Apple MacBook Air – 2022
13.60", M2, 8 GB, 256 GB, CH
Apples MacBook Air 2022 hat den neuen M2-Prozessor und ein grösseres, helleres Display gegenüber der M1-Vorgeneration. Was sonst noch anders und was gar schlechter ist, wie gut sich der Laptop in der Praxis macht und was ein Apple-Skeptiker davon hält, liest du in diesem Test.
Rein äusserlich gefällt mir das neue MacBook Air M2 auf Anhieb. Ob mich der nur passiv gekühlte Laptop mit ARM-Architektur beim Arbeiten ebenso überzeugt, bleibt abzuwarten. Nach einem halben Jahrzehnt Windows und Linux finde ich zurück zum angebissenen Apfel. Zuletzt war ich vor fünf Jahren beruflich bedingt damit in Berührung gekommen, privat besass ich nie ein Produkt der in der Schweiz besonders populären Marke.
Seit bald fünf Jahren bei digitec habe ich Apple-Notebooks zwar beäugt – aber schlussendlich geschickt an Kollegen abgeschoben, die mehr Begeisterung dafür fühlen. Doch die sind gerade alle in den Sommerferien.
Bevor ich von Windows auf macOS umsteige, atme ich tief durch und verstaue meine Vorurteile. Dann begebe ich mich in ein Paralleluniversum, wo praktisch alles gleich funktioniert, aber doch immer wieder etwas anders.
Wo ist nochmal die Delete-Taste?
Für dieses Review hat mir Apple die Einstiegsversion mit CH-Tastaturlayout, 8 Gigabyte Arbeitsspeicher, 8 Prozessor- sowie 8 Grafik-Kernen und 256 Gigabyte SSD zur Verfügung gestellt. Ich habe es rund zwei Wochen als primäres Arbeitsgerät verwendet und auf Herz und Nieren geprüft. Seine Farbe nennt sich Starlight und ist ein Silberton mit Goldschimmer. Um Vergleichswerte zur Hand zu haben, habe ich mich ausserdem in unserem Lager bedient und die Einsteigerversion des Vorgängers mit M1 Chip besorgt.
CH
DE
Die Specs des Testgeräts im Überblick:
Prozessor (SoC): | Apple M2 Chip (4 Performance- und 4 Effizienz-Kerne, 8 GPU-Kerne) |
Arbeitsspeicher: | 8 Gigabyte |
Datenspeicher: | 256 GB SSD |
Display: | 13,6" IPS Display (Liquid Retina Display), 2560 × 1664 Pixel (224 PPI), Seitenverhältnis von 16:10, 500 Nits, Hochglanz |
Anschlüsse: | 2 × Thunderbolt 3 (ein externer Monitor ansteuerbar), 3,5-mm-Klinkenanschluss, MagSafe-Stromanschluss |
Audio: | Vier unsichtbar verbaute Speaker (Stereo, Spatial Audio Support), drei Mikrofone (Array, Directional Beamforming) |
Kamera: | 1080p-Frontkamera (FaceTime HD Camera) |
WLAN, Bluetooth: | Wi-Fi 6, Bluetooth 5.0 |
Sensoren: | Umgebungslichtsensor, Fingerabdrucksensor (Touch ID) |
Betriebssystem: | macOS (Monterey) |
Akkukapazität: | Lithium-Polymer-Akku mit 52,6 Wh |
Netzteil: | 30 Watt |
Dimensionen: | 30,41 × 21,5 × 1,13 cm, 1,24 kg |
Zu sämtlichen MacBook Air mit M2-Prozessor geht's hier. Du bekommst den Laptop mit wahlweise acht oder zehn Grafikkernen. Beim Arbeitsspeicher gibt's 8, 16 und 24 Gigabyte zur Auswahl, die SSD kommt mit 256, 512, 1000 oder 2000 Gigabyte. Bei den Farben gibt es Midnight, Space Gray, Silver und Starlight. Einige MacBook-Air-Reviewer berichten davon, dass die Midnight-Version anfällig für Kratzer sein soll.
Neutral betrachtet schaut das neue MacBook Air M2 tatsächlich verdammt gut aus. Das Design empfinde ich wie bei Microsofts Surface Laptops als zeitlos und aus einem Guss wirkend. Heute wird mutig gezeigt, wie dick man wirklich ist. Das gewölbte Design der Basisunterseite, das beim M1 für einen dünneren Look sorgt, ist einem gewandelten Industrial Design gewichen.
Drehe ich das Gehäuse um, sind neu nur halb so viele Schrauben zu sehen wie bislang. Ausserdem gibt es neue, ins Gehäuse-Design integrierte Gummipads. Sie sind vom schimmernden Aluminium umfasst.
Interessant wird es bei den Anschlüssen. Geladen wird nicht mehr über USB-C, sondern über die neue Version von MagSafe. Das ist der magnetische Anschluss, der besser als bei der Surface-Konkurrenz von Microsoft hält und eine integrierte mehrfarbige LED hat. Dadurch kann das neue Air M2 geladen werden, ohne dass einer der Thunderbolt-3-Anschlüsse (USB-C) besetzt wird. Dennoch kann bei Bedarf auch an beiden Thunderbolt-Buchsen geladen werden. Schade ist, dass Apple dich nur einen externen Monitor anschliessen lässt – immerhin mit bis 6K-Auflösung bei 60 Hertz. Zu guter Letzt gibt es auf der rechten Seite noch einen 3,5-mm-Klinkenanschluss.
Beim Vergleich des neuen Ladekabels fällt mir sofort auf, dass nicht nur der MagSafe-Anschluss zurück ist, sondern auch das Kabel anders ausschaut. Es hat einen Textilmantel und fühlt sich viel besser an. Beim Vorgänger wird ein Kabel mit Gummierung ausgeliefert, die sich etwas klebrig anfühlt. Das ist jetzt vorbei – ausserdem kringelt sich das Kabel kaum noch.
Klappst du den Deckel auf, lacht dir ebenfalls eine Rundumerneuerung entgegen: Das IPS-Display löst neu mit 2560 × 1664 Pixeln (224 ppi) auf, es ist heller (bis 500 Nits), weiter an den Rand gezogen – seitlich und oben messe ich circa sechs Millimeter –, hat einen Notch und die Display-Maske ist bei den oberen Ecken abgerundet. Die Skalierung des macOS Monterey 12.4 ist an den Notch angepasst, die gesamte Oberfläche wirkt dadurch grosszügiger. Im Dock sind dafür etwas weniger Apps zu sehen.
Beim Blick auf die Tastatur und das Trackpad fallen folgende Anpassungen auf: Die beim M1 zu sehenden Lautsprecher neben der Tastatur sind verschwunden. Neu spielt die Musik unsichtbar. Ausserdem hat Apple die oberste Tastenreihe an die Grösse der anderen Tasten angepasst, inklusive der Touch ID.
Beim Trackpad hingegen ist fast alles beim Alten – es misst 12,8 × 8 Zentimeter gegenüber 12 × 8,2 Zentimeter.
Dass Apple das Panel des MacBook Air als «Liquid Retina Display» bewirbt, klingt gut. Doch wie gut ist es tatsächlich?
Eine Frage, die ich zu rund zwei Drittel beantworten kann. Der erste Teil der Antwort ergibt sich aus meiner subjektiven Wahrnehmung der Auflösung und Farbwiedergabe. Unter Verwendung von True Tone, das standardmässig aktiviert ist, gefallen mir Filme besonders gut. Beim Arbeiten hingegen bevorzuge ich die Option deaktiviert, da weisse Flächen sonst einen leichten Gelbstich erhalten. Die Bilddarstellung wirkt kontrastreich und die Farben sind satt. Doch wie akkurat stellt das Display die gängigen Farbräume dar, wenn ich nachmesse?
Normalerweise messe ich die Farbraumabdeckung von sRGB, Adobe RGB und DCI-P3 mit einem Calibrite i1Display Pro Plus, einem Kalibrierungstool. Doch die Software zum Farbvermessen verweigert mir den Dienst. Sie will das Display des MacBook Air M2 (und des M1) nicht erkennen. Die App funktioniert auch nicht, nachdem ich herausgefunden habe, dass die Software DisplayCAL, um auf einem aktuellen macOS zu laufen, auch ArgyllCMS benötigen soll. Doch auch damit und mit einem weiteren Versuch, bei dem ich gewisse Dateien einer Beta von ArgyllCMS kopieren soll, bleibe ich erfolglos.
Verflixt – wo sind meine Mac-angefressenen Redaktionskollegen und Kolleginnen, wenn ich sie brauche? Gut, wirklich ein M1- oder M2-Display vermessen hat auch von denen bisher niemand.
Einen adäquaten Software-Ersatz, der mit meinem Kalibrierungstool funktioniert, finde ich nicht. Oder nicht in der Zeit, bis der Geduldsfaden reisst. Daher vertraue ich darauf, dass die Farben so fantastisch dargestellt werden, wie von Apple suggeriert. Ich vertraue auf die Angabe Wide Color P3, die für eine akkurate Darstellung des für Filme wichtigen Farbraums DCI-P3 sorgen sollte.
Was ich messen kann, sind Spitzenhelligkeit und Gleichförmigkeit des Displays. Denn die Software, die ich dazu nutze, i1Profiler, funktioniert.
Apple spricht beim neuen Notebook von 500 Nits Helligkeit. Das ist ein Wert, mit dem du bestens bei Tageslicht im Freien arbeiten kannst. Genauso hell wünsche ich mir ein Notebook-Display, auch wenn die 400 Nits des Vorgängermodells schon ein Grund zur Freude darstellen. Direkte Lichteinstrahlung ist dennoch ein Killer, da Apple wie praktisch alle Hersteller auf eine glänzende Panel-Oberfläche setzt.
Bevor ich das Display vermesse, stelle ich True Tone aus, da diese Anzeigefunktion zu einem leichten Abfall der Helligkeit führt. Dann setze ich mein i1Display Pro Plus wie ein Stethoskop ein, und erfahre, wie hell und gut ausgeleuchtet das Panel des Testgeräts ist.
Ich messe, wie auf dem Bild zu sehen, in neun Bereichen des Panels – das Resultat des M2-Displays:
455 Nits | 460 Nits | 464 Nits |
476 Nits | 515 Nits | 505 Nits |
466 Nits | 495 Nits | 485 Nits |
Das M2-Notebook kommt auf eine Spitzenhelligkeit von 480 Nits. Messe ich Schwarz- und Weisswert, ergibt sich daraus ein relativ knackiger, statischer Kontrast von 1337:1. Zwanzig Nits weniger als versprochen sind ein Wert, der von blossem Auge kaum ausgemacht werden kann.
Das ist bei der Gleichmässigkeit der Ausleuchtung anders. Sehe ich mir eine weisse Fläche auf dem Bildschirm an, habe ich das Gefühl, dass da minime Unterschiede sind. Der obere Bereich ist etwas weniger ausgeleuchtet, wie auch die Messung zeigt. Der grösste Helligkeitsunterschied beträgt 60 Nits – von der Mitte zur linken, oberen Ecke. Das entspricht einer Abweichung von 11,7 Prozent. Dennoch ist das Meckern auf hohem Niveau – zumindest bei einem Einstiegs-Notebook. Beim Arbeiten und Filmeschauen fällt mir die Differenz nicht auf.
Mehr beeinträchtigt fühle ich mich durch den Umstand, dass das Display keine HDR-Unterstützung mitbringt. Aber auch das habe ich nicht wirklich erwartet.
Selbstverständlich habe ich die gleiche Messung auch beim MacBook Air mit M1 durchgeführt. Mit folgendem Resultat:
379 Nits | 396 Nits | 375 Nits |
396 Nits | 410 Nits | 387 Nits |
359 Nits | 387 Nits | 367 Nits |
Das M1-Notebook bringt 384 Nits Spitzenhelligkeit und hat einen statischen Kontrast von 887:1. Bei der Gleichförmigkeit beträgt die grösste Abweichung 12,4 Prozent. Die Helligkeit ist soweit gut, doch ist der Kontrastwert etwas arg weit unten, was im direkten Vergleich der Panels schon sichtbar wird. Bilder und Filme haben auf dem M2-Display etwas mehr Tiefe.
Die in der Grösse den anderen Tasten angepasste oberste Reihe erreiche ich bei der M2-Tastatur genau gleich gut wie die verkürzte Tastenreihe beim M1. Dennoch fühle ich mich etwas treffsicherer und der Fingerabdrucksensor lässt sich besser betätigen. Abgesehen davon fühlt sich das Tippen darauf vom ersten Anschlag an weicher an. Und das sich gleich zu Beginn des Tastenweges auslösende haptische Feedback fühlt sich weniger «mechanisch» an. Der Tastenhub beträgt schätzungsweise etwas mehr als ein Millimeter.
Ich gewöhne mich schnell an die Tasten und finde, dass die Tastatur zwar nicht magischer ist als die anderer Notebooks, doch ihren Job zuverlässig und leise erledigt.
Weniger magisch finde ich das Trackpad, das sich bis auf die kleine Anpassung der Dimensionen nicht vom Vorgänger unterscheidet. Es ist schön gross, hat aber auch eine kleine Schwäche, die viele Touchpads anderer Hersteller teilen. Hast du, wie ich, im Sommer oft leicht schwitzige Fingerkuppen, will es damit nicht richtig gleiten. Noch schlimmer sind klebrige Finger, aber das ist ein persönliches Problem.
Das nervt, und ich erreiche regelmässig nicht in gewohnter Zeit mein Mauszeigerziel. Ich kenne nur ein Hersteller, der eine Lösung für das Problem hat, die tadellos funktioniert. Bei Microsofts Surface-Produkten sind Touchpads verbaut, die zwar weniger Fläche bieten, aber eine Oberfläche aufweisen, auf der auch feuchte und klebrige Finger perfekt flutschen. Ein einzelner Wisch und du bist da. Auch gut, aber nicht so gut wie bei Microsoft, flutschen die Touchpads aktueller Lenovo-Notebooks.
Dass in der Basis unsichtbar verbaute Lautsprecher gut klingen können, kenne ich vom Surface Laptop 4. Apple verbaut im M2-Laptop gleich deren vier.
Ich lege M1 und M2 nebeneinander und streame verschiedenste Genres in verlustfreier HiFi-Qualität über Tidal. Nach wenigen Minuten bin ich mir sicher, dass das M1 etwas besser klingt als ein Surface Laptop 4 und das M2 etwas schlechter. Bei «Black Hole Sun» von Soundgarden etwa wird deutlich, dass das MacBook Air M1 weniger Bässe verschluckt und diese für Notebook-Verhältnisse gar gut und ausgewogen bringt. Die Mitten wirken beim M2 etwas verwaschen und zurückhaltend, weshalb die sauberen Höhen sich in den Vordergrund drängen.
Dennoch; auch die Lautsprecher des M2 müssen sich nicht verstecken und gehören, wenn ich die Masse an schlechten Notebook-Lautsprecher auf dem Markt im Hinterkopf habe, zweifellos zu den besseren.
Beim Video-Dauer-Streaming, aber auch bei den meisten Office-Arbeiten, kommt den M1- und M2-Chips entgegen, dass sie über Effizienz-Kerne verfügen. Vier dieser Kerne sorgen dafür, dass die Akkukapazität bei minderer Arbeitslast geschont wird. Vier weitere Performance-Kerne sind primär dafür da, wenn viel Power benötigt wird.
Der Vergleichbarkeit zuliebe stelle ich die Spitzenhelligkeit der Panels auf rund 400 Nits ein. Das ist beim M2 die dritthöchste und beim M1 die höchste Stufe. Vor dem Teststart versichere ich mich in den Einstellungen – in denen ich mich bei macOS genauso gut zurechtfinde, wie bei Windows 11 –, dass die Helligkeit nicht durch den Sensor automatisch angepasst wird und das Display nie in den Ruhemodus verfällt. Dann streame ich auf Netflix «Stranger Things» und sehe, wie lange es geht, bis der Akku unten ist und sich die Notebooks selber herunterfahren.
Dem MacBook Air M2 geht nach 6 Stunden und 42 Minuten der Saft aus. Das ist eine ordentliche Leistung in Anbetracht des hellen Bildes. Danach vergehen etliche, weitere Stunden, ehe dem M1-Testgerät ebenfalls der Saft ausgeht. Mit Staunen notiere ich 9 Stunden und 18 Minuten.
Beide Notebooks verfügen über einen ähnlich grossen Akku. Beim M2 fasst dieser 52,6 Wh, beim M1 sind's 49,9 Wh. Ein Grund, der mit dazu führt, dass beim M1 dennoch 2 Stunden und 36 Minuten mehr drin liegen, sehe ich bei der um 0,3 Zoll kleineren Panelgrösse. Dass die alleine dafür verantwortlich sein kann, bezweifle ich jedoch. Da ich keine Kristallkugel bei mir trage, verzichte ich auf Spekulationen, was der genaue Grund dafür ist. Im Office-Betrieb fällt mir nämlich keinen Unterschied zwischen den beiden Geräten auf.
Abgesehen von Photoshop-Arbeiten habe ich das MacBook Air M2 die vergangenen zwei Wochen für alles genutzt. Fotos bearbeite ich lieber an einem grossen Bildschirm. Zwar könnte ich meinen Bildschirm am MacBook anschliessen, doch habe ich es verschwitzt, mir für die Zeit einen entsprechenden Adapter zu besorgen. Beim kurzen Umstieg auf Windows vergebe ich meinen Fotos den letzten Schliff und merke, dass es irgendwie egal ist, was für ein OS ich gerade nutze. Dennoch muss ich zugeben, dass ich noch immer kein Freund von macOS bin. Zwei Wochen reichen nicht, um alles zu automatisieren und Ersatz für sämtliche Programme zu finden, die es für macOS nicht oder nicht in aktualisierter Version gibt.
Rein fürs Office bin ich mit dem App-Angebot aber vollkommen zufrieden. Anfangs irritieren mich Dinge wie die fehlende Delete-Taste, dass sich Fenster mit einem Klick oben links statt rechts schliessen oder dass ich für einen Rechtsklick beziehungsweise Sekundärklick zusätzlich die Control-Taste drücken muss. Genauso irritierend aus Windows-Nutzersicht finde ich, dass der Klick per Antippen erst nach einer Aktivierung im System funktioniert. Dass ich wiederum ungehindert ohne Tricks ein Offline-Konto beim MacBook einrichten kann, begrüsse ich. Bei diesem Punkt befindet sich Microsoft etwas in der Steinzeit. In Sachen eigene Dienste vermarkten, nehmen sich Apple und Microsoft hingegen nichts. Es lebe Safari und Edge.
Abgesehen davon, dass sich einige Dinge bei mir erst automatisieren müssen, ist die Office-Erfahrung mit einem MacBook Air angenehm. Das Bild ist genügend hell, ich kann viele Browserfenster offen haben, ohne dass irgendwas stockt, meine Finger schreiben flink und obendrauf halte ich ein gut verarbeitetes und schönes Gerät in den Händen. Der Akku hält, ohne ausufernde Video-Calls, bis eineinhalb Arbeitstage, ehe der Saft ausgeht.
Um herauszufinden, wie viel besser der neue M2 Chip ist, fahre ich zwei Benchmarks.
Der CPU-Benchmark Cinebench von Maxon testet, wie gut sich der Prozessor beim Rendern von 3D-Modellen schlägt. In der neuesten Version R23 wird das Resultat standardmässig nicht mehr anhand eines einzelnen Durchganges ermittelt, sondern anhand der getätigten Arbeit innert zehn Minuten. Das ist gut, weil dadurch schlechte Kühlkonzepte realistischer abschneiden.
Als zweiten Benchmark fahre ich Geekbench 5. Anhand simulierter, realer Szenarien wird die CPU im Single-Core- und Multi-Core-Betrieb getestet. Ebenfalls kann die Grafikleistung damit getestet werden. Das Testen dauert nur kurz und kann daher auch bei schlecht gekühlten Geräten zu guten Resultaten führen. Dafür läuft der Benchmark auf Windows, MacOS, Linux, Android sowie iOS. Dadurch werden auch mit Vorsicht zu geniessende Quervergleiche unter verschiedenen Prozessor-Architekturen möglich. Bei x86-basierten Prozessoren wird im Single-Core-Modus nur ein Thread und damit nicht der gesamte (Performance-) Kern ausgelastet. ARM-Systeme hingegen nutzen einen ganzen Kern und sind dadurch im Vorteil. Das ist ein weiterer Punkt, der beim Resultate-Vergleichen im Geekbench Browser beachtet werden sollte.
Die Testresultate der beiden MacBook Air:
Benchmark | MacBook Air M2
(8 CPU-Cores, 8 GPU-Cores, 8 GB) | MacBook Air M1
(8 CPU-Cores, 7 GPU-Cores, 8 GB) |
---|---|---|
Cinebench R23 – CPU Multi-Core | 7749 Punkte | 6704 Punkte |
Cinebench R23 – CPU Single-Core | 1581 Punkte | 1494 Punkte |
Geekbench 5 – CPU Multi-Core | 8985 Punkte | 7751 Punkte |
Geekbench 5 – CPU Single-Core | 1915 Punkte | 1734 Punkte |
Geekbench 5 – GPU OpenCL | 23 844 Punkte | 17 635 Punkte |
Geekbench 5 – GPU Metal | 26 236 Punkte | 19 529 Punkte |
Der neue Prozessor taktet bei Multi-Core-Aufgaben mit 3,2 Gigahertz, bei Single Core sind es 3,5 Gigahertz. Gegenüber 3,0 und 3,2 Gigahertz beim M1. Bei den Multi-Core-Prozessor-Tests holt der M2 gegenüber M1 15,6 Prozent mehr Leistung bei Cinebench und gar 15,9 Prozent mehr bei Geekbench heraus. Bei Single Core sind es 5,8 und 10,4 Prozent mehr. Die Grafikleistung nimmt laut Geekbench unter Verwendung von OpenCL um 35,2 Prozent und unter Verwendung von Metal um 34,3 Prozent zu.
Kleiner Zusatzvergleich: Mit einem mobilen High-End 12th Gen Prozessor von Intel, einem aktiv gekühlten Core i7-1260P mit zwölf Kernen, liegen bei Cinebench R23 unter Windows bei Multi Core 10 094 Punkte und bei Single Core 1651 Punkte drin. Mit dem Einsteiger-Microsoft-Notebook Surface Laptop Go 2, das einen etwas weniger potenten Intel Core i5 der elften Generation beherbergt, sind es hingegen bei Multi Core nur 3450 Punkte und bei Single Core 1313 Punkte. Doch selbst diese Punktzahl reicht locker für die Ansprüche an ein Office.
Da ein Gehäuse bei Dauerauslastung heiss werden kann, präsentiere ich zu guter Letzt noch eine Wärmebildaufnahme meiner FLIR-Cam des Cat S62 Pro. Laut dieser wird das M2-Gehäuse während dem Testen bis 47,3 Grad Celsius warm. Beim M1-Gehäuse sind es zum gleichen Zeitpunkt 45,3 Grad Celsius. Das ist beides nicht viel – bei Intel-Notebooks habe ich auch schon über 60 Grad Celsius gemessen.
Apple spendiert dem MacBook Air ein gutes Upgrade, dessen Vorteile nicht nur auf den M2 Chip zurückzuführen sind. Als Skeptiker hat das Arbeiten damit daher weniger weh getan als befürchtet. Und ich muss neidlos eingestehen, dass das Gerät an sich toll ist. Gegenüber dem M1-Vorgänger gefällt mir, dass der Bildschirm heller und kontrastreicher geworden ist. Am Design gibt es nichts zu mäkeln und die Verarbeitung ist tadellos. An Power mangelt es trotz der passiven Kühlung nicht – schon gar nicht, wenn du das Gerät primär für Office, Surfen und Filmeschauen nutzt. Wer regelmässig 4K-Filme schneidet, sollte sich allerdings überlegen, zu einem stärkeren MacBook ohne Air-Zusatz sowie mit aktiver Kühlung zu greifen. Oder zu einem, räusper, Konkurrenzprodukt mit Windows.
Was verbessert werden könnte, ist das Trackpad. Dies, weil es sich mit schwitzigen Fingern schwerer bedienen lässt als bei der Microsoft-Konkurrenz oder bei Lenovo. Ebenso verbesserungsbedürftig ist die Gleichförmigkeit der Displayausleuchtung, dessen grösster Abfall 60 Nits beziehungsweise 11,7 Prozent beträgt. Hin- und hergerissen bin ich bei den neuen Lautsprechern. Sie klingen klar schlechter als beim M1, aber immer noch gut für Notebook-Lautsprecher. Dass keine sichtbare Lautsprecheröffnung zu sehen ist, ist jedoch die richtige Stossrichtung.
Alles in allem ist das neue MacBook Air ein gelungener Laptop, den ich empfehlen kann, wenn du bereit bist, für die Neuerungen rund einen Drittel mehr als für den Vorgänger auszugeben. Er hat seine Ecken und Kanten, da ist nicht alles perfekt, magic und awesome – ausserdem hat die Akkulaufzeit beim Netflix-Streamen von M1 zu M2 abgenommen. Dennoch ist die 2022er-Version des Air bestimmt die beste Einsteiger-MacBook-Erfahrung, die es gibt. So wie mein erstes Apple-Review auch mein bisher bestes ist.
Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.