Hintergrund

Apple AirPower: Geschichte eines Nicht-Produkts

Apple AirPower ist tot. Lang lebe AirPower. Die mittlerweile mythische Ladematte ist als Prototyp in die Hände eines Sammlers gefallen. Er zeigt, was hätte sein können.

Die kabellose Ladestation aus dem Hause Apple – Apple AirPower – wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Denn das Gerät und dessen Entwicklung wurden kurz vor der Markteinführung eingestellt.

Der Twitter User Giulio Zompetti, alias 1nsane_dev, nennt sich selbst «Sammler von seltenen Apple-Geräten». Er hat es geschafft, einen Prototypen AirPowers zu erhalten. Aus einer Mulde in China. Dem Gerät fehlt die weisse Aussenhülle, was den Blick auf sein Innenleben freigibt. In einem drei Sekunden langen Video zeigt er, woran Apple gearbeitet hat.

Was war AirPower?

Trotz Apples üblicher Geheimhaltung ist ziemlich viel über AirPower bekannt. Vor allem deshalb, weil der Konzern AirPower gross am Apple Event im September 2017 mit dem iPhone X angekündigt und im Bild gezeigt hat.

So solltest du drei Geräte, im Video werden ein iPhone, AirPods und eine Apple Watch gezeigt, auf die Ladematte legen können und sie werden gleichzeitig aufgeladen. Und weiss sollte sie auch sein. Unter der weissen Platte seien bis zu 22 Ladespulen verbaut, was bedeutet, dass du deine Geräte einfach so auf die Matte schmeissen könntest, egal, in welcher Richtung, und AirPower würde sie mit Strom versorgen. Vorbei wären die Zeiten gewesen, in denen du dein iPhone exakt auf der Ladematte ausrichten musstest und dann ja nicht mehr anfassen durftest.

Im März 2019 hat Apple ein E-Mail an die Medien verschickt, in der die Einstellung AirPowers bestätigt wurde.

Nach viel Mühe sind wir zum Schluss gekommen, dass AirPower nicht die hohen Standards erreicht, die wir uns gesetzt haben, und haben das Projekt eingestellt. Wir entschuldigen uns bei den Kunden, die sich auf den Launch gefreut haben.
Dan Riccio, Senior Vice President of Hardware Engineering, Apple, E-Mail, 29. März 2019

Trotzdem, schreibt Apple im Jahre 2019, sei der Konzern nach wie vor davon überzeugt, dass die Zukunft kabellos sei. Es werde weiter an kabellosen Lösungen gearbeitet. In der Gegenwart des Jahres 2021 wissen wir, dass Riccio damit die neuen MagSafe-Accessoires angesprochen hat.

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Prototypen ausserhalb Cupertino

AirPower aber hat einen nahezu mythischen Status erhalten. Denn wenn Apple etwas ankündigt, so der generelle Glaube, dann sind da Lagerhäuser voller Geräte, die nur auf den Verkauf warten. Sprich: Wenn Apple sagt «Wir arbeiten an AirPower», dann existieren physische Geräte. Und wenn die nie in den Verkauf kommen, dann sind sie automatisch begehrte Sammlerstücke für Leute wie Giulio Zompetti.

Im Sommer 2020 hat Apple Leaker Mr. White ein Video auf der chinesischen Youtube-Alternative BiliBili verlinkt, das einen Teardown AirPowers zeigt.

Das Branchenportal 9to5Mac glaubt, im Video die Gründe für die Einstellung AirPowers festmachen zu können. Die Produktionskosten seien für so ein Gerät mit so vielen Spulen sehr hoch, ganz zu Schweigen von der Hitze, die im Innern entstehe. Denn Dritthersteller setzen auf weit weniger Spulen oder schaffen Geräte, die klobiger sind als AirPower.

In einem Teardown von Xiaomis Wireless Charging Pad, das bis dato nur in China erhältlich ist, ist die Hitze ein Dauerthema. Xiaomi hat sich grosse Mühe gegeben, die Hitze ab- und umzuleiten, damit keine Geräte zu Schaden kommen.

Apple hat keinen dieser vermeintlichen Prototypen als eines ihrer Geräte bestätigt.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.

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