Produkttest

Erstes Fazit nach 10 Stunden mit «Battlefield 2042»

Philipp Rüegg
15/11/2021

Das neue «Battlefield 2042» spielt in der Zukunft – und doch ist es die Vergangenheit, die mich am meisten packt. Die gibt es mit dem «Portal»-Modus sogar in wilder Variation.

Ich bin ein «Battlefield»-Fan der ersten Stunde. Seit ich mich auf «Wake Island» in «Battlefield 1942» mit 64 Spielern um die Vorherrschaft der heute winzig anmutenden Insel stritt, habe ich jedem neuen Teil entgegengefiebert – so auch «Battlefield 2042». Leider ist mein Ersteindruck nach rund zehn Stunden eher gedämpft.

Es harzt an allen Ecken

Es beginnt bei der Grafik. Einst das Aushängeschild der Serie, gibt es in «Battlefield 2042» wenig zu bestaunen. Das Schneelevel «Breakaway» enttäuscht. Sowohl in «Battlefield 1» wie auch «Star Wars Battlefront» gab's deutlich hübschere Winterkarten. Alle diese Spiele stammen wohlgemerkt vom gleichen Studio, nämlich Dice. Immerhin, wenn die Natur anfängt verrückt zu spielen und riesige Wirbelstürme aufziehen, dann glänzt auch «Battlefield 2042». Die hüllen das Schlachtfeld in einen bedrohlich schimmernden Schleier.

«Breakaway» ist in vielerlei Hinsicht eine blasse Map.
«Breakaway» ist in vielerlei Hinsicht eine blasse Map.

Aber die Grafik ist ja nicht das Wichtigste. «Battlefield» steht in erster Linie für epische Schlachten. Die gibt es nun mit bis zu 128 Spielerinnen und Spielern – ausser auf der PS4 und der Xbox One, weil die zu wenig Leistung haben. Leider ist diese Verdoppelung kaum zu spüren. Die Level sind viel grösser und da verteilt sich das Ganze auch wieder. Das Motto: grösser ist besser, zieht selbst dort nicht ganz. Die Maps sind episch, die Action konzentriert sich meist an den gleichen Stellen. So bleiben weite Flächen lediglich Dekoration. Das ist ganz nett, wenn du in einem Panzer oder im flinken Luftkissenboot sitzt. Zu Fuss setze ich gleich zum Harakiri an und wähle einen Einstiegspunkt, der näher bei der Action ist.

In grossen Teilen der Maps passiert überhaupt nichts.
In grossen Teilen der Maps passiert überhaupt nichts.

Apropos Fahrzeuge: Auch da muss ich nörgeln. Die steuern sich nämlich viel zu ähnlich. Das erwähnte Luftkissenboot ist rasend schnell, fühlt sich erwartungsgemäss leicht an und driftet etwas mehr als beispielsweise ein Buggy. Aber auch die grossen Panzer hopsen über Stock und Stein als hätten sie Sprungfedern. Dabei sollten sie doch wuchtige Stahlkolosse sein. Wuchtig fühlen sich auch die Waffen nicht an. Es fehlt einfach an Umpf. Ausserdem ist die Time to Kill, also wie lange es dauert, bis ein Gegner tot ist, zu hoch. Und auch die Waffenauswahl ist mit gerade mal 22 kümmerlich. Teil vier hatte satte 84 Schiesseisen im Angebot.

Überrascht hat mich ausserdem, wie unspektakulär die Auszeichnungen oder Freischaltungen daherkommen: kein fetziger Soundeffekt, kein visuelles Feuerwerk. Wenn ich einen Level aufsteige oder eine Waffe freischalte, dann sehe ich da ein Kärtchen und fertig. Dabei war das sonst immer so ein schönes, kleines Erfolgserlebnis. Der Kontrast zu «Call of Duty Vanguard» könnte nicht krasser sein. Dort werden deine Sinne mit audiovisuellem Tamtam regelrecht überstrapaziert, wenn du nur schon einen geraden Schuss hinkriegst.

Der «Hazard»- und «Portal»-Modus sind die Stars

Wenn du mal nicht in wilden Massenschlachten sterben möchtest, gibt es den neuen «Hazard»-Modus. Der nimmt sich «Escape from Tarkov» oder «Hunt Showdown» zum Vorbild. Dort versuchen acht Squads aus je vier Spieler:innen, Datenträger zu extrahieren. Dabei kämpfst du nicht nur gegen andere Spieler:innen, sondern auch gegen ziemlich knackige Computergegner. Mit erfolgreichen Extraktionen schaltest du immer bessere Ausrüstung frei. Stirbst du allerdings, fängst du wieder bei null an. Eingespielte Teams sind hier massiv im Vorteil. Aber auch mit zufälligen Mitspieler:innen habe ich spannende Matches erlebt.

Der «Hazard»-Modus spielt sich erfrischend anders.
Der «Hazard»-Modus spielt sich erfrischend anders.

Entwickler Dice versteht dann doch irgendwie, was Fans wollen. Das zeigt der «Portal»-Modus. Für mich das Highlight von «Battlefield 2042». Dort kannst du nach Lust und Laune eigene Levels erstellen und dabei Karten, Waffen und Spielmechaniken aus «Battlefield 1942», «Bad Company 2» und «Battlefield 3» mischen. Wie wär's mit Soldaten aus der Zukunft, die mit Defibrillatoren gegen Bazooka-tragende Alliierte kämpfen, die ihre Waffen mit einem fünffachen Hopser nachladen müssen? Natürlich kannst du auch einfach die jeweiligen Standard-Modi wie «Rush» oder «Conquest» spielen ohne Sonderregeln. Ich freu mich schon, an der nächsten LAN-Party mit «Portal» zu experimentieren. Ich muss nur noch alle überzeugen, ein EA Pro Abo zu lösen, um «Battlefield 2042» «umsonst» spielen zu können.

Da geht doch mehr

Ach ja und ich hab mich ja noch gar nicht darüber ausgelassen, dass «Battlefield 2042» auch wieder nur so halbgare Zerstörung zulässt. Mal ein Wändchen da, mal ein Container-Häuschen dort, aber an «Bad Company 2», wo du mehrstöckige Häuser plattmachen kannst, kommt das Spiel nicht heran.

Spassig ist «Battlefield 2042» durchaus, aber vieles wirkt unfertig.
Spassig ist «Battlefield 2042» durchaus, aber vieles wirkt unfertig.

Ach «Battlefield», was ist nur aus dir geworden? Ja, ich hab erst zehn Stunden gespielt, aber meine Meinung werde ich wohl kaum ändern. Irgendwie weiss das Spiel einfach nicht, was es sein möchte. Ein spassiger Kommerz-Shooter wie «Call of Duty» oder doch eher eine teambasierte Kriegssimulation mit Fokus auf grossen Schlachten und eine ordentliche Portion Chaos?

Ja, Spass macht der neueste Teil durchaus. Aber da geht doch mehr. «Battlefield 2042» spielt zwar in der Zukunft, aber für mich liegt der grössere Reiz in der Vergangenheit. Ich schwelge lieber ein bisschen in Nostalgie im «Portal»-Modus und warte auf den nächsten Teil.

«Battlefield 2042» ist erhältlich für PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series S/X und wurde mir von EA zur Verfügung gestellt.

EA Games Battlefield 2042 (Code in a Box) (PC, DE, FR, IT)
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EA Games Battlefield 2042 (Code in a Box)

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EA Games Battlefield 2042 (Playstation, DE, FR, IT)
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EA Games Battlefield 2042

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EA Games Battlefield 2042 (PS5, DE, FR, IT)
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EA Games Battlefield 2042

PS5, DE, FR, IT

EA Games Battlefield 2042 (Xbox One X, Xbox Series X, DE, FR, IT)
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EA Games Battlefield 2042

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EA Games Battlefield 2042 (XBOX, DE, FR, IT)
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EA Games Battlefield 2042

XBOX, DE, FR, IT

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 

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