![CHERRY xtrfy MX-LP 2.1 (DE, Kabellos, Kabelgebunden)](/im/productimages/7/5/2/8/9/9/0/1/4/5/9/8/7/1/2/6/1/5/6/f0831ebd-5596-4e84-b282-b9fdcc763aef.jpg?impolicy=product&resizeWidth=720)
![](/im/Files/7/5/1/5/1/7/8/0/cherry-mx-lp-2.1-test-teaser21.png?impolicy=teaser&resizeWidth=700&resizeHeight=350)
Die neue, ultraflache Tastatur von Cherry enttäuscht mich
![Kevin Hofer](/im/Files/4/3/4/6/0/3/0/5/Autorenbild.jpg?impolicy=avatar&resizeWidth=40)
Die MX-LP 2.1 ist Cherrys neueste flache Tastatur im 65-Prozent-Formfaktor. Die Tastatur überzeugt auf den ersten Blick mit Retro-Charme. Beim Tippen versagt sie hingegen.
Das ist nichts – denke ich mir, nachdem ich ein paar Minuten auf der MX-LP 2.1 getippt habe. Einerseits kommt bei den flachen Schaltern kein wirkliches mechanisches Feeling auf. Andererseits behagt mir die flache Bauweise nicht. Auch nach mehreren Tagen des Gebrauchs werde ich nicht warm mit der Cherry-Tastatur.
65-Prozent-Tastatur im Retro-Gewand
Die MX-LP 2.1 ist klein und flach, das sehe ich bereits der Verpackung an – diese ist es nämlich auch. Die neue Cherry ist eine 65-Prozent-Tastatur mit zusammengequetschten Tasten. Im Vergleich zu einer Vollformattastatur fehlen Nummernblock, die meisten Navigations- und alle F-Tasten.
Im Lieferumfang befindet sich, nebst der Tastatur, ein 1,6 Meter langes USB-A auf USB-C Kabel und ein Dongle zur Verbindung mit dem PC. Die neue Cherry lässt sich per Kabel, Bluetooth 5.2 oder Dongle mit 2,4-GHz-Funkverbindung verbinden. Cherry macht keine Angaben zur Akkulaufzeit. Diese variiert wegen der Beleuchtung sowieso. Nach drei Arbeitstagen mit dem Geblinke auf voller Helligkeitsstufe steht der Akkustand bei 56 Prozent. Du kannst also davon ausgehen, dass du auch mit Beleuchtung eine ganze Arbeitswoche ohne Laden schaffst.
![Die Keycaps versprühen Retro-Feeling.](/im/Files/7/5/1/5/1/7/8/3/cherry-mx-lp-2.1-test-design.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Kevin Hofer
Das Keyboard gibt es in Weiss und Schwarz. Bei beiden Versionen haben gewisse Tasten eine andere Farbe. Bei meinem schwarzen Testsample, das mir Cherry für den Test zur Verfügung gestellt hat, sind diese Modifizierungstasten grau und die Esc-, Leer- sowie Enter-Tasten orange. Das gibt der MX-LP 2.1 einen Retro-Touch. Das Gehäuse ist schwarz mit weisser Sprenkelung. Die Tastatur ist 30,8 × 9,9 × 2,7 Zentimeter gross und komplett aus Kunststoff.
Auf der Rückseite befinden sich vier Gummifüsse, damit die Tastatur beim Tippen nicht verrutscht. Die hinteren kannst du herausnehmen und drehen. Dadurch erhöhst du den Tippwinkel. Für mich ist das dringend nötig.
![Dass sich die Gummifüsse drehen lassen und ich so den Tippwinkel verstelle, musste ich erst herausfinden. In der Anleitung steht das nämlich nicht.](/im/Files/7/5/1/5/1/7/8/5/cherry-mx-lp-2.1-test-fuesse.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Kevin Hofer
Beim Tippen kommt keine Freude auf
Andere Menschen beklagen sich bei meinen hohen Tastaturen, dass sie Handgelenkschmerzen bekommen. Wenn ich den Winkel nicht verstelle, geht es mir bei der flachen Cherry-Tastatur so. Denn sie ist zwar flach, aber nicht so flach wie Kaugummitastaturen. Ich habe den Eindruck, dass ich meine Hände zum Tippen über die Tastatur stülpen muss. Mit den erhöhten Gummifüssen ist es besser, aber mir wären ein, zwei Grad mehr lieber.
Nebst dem Tippwinkel werde ich auch sonst nicht warm mit dem Tippgefühl. Das liegt einerseits am Aufbau der Tastatur. Es handelt sich um eine sogenannte Tray-Mount-Tastatur mit seitlich sichtbaren Switches. Dabei sind die Deckplatte und die Platine, auf der die Switches stecken, direkt mit dem unteren Gehäuseteil verbunden. Das sorgt in der Regel für ein eher hartes Tippgefühl. Immerhin federn bei der MX-LP 2.1 die Gummifüsse und die Kunststoffkonstruktion etwas ab. Dennoch ist mir das zu wenig.
Von einer Tastatur erwarte ich, dass sie beim Tippen mit mir interagiert, mich spüren lässt, dass ich tippe. Schliesslich ist sie mein Arbeitsgerät und ich verbringe täglich viel Zeit mit ihr. Das harte Tippgefühl der Cherry-Tastatur blockt jedoch jegliche Interaktion ab. Wie beim Sprechen gegen eine Wand, erhalte ich beim Tippen keine Antwort. So verkommt das Schreiben vom Spass zur Tortur. Das hängt nicht zuletzt auch mit den verbauten Switches zusammen.
Rostig statt gut geschmiert
Mir drücken sich die verbauten MX Low Profile Speed Switches zu hart. Dies, obwohl zum Auslösen nur 45 Grammkraft nötig sind. Das liegt wohl daran, dass die Reibung deutlich spür- und hörbar ist. Ich bin mir von meinen modifizierten Switches ein geschmeidigeres Tippgefühl gewohnt.
Die Schalter haben den Beinamen «Speed», weil sie bereits nach einem Millimeter Tastenhub auslösen. Bei «normalen» mechanischen Schaltern sind zwei Millimeter die Norm. Das Signal wird also nicht schneller an den PC übertragen, es ist lediglich weniger Tastenweg nötig. Der gesamte Tastenhub beträgt 3,2 Millimeter. Das ist ziemlich viel, denn üblich sind nur 0,8 Millimeter mehr. Erstaunlich, wie viel Hub Cherry in die Schalter packt.
![Ein MX Low Profile Speed Switch. Links und rechts davon siehst du die gut geschmierten Stabilisatoren.](/im/Files/7/5/1/5/1/7/8/6/cherry-mx-lp-2.1-test-switch-und-stabilisatoren.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Kevin Hofer
Dennoch kommt bei mir nicht das vertraute mechanische Tippgefühl auf. Die MX Low Profile Speed Switches fühlen sich wie eine Zwischenform von Scheren- und mechanischem Schalter an. Dies, obwohl sie nach demselben Prinzip wie die «grossen» MX-Schalter funktionieren. Vielleicht lasse ich mich vom Aussehen der Tastatur täuschen. Für mich als Purist ist das jedenfalls nichts.
Immerhin sind die verbauten Stabilisatoren gut – also jene Dinger, die lange Tasten wie die Leertaste stützen. Üblicherweise sind sie der Grund fürs Klappern beim Tippen. Die meines Testgeräts sind geschmiert, weshalb sie weniger dazu neigen. Perfekt sind sie nicht, aber viel besser als bei den meisten Fertig-Tastaturen.
Fettig beleuchtet
Die Tastenkappen sind aus ABS-Kunststoff gefertigt – und das zeigt sich bereits nach wenigen Minuten des Tippens. ABS neigt dazu, aufgrund von Fingerfett schnell zu glänzen. Dadurch sehen Tastenkappen nicht nur fettig, sondern auch schmuddelig aus. Auf den schwarzen Tastenkappen der MX-LP 2.1 ist das gut sichtbar. Schade, denn gemäss Hersteller sind die Kappen UV beschichtet, in diesem Fall aber wohl nicht gegen Fingerabdrücke.
![Die fettigen Fingerabdrücke auf den Keycaps sorgen bei mir für Brechreiz und nein: Ich habe vorher keine Chips gefuttert.](/im/Files/7/5/1/5/1/7/8/4/cherry-mx-lp-2.1-test-fingerprints.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Kevin Hofer
Nebst dem Fett sind die Tastenkappen mit Laser beschriftet. Dadurch haben sie einen Durchschein-Effekt. Sie werden also von den RGB-LEDs, die auf der Platine stecken, beleuchtet. Der Effekt ist bei den Beschriftungen im oberen Bereich gleichmässig. Bei den unteren ist er weniger stark und beim Windows-Logo ungleichmässig.
Der Font der Beschriftungen orientiert sich an Gaming-Tastaturen anderer Hersteller wie Corsair, Asus und Co. Mir ist er zu klobig, zu «gamerig».
Rudimentäre Software
Die Beleuchtung passt du mit der «CHERRY Utility Software» an. Es stehen dir elf voreingestellte Profile zur Verfügung. Bestimmte kannst du weiter personalisieren, indem du etwa die Farbe oder Geschwindigkeit des Effekts veränderst.
![Die Software wirkt altbacken.](/im/Files/7/5/1/5/1/7/9/9/cherry-mx-lp-2.1-test-screenshot.png?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Kevin Hofer
Weiter kannst du Tasten neu belegen, Macros erstellen oder die Firmware aktualisieren. Die Software bietet das Nötigste und wirkt optisch wie ein Relikt aus den Nullerjahren.
Fazit: Ich hätte mehr erwartet
Die MX-LP 2.1 sieht cool aus. Der Retro-Look der schwarzen Version gefällt mir sehr gut. Leider überträgt sich das Optische nicht aufs Funktionelle. Die Tastatur tut zwar, was sie soll, aber ich tippe schlichtweg nicht gerne auf ihr. Das Tippen ist mir zu hart und die Switches hören sich kratzig an. Zudem macht es bereits nach wenigen Minuten keine Freude mehr, auf die Tastatur zu schauen: Die Keycaps glänzen stark vom Fingerfett.
Insgesamt kann ich die Tastatur nicht empfehlen. Zumal sie mit rund 130 Franken / 120 Euro für die Verarbeitung und den Lieferumfang eher teuer ist. Leider fällt es mir schwer, eine flache Alternative im 65-Prozent-Formfaktor zu empfehlen. Darf es eine 75-Prozent-Tastatur sein, würde ich zur Keychron K3 raten.
![User Avatar](/im/Files/4/3/4/6/0/3/0/5/Autorenbild.jpg?impolicy=avatar&resizeWidth=96)
![User Avatar](/im/Files/4/3/4/6/0/3/0/5/Autorenbild.jpg?impolicy=avatar&resizeWidth=80)
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.