Mammut Convey Tour HS
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Eine Katze ist schuld. Dank eines felligen Streuners stand ich kurz davor, eine neue Regenjacke zu kaufen. Doch der Reparaturservice von Mammut hat am Ende einen Sturzschaden günstiger behoben.
Du verstehst nur Bahnhof? Was war mit der Katze, willst du wissen? Okay, ich erkläre es kurz. Ich bin E-Bike-Pendler. Jeden Tag fahre ich knapp 15 Kilometer ins Büro und genauso viele zurück. Mit meinem E-Bike brauche ich etwa 35 Minuten. Nach über hundert Fahrten kenne ich bald jedes Haus und jeden Baum am Rand der Strecke. Nicht aber die Katze, die mir kürzlich aus einer Hecke heraus auf den Weg sprang. Mein Instinkt befahl mir, das Tier nicht zu überfahren. Blöd nur, wenn der Bremsvorgang auf einem mit Split ausgelegten Weg und in einer leichten Kurve stattfindet.
Das Ausweichmanöver gelang zur Hälfte. Die Katze erschrak womöglich, blieb jedoch unversehrt. Anders als ich. Das Velo rutschte seitlich weg, und ich landete auf dem Boden, wo sich auf dem feinen Split Bewegungsenergie in Reibung verwandelte. Das Ergebnis war eine eingestaubte rechte Körperhälfte. Am stärksten hat mein rechter Arm gebremst. Am Ärmel meiner Mammut-Jacke zeugen Löcher vom Sturz. Sogar das Hemd, das ich darunter trug, war aufgerissen. Genauso die Haut; aus einer Schürfwunde tropfte Blut.
Zurück zu Hause besah ich mir den Schaden genauer. Auf einer Fläche von etwa sieben mal vier Zentimeter war der Stoff der Regenjacke eingerissen.
Ich bin in Jahrzehnten auf Konsum getrimmt worden. Meine erste Reaktion war also klar: Ab ins Internet und dort eine neue Jacke finden und bestellen. Allerdings erfuhr ich auf Nachfrage bei Mammut, dass meine «Roseg HS Hooded Jacket» inzwischen aus dem Sortiment genommen worden war. Verständlich, war es doch ein Modell aus der Sommerkollektion des Jahres 2018. In der freundlichen E-Mail stand dann noch, dass es keinen direkten Nachfolger gibt. Man könnte mir jedoch als Alternative die «Convey Tour HS Hooded Jacket» empfehlen.
Genau diese hatte ich vorher beim Durchklicken im Sortiment von Galaxus auch schon gefunden und sogar schon im Warenkorb abgelegt. Nicht zuletzt, weil sie mir von Kollege Jordan Frey aus unserem Category-Team empfohlen wurde.
Aber bei einer Jacke im Bereich von 250 Franken drücke ich nicht sofort auf «Bestellen». Als dann eine Marketing-Kollegin, die früher einmal bei Mammut gearbeitet hatte, von deren Reparatur-Service erzählte, glimmte ein Funken Hoffnung in mir auf. Könnte ich meine geliebte Mammut-Jacke womöglich doch noch retten?
Ich verlor keine Zeit, kontaktierte den Mammut-Service und bekam schon nach wenigen Stunden Rückmeldung. Schnell sind sie. Der Prozess allerdings, um einen Reparaturauftrag zu platzieren … puh, da fühle ich Vibes aus dem Fax-Zeitalter. Ich bekomme den Link zu einem PDF-Formular geschickt. In diesem fülle ich brav die Felder zu mir als Auftraggeber aus, beschreibe den Schaden und gebe einen Höchstbetrag an, den ich ohne Rückfragen für die Reparatur bezahlen würde. Als Orientierung dient mir die PDF-Preisliste, zu der ich ebenfalls einen Link bekommen habe. Ich entscheide mich für einen Höchstbetrag von 80 Franken und vermerke, dass die reparierte Jacke dafür auch noch gleich professionell gewaschen und neu imprägniert werden dürfe.
Dann muss ich das PDF speichern und wieder per E-Mail an die Service-Mail-Adresse schicken. Zusammen mit einem Foto des Etiketts, auf dem die Style- und die Seriennummer stehen. Dabei hatte ich das bereits schön brav ins PDF-Dokument geschrieben. Zusätzlich habe ich noch ein Foto des Schadens angefügt.
Wieder nur einen Tag später erhalte ich die Rückmeldung, dass man die Jacke reparieren würde. Wie mir gewiesen, packe ich die löchrige Jacke in einen Karton, drucke das Reparaturformular aus und lege es dazu. Dann bringe ich das Päckli zur Post. Zehn Arbeitstage gibt Mammut als Bearbeitungsdauer an. In der Zwischenzeit wünsche ich Wetter, das möglichst wenig Regen bringt.
Es vergeht dann doch etwas mehr Zeit: nicht zehn Arbeitstage sind es am Ende, sondern 18. Es sei viel zu tun, entschuldigt sich das Mammut-Team auf E-Mail-Nachfrage. Deshalb die längere Wartezeit. Hätte man mir aber gerne auch proaktiv mitteilen können. Oder bin ich da zu verwöhnt?
Dann aber liegt das Paket doch endlich im Milchkasten. Es ist der gleiche Karton, den ich verwendet habe. Neugierig und gespannt öffne ich ihn und schaue mir die Jacke an. Dort, wo das Loch am Ärmel war, ist ein Stück Stoff ersetzt worden. Man erkennt die Nähte drumherum. Schaue ich genau hin, sehe ich einen Farbunterschied zwischen neuem und altem Stoff. Was nicht weiter überraschend ist, weil die Jacke sicher hunderte Stunden Wetter gesehen hat.
Im Karton ist ausser der Jacke nur noch ein Lieferschein. Als Absender steht «Createlab» darauf. Das ist ein noch recht junges Unternehmen, das mit bekannten und grossen Outdoor-Marken zusammenarbeitet und Reparaturen ausführt. Sie wurden auch für meinen Auftrag von Mammut beauftragt. Und sie sind es auch, die mir auf neugierige Nachfrage Auskunft geben, welche Leistungen hinter dem Rechnungsbetrag von am Ende 92 Franken stehen. Zwölf Franken seien für Porto und Versand aufgeschlagen, erklärt mir ein Mitarbeiter von Createlab am Telefon. Für die restlichen 80 Franken wurde die Jacke repariert, gewaschen und mit Nebeltechnik neu imprägniert.
Ich habe also genau das bekommen, was ich mir gewünscht habe und habe genau den Betrag bezahlt, zu dem ich mich vorher bereit erklärt hatte. Hätte ich das Ganze auch für 70 Franken bekommen? Ein bisschen fühlt sich das Ganze im Rückblick an, als hätte ich bei einer Online-Auktion einen zu hohen Höchstbetrag geboten. Aber ich ärgere mich nicht, denn mit den Zielen und Werten von Createlab – Ökologie und Soziales – fühle ich mich sehr verbunden.
Meine Regenjacke begleitet mich jetzt wieder durch den bisher nassen Frühling. Die reparierte Stelle ist wie eine Narbe. Sie mahnt mich, künftig vielleicht etwas vorsichtiger zu fahren. Mit 92 Franken für die Reparatur und dem Kaufpreis von 170 Franken im Jahre 2018 ist meine Jacke jetzt quasi mehr Wert als eine neue. Trotzdem habe ich das angenehme Gefühl, etwas Gutes getan zu haben – nicht nur für mein Portemonnaie, sondern auch für die Umwelt. Es war also nicht alles für die Katz’.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.