Ratgeber
So machst du deine Fahrradkette fit für den Frühling
von Patrick Bardelli
Im Zusammenhang mit dem Brand absoluteBLACK lese ich immer wieder von Snake Oil. Also von Produkten, die wenig oder keine echte Funktion haben. Zeit, sich mal selbst einen Schluck Schlangenöl zu gönnen und einen dieser vermeintlichen Nichtsnutze zu testen.
Ovale Kettenblätter. Diese zwei Wörter triggern seit Jahren die Bike Community. Die einen schwören darauf und haben, so wie Chris Froome, mehrfach die Tour de France gewonnen. Seit 2011 fährt der Brite damit und erklärt im folgenden Video, für wen ovale Kettenblätter allenfalls eine Option sind. Andere wittern bei den unrunden Dingern blosses Marketing und einen grandiosen Placebo-Effekt. Was weiss schon ein vierfacher Tour-de-France-Champion?
Kein Wunder, dass Brands, die diese Technologie verkaufen, von Teilen der Gümmeler argwöhnisch beäugt werden. Einer dieser Brands ist absoluteBLACK. Und weil die Briten nicht nur ovale Kettenblätter im Sortiment haben, sondern beispielsweise auch Kettenwachs oder Bremsbeläge mit Graphenbeschichtung, kommt reflexartig immer wieder der Vorwurf, dass auch diese Produkte eh nur Snake Oil seien. Auch bei den folgenden Beiträgen unkte die Community, dass es sich dabei bestimmt um vermeintliche Wundermittel handle, die aber nichts taugen.
Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen. Der Schweizer Händler von absoluteBLACK hat mir zu diesem Zweck freundlicherweise die neuen Bremsbeläge für mein Gravelbike mit RIVAL AXS Hydraulic Brakes von SRAM zur Verfügung gestellt.
Und jetzt kommt's: Die Montage der Beläge war tatsächlich ein Gefummel. Nur beim Vorderrad passte der Belag gerade so in den Bremssattel. Hinten wollte er partout nicht rein. Skandal. Und auch gleich Ironie off. Hätte ich nur vor dem Wechsel einen Blick auf die Webseite von absoluteBLACK geworfen. Dann hätte ich nämlich Folgendes lesen können:
Statt zu fluchen, wäre ein bisschen Schleifpapier angesagt gewesen.
«Graphen Pads» Bremsbeläge arbeiten laut Hersteller mit organisch-keramischem Belagsmaterial. Dieses enthält den Kohlenstoff Graphen. Dieser soll Wärme hervorragend ableiten, sehr haltbar sein und im Sinne der Bremskraftmodulation reibungsreduzierend wirken. Der Belag der «Graphen Pads» soll dafür sorgen, dass die beim Bremsen entstehende Hitze schnell an die Trägerplatte abgegeben wird.
Von dort wird sie dank der Beschichtung unverzüglich an die Kühlrippen weitergeleitet. Diese haben ein spezielles Design mit zahlreichen 45-Grad-Winkeln, womit die Gesamtoberfläche grösser wird und eine effizientere Abgabe der Wärme an den kühlenden Fahrtwind passiert. So erhitzen sich die Bremsbeläge, -scheiben und -kolben weniger stark als mit herkömmlichen Pads. Und auch das sogenannte Brake-Fade soll nahezu vollständig eleminiert werden.
Nachdem ich die neuen Beläge eingebremst habe, fahre ich nun seit einigen Wochen damit durch die Gegend. Einbremsen? Jawohl, dazu gleich eine Triggerwarnung: Auch dieses Thema ist hoch emotional, wie die Kommentare auf folgenden Beitrag beweisen.:
Du kannst also deine neuen Bremsbeläge so einbremsen, wie du es für richtig hältst oder auch gar nicht. Mir soll's recht sein. Auf jeden Fall funktionieren meine neuen «Graphen Pads» einwandfrei und subjektiv betrachtet einen Ticken besser als die herkömmlichen Pads. Verkauft absolutBLACK also Snake Oil? Bezüglich ovaler Kettenblätter und Kettenwachs kann ich das nicht beurteilen. Und was die Bremsbeläge betrifft? Lass es mich so formulieren: Vielleicht haben Teile der Bike Community mehr Vorurteile im Köcher als absoluteBLACK Schlangenöl im Angebot.
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.