Stephan Lütolf
Hintergrund

5 schrullige Gemeinsamkeiten von Büsis und Nymphies

Katzen fressen Vögel. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen, oder? Denkste. Die beiden Tierarten sind sich manchmal ähnlicher, als du glaubst. Ein kleiner Ausflug in die Welt der schrulligen Verhaltensweisen von Fell- und Federvieh.

«Na, wie geht es deinen Büsis?» «Gut. Aber gestern waren Jasper und Joy wieder verrückt drauf. Sie haben dies und das gemacht, die ganze Zeit nur Chaos veranstaltet. Total bekloppt und irgendwie auch richtig niedlich. Und die Nymphies so?» «Meine Vögelchen machen genau dasselbe! Ist ja witzig …» – So oder so ähnlich laufen seit Wochen die Gespräche zwischen meiner Kollegin Darina und mir ab. Darina ist Katzen-Mama und ich habe drei Nymphensittiche.

Zugegeben, zuerst dachten auch wir, die beiden Tierarten hätten nichts gemeinsam. Schließlich sind Katzen und Sittiche in der Natur Fressfeinde. Doch wir wurden schon bald eines Besseren belehrt – und so entstand die Idee für diesen Beitrag. Willkommen zu den wahrscheinlich schrulligsten Gemeinsamkeiten zwischen Büsis und Nymphies.

Fangen wir mit dem Beklopptesten an: Zoomies. Oder wie Darina und ich es nennen: die «Habt ihr sie eigentlich noch alle?»-Momente.

1. Sie haben Zoomies

Es passiert bei den Katzen ein- bis zweimal täglich. Wie aus dem Nichts weiten sich Joys Pupillen, ihr Blick schnellt hektisch umher und bleibt dann an ihrem Ziel haften: Jasper. Der weiss genau, was ansteht. Provokant trommelt er mit seinem Schwanz auf den Boden, immer schneller. Sie prescht los, er davon, sie knallen gegen Stuhlbeine und Türen, machen kehrt, überschlagen sich. Dann wird die Jägerin zur Gejagten. Mit aufgeplustertem Stinktierschwanz jagt Jasper Joy über Tisch, Sofa, Menschen und was sonst noch so im Weg steht.

Nach zwei bis fünf Minuten ist der Spuk zu Ende. Ist es bereits Nacht, heisst das für mich: Fenster zu und Katzentoilette reinigen. Denn die betörende Frühlingsluft und der stinkende Katzenkot sind DIE Trigger, wenn es um Zoomies geht. Und wenn die beiden erneut loslegen, kann ich vom Schlafen nur träumen.

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Und die Nymphies so?

Jeder Morgen verläuft bei den Nymphensittichen nach ein und derselben Choreografie: Cookie gibt ein lautes, aufforderndes «Tschieeep» von sich, Pebbles und Rio stimmen ein, dann strecken alle drei ihre Flügelchen in die Höhe – und ab geht’s! Ungefähr eine Stunde lang drehen die kleinen Kakadus kreuz und quer ihre Runden durchs Wohnzimmer, landen zwischendurch auf der Gardinenstange und düsen kopfüber wieder los. Manchmal sausen sie nur wenige Zentimeter an meinem Gesicht vorbei. Insbesondere Cookie scheint es witzig zu finden, mir ab und zu seinen Flügel auf die Nase zu hauen.

Warum Sittiche das tun? Aus ähnlichen Gründen wie Katzen: Sie wollen überschüssige Energie loswerden und spielen. Ich kann dann hinterher erst mal den Staubsauger holen – während die Sittich-WG schon wieder am Dösen ist und sich von den «Strapazen» erholt.

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2. Sie lieben ihre Spielplätze

Seit es Frühling ist, hängen Rio, Cookie und Pebbles nach den Zoomies oft auf ihrem «Nymphie-Baum» vor dem Fenster ab. Sie gucken raus, beobachten Eichhörnchen und erhaschen ein paar Sonnenstrahlen. Begleitet wird das Ganze von freudigem Geschrei nach dem Motto: «Hallo Welt, wir sind wach!». Kurzum: Das Trio vergöttert seinen Spielplatz.

Die Sittiche sitzen oft den ganzen Vormittag auf ihrem Bäumchen. Im Vordergrund: Pebbles und Cookie. Rio versteckt sich hinter dem Seil.
Die Sittiche sitzen oft den ganzen Vormittag auf ihrem Bäumchen. Im Vordergrund: Pebbles und Cookie. Rio versteckt sich hinter dem Seil.

Doch das Bäumchen dient nicht nur als Ausguck, sondern auch zur Schnabel- und Krallenpflege. Da bei Nymphensittichen sowohl der Schnabel als auch die Krallen kontinuierlich wachsen, müssen die Tiere ihre Gerätschaften regelmäßig wetzen. Das geht am besten auf hartem Holz. Und so reiben die Vögelchen ihre Futterluke fleißig an den Ästen. Schließlich müssen Rio, Cookie und Pebbles ja später wieder kraftvoll zubeißen, wenn sie ihre Hirsekörner entspelzen – oder nach meinem Finger schnappen.

Und die Katzen so?

Er ist Kontrollturm, Fitnessgerät, Schlafstätte und Nagelstudio in einem: der Kratzbaum. Für Jasper und Joy gibt es keinen feudaleren Ort, ihre königliche Präsenz zu demonstrieren. Dabei haben sie ihn zu Beginn nur skeptisch beäugt. «Was soll dieses hässliche Kunstobjekt in unserer Residenz?!», sprach Jaspers Blick Bände, als wir das Gebilde aus Sisal aufbauten. Bis auch wir endlich schnallten, was das Problem war.

Die Kissen. Die Kissen auf dem Kratzbaum waren viel zu weich. Wer tut sich das bitteschön an?! Seit wir sie entflauscht haben und es sich pickelhart liegen lässt, ist der Kratzbaum in der Beliebtheitsskala steil nach oben geklettert. Und Jasper genauso: Er blickt am liebsten von der obersten Plattform erhaben auf uns herunter. Aus der Höhe ist er auch bestens gewappnet, wenn Joy einen Angriff startet (siehe Punkt 1).

Dieser kleine, freche Kopf schaut gerne von ganz oben auf uns herunter.
Dieser kleine, freche Kopf schaut gerne von ganz oben auf uns herunter.

3. Sie stecken hinter Möbeln fest

Kommen wir zu einem unschönen Thema: Gefahrenquellen. Da Papageien im Allgemeinen die Angewohnheit haben, neugierig an den unmöglichsten Orten herumzuturnen, muss die Wohnung tiersicher sein. Insbesondere Nischen hinter Schränken sind gefährlich, weil Nymphies dort gerne mal kopfüber reinfallen, wenn sie mit zu viel Schwung unterwegs sind. Deswegen habe ich auf meine Regale Bücher gelegt, um den Spalt zwischen Möbelstück und Wand abzudecken. Bei Cookie, Pebbles und Rio klappt das bisher gut und hat Unfälle verhindert.

Nicht schön, aber nützlich: Mein Bücherregal ist nun vogelsicher.
Nicht schön, aber nützlich: Mein Bücherregal ist nun vogelsicher.

Bei dem Nymphensittich meiner Kindheit, Iko, war das anders. Der arme Vogel war einmal hinter den Küchenschrank gerutscht und kam nicht wieder raus. Also musste mein Vater den ganzen Schrank von der Wand abrücken, um den Sittich zu befreien. Zum Glück hatte sich Iko nichts gebrochen. Trotzdem sah er sehr zerrupft aus und wirkte einige Tage lang recht verstört. Das tut mir heute noch leid, auch wenn der kleine Bruchpilot längst im Vogelhimmel ist. (Nein, er ist nicht verunfallt. Er war einfach sehr, sehr alt.)

Und die Katzen so?

«O-ooh, das klingt gar nicht gut.» Als ich kürzlich einen neuen Klagelaut von Kater Jasper vernahm – es gibt um die 387 –, traute ich meinen Augen nicht. Der getigerte Kater steckte hinter unserem gerade aufgebauten Schrank, den wir laut Möbel Pfister nie mehr verschieben sollten. Die Situation war schnell klar: Er war auf der einen Seite reingeschlüpft und auf der anderen nicht mehr rausgekommen. Den Retourgang einlegen? Hat ihm sein Fahrlehrer nie beigebracht.

So habe ich mir ein Eingeklemmtes nicht vorgestellt: Jasper steckt fest.
So habe ich mir ein Eingeklemmtes nicht vorgestellt: Jasper steckt fest.

Also musste der Abschleppdienst ran. Während mein Mann einen Pappkarton hinter Jasper einfädelte und drückte, drehte ich den Katzenkopf zur Seite und zog. Millimeter für Millimeter beförderten wir den kleinen Racker nach draussen. Wo ihm Joy als Strafe prompt einen Pfotenhieb verpasste. Seither steckt ein Wäscheständer in der Schranköffnung – und Kratzspuren zieren als Mahnmale unsere Wand.

4. Sie ignorieren ihr Spielzeug

Wer gleich aufschreien will, ich solle meine Katzen ausgiebiger beschäftigen, damit sie nicht vor Langeweile hinter Schränke kriechen, den kann ich beruhigen: Ich habe schon ein ganzes Arsenal an Spielzeugen ausprobiert.

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Laser, die jede Katze durchdrehen lassen? Jasper schaut nur unbeeindruckt zum Gerät in meiner Hand und zieht dann von dannen. Bälle, die sich beliebig drehen und wenden? Joy versteckt sich verängstigt in der Katzenhöhle. Federn, die durch die Luft wirbeln? Jasper hebt ein einziges Mal die Pfote an und widmet sich dann meinem Schuhbändel. Für zehn Sekunden. Ob knisternd, raschelnd, flauschig, smart, motorisiert oder ferngesteuert – für die meisten Spielzeuge haben Jasper und Joy nur ein einziges Wort übrig: «Meh.»

Stau auf der A1: Nach kurzer Zeit dient die Kugelbahn Jasper nur noch zum Draufliegen.
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Und die Nymphies so?

Normalerweise ist das so: Nymphensittiche lieben Glöckchen. Alles, was klingelt und bimmelt, ist toll. Meine Vögelchen sehen das jedoch etwas … anders. Denn Cookie hat Panik vor Glöckchen. Sobald er nur ein «Klingeling» hört, stellt er hektisch sein Häubchen auf, macht sich schlank und wird ganz starr. Eindeutige Zeichen dafür, dass der Nymphensittich Angst hat. Dementsprechend ignoriert er sein Glöckchenspielzeug konsequent.

Und offenbar steckt das seine Artgenossen an: Auch Rio und Pebbles machen einen Bogen um die Holz-Glocken-Konstruktion. Ich habe das Teil schon an verschiedenen Orten im und am Käfig aufgehängt – nope, kein Interesse. Nymphies sind eben sehr soziale Wesen. Insofern ist es nur verständlich, dass sie aufeinander Rücksicht nehmen.

Dieses Glöckchenspielzeug hängt einsam und allein im Käfig. Ich denke, ich werde es demnächst wegwerfen – oder zumindest die Glocke entfernen.
Dieses Glöckchenspielzeug hängt einsam und allein im Käfig. Ich denke, ich werde es demnächst wegwerfen – oder zumindest die Glocke entfernen.

5. Sie streiten ums Futter

Als Nymphie-Dame Pebbles vor wenigen Monaten in die Sittich-WG von Rio und Cookie eingezogen ist, habe ich extra für sie einen neuen Futternapf installiert. Meine Idee war: drei Nymphies, dreimal Futter, keine Probleme. Ha, Pustekuchen! Rio stürmte auf den neuen Napf zu und nahm ihn in Beschlag. Und das ist bis heute so. Sobald sich Pebbles oder Cookie seinem Napf auch nur nähern, faucht Rio sie wütend an. Überhaupt scheint er zu denken, ihm gehöre das gesamte Futter allein. Hirse, Grünzeug – der junge Hahn teilt nur sehr ungern. Damit Cookie und Pebbles keinen Kohldampf schieben, hänge ich Leckerlis inzwischen in mehrfacher Ausführung in den Käfig.

Und die Tiere haben auch selbst Wege gefunden, den verfressenen Rio zu umgehen. Cookie beispielsweise hält beim Grünzeug-Knabbern immer einen kleinen Sicherheitsabstand zu seinem Kumpel. Und Pebbles wartet mit dem Lunch oft solange, bis Rio ganz fertig ist. Stress beim Essen ist ja auch ungesund.

Rio und Cookie essen Grünzeug – mit Abstand, weil es sonst Streit gibt.
Rio und Cookie essen Grünzeug – mit Abstand, weil es sonst Streit gibt.

Und die Katzen so?

Er spielt mit ihr, er liebkost sie, er putzt sie. Jasper liebt Joy. Doch etwas liebt er noch mehr: Futter. Diesbezüglich ist die Leidenschaft des Katers zügellos. Nicht einmal, wenn Joy nebenan an einem anderen Napf frisst, lässt sich der Schlingel bremsen. Am Doppelnapf des Futterautomaten sieht es nicht besser aus. Da streckt er sich diagonal über den ganzen Behälter, um Joy zu verdrängen und drückt das Maul bis zum Anschlag geöffnet ins Futter.

Zu guter Letzt hat nur ein Anti-Schling-Napf mit eingebauten Hindernissen geholfen, die Geschwindigkeit des katzigen Mähdreschers herunterzuschrauben. Zumindest etwas.

Titelbild: Stephan Lütolf

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