Ein Suchbot zeigt dir zufällige Videos auf YouTube, die kaum jemand kennt
Auf YouTube geteilt und dann vergessen: Das passiert offenbar Millionen von Menschen. Wer sein Video auf YouTube hochlädt, macht es in der Regel öffentlich. Und du kannst dir solche Videos ansehen.
Wildfremde Menschen in alltäglichen Situationen beobachten, das fühlt sich irgendwie verboten an. Aber was, wenn diese Menschen die Videos freiwillig veröffentlichen und sie dann vergessen? Solche Fälle gibt es auf YouTube millionenfach. Sie sind nur nicht bekannt, weil der Algorithmus die Clips als irrelevant einstuft und daher nicht anzeigt.
Auf der Website walzr.com gibt es einen Bot, der dir zufällig solche unbekannten Videos anzeigt. Fünf Millionen soll es davon geben.
Wie arbeitet der Suchbot?
Die meisten Clips werden heutzutage sorgfältig für die jeweiligen Zielgruppen produziert. Doch die drei YouTube-Gründer hatten 2005 etwas anderes im Sinn: Auf YouTube sollte jeder und jede einfach seine «Home Videos» teilen können.
Viele Apps bieten eine «Teilen»-Funktion, mit der sich Videos mit wenigen Klicks auf YouTube hochladen lassen. Wenn du das Video nicht umbenennst, behält es seine ursprüngliche Bezeichnung bei, zum Beispiel IMG_1234. IMG ist in Kombination mit einer vierstelligen Zahl die Standardbezeichnung für Aufzeichnungen vieler Foto-Apps. Du kannst das selbst ausprobieren und danach suchen.
Der Bot des Programmierers Riley Walz macht genau das: Er sucht nach zufälligen IMG-Zahlenkombinationen und zeigt dir eins der Ergebnisse zusammen mit dem Upload-Datum und dem View Count an. Die Chance ist groß, dass du Videos findest, die außer den Urhebern kaum jemand gesehen hat. Viele davon sind über zehn Jahre alt. Du findest Konzerte, Sport-Events, Clips, die zeigen, wie das geliebte Auto die 100 000 Meilen knackt und natürlich Videos mit Kindern und Haustieren.
Diese Momente erschienen der Person bedeutsam genug, um für sie die Kamera zu aktivieren und die Aufzeichnung danach auf YouTube zu laden – ohne jedoch den Namen zu ändern. Viele Menschen haben vielleicht auch vergessen oder gar nicht realisiert, dass sie ihr Video veröffentlicht haben.
Die Clips geben Einblicke in das Leben und den Alltag fremder Menschen. Das macht sie authentisch und sie wecken Erinnerungen an ähnliche Momente im eigenen Leben.
2009 ging es richtig los
Die Menge solcher «Home Videos» explodierte 2009 geradezu: Apple brachte mit dem iPhone 3GS das erste iPhone auf den Markt, das neben Fotos auch Videos aufzeichnen konnte – in 480p mit 30 Bildern pro Sekune. Das Smartphone verkaufte sich laut Apple innerhalb der ersten drei Tage mehr als eine Million Mal.
Mit auf dem Gerät: die in die Foto-App integrierte Funktion «auf YouTube teilen». Damit war es mit wenigen Klicks möglich, die aufgezeichneten Videos auf YouTube zu veröffentlichen. Die Funktion wurde 2012 mit iOS 6 entfernt. Doch bis dahin luden Millionen Menschen ihre «Home Videos» hoch.
Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.