
Dyson WashG1
Der Dyson WashG1 will ein Wunder auf zwei Walzen sein. Er verspricht nicht nur meine, sondern alle schmutzigen Böden mühelos zu reinigen. Ob das Gerät diesem Anspruch gerecht wird und welche Herausforderungen im Alltag auftreten, habe ich getestet.
Staubsaugen und Bodenaufnehmen in einem Wisch? Das klingt praktisch und zeitsparend. Genau das, wonach ich gesucht habe. Dyson hat im Mai letzten Jahres mit dem WashG1 seinen ersten vollwertigen Hartbodenreiniger lanciert, der meinen Wunsch nach schnellerer Hausarbeit erfüllen könnte. Nach meinem ersten Hands-on direkt nach dem Launch habe ich ihn nun im Alltag auf dem Parkett- und Fliesenboden getestet.
Im Grundsatz unterscheidet sich der WashG1 nicht gross von anderen Hartbodenreinigern. Zwei gegenläufige Mikrofaserwalzen werden kontinuierlich mit Frischwasser besprüht und nehmen den Boden feucht auf. Aber statt den gesamten Dreck in einen Behälter zu leeren, hat sich Dyson etwas einfallen lassen: die Trennung von trockenem und nassem Schmutz. Dafür schleudern die Walzen trockene Partikel in eine Auffangschale, während die Flüssigkeit in den Schmutzwassertank befördert wird. Mit diesem System soll der direkte Kontakt zum Schmutz möglichst gering gehalten werden.
Der WashG1 bietet drei Stufen für die Bodenreinigung an. Je nach Härtegrad der Verschmutzung kann ich damit die Wassermenge anpassen. Für einen kurzzeitigen Boost lässt sich die Wassermenge per Knopfdruck erhöhen. Das hat aber einen erheblichen Einfluss auf die Akkulaufzeit, die ich auf dem Bildschirm immer im Blick habe.
Ich starte in der Küche. Die Reinigung der verstaubten Ecken ist schon lange fällig. Perfekt für den Test. Ich klappe den Wassertank aus der Halterung und fülle frisches Wasser hinein. Im ersten Durchlauf verzichte ich auf Putzmittel, um zu sehen, wie der Nassreiniger ohne Chemikalien performt.
Um den WashG1 einzuschalten, muss ich ihn aus dem Standmodus «herausklicken». Das fühlt sich beim ersten Mal ungewohnt brachial an. Aber sobald ich den Startknopf drücke, läuft er wie geschmiert und schwebt förmlich über die Küchenplatten.
Losen Dreck verschluckt er mit einem Wisch. Bei einem eingetrockneten Fleck stösst er aber an seine Grenzen. Ich erhöhe die Wassermenge. Dennoch bleibt der Fleck an Ort und Stelle. Nach mehreren Anläufen gebe ich auf und benutze den Schwamm. Als Nächstes knöpfe ich mir die verstaubte Ecke hinter dem Kühlschrank vor. Auch diesen Staub entfernt der Hartbodenreiniger mit Leichtigkeit. Nur um die Wand herum bleibt ein drei Zentimeter breiter Streifen, den ich nicht erreichen kann.
Der WashG1 kann zwar an der Wand entlang putzen, aber nur mit der linken Seite des Gerätes. So ist es leider nicht möglich, jede Stelle damit zu erreichen.
Ich teste, wie gut der Hartbodenreiniger Senf von Haferflocken trennen kann. Sobald er darüber gleitet, verschwindet die Sauce genau wie die Flocken von den Bodenplatten. Was aber in den Fugen landet, bleibt dort hängen. Die Bodenplatten sind zu hoch, der WashG1 hat keine Chance, den Dreck dort herauszuholen. Lappen und Wasser müssen her, ich putze den Rest von Hand auf.
Beim Ausspülen sehe ich: Die Haferflocken sind im Auffangbecken gelandet und der Schmutzwassertank hat sich leicht gelblich gefärbt. Was in den Nassreiniger gelangt, trennt der WashG1 also wie vorgesehen.
Für den klassischen Härtetest lasse ich im Bad einen Ketchupfleck während drei Tagen trocknen und verteile daneben etwas Rotwein auf dem Boden. Wie das Video zeigt, kommt der WashG1 gut mit dem Schmutz zurecht. Der Wein verschwindet sofort, während der verklebte Ketchupfleck mit dem Einsatz der maximalen Wasserzufuhr verschwindet. Die Fliesen sind weniger tief, deshalb kann der Sauger Fugen gut erreichen und reinigen. Leider bleibt an der Wand entlang ein Streifen ungeputzt, weil mein Bad sehr eng ist und ich keine Chance habe, das Gerät verkehrt herum zu benutzen.
Während ich den Ketchupfleck wegwische, fällt mir auf, dass der Nassreiniger die paar herumliegenden Haare nicht wirklich aufnimmt, sondern eher über die Fliesen schiebt. Also überprüfe ich, wie gut er mit einer grossen Menge an Haaren auskommt. Dafür greife ich zu meiner Haarbürste und werfe alles auf den Boden, was sich darin verfangen hat. Ergebnis: Der WashG1 wischt das meiste auf, aber tut sich schwer mit ein paar einzelnen Haaren, die zurückbleiben. Die kurzen sind wohl zu fein, um in das Auffangbecken zu gelangen und die langen Haare wickeln sich um die Walzen. Immerhin: Trotz der verfangenen Haare wischt er problemlos weiter und die feststeckenden Haare kann ich im Anschluss ganz leicht entfernen. Das Konkurrenzmodell H13 Pro von Dreame hat mit Haaren weniger Mühe, wie Patrick Vogt in seinem Testbericht schreibt. Aber dafür schmeisst der H13 Pro alles in denselben Schmutzbehälter.
Ich brauche einen Moment, bis ich die richtige Dosierung für den Allzweckreiniger herausfinde. Gebe ich zu viel davon in den Frischwassertank, bildet sich Schaum im Abwassertank. Das ist ein Problem, denn das Wasser kann wegen des Schaums nicht richtig in den Abwassertank transportiert werden und in der Auffangschale bleibt eine Mischung von Dreckwasser und Schmutzpartikeln zurück. Beim Abnehmen der Schale schwappt das Ganze dann über.
Für den Holzboden schütte ich ein wenig des Parkettpflegemittels in den Frischwassertank und reinige damit die Parkettböden der gesamten 70 m² Wohnung. Im Schlaf- und Wohnzimmer habe ich genug Manövrier-Platz, um überall mit der linken Seite an der Wand entlang zu reinigen und die Ecken zu erreichen. Dafür brauche ich höchstens die Hälfte des Tanks, denn ich kann den Boden mit der wassersparenden Stufe reinigen. Dabei bleiben auch keine Wasserflecken zurück. Laut Dyson reicht ein voller Tank für bis zu 290 m² Quadratmeter Bodenfläche aus – vorausgesetzt, die 35 Minuten Akkulaufzeit genügen.
Dass ich gar nicht mit dem Schmutz in Berührung komme – wie es der Hersteller verspricht – stimmt nicht ganz. Wenn ich den Trockenschmutzbehälter aus dem WashG1 herausziehe, passiert es hin und wieder, dass etwas daneben geht, insbesondere, wenn ich zu viel Reinigungsmittel verwendet habe. Tragisch ist das nicht, denn immerhin sind Schmutz und Abwasser getrennt, so muss ich den feuchten Dreck zwar entfernen, aber nicht mit einer ekligen Brühe herumhantieren. Halte ich das Auffangbecken unter den Wasserstrahl, perlt der Schmutz sozusagen ab, ohne aufwändiges Schrubben oder Bürsten.
Auch bei den Mikrofaserwalzen verschwinden die verfangenen Partikel unter dem Wasserstrahl ohne grossen zusätzlichen Aufwand. Möchte ich die einzelnen Walzen gründlicher säubern, so lassen sie sich ganz einfach abschrauben und wieder mühelos montieren. Für Vergessliche hat Dyson alles mit der passenden Farbe gekennzeichnet, sodass sich die Teile mit einem kurzen Handgriff wieder an der richtigen Stelle befestigen lassen. Clever!
Den Schmutzwassertank reinige ich mit einem Schwamm und Spülmittel, damit sich keine Ablagerungen bilden – auch das geht einfach und dank der weiten Öffnung der Behälter mühelos. Insgesamt empfinde ich die Reinigung des WashG1 unkompliziert und schnell.
Um den Kern des Geräts gründlich durchzuspülen, verfügt der WashG1 über einen Selbstreinigungsmodus. Dafür stelle ich ihn in die Ladestation und starte den Modus. Daraufhin leitet mich das Display Schritt für Schritt dazu an, den Frischwassertank zu füllen, den Abwassertank zu leeren und die Auffangschale zu säubern. Habe ich das erledigt und den Startknopf gedrückt, geht es los. Der Nassreiniger wird für etwas mehr als zwei Minuten durchgespült und ist dann wieder einsatzbereit.
Obwohl das Gerät knapp fünf Kilogramm wiegt, liegt es angenehm in der Hand und lässt sich gut steuern. Mit einer Akkuladung und weniger als einem Wassertank schaffe ich die ganze 70 m² Wohnung in einem Durchgang – vorausgesetzt, ich nehme es nur mit leichten Verschmutzungen auf. Die Stärke des WashG1 liegt definitiv beim feuchten Aufnehmen vom Parkettboden. Habe ich erstmal alle Kabel aus dem Weg geräumt, erreiche ich den Staub sogar unter den Möbeln gut.
Verschüttete Lebensmittel in der Küche muss ich selbst aufputzen, bevor ich mit dem WashG1 nochmals darüber kann. Er erreicht die tiefen Fugen zwischen den Fliesen leider nicht. Ähnlich ist es im Bad. Liegen zu viele Haare herum, muss ich den ersten Durchgang mit dem Staubsauger machen. In diesen beiden Fällen kann er mir die Arbeit nicht wesentlich vereinfachen.
Pro
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Die Wände kurz vor der Wohnungsübergabe streichen? Kimchi selber machen? Einen kaputten Raclette-Ofen löten? Geht nicht – gibts nicht. Also manchmal schon. Aber ich probiere es auf jeden Fall aus.