nerds wie mir.

Kompromisse, die der Masse egal sind

Kompromisse bei der Leistung und Ausstattung ermöglichten den günstigen Preis. Das Display der Switch löst gerade mal mit 1280×720 Pixeln auf. Gedockt sind es immerhin 1920×1080 Pixel, jedoch ohne grafische Verbesserungen. Nintendo punktet nicht wie andere Konsolen mit bombastischer Grafik. Aber das war noch nie das Steckenpferd der Japaner. Die unterdurchschnittliche Leistung machen sie mit kreativem Design wett, das auch mit geringer Pixeldichte auskommt. Dass «Zelda Breath of the Wild» trotzdem an vielen Stellen ruckelt, weil die Switch zu wenig Leistung hat, stört die Masse offenbar nicht. Darum gibt es wohl auch nach der dritten Hardware-Revision immer noch kein Leistungs-Upgrade und die 4K-Switch bleibt ein Gerücht.

Auch ohne 4K-Auflösung wurde die Switch zum Erfolg.
Auch ohne 4K-Auflösung wurde die Switch zum Erfolg.

Auch was Online Features anbelangt, hinkt Nintendo bis heute der Konkurrenz hinterher. Zum Launch gab es ausser Online-Spielen mit Freunden in «Mario Kart» oder «Splatoon» überhaupt nichts. Heute ist der Dienst nicht mehr gratis und bietet abgesehen von ein paar gratis NES- und SNES-Spiele in unregelmässigen Abständen immer noch nur rudimentäre Funktionen. Noch mehr kosten die Nintendo-64-Titel. Dort ist das Angebot noch mickriger und die Portierungen der alten Spiele sind auch nicht über jeden Zweifel erhaben. Selbst das Synchronisieren von Speicherständen liess lange auf sich warten und ist immer noch nicht auf dem Niveau von Sony und Microsoft. Die Verwaltung mehrerer Switch-Konsolen in Verbindung mit mehreren Personen ist auch ein Graus. Und Bluetooth-Kopfhörer anschliessen? Gibt es … seit vergangenem September.

Die Zukunft bleibt spannend

Nintendo geht in vielen Dingen einen eigenen Weg. Das nervt zuweilen, wenn grundlegende Dinge ignoriert werden. Auf der anderen Seite haben wir mit der Switch eine der innovativsten Konsolen seit der Wii erhalten und eine Spielauswahl, die du nirgends sonst findest. Und 2022 geht es rasant weiter. Dieses Jahr soll das neue «Zelda» erscheinen, «Splatoon 3» steht an, «Kirby and the Forgotten Land» kommt bereits in wenigen Wochen und «Pokémon Arceus» ist schon jetzt ein Millionen-Seller. Auch wenn es schmerzt, das zu sagen: Bitte Nintendo, macht weiter so.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 

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