5 Serien der 90er-Jahre, die schlecht gealtert sind – und eine die immer noch genial ist
Wenn du in den 90er-Jahren TV-sozialisiert wurdest, kennst du sie: Al Bundy, Mitch Buchannon oder das A-Team. Die Helden deiner Kindheit würden heute aber wohl kaum die erste Staffel überleben. Oder doch?
Dieser Beitrag ist eine Schnapsidee, im wahrsten Sinne des Wortes, entstanden während eines lustigen Abends der Co-Autorenschaft. Bei diesem entstand die folgende Liste: TV-Serien, die in den 90er-Jahren über Röhrenbildschirme flimmerten und uns im Vor-Netflix-Zeitalter fesselten, die aber so schlecht gealtert sind, dass sie heute nur noch unter Schmerzen noch einmal konsumiert werden könnten.
Nun passt diese Idee aus aktuellem Anlass wie die Faust aufs Auge von Hollywood. Sind doch dieser Tage gerade die Schauspielerinnen und Schauspieler der Traumfabrik in den Streik getreten und haben sich damit ihren schreibenden Kolleginnen und Kollegen angeschlossen. Warum diese beiden Gewerkschaften den Streik ausgerufen haben, liest du im ausführlichen Bericht unseres Film-und-Serien-Masterminds Luca Fontana:
Klar ist jetzt schon, dass zahlreiche Film- und Serien-Projekte auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Gut möglich also, dass dir und mir schon ziemlich bald der Nachschub an neuen Bildschirminhalten ausgehen könnte. Was passt also besser, als sich auf einige der Lieblinge aus Kinder- und Jugendtagen zu besinnen und sich eine ordentliche Ladung Nostalgie auf den heimischen Bildschirm zu holen?
Hier kommt nun also eine kleine, garantiert unvollständige Liste von 1980er und 90er TV-Serien, die sich fünf Redaktionsmitglieder nicht mehr geben können.
Und auch eine, die gealtert ist wie eine Flasche Chateau Lafite Rothschild 1982.
Baywatch
Oliver Fischer
Sechs Männer und sechs Frauen (ungefähr) in ihren frühen bis mittleren 20ern. Allesamt nach durchschnittlichen amerikanischen Standards (sehr) gutaussehend. Leicht bekleidet am Strand. Dazu eine simple Story und schlechte Dialoge. Fertig ist der Porno Plot für die erfolgreichste TV-Serie aller Zeiten: «Baywatch» – ein TV-Verbrechen, das in den 1980ern bereits durchgefallen war, bevor es in den 90ern zu seinem Triumphzug um die Welt ansetzte. Heute aber würde sich gar niemand mehr trauen, so etwas zu schreiben.
Dass es die Erfolgsgeschichte überhaupt gibt, ist letztlich ihrem Hauptdarsteller Mitch Buchannon, rsp. dessen Schauspieler David Hasselhoff zu verdanken. Nachdem die erste Staffel nämlich floppte, wurde Baywatch bereits abgesetzt. Hasselhoff übernahm mit seiner eigenen Produktionsfirma die Rechte daran und produzierte fortan die jeweils 22 Episoden der Staffeln 2 bis 11.
Dabei war die Serie trotz ihres durchschlagenden Erfolgs notorisch unterfinanziert. Und sind wir ehrlich: das sieht man jeder einzelnen Folge an. Schon zum Pilotfilm steht im «Lexikon des Internationalen Films» (heute filmdienst.de): «Der Film […] bietet ein seichtes Potpourri ohne Überraschungen, das in Form und Inhalt gleichermaßen stereotyp dahinplätschert.» Nur: Den Erfolg verdankt die Serie ja auch nicht den guten Geschichten, sondern: den Zeitlupenaufnahmen der in knappsten Badeanzügen über den Strand von Malibu joggenden Darstellerinnen (und Darsteller). Und die entstanden eben vor allem aus Geldmangel: Weil die Episoden wegen fehlender Mittel oft zu kurz gewesen wären, wurden einfach einige zusätzliche «am-Strand-entlang-renn»-Zeitlupen-Sequenzen in die Story geschnitten und aus Geldmangel das Wiedererkennungsmerkmal schlechthin der Serie geschaffen.
Ebenfalls denkbar einfach waren die Casting-Kriterien für besagte Darstellerinnen und Darsteller: Frauen unter 25, schlank und grossbusig; Männer unter 30, durchtrainiert; Männer und Frauen weiss, aber braungebrannt. Während der Hashtag #oscarsowhite 2015 die Welt der Movie Academy erschütterte, sah in den 90er Jahren niemand ein Problem darin, die erfolgreichste TV-Serie der Welt mit über 90 Prozent weissen Schauspielerinnen und Schauspielern zu besetzen.
Was man Baywatch in seiner ganzen Trash-Ästhetik der 90er-Jahre zugute halten kann: Männer und Frauen wurden in vergleichbarem Masse als beliebig austauschbare, einzig der Fleischbeschau dienende Ware gecastet und nach ein bis drei Staffeln wieder ersetzt. Und wenn es um die Leistungen als Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer ging – denn darum drehte sich die Serie schliesslich – waren Frauen und Männer tatsächlich meistens ebenbürtig.
Für eine Serie, die so lahm geschrieben, so lausig produziert und so einheitlich gecastet ist, würde heute nicht mal mehr ein Pilot produziert. Völlig zu Recht. Eindrücklich hat das auch 2017 der mässig erfolgreiche und weniger als mässig gute Baywatch-Film bewiesen. Nicht mal als Persiflage und getragen von den beeindruckend breiten Schultern von Dwayne «Kassenmagnet» Johnson vermochte der Stoff die Massen noch zu begeistern belustigen.
Hör mal, wer da hämmert
Claudio Candinas
Man nehme einen talentfreien Heimwerker mit Geltungsdrang und einer ausgeprägten Leidenschaft für Hot Rods, bereichere sein Leben durch eine Frau, die fürs Familienglück auf ein Studium verzichtet hat, schenke dem Paar drei kerngesunde, (hyper)aktive Söhne und pflanze sie in ein Haus in good ol’ Motown Detroit.
Was klingt wie der feuchte Traum des konservativen Politikers deiner Wahl, vermochte in den 90er-Jahren Millionen von Menschen rund um den Globus Woche für Woche vor dem Fernseher zu vereinen. «Hör mal, wer da hämmert», die Sitcom um den Hauptdarsteller Tim Allen, brachte dem US-Sender ABC traumhafte Einschaltquoten und schaffte es auch, dem gewogenen RTL-Afficionado diverse Lacher abzugewinnen. Alles, was es dazu brauchte: eine Handvoll Heimwerker-Unfälle, einen gehäuften Löffel toxischer Männlichkeit, und den einen oder anderen Deine-Mutter-Witz.
So pflegt Hauptdarsteller und Stand-Up-Comedian Tim Allen in seiner Rolle als tapsiger «Heimwerkerkönig» Folge für Folge nicht viel anderes zu tun, als sich in Sachen Haushalt und Familie selbst ins Abseits zu stellen und seiner Frau Jill regelmässig ihre Kochkünste abzusprechen. Apropos sprechen: Rat holt sich Tim regelmässig ausserhalb des Familienkonstrukts bei seinem Nachbarn Wilson. Wäre ja auch etwas komisch, mit der eigenen Ehefrau über Probleme und Gefühle zu sprechen, oder…?!
In seiner eigenen Heimwerkersendung «Tool Time» dreht Tim dafür regelmässig auf – im wahrsten Sinne des Wortes. Keine Motorsäge, die zu laut, kein Laubbläser, der zu stark, keine Stromspannung, die zu hoch sein kann. Dementsprechend oft entgleitet Tim die Kontrolle über das, was er in der Sendung eigentlich zeigen möchte. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Suva dürften Folge für Folge vor dem Fernseher am Herzinfarkt vorbeigeschrammt sein. Als wäre Tims Leichtsinnigkeit im Umgang mit schwerem Heimwerkergeschütz zuzusehen nicht schon schmerzhaft genug, moderiert er jede gutgemeinte Hilfe seines Sidekicks Al Borland mit einem Spruch über dessen Mutter, seine Flanellhemden oder über seine Rolle als Assistenten weg.
Kann man das machen? Nein! Kann man darüber lachen? Die Einschaltquoten sagten zumindest von 1991 bis 1999 eindeutig Ja.
Auch wenn «Hör mal, wer da hämmert» zweifelsohne zu den erfolgreichsten Sitcoms der 90er gehört, erlaube ich mir die Frage, ob dieses Format gut gealtert sein könnte, mit Al Borlands berühmter Catch-Phrase zu beantworten: «Das glaube ich nicht, Tim…»
Eine schrecklich nette Familie
Martin Jungfer
Elf Staffeln und unfassbare 259 Episoden lang durfte ich ab 1992 im deutschen Fernsehen bei RTL das Treiben der Familie Bundy verfolgen. Aus dem eh schon harmlos klingenden Originaltitel «Married … with children» wurde in der deutschen Übersetzung «Eine schrecklich nette Familie». Das klang nach harmloser Unterhaltung, war aber beissende Satire bis an die Schmerzgrenze, oft genug darüber hinaus.
Familienoberhaupt Al Bundy, von Beruf Schuhverkäufer, war ein Dauerverlierer, dessen Leben hauptsächlich darin bestand, die Menschen in seiner Umgebung zu beleidigen. Was hier ablief, grenzte an Mobbing, egal ob es gegen die hübsche, aber geistig eher beschränkte (oh Wunder, blonde) Tochter Kelly oder gegen Bud, den zwar cleveren, aber bei Frauen notorisch unerfolgreichen Sohn im Teenager-Alter ging. Die Ehe zwischen Al und seiner Frau Peggy liefert Szenen, für die das Wort Fremdschämen hätte erfunden werden können. Sie will nicht arbeiten, aber regelmässig Sex mit ihrem Mann, was ihm deutlich weniger Vergnügen bereitet, als anderen jüngeren Frauen nachzusteigen, ohne aber seine Peggy jemals tatsächlich zu betrügen.
Im Prinzip ist «Eine schrecklich nette Familie» eine einzige Sammlung von politisch unkorrektem Humor. Und das aus einer Zeit, in der die Grenzen dafür vielleicht noch etwas grosszügiger gezogen werden durften. Das Prinzip von nur Frauen-verachtenden Witzen und völlig überzeichneten Klischees so lange durchzuziehen – die Serie wurde erst 1997 eingestellt –, ist schon fast eine Leistung. Denn die Charaktere entwickeln sich nicht weiter, es ist keine Story erkennbar und es gibt keine zweite Ebene von Beziehungen zwischen den Hauptfiguren. Stattdessen werden hier in vorhersehbaren Gags Stereotypen, Egoismus, und Parasitismus zelebriert, der sich heute spätestens nach der zweiten Staffel totgelaufen hätte.
Honorable Mention: Al-Bundy-Darsteller Ed O’Neill hat in den 2000er und 2010er Jahren das Meisterstück geschafft in der Sitcom «Modern Family» erneut ein TV-Familienoberhaupt zu spielen – und dabei alles, was an Al Bundy und seiner Truppe rückblickend falsch und unpassend war, richtig zu machen. Stereotyp und klischeebehaftet durch und durch aber so entwaffnend ehrlich und sympathisch, dass man manchmal fast nicht glauben mag, den ehemaligen Al Bundy zu sehen.
Die Nanny
Anika Schulz
Die Handlung von «Die Nanny» ist so simpel wie trashig: Die Nanny, Fran Fine, verliert ihre gesamte Lebensgrundlage, als ihr Lover und Chef (Never f*** the company!) sie mit ihrer Highschool-Rivalin betrügt und vor die Tür setzt. Zufällig ergattert sie einen Job als Kindermädchen bei dem verwitweten, stinkreichen und selbstverständlich wahnsinnig gutaussehenden Broadway-Produzenten Maxwell Sheffield und zieht in seine Luxus-Villa ein.
Von da an dreht sich alles um die klassische Cinderella-Story. Fran verguckt sich in ihren Chef (Schon wieder!) und er sich auch in sie. Heimlich natürlich, denn als gesitteter Geschäftsmann der New Yorker Upperclass fängt man in den 90ern nichts mit seinem Kindermädchen an. Das schickt sich einfach nicht. Also tut Fran das, was Frauen damals vermeintlich so tun, wenn sie einen Mann rumkriegen wollen: Sie wirft sich in pressenge Kleider, die gerade mal ihren Popo bedecken, verschweigt ihr Alter und tänzelt vor seinem Schreibtisch auf und ab. Selbstverständlich hat sie damit Erfolg und recht schnell kommt es zum ersten Kuss, der allerdings zunächst folgenlos bleibt, da Mr. Sheffield nicht aus seiner steifen Haut kann.
Das Ganze gipfelt darin, dass er ihr bei einem Beinahe-Flugzeugabsturz sogar seine Liebe gesteht, es kurz darauf jedoch wieder zurücknimmt. Heute würde man das eine toxische Beziehung nennen und Elemente von Gaslighting erkennen. Dennoch ignoriert Fran sämtliche red flags, baggert weiter und heiratet Mr. Sheffield. Am Ende der sechsten Staffel kommen die gemeinsamen Zwillinge zur Welt.
Und bevor nun eingefleischte «Nanny»-Fans mosern, ich würde die CBS-Serie schlecht schreiben, sei der Vollständigkeit halber noch etwas Positives erwähnt. Fran mag zwar beratungsresistent sein, was Männer angeht. Aber sie hat das Herz am rechten Fleck, wovon Mr. Sheffields Kinder profitieren. So vermittelt sie der schüchternen Maggie mehr Selbstvertrauen, die eigenbrötlerische Gracie findet Gefallen an zwischenmenschlichen Dingen und der rüpelhafte Brighton mutiert dank Frans Einfühlungsvermögen zum Harvard-Studenten. Da es aber auch hier Stereotype hagelt – die Mädchen sind zu lieb, der Junge zu wild –, würde die Serie allein schon deswegen heute nicht mehr gehen. Auch wenn die Entwicklung von Maggie und Gracie beinahe einen Anflug von Emanzipation versprüht.
Das A-Team
Richie Müller
45 Minuten dauerte jeweils eine Folge – und das Fernsehzimmer in meinem Internat war zur Sendezeit stets rappelvoll. Die Serie «Das A-Team» hatte Kultstatus. Die vier Vietnamkriegsveteranen auf der Flucht vor der Militärpolizei übten damals eine grosse Anziehungskraft auf uns aus.
Der Plot? Denkbar simpel: Das A-Team half anderen Menschen in der Not. «Hannibal» war Chef der Truppe. Er nahm Aufträge an, welche die Freunde häufig in abgelegenen Gegenden führten. Die Gegner waren plumpe Schlägerbanden – im Auftrag eines zwielichtigen Geschäftsmannes.
Charmeur Face organisierte mit seiner ausgeprägten Redegewandtheit die nötigen Hilfsmittel. Im gleichen Zug umgarnte er die Tochter des Auftraggebers. Damals fanden wir das grandios. Im Fernsehzimmer wurde gepfiffen und gejohlt. Heute würde ich das als plumpe Anmache bezeichnen. Zur Truppe gehörte ebenfalls Murdock, seines Zeichens heulender und leicht verrückter Pilot. Er und B.A. Baracus pflegten eine Art Hassliebe. Immer gab es irgendwelchen Knatsch zwischen Murdock und B.A.
Doch wer war B.A.? Er war gross, muskulös und dunkelhäutig. Für uns der Star der Truppe. Stets behängt mit goldenem Billig-Bling-Bling. Dazu sein kultiger Irokesenschnitt. Er trug einen ledernen Gewichtheber-Gurt und hatte kräftige Oberarme, dick wie die Oberschenkel eines Radprofis. Und er hatte gewaltige Flugangst. Die Bewunderung für ihn war damals so gross, dass mir ein Internatskollege einst in der Mittagspause den gleichen Haarschnitt verpasste. Das ging in die Hose, doch lassen wir das... Zum Glück gab es zu dieser Zeit noch keine Smartphones.
Jede Folge endete jeweils in einem fulminanten Geballere, wobei die Waffen nie nachgeladen werden mussten. Menschen, Autos und anderes flogen szenenwirksam in Zeitlupe durch die Luft – mehrmals. Tote und Verletzte? Gab es nie. Wer sich heute eine Folge der Serie ansieht, kann die Magie von damals nicht mehr nachvollziehen. Zu billig, zu schlecht und zu plump wirkt das im Jahr 2023.
Und doch: Die NBC-Serie wurde von 1983 bis 1987 produziert. Sie gehörte damals zu den erfolgreichsten amerikanischen TV-Serien. Gemäss Wikipedia-Eintrag hatte die erste von fünf Staffeln im Schnitt 16,7 Millionen Zuschauer.
Zu guter Letzt entlassen wir euch aber nicht mit den Horror gewordenen Erinnerungen an unsere TV-Kindheit, sondern mit einem Glanzstück der TV-Geschichte:
Seinfeld
Oliver Fischer
Bei all den wirklich grandios schlecht gealterten Serien der 90er (und da gäbe es ja noch so viele mehr) gibt es auch eine – natürlich nicht nur eine –, die auch heute noch grandios ist. Aktuell wie damals, zeitlos zeitgeistig, witzig, politisch unkorrekt und (fast) ohne tumbe Plattitüden: «Seinfeld»!
Die Story über vier chaotische, neurotische, exzentrische Freunde in Manhattan um den relativ erfolgreichen Stand-Up-Comedian Jerry Seinfeld, der sich selbst spielt und Miterfinder der Serie ist, dreht sich quasi um nichts. Das wird in Staffel 4 in einer mehrteiligen Storyline sogar thematisiert, als Jerry und sein Kumpel George Costanza für NBC eine Pilotfolge für eine Serie produzieren mit dem Konzept «Eine Serie über nichts».
Treiber der über 9 Staffeln von 1989 bis 1997 produzierten Geschichten sind Jerrys notorischer Frauenverschleiss – er hat in den 171 Episoden ähnliche viele Freundinnen.
Auf gleichem Niveau bewegt sich Georges Faulheit respektive sein Widerwille zu arbeiten und die damit verbundene Unfähigkeit (respektive der Unwille) über länger Zeit einen Job zu behalten. Ebenso ein steter Ursprung chaotischer Storylines sind die mehr als fragwürdig-verrückten Geschäftsideen und Spleens des dauerarbeitslosen grenz-exzentrischen Nachbars Cosmo Kramer. Und last but defenitly not least ist da Elaine Benes’ – die einzige Frau des Quartetts – die mit ihrer konfrontativen, wenig zimperliche Art, mit allem und jedem umzugehen regelmässig Swimmingpool grosse Fettnäpfe in den Weg des Quartetts baut.
Zugegeben kann man Seinfeld durchaus den einen oder anderen berechtigten Vorwurf machen. So ist der Cast alles andere als divers: mehrheitlich männlich, Elaine und der endlose Kanon kurzzeitiger Freundinnen ausgenommen, und primär weiss.
Die Serie und alle ihre Figuren nehmen selbst überhaupt nicht ernst und sind oft bis zur Karikatur überzeichnet. Vorwürfe, sie sei diskriminierend oder sonst in einer Form gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen unkorrekt, wären darum falsch. Ja, die Figuren gehen alles andere als feinfühlig miteinander um, sind sarkastisch, dass es weh tun kann, neurotisch, dass man sich fremdschämen mag, und plan- und rücksichtslos über alle Massen. Aber sie sind zum einen immer humorvoll und charmant und zum anderen ist das Format Seinfeld letztlich eine Serie gewordene Stand-Up-Comedy. Und die ist per Definition all das, wenn sie gut gemacht ist.
Die ständige Suche nach der noch besseren Beziehung, der Unwille oder die Unfähigkeit einer geregelten Arbeit nach zu gehen – oder diese sogar gezielt zu vermeiden – oder die ständige Unverbindlichkeit als grosse Konstante im Leben der vier Hauptfiguren, wirken aus heutiger Sicht wie eine vorweggenommene Parodie auf die angeblich so bindungsunwillige, sprunghafte, immer-auf-der-Suche-nach-der-besseren-Gelegenheit-befindliche, arbeitsscheue Generation Z.
Du findest, auf dieser Liste fehlen weitere schlecht gealterte TV-Serien der 80er- und 90er-Jahre? Dann ab in die Kommentare damit. Oder du hast – neben Seinfeld – weitere Serien on lock, die du auch heute noch gerne schaust. Auch das wollen wir wissen.
Weltenbummler, Wandersportler, Wok-Weltmeister (nicht im Eiskanal), Wortjongleur und Foto-Enthusiast.