Ausprobiert: Schneller und länger fit dank lauwarmem Wasser am Morgen
Ein Glas lauwarmes Leitungswasser am Morgen soll wahre Wunder wirken. Stimmt das wirklich? Ich hab’s ausprobiert. Wunder habe ich keine erlebt, aber den Einzug einer neuen Morgenroutine.
Meine neue Ausprobiert-Woche (aus der am Ende zwei werden) startet mit einer gehörigen Portion Überwindung. Nachdem ich im vergangenen Jahr den ultimativen, morgendlichen Frischekick in Form von Zitronenwasser für mich entdeckt habe, will ich mich nun an eine Alternative wagen. Sie verspricht Ähnliches, zerstört dafür aber meinen Zahnschmelz nicht: ein Glas lauwarmes Wasser auf nüchternen Magen.
Tag 1: Es kostet Überwindung
Ich stelle mir schon im Vorfeld vor, wie das lauwarme Wasser wohl schmecken mag. Und da ich mir das wenig schmackhaft ausmale, kostet mich der Anfang des neuen Selbstversuchs (ja, auch wenn es nur Wasser ist) etwas Überwindung. Bähhh … das lauwarme Wasser aus der Leitung ist wahrlich kein großer Genuss. Ich kippe es trotzdem tapfer runter und bekomme prompt die Quittung: Mir wird etwas übel. Nun, das kann an meiner Erwartungshaltung liegen, beschließe ich und hoffe darauf, dass sich das Erlebnis nicht die ganze Woche so wiederholt.
Tatsächlich bin ich aber schnell munter, und glücklicherweise vergeht auch das flaue Gefühl im Magen nach einiger Zeit. Der Tag verläuft insofern bemerkenswert, als dass ich eigentlich schrecklich müde sein müsste. Die Feiertage liegen gerade hinter mir und mein Schlaf-Wach-Rhythmus fährt seit Wochen Achterbahn. Nach einer sehr kurzen Nacht hätte ich heute erfahrungsgemäß mit einem bedeutend müderen Zustand gerechnet.
Tag 2: Warm ist besser
Am nächsten Morgen hält sich meine Vorfreude auf das lauwarme Wasser in Grenzen. Ich erinnere mich noch zu gut an gestern. Aber ich versuche mein Glück natürlich weiter. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich der erste Eindruck im Laufe einer Ausprobiert-Woche noch ändert.
Und es gibt schließlich gute Gründe, warum das Wasser ungefähr Körpertemperatur haben sollte: Es wärmt indirekt den Körper auf, was besonders jetzt in den Wintermonaten sehr angenehm sein kann. Auch wenn ich gestern ein anderes Gefühl hatte, soll warmes Wasser angenehmer für den Magen-Darm-Trakt sein als kaltes. Die Wärme wirkt zudem krampflösend auf Magen und Darm und regt die Verdauung an. Und auch den Stoffwechsel soll sie ankurbeln.
Klingt wahnsinnig logisch alles zusammen, nur so richtige Vorfreude will trotzdem nicht aufkommen. Egal, Augen zu und durch, Tag zwei ist geschafft.
Tag 3: Weniger ist nicht mehr, hilft aber hoffentlich trotzdem
Ich sehne mich nach meinem kühlen Zitronenboost. Stattdessen fülle ich mir wieder ein Glas lauwarmes Wasser ab. Aber ich reduziere die Menge: Statt 0,5 Liter gibt es heute nur ein kleines Glas (0,2 Liter). Für jetzt ist das mein Schlüssel zur besseren Bekömmlichkeit – der auch halbwegs aufgeht: Heute ist mir weniger flau im Magen.
Als ich zwei Stunden später im Büro ankomme, bin ich wieder bedeutend munterer als ich es an einem Donnerstag nach den Weihnachtsferien erhoffen könnte. Allerdings habe ich auch bereits einen 20-minütigen Spaziergang an der kühlen Januarluft hinter mir. Dem will ich seinen positiven Effekt auf meine Wachheit natürlich auch nicht absprechen.
Tag 4 und 5: Wie ich unbewusst meinen Selbstversuch torpediere
Im morgendlichen Familienchaos achte ich am nächsten Tag nicht richtig auf die Wassertemperatur und trinke so ein Glas eher kühles als lauwarmes Wasser. Versehen? Ich würde gerne behaupten, ja. Allerdings vermute ich eher eine unbewusste Selbstsabotage, denn so richtig habe ich mich immer noch nicht mit dem lauwarmen Wasser angefreundet. Und auch an Tag 5 achte ich nicht richtig auf die Temperatur. Mit dem Ergebnis kann ich aber gut leben, mein Magen ist zufrieden und wach bin ich auch.
Tag 6: Jetzt will ich es aber doch wissen
Nach zwei Tagen der Verdrängung, reiße ich mich heute wieder zusammen. Der Versuch war mit warmem Wasser geplant, also halte ich mich jetzt auch daran. Flaues Gefühl hin oder her. Ich kann mich schließlich kaum daran gewöhnen, wenn ich es nicht wenigstens ein paar Tage am Stück durchziehe. So fällt auch die Entscheidung, aus einer Ausprobiert-Woche zwei zu machen.
Ich koche das Wasser ab und warte, bis es auf eine gut-trinkbare Temperatur abgekühlt ist. Vielleicht schmeckt es so besser, als lauwarm aus dem Wasserhahn. Vorerst bleibe ich bei etwa 200 Millilitern, in den kommenden Tagen steigere ich die Menge dann peu à peu.
Tag 7: Wird doch …
Der angenehme Nebeneffekt an meiner morgendlichen Wassertrinkerei ist, dass sich mein obligatorischer Morgenkaffee nach hinten verschiebt. Dadurch hat meine innere Uhr Zeit, sich an den neuen Tag zu gewöhnen, ohne dass ich mit einer Ladung Koffein direkt wieder alles durcheinander bringe. Der Kaffee folgt erst, wenn mein Stoffwechsel bereits hochgefahren ist. Das bewahrt mich vor dem Nachmittagstief, ein nahezu unschlagbarer Pluspunkt, den ich in meiner Kaffeeentzugs-Woche bereits zu schätzen gelernt habe.
Ich konzentriere mich jetzt außerdem ganz bewusst auf den Gedanken, dass das warme Wasser meinen Körper morgens schneller auf Betriebstemperatur bringt. Das hilft ungemein, vor allem bei einer Frostbeule wie mir. Und trägt dazu bei, meine Abneigung gegen das erwärmte Wasser zu überwinden.
Tag 8, 9 und 10: Routine zieht ein
Am achten Tag ist der erste Griff zum Wasserglas am Morgen schon mehr oder weniger Routine. Und ich würde fast wagen zu behaupten, dass ich mich ein klitzekleines bisschen auf die Wärme freue. Seit ich ganz bewusst beobachte, wie ich mein morgendliches Frösteln praktisch runterspüle und durch angenehme Wärme ersetze, ist die Abneigung langsam gewichen. Auch die Menge hat sich nun reguliert: Ich habe mich bei soliden 300 Millilitern eingependelt. So ist es genug, um in die Gänge zu kommen, aber nicht zu viel, als dass die Wassermassen mir schwer im Magen liegen.
Tag 11 bis 14: Versuch geglückt, so ganz zufrieden bin ich trotzdem nicht
Der Rest der zweiten Woche vergeht ohne große Aufregung. Ich habe mich an die neue Routine gewöhnt und mein ständig grübelnder Kopf sucht nicht mehr nach Optimierungspotenzial. Wirklich zufrieden bin ich aber ehrlicherweise nicht. Was fehlt mir in dieser Woche? Ich spüre durchaus positive Effekte, bin schneller wach, fröstle morgens nicht mehr, fühle mich tagsüber frischer und bin auch noch am Nachmittag irgendwie munterer. Mein Kaffeekonsum ist automatisch eingeschränkt (was in meinem Fall eigentlich immer gut ist) und setzt nicht direkt mit dem ersten Augenaufschlag ein. Und trotzdem habe ich nicht die Euphorie, die ich vergangenes Jahr bei meiner Ausprobiert-Woche mit dem morgendlichen Zitronenwasser hatte.
Wie vermutet, habe ich wohl mein Nonplusultra damals einfach schon gefunden und jede Alternative wird zwangsläufig zur Enttäuschung. Das Glas Zitronenwasser am Morgen hat einen großartigen Effekt und sich bei mir bis heute bewährt. Jetzt fehlt mir eben die Zitrone im Wasser.
Aber ich hatte natürlich auch einen Grund, diesmal auf den Extra-Zitronenboost zu verzichten. Denn spätestens nach einem aufschlussreichen Interview zum Thema Zahngesundheit ist mir leider ein Haken am Zitronenwasser bewusst geworden: Die Säure aus der Frucht greift den Zahnschmelz an und das ziemlich aggressiv. Natürlich kein Grund für immer auf alles Säurehaltige zu verzichten. Aber eine feste Morgenroutine, die über Jahre systematisch meinen Zahnschmelz zerstört, ist nunmal auch nicht unbedingt schlau, da mag meine Begeisterung vom Wach-Effekt noch so übermäßig sein.
So ist das Zitronenwasser zwar immer noch meine Geheimwaffe gegen Müdigkeit, aber eben keine Dauerlösung für jeden Tag. Kann das lauwarme Wasser diese Rolle jetzt übernehmen?
Fazit: Gut mit Luft nach oben
Nach diesen nicht so ganz stringenten Ausprobiert-Wochen kann ich doch ein klares Fazit ziehen. Ein Glas lauwarmes Wasser am Morgen ist ein probates Mittel, um schneller und nachhaltiger munter zu werden. Dabei fehlt mir persönlich zwar der besondere Kick durch die Zitrone, aber ein- bis zweimal die Woche darf dann auch die mit dabei sein. So werde ich jeden Morgen fit und zerstöre mir hoffentlich nicht langfristig meinen Zahnschmelz. Die Wärme konnte ich mit ein bisschen positiver Suggestion schließlich auch noch lieben lernen. Wobei ich im Sommer wohl doch auf kühleres Wasser umsteigen werde.
Was ich aber wieder einmal gelernt habe: Es lohnt sich, neue Gewohnheiten eine Weile durchzuhalten, auch wenn sie zunächst unangenehm sind. Manche stellen sich schließlich doch als gut heraus.
Wie es mir in meinen anderen Ausprobiert-Wochen ergangen ist, kannst du hier nachlesen:
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.