Doch kein recycelter Elektroschrott in Pfannenwendern? Das sagt ein Experte
Eine US-Studie fand giftige Stoffe in Küchenutensilien aus schwarzem Kunststoff. Nach einem Screening von 26 Pfannenwendern aus dem deutschen Markt gibt die Stiftung Warentest nun Entwarnung. Wir haben einen Experten nach seiner Einschätzung gefragt.
Vor einiger Zeit verunsicherten die Ergebnisse einer Studie zu gesundheitsschädlichen Stoffen in Küchenutensilien aus schwarzem Kunststoff auch Verbraucherinnen und Verbraucher hierzulande. Die Forschenden untersuchten 203 Gegenstände aus schwarzem Kunststoff auf Rückstände aus Flammschutzmitteln. Dabei zeigte sich, dass auch in Pfannenwendern und anderen Küchenutensilien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, giftige Stoffe enthalten waren, die mutmaßlich aus recyceltem Elektroschrott stammen.
Wir haben darüber berichtet und ihr habt das Thema in den Kommentaren angeregt diskutiert. Hier kannst du den ganzen Beitrag lesen:
Stiftung Warentest gibt «vorsichtig Entwarnung»
In der Studie, zu der auch die amerikanische Verbraucherschutzorganisation «Toxic Free Future» beigetragen hat, wurden allerdings nur Produkte aus dem US-amerikanischen Handel untersucht. Die Ergebnisse sind also nicht ohne weiteres auf europäische Länder übertragbar, da sich die Gesetze für Recycling und Materialeinsatz hier stark unterscheiden.
Die Stiftung Warentest hat das zum Anlass genommen, schwarze Kunststoff-Pfannenwender, die in Deutschland gekauft wurden, auf Brom zu untersuchen. Brom ist einer der Bestandteile der bromierten Flammschutzmittel, die in der US-Studie gefunden wurden. Die Testerinnen und Tester kauften unter anderem bei Ikea, Temu, Tefal und WMF insgesamt 26 Pfannenwender. Ihr Screening ergab, dass keines der untersuchten Produkte Brom enthielt. Die Stiftung Warentest schlussfolgert: «Wir können also vorsichtig Entwarnung geben. Dass Küchengeschirr aus schwarzem Kunststoff in der EU mit bromierten Flammschutzmitteln verunreinigt ist, lässt sich zwar nicht vollends ausschließen. Unsere Testergebnisse sowie die EU-Gesetzeslage für den Einsatz rezyklierter Materialien deuten aber darauf hin, dass dies äußerst unwahrscheinlich ist.»
Aber bedeuten 26 Pfannenwender, die kein Brom enthalten, auch, dass Küchenutensilien aus schwarzem Kunststoff grundsätzlich keine Schadstoffe enthalten und unbedenklich sind?
«Nein», sagt Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg. Der Umweltberater befasst sich intensiv mit Schadstoffen und erklärt mir am Telefon seine Einschätzung der Lage.
Das Problem ist ein viel größeres
Jorde bewertet die Produkte aus Kunststoff nach wie vor kritisch. Denn Rückstände bromierter Flammschutzmittel sind nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was an schädlichen Stoffen potentiell in Gegenständen aus Kunststoff vorhanden sein kann.
Das eigentliche Problem sieht Jorde darin, dass es keine vorgeschriebene Produktdeklaration gibt. «Niemand weiß, woraus diese Produkte genau bestehen», erklärt der Verbraucherschützer. Da die Produzenten nicht verpflichtet sind, die Bestandteile von Kunststoffprodukten im Detail aufzuführen, erhält selbst die Verbraucherzentrale auf Nachfrage oft keine Antwort. Verbraucherinnen und Verbraucher tappen völlig im Dunkeln, wenn sie wissen möchten, um welche Verbindungen es sich genau handelt. Hersteller können sich hier auf ihr «Produktionsgeheimnis» berufen. Die einzige Vorgabe, an die es sich zu halten gilt, ist laut Jorde: Produkte, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, dürfen keine Stoffe abgeben, die das Lebensmittel maßgeblich verändern.
Ein weiteres Problem sieht Jorde im sogenannten «Substanzhopping». Wird ein schädlicher Stoff irgendwann tatsächlich verboten, weichen Hersteller einfach auf ähnliche, nicht verbotene Substanzen aus. Diese sind dann aber nicht automatisch weniger schädlich, sondern zumeist schlicht noch weniger untersucht. Es ist eine reine Problemverschiebung, die weder Verbraucherinnen und Verbrauchern noch der Umwelt weiterhilft.
Die Liste an schädlichen Chemikalien ist lang, Alternativen etwa aus Teflon oder Silikon bringen ebenfalls kritische Stoffe wie fluorierte Kohlenwasserstoffe mit sich. «Alles was sich leicht abreibt, landet teilweise im Essen und wir wissen beim meisten nicht wirklich, was es bewirkt.»
Daher empfiehlt Jorde, nach Möglichkeit Produkte aus unbehandeltem Holz zu verwenden. «Wenn sich hier etwas abreibt, dann essen Sie im schlimmsten Fall ein bisschen unschädliches Holz.»
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.