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Ein Physik-Experiment kräftigt dein Handgelenk

Es gibt ihn als Magic- oder Powerball, GyroTwister, RotaDyn sowie unter etlichen anderen Bezeichnungen. Das Gadget mit den tausend Namen ist ein Klassiker, macht Spass und kann ganz schön anstrengend sein.

Wie können 300 Gramm Kunststoff und ein kleiner Metallstift genug Kraft entfalten, um zum Trainingsgerät zu werden? Ein Schwungrad ist das Geheimnis dieses kleinen Gadgets, das sich einen physikalischen Effekt zunutze macht. Kompliziert ausgedrückt geht es um Folgendes: Wenn du bei einem rotierenden Kreisel versuchst, seine Rotationsachse zu kippen, entsteht eine Kraft, die senkrecht zur Kipprichtung der Rotationsachse wirkt.

Wenn du dir darunter genauso wenig vorstellen kannst wie ich, weisst du doch wahrscheinlich aus Kindertagen: Ein schneller Kreisel richtet sich wieder auf, wenn du ihn etwas aus dem Gleichgewicht bringst. Gelingt es dir, das Schwungrad im Inneren dieses kleinen Fitnessgeräts durch kreisende Handbewegungen zu beschleunigen, wird das bisschen Plastik in deiner Hand zur sportlichen Herausforderung. Mit Schultern, Armen, Handgelenk und Fingern musst du die Kräfte in Schach halten, die du selbst entfesselt hast. Bei 10'000 Umdrehungen pro Minute entsprechen sie bereits 15 Kilogramm.

Geschicklichkeitsspiel oder Sportgerät?

Um so weit zu kommen, musst du es allerdings erst einmal auf Touren bringen. Und das ist anfangs gar nicht so einfach. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Kreisel zu starten. Entweder du ziehst an der Schnur, die sich an der Rille in der Mitte aufrollen lässt. Oder du bringst ihn mit dem Daumen der freien Hand zum Rotieren, was etwas schwieriger ist. Beides ist nur eine bescheidene Starthilfe. Ohne die richtige Technik steht das Schwungrad ganz schnell wieder still. Koordination ist gefragt, du musst ein Gefühl für die richtige Bewegung entwickeln: Die Metallachse des rotierenden Innenlebens sitzt in einer Nut, also einer Vertiefung oder Rille, und wird durch die entstehenden Kräfte gegen deren Wände gedrückt. Schwenkst du dein Handgelenk im passenden Rhythmus, beschleunigt das Schwungrad und was eben noch spielerisch war, wird auf einmal anstrengend. Stimmt der Rhythmus nicht, beginnt die Achse in der Nut zu rutschen und du verlierst Schwung.

Das Innenleben lässt sich nur erahnen: Die Achse kann sich in der Nut bewegen oder verkanten.
Das Innenleben lässt sich nur erahnen: Die Achse kann sich in der Nut bewegen oder verkanten.

So richtig in Fahrt, brummt das Gerät immer lauter, während du mit kleinen Bewegungen aus dem Unterarm oder Handgelenk die Drehzahl weiter nach oben treibst. Je nachdem, wie du es an seiner gummierten Mitte greifst und bewegst, verändert sich die Belastung für die beteiligte Muskulatur in der Hand und im Unterarm. Du kannst es mit den Fingerspitzen oder in der Faust halten und verstärkt aus dem Arm oder Handgelenk arbeiten. Hast du die Technik mit einer Hand gemeistert, stellt dich der Wechsel zur anderen vor eine neue koordinative Herausforderung.

Wer nutzt das und was bringt es?

Egal, ob du kletterst, Tischtennis spielst oder deinen Handgelenken nach Stunden am PC nur etwas Bewegung gönnen willst: So ein «Magic Ball» ist sinnvoll, sofern du es nicht übertreibst. Statt sofort Geschwindigkeitsrekorde brechen zu wollen, ist ein dosierter Einsatz ratsamer. Es ist eben kein Spielzeug, sondern ein kleines Fitnessgerät, das den Körper auf ungewohnte Weise fordert.

Eine kleine Studie berichtet bei Frauen und Männern mit Handgelenksschmerzen nach einem Monat Training mit drei fünfminütigen Sessions pro Woche von Verbesserungen: Die Schmerzen nahmen ab, die Griffstärke zu. Eine noch kleinere Studie stellte nach dem gleichen Zeitraum bei Patientinnen und Patienten vor allem einen deutlichen Anstieg der Kraftausdauer im Unterarm fest. Für mich ist die Wirkung zweitrangig, ich mag das Teil einfach. Es bietet eine Mischung aus Geschicklichkeitsspiel und Kräftigungsübung, weshalb ich es immer wieder gerne aus dem Schrank hole. Auf jeden Fall hat mir Physik selten so viel Spass gemacht.

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