Apple drückt beim Einsatz von Recycling-Material aufs Tempo
Für die Batterien in neuen iPhones, MacBooks und iPads will Apple bis zum Jahr 2025 ausschliesslich recyceltes Kobalt einsetzen. Für andere Teile in Geräten mit Apfel-Logo wurden ebenfalls ambitionierte Ziele angekündigt.
Kobalt ist wertvoll. Kobalt wird benötigt, um Akkus zu bauen – nicht nur für Smartphones, sondern auch für Elektroautos. Und Kobalt ist ein Trigger. Das Metall ist gefragt in der Industrie und mit einem Preis von knapp 40 000 Dollar je Tonne nicht gerade ein Schnäppchen. Der Abbau von Kobalt passiert teils unter schwierigen Bedingungen. Oder im Klartext: Vor allem in der Zentralafrikanischen Republik Kongo, wo es grosse Kobalt-Vorkommen gibt, arbeiten nach Schätzungen von Unicef zigtausende Kinder in Erzminen. Immer wieder passieren tödliche Unfälle.
Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit und sozialen Verantwortung verschrieben haben, bemühen sich, nicht mit solchen Meldungen in Verbindung gebracht zu werden. Apple ist in der Tech-Branche einer der Vorreiter. Dort setzt man unter anderem auf Recycling. So werden beispielsweise alte iPhones von einem Apple-eigenen Roboter zerlegt, um möglichst viele der darin enthaltenen Metalle und Seltenen Erden wiederverwenden zu können.
In einer Medieninformation kündigt Apple jetzt an, bereits 2025 in allen selbst entwickelten Batterien zu 100 Prozent recyceltes Kobalt einzusetzen. Man habe, so heisst es, seine «Bemühungen deutlich beschleunigt». 2025 sollen ausserdem die Magnete in seinen Geräten vollständig aus recycelten Seltenen Erden bestehen, von ihnen entwickelte Leiterplatten werden zu 100 Prozent aus recyceltem Zinn gelötet und sie sind zu 100 Prozent mit recyceltem Gold beschichtet.
Apple veröffentlicht jährlich einen Umweltbericht. Die Version für das Finanzjahr 2022 liegt zwar noch nicht vor, aber laut Medienmitteilung konnte Apple die Verwendung wichtiger recycelter Metalle «deutlich ausweiten». Man beziehe bereits mehr als zwei Drittel des gesamten Aluminiums und fast drei Viertel aller Seltenen Erden aus recyceltem Material. Hier ist die Lücke kleiner als beim umstrittenen Kobalt. Im Jahr 2022 stammte laut Apple ein Viertel des verwendeten Kobalts aus recyceltem Material. 2021 lag der Wert bei erst 13 Prozent. Hier muss Apple also noch ein gutes Stück Weg zurücklegen.
Ohne Kobalt funktioniert kaum ein modernes Gerät aus der Unterhaltungselektronik. Das Metall hat eine hohe Energiedichte und dient in Lithium-Ionen-Akkus als Pluspol. Trotz der hohen Bedeutung von Kobalt für Laptop, Smartphone, Smartwatch und Co. – für Elektroautos wird etwa 3 000-mal mehr Kobalt benötigt. Man wünscht sich von der Autoindustrie ähnlich ambitionierte Ziele zum Einsatz von Kobalt wie die, die Apple jetzt formuliert hat.
Nachhaltigkeit von Smartphones ist kaum nachvollziehbar
Falls du ein Smartphone kaufen möchtest, das möglichst nachhaltig produziert wurde, wirst du ziemlich wahrscheinlich bei der Recherche recht schnell auf das Fairphone stossen (hier geht es zu den Geräten im Shop). Weil du hier einzelne Komponenten austauschen kannst, ist naheliegend, dass du das Gerät lange nutzen kannst. Und eine lange Nutzungsdauer ist tatsächlich das Beste, was du in Sachen Nachhaltigkeit tun kannst. Denn die Ressourcen, die ein neues Gerät kostet, sind der grösste Faktor bei der Umweltauswirkung.
Auch Apple setzt in seiner Nachhaltigkeitsstrategie bis zum Jahr 2030 unter anderem auf langlebige Produkte. Die jetzt angekündigte Recycling-Material-Offensive dürfte zur Erreichung der Ziele beitragen.
Ob nun aber ein iPhone oder ein Fairphone oder vielleicht ein Gerät von Samsung, Google oder Xiaomi besser für die Umwelt ist, lässt sich kaum sagen. Die Hersteller haben bisher kein gesteigertes Interesse gezeigt, hier vergleichbar zu werden. Greenpeace hatte zwar 2017 ein Ranking erstellt, aber dieses seitdem auch nicht noch einmal publiziert. Heute gibt es zwar ein «Eco-Rating», hinter dem einige grössere Netzbetreiber in Europa stehen. Allerdings fehlen da eben auch einige grössere, nicht zuletzt zum Beispiel sämtliche Schweizer Unternehmen. Bei den Smartphone-Herstellern fehlen auch einige prominente Namen: Sony, Google – und eben Apple.
Titelfoto: AppleJournalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.