Der Roborock S8 MaxV Ultra ist unspektakulär, putzt aber gut
Produkttest

Der Roborock S8 MaxV Ultra ist unspektakulär, putzt aber gut

Lorenz Keller
18/9/2024

Leise, präzise an den Rändern und Kanten, aber nicht ganz so effektiv beim feuchten Wischen: Der Roborock S8 MaxV Ultra überzeugt wie viele Modelle in der Topklasse. Die Unterschiede liegen in den Details.

Für die Käuferinnen und Käufer ist es erfreulich: Wer sich ein Topmodell von Roborock, Dreame oder auch Samsung kauft, zahlt zwar über 1000 Franken, bekommt aber ein Gerät, das gut funktioniert und sauber putzt. Trotzdem ist es nicht egal, welches Modell du auswählst. Denn in den Details gibt es durchaus Unterschiede – und diese können je nach eigenen Putzbedürfnissen entscheidend sein.

Ich habe den Roborock S8 MaxV Ultra in den letzten Wochen im Alltag getestet und fokussiere mich in der Review darauf, wie er im Vergleich zu anderen Topmodellen abschneidet.

Plus: König der Ecken und Kanten

Der Roborock S8 MaxV Ultra hat zwei ausfahrbare Elemente. Sie helfen beim Reinigen der Ränder und auch der Ecken. Im standardmässig aktivierten Modus «Vac&Mop» saugt und wischt der Roboter gleichzeitig. Die Ränder der ausgewählten Räume werden jeweils zuerst gereinigt.

Der Roborock fährt dafür ganz nahe an den Rand. Dank LIDAR-Sensor und Kamera schafft er das, ohne Möbel oder Wände zu berühren. Beim Reinigen fährt er vorne die Seitenbürste aus, die Staub und Dreck direkt vor den Roboter wischt. Hinten hat er einen speziellen Mini-Mopp, der den Randbereich auch noch feucht wischt.

Der Mini-Mopp wird angefeuchtet und putzt den Rand.
Der Mini-Mopp wird angefeuchtet und putzt den Rand.
Quelle: Lorenz Keller

Das Resultat kann sich sehen lassen. Bisher hat bei mir im Test kaum ein anderer Saugroboter die Ränder und Kanten so genau und sauber geputzt. Gut zu sehen ist das immer auf den dunklen Plattenböden im Bad, wo ich dank den leicht feuchten Streifen auf dem Boden genau mitverfolgen kann, wo der Roboter geputzt hat und wo nicht.

Für den kleinen Mopp ist in der Basisstation übrigens eine separate, kleine Wasch- und Trocknungsstation eingebaut.

Diese kleine Reinigungsstation putzt den Mini-Mopp.
Diese kleine Reinigungsstation putzt den Mini-Mopp.
Quelle: Lorenz Keller

Plus: ein Teppich? Kein Problem!

Im Bad habe ich einen kleinen Duschvorleger, den ich fürs Putzen nicht jedes Mal wegnehmen will. Das ist mit dem Roborock S8 MaxV Ultra kein Problem. Er erkennt ihn, klettert problemlos darauf, ohne ihn zusammenzufalten, und saugt den Teppich.

Auf das feuchte Wischen verzichtet er nicht nur, er kann auch gleich die Platte mit dem Wischtuch bis zu zwei Zentimeter anheben. So wird mein Badteppich kein bisschen nass, auch wenn der Roboter vorher gerade feucht gewischt hat.

Das Bad wird gesaugt und gewischt, der Badteppich nur gewischt.
Das Bad wird gesaugt und gewischt, der Badteppich nur gewischt.
Quelle: Lorenz Keller

Plus: Gute Reinigung muss nicht laut sein

Während die Robotersauger bei der Arbeit zwar nicht leise sind, aber auch nicht besonders laut, sieht das bei der Absaugstation anders aus. Sobald diese anspringt, um Staub und Dreck vom Roboter in einen Beutel zu saugen, wird es richtig lärmig.

Erfreulich ist daher, dass der Roborock in beiden Disziplinen das leiseste Modell ist, das ich bisher getestet habe. Bei der Reinigung habe ich 60 Dezibel gemessen, beim Absaugen 70 Dezibel. Wenn ich die Zahlen mit den gemessenen Werten im letzten grossen Vergleich von vier Topsaugern vergleiche, sehe ich, dass die gefühlte Wahrheit sich auch mit Zahlen belegen lässt.

Plus: Lange Haare nicht am Wickel

Erstaunt war ich, als ich das Testgerät wieder verpackt habe, um es dem Hersteller retour zu schicken. Normalerweise muss ich dann jeweils die Bürste von Haaren befreien. Schliesslich hat die Mehrheit in unserem Haushalt nicht nur Haare, sondern sogar lange Haare. Diese wickeln sich gerne um die Walzen und müssen periodisch entfernt werden.

Nicht so beim Roborock S8 MaxV Ultra, wie ich erfreut feststelle. Die zwei gegenläufigen Kunststoff-Walzen sind zwar ein wenig verstaubt, aber ich entdecke gerade mal ein einziges Haar, das sich etwas verfangen hat. Der Rest wurde offensichtlich immer in den Staubbehälter verfrachtet und von dort in die Basisstation abgesaugt. Eine klare Empfehlung für Langhaar-Haushalte!

Nach mehreren Wochen Gebrauch hat sich gerade mal ein einziges langes Haar etwas verfangen (unten an der schwarzen Walze, kaum sichtbar).
Nach mehreren Wochen Gebrauch hat sich gerade mal ein einziges langes Haar etwas verfangen (unten an der schwarzen Walze, kaum sichtbar).
Quelle: Lorenz Keller

Neutral: Reinigungsleistung so gut wie erwartet

Zahle ich über 1000 Franken für einen Saugroboter, erwarte ich saubere Zimmer und eine präzise Navigation. Diese Erwartungen erfüllt der Roborock problemlos. Ich reinige nicht einfach die gesamte Wohnung auf einmal und nach einem täglichen Zeitplan, sondern lasse den Roboter eher bei Gelegenheit dort laufen, wo er nicht stört und wo es gerade nötig ist.

Ich schicke ihn also meist in zwei oder drei Zimmer, die er schnell und zuverlässig findet und dann effizient putzt. Ich finde danach keine Schlieren, der Boden ist nach dem Wischen nicht allzu feucht, und alle Staubpartikel und Tierhaare sind aufgesaugt. Die erwartete gute Reinigungsleistung im Alltag bekomme ich also auch.

Der Roborock S8 MaxV Ultra ist mit 10,4 Zentimetern recht hoch. Der Turm mit dem LIDAR-Scanner ragt stärker nach oben als bei vielen Konkurrenzmodellen, die 10 Zentimeter oder weniger messen. Je nach Höhe von Sofa, Bett und Co. kann ein halber Zentimeter mehr oder weniger bereits entscheidend sein.

Der Turm mit den Sensoren ist beim Roborock recht hoch.
Der Turm mit den Sensoren ist beim Roborock recht hoch.
Quelle: Lorenz Keller

Wer Schwellen im Zuhause hat, darf keine Wunder erwarten. Zwei Zentimeter soll der Roborock S8 MaxV Ultra klettern, das ist ähnlich wie bei den meisten Konkurrenten. Allerdings gibt es bald Alternativen, die über vier bis fünf Zentimeter hohe Absätze kommen – das erste Modell ist sogar von Roborock selbst.

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Neutral: kompakte, aber breite und offene Station

Die Basisstation saugt den Staubbehälter des Roboters nicht nur leer, das Tuch zum feuchten Aufnehmen wird auch mit warmem Wasser gereinigt und danach mit 60 Grad heisser Luft getrocknet. Im Idealfall hast du wochenlang nichts zu tun. Nur das Schmutzwasser solltest du regelmässig leeren, da es schnell unangenehm riecht. Das ist jedoch bei allen Roboter-Systemen die Achillesferse der Autonomie.

Die Station hat zwei Besonderheiten: Sie ist mit 47 Zentimetern deutlich weniger hoch als viele andere Stationen mit 50 bis 60 Zentimetern. Dafür benötigst du in der Breite mit fast 41 Zentimetern relativ viel Platz.

Aussergewöhnlich ist auch, dass der Frischwasser- und der Abwassertank der Basisstation direkt zugänglich sind. Bei Samsung, Dreame und Co. sind diese unter einem Deckel diskret versteckt. Der Nachteil der geringen Bauhöhe ist übrigens, dass diese Tanks mit 2,5 und 3 Litern rund 1 bis 1,5 Liter kleiner sind als bei vielen Konkurrenten.

Die nicht besonders grossen Tanks kannst du direkt rausnehmen.
Die nicht besonders grossen Tanks kannst du direkt rausnehmen.
Quelle: Lorenz Keller

Neutral: App und Objekterkennung sind okay

Die Bedienung über die App ist selbsterklärend und gut gemacht. Du kannst bis ins Detail einstellen, was, wann und wie gereinigt wird. Manchmal benötigen oft genutzte Funktionen etwas viele Klicks, zum Beispiel wenn du nur saugen willst und nicht auch gleich feucht aufnehmen.

Gut gefällt mir auch, dass du einen «Nicht stören»-Modus aktivieren kannst, sodass der Roboter während der Nacht beispielsweise die automatische Entleerung deaktiviert oder auch die Sprachalarme stumm schaltet.

Dank der Kamera und künstlicher Intelligenz erkennt der Roboter auch Hindernisse. Das funktioniert nicht immer perfekt, ist aber oft sinnvoll. Das Katzenspielzeug wird als «Stoff» erkannt, wo sich der Roboter verheddern könnte. Der Katzenbaum als «Möbel», wo sich der Roboter einklemmen könnte. Der Wassernapf mit Untersatz ist zwar kein «Kehrblech», aber auch hier ist die Schlussfolgerung richtig: drumherum fahren statt darauf zu klettern und sich womöglich festzufahren.

Die KI erkennt zwar nicht genau, was es ist, aber dass sie diesem Hindernis ausweichen soll, das ist vollkommen richtig.
Die KI erkennt zwar nicht genau, was es ist, aber dass sie diesem Hindernis ausweichen soll, das ist vollkommen richtig.
Quelle: Lorenz Keller

Minus: Scan dauert zu lange und ist ungenau

Keine gute Figur macht der Roborock ganz am Anfang beim Scan der gesamten Wohnung. Dieser ist erst nach 27 Minuten fertig. Zum Vergleich: Der Samsung Jet Bot Steam+ hat dieselbe Fläche in rekordschnellen 10 Minuten geschafft, viele andere Konkurrenten in 10 bis 15 Minuten.

Ist die automatisch erstellte Karte des S8 MaxV Ultra wenigstens besonders gut? Leider nein. Statt in acht Räume teilt er die Wohnung in vier Räume auf und scannt durch die Glastüren weiter auf die Balkone als jeder andere. Die zwei Bäder identifiziert er als Schlafzimmer, den dunklen Plattenboden als Parkett.

Die Kartierung der Wohnung dauert zu lange und ist trotzdem ungenau.
Die Kartierung der Wohnung dauert zu lange und ist trotzdem ungenau.
Quelle: Lorenz Keller

Ich muss also von Hand ziemlich viel nachbearbeiten. Das geht gut, dauert aber länger als nötig und erwartet. Der Roborock wirkt hier fast schon übereifrig, denn er hat auch gleich alle möglichen Hindernisse identifiziert und in die Karte eingetragen. Viele andere Modelle machen das dann erst bei der Reinigung. Erstaunlich ist, dass der Anfang des Jahres getestete Roborock S8 Pro Ultra diese Probleme nicht hatte.

Immerhin: Die zusätzliche Arbeit muss ich nur einmal machen, sobald die Karte steht, funktionieren die Navigation und die Reinigung ohne Probleme.

Minus: Putzplatte vs. runde Mopps

Beim feuchten Wischen gibt es zwei unterschiedliche Techniken. Viele Roboter setzen auf zwei runde Mopps, die rotieren und so den Boden reinigen. Roborock selbst hat diese Technik ebenfalls in einige Modelle eingebaut.

Beim S8 MaxV Ultra jedoch setzt der Hersteller auf «High Speed Sonic Mopping». Der Roboter hat eine Platte in der Form eines Halbkreises eingebaut, die fast die gesamte hintere Hälfte der Unterseite einnimmt. Auf diese wird mit einer Führungsschiene und Klettverschlüssen ganz einfach ein Putzlappen gespannt. Diesen zieht der Roboter nicht nur über den Boden, die Platte vibriert auch bis zu 3000 Mal pro Minute.

Die Putzplatte mit dem textilen Überzeug vibriert.
Die Putzplatte mit dem textilen Überzeug vibriert.
Quelle: Lorenz Keller

Bei normaler Verschmutzung ist dies durchaus gleichwertig zu den rotierenden Mopps. Anders sieht es aus, wenn der Verschmutzungsgrad grösser ist. Ich habe zwei Tests gemacht: eingetrockneter Joghurt sowie frischer Joghurt. Bei beiden macht der S8 MaxV Ultra keine gute Figur. Er erkennt bei beiden keine starke Verschmutzung und fährt daher nicht mehrmals darüber. Trotz Vibration entfernt er den eingetrockneten Joghurt kaum, und die frischen Flecken werden hauptsächlich verschmiert. Da putze ich lieber von Hand.

Links das verschmierte frische Joghurt, rechts der eingetrocknete Fleck.
Links das verschmierte frische Joghurt, rechts der eingetrocknete Fleck.
Quelle: Lorenz Keller

Fazit

Solides Topmodell lässt kaum Wünsche offen

Nach der Installation braucht der S8 MaxV Ultra zu viel menschliche Hilfestellung bei der Bearbeitung der Karte, danach macht der Roboter genau das, was er soll: schnell, effizient und unkompliziert die Wohnung putzen. Vor allem die Reinigungsleistung an Ecken und Kanten ist hervorragend. Auch sonst bietet der Roborock alles, was ich von einem Topmodell erwarte. Das sollte auch selbstverständlich sein bei einem Preis über 1000 Franken.

Die Konstruktion mit zwei gegenläufigen Walzen hilft, dass sich fast keine Haare verfangen. Die vibrierende Platte fürs feuchte Aufnehmen ist jedoch den rotierenden Mopps in anderen Modellen unterlegen – vor allem bei starker Verunreinigung. Im Alltag ist das aber nur in wenigen Situationen wirklich ein Nachteil. Der S8 MaxV Ultra reinigt zuverlässig und gründlich genug. Und das, ohne übermässig Lärm zu machen.

Pro

  • kompakte Basisstation
  • ausgezeichnete Kantenreinigung
  • präzise Navigation
  • gute Gesamtreinigungsleistung
  • relativ leise

Contra

  • Mapping dauert lange und ist unpräzis
  • Reinigungsplatte weniger effektiv
  • Roboter deutlich über 10 cm hoch
Titelbild: Lorenz Keller

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