Framework im Test: Der vielleicht letzte Laptop, den du dir kaufen wirst
2/12/2021
Video: Armin Tobler
Schluss mit unnötigem Elektroschrott: Der Framework will der Laptop für die Ewigkeit sein. Möglich macht es das Design, das darauf ausgelegt ist, dass du ihn ganz einfach reparieren und aufrüsten kannst.
Der Framework-Laptop lädt dazu ein, auseinandergenommen zu werden. Und genau dafür ist er auch gedacht. Zwei bis vier Jahre hämmerst du normalerweise auf die Tastatur deines Laptops ein, bevor das Gerät den Geist aufgibt. Logischerweise erlischt die Garantie genau zu diesem Zeitpunkt. Wenn du danach eine Reparatur benötigst, kannst du dir für die Kosten meist gleich ein neues Gerät kaufen. Nicht mit dem Framework. Mit diesem Laptop setzen die Entwickler ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft.
Das modulare Design erlaubt maximale Flexibilität bei der Reparatur und soll unnötigen Elektroschrott vermeiden. Das Konzept hat selbst Youtuber Linus von Linus Tech Tips überzeugt, so dass er über 200’000 US-Dollar in die Firma investiert hat. So viel Spielgeld habe ich leider nicht. Trotzdem hat es mich in den Fingern gejuckt, das Gerät auszuprobieren. Weil es ausserhalb der USA noch nicht verfügbar ist, habe mir den Framework-Laptop importiert. Mal schauen, ob es wirklich der letzte Laptop ist, den ich mir kaufen muss.
Was ist der Framework?
Der Framework ist ein 13.5-Zoll-Laptop, der abgesehen von der Grösse fast komplett frei konfiguriert werden kann. Bei Prozessor, RAM oder Speicher mag diese Flexibilität nichts Ungewöhnliches sein. Das Besondere am Framework sind die vier frei wählbaren Module. Diese sogenannten «Expansion Cards» können ganz einfach ein- oder ausgesteckt werden, ohne dass der Laptop aufgeschraubt werden muss. Du hast die Wahl zwischen Displayport, MicroSD, USB-C, USB-A, HDMI oder zusätzlicher Speicherplatz – egal in welcher Kombination. Ich habe mich für zweimal USB-C, einmal USB-A und einmal HDMI entschieden.
Modular ist der Framework auch im Inneren. Wenn du die günstigere DIY-Variante wählst, musst du die Komponenten selber verbauen. Dazu löst du fünf Torx-Schrauben mit dem mitgelieferten Schraubenzieher und steckst RAM, SSD und Wifi-Karte an die dafür vorgesehenen Plätze. Unsicher, wo was hingehört? Kein Problem, die Anleitung, inklusive farbcodierte Schrauben liefert der Hersteller gleich mit – auf der Innenseite des Laptops.
Über die aufgedruckten QR-Codes gelangst du ausserdem zu Video-Anleitungen des Herstellers. Das ist aber kaum nötig, da alle wichtigen Komponenten mit grossen Buchstaben angeschrieben sind. Ausser beim Wifi-Modul, wo du zwei Kabel am richtigen Pol anschliessen musst, kam ich nie ins Stocken. Die Lösung liegt auch dort auf der Hand. Die Kabel sind schwarz und weiss, genau wie die Pfeile bei den Anschlüssen. Selbst Unerfahrene sollten sich den Zusammenbau zumuten können, ansonsten gibt es ja die Komplettversion.
Reparieren musste ich bislang noch nichts – leider will ich fast sagen. Der Framework will, dass du an ihm herumbastelst. Fast jedes grössere Bauteil ist klar beschriftet, inklusive Warnhinweisen, wie «entferne dieses Kabel, bevor du den Akku herausnimmst». Unnötig verleimt ist auch nichts. Überall kommen Schrauben zum Einsatz, damit alles wieder sauber befestigt werden kann. Das Team hinter Framework nimmt dem Hantieren am Laptop jeglichen Schrecken.
Spezifikationen
Zur Auswahl stehen drei Intel-CPUs, unterschiedlich schnelle und grosse SSDs und die RAM-Menge.
Prozessor | - Intel i5-1135G7 (8M Cache, bis zu 4.20 GHz)
- Intel i7-1165G7 (12M Cache, bis zu 4.70 GHz) - Intel i7-1185G7 (12M Cache, bis zu 4.80 GHz) |
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Grafikkarte | Iris Xe Graphics |
Display | 13.5 Zoll, 3:2, 2256 x 1504 Pixel |
WiFi | - Intel Wi-Fi 6E AX210 vPro
- Intel Wi-Fi 6E AX210 No vPro |
Speicher | - WD Black SN850 NVMe 500 GB bis 2 TB
- WD Black SN750 NVMe 250 GB bis 2 TB |
RAM | 8 GB bis 64 GB DDR4-3200 |
Anschlüsse | 4x, frei wählbar aus HDMI, Displayport, USB-A, USB-C, microSD, Speicher |
Masse | - 1.3 kg
- 15.85 mm x 296.63 mm x 228.98 mm |
Akku | 55 Wh |
Webcam | 1080p 60 fps |
Mein Modell habe ich mit dem Intel i7-1165G7, 16 GB RAM und 1 TB WD Black SN850 ausgerüstet.
Ersatzteile und Mods frei verfügbar
Ersatzteile oder Upgrades für den Framework findest du auf der Webseite im Marketplace. Soundkarte, Fingerabdruckleser, Heatsink, Touchpad, es scheint der komplette Bausatz verfügbar zu sein. Genauer gesagt, wird bald verfügbar sein. Bei den meisten Komponenten steht «coming soon». Soweit ich das beurteilen kann, handelt es sich dabei um Stangenware, die somit auch aus anderen Quellen besorgt werden kann.
Mein Modell wurde mit US-Tastatur-Layout ausgeliefert. Verschiedenfarbige ISO-Varianten sollen bald folgen. Darunter auch eine DE-Variante, ein Schweizer Modell ist noch nicht vorhanden. Framework liefert erst in die USA.
Framework hat mit dem Start des Marketplace angekündigt, dass bald auch Dritthersteller ihre eigene Hardware und Module anbieten können. Denkbar ist eine Expansion Card mit einem Netzwerkanschluss oder ein SD-Kartenleser. Die Möglichkeiten sind unendlich.
Hardware-Qualität
Was am meisten erstaunt: Die Modularität des Frameworks geht nicht zulasten des Designs. Das Teil ist weder dick noch unansehnlich. Er ist nicht so dünn wie die Highend-Geräte von Dell, Lenovo oder Apple. Mit seinem Schraubenmutter-Logo sieht er aber schick aus. Und wenn Dritthersteller erstmal alternative Displayrahmen liefern, dann kannst du mit diesem frechen Look sogar deine Zugnachbarn beeindrucken, falls du das möchtest.
Auch an der Verarbeitung gibt es nichts zu beanstanden. Nirgends knarzt es. Scharfe Kanten habe ich auch keine entdeckt. Anzeichen dafür, dass es sich um das Erstlingswerk handelt, finden sich aber doch. So reagierte bei mir anfangs das Touchpad nicht richtig. Klicks registrierte es überhaupt nicht. Auf der Framework-Seite fand ich aber umgehend Hilfe. So kann es vorkommen, dass das Touchpad nicht richtig fest sitzt. Die Lösung: Einmal fest in der Mitte des Touchpads draufdrücken. Seither funktioniert es einwandfrei.
Mich hat dieser Fix nicht gross gestört. Es passt zum DIY-Konzept des Framework. Da verwundert es auch nicht, dass du als Erstes ein Treiberpaket auf der Herstellerseite herunterladen musst. Etwas, das bei herkömmlichen Notebooks in der Regel nicht nötig ist.
Wie sieht es mit der Leistung aus?
Im Alltag mit Photoshop, Audition, Browsen etc. zeigt der Framework keine Schwächen. Das hätte mich auch überrascht bei den verbauten Komponenten. Um die Leistung etwas faktischer zu beurteilen, habe ich die CPU und die GPU mit Cinebench R23, Geekbench 5 sowie 3DMark getestet. Damit lässt sich die Single– und Multicore-Leistung gut vergleichen, auch in Bezug auf die Kühlleistung.
Benchmark | Ergebnis |
---|---|
Geekbench Single Core | 1541 Punkte |
Geekbench Multi Core | 5082 Punkte |
Cinebench R23 Single Core | 1446 Punkte |
Cinebench R23 Multi Core | 4858 Punkte |
3DMark Night Raid | Total: 15 567 Punkte
Graphics Score: 18 305 Punkte CPU Score: 8425 Punkte |
Die Ergebnisse liegen im erwarteten Bereich. Der Framework ist sicherlich kein Überflieger, aber die Performance stimmt mit der Preisleistung überein. Im Cinebench liegt der Framework gar vor dem Surface Pro 8, das im Test von Kollege Martin Jud mit dem teureren Intel i7-1185G7 ausgestattet ist. Für grafisch intensive Arbeiten oder Games ist der Laptop nicht ausgelegt, dafür reicht die integrierte Iris-Grafikkarte nicht aus. Mit dieser liegt der Framework gar knapp 20 Prozent hinter dem Surface Pro 8.
Akustisch macht sich der Framework bei der Vollauslastung durch die Benchmarks unmittelbar bemerkbar. Der Lüfter dreht auf vollen Touren, was gut hörbar ist. Er ist definitiv einen Zacken lauter als mein Surface Laptop 3, wenn der mal wieder aus unerfindlichen Gründen plötzlich aufheult. Immerhin erzeugt der Framework kein nerviges Pfeifen, sondern klingt einfach so, als würde ein kleiner Tischventilator gegen die Sommerhitze ankämpfen. Im normalen Betrieb ist der Framework zwar leise bis lautlos, aber es kommt doch etwas zu häufig vor, dass die Lüfter hörbar arbeiten.
Hier muss noch nachgebessert werden
Im Grossen und Ganzen gibt es kaum was auszusetzen am Framework. Die Verarbeitung stimmt, auf der Tastatur tippt es sich angenehm, das Display ist hell genug und das Trackpad ist grosszügig bemessen. Letzteres hat nach dem erwähnten Fix stets präzise funktioniert. Nicht immer so sauber arbeitet dagegen der Fingerabdrucksensor. Hier musste ich doch immer mal wieder den Pin eingeben. Die Webcam ist nicht mit Windows Hello kompatibel, daher gibt es keine Möglichkeit, für eine visuelle Entsperrung. Dafür verfügt sie zusammen mit dem Mikrofon über je einen physischen Schieberegler, zum Deaktivieren. Vorbildlich.
Am meisten zu Schaffen macht mir der Umstand, dass mein Framework regelmässig nicht bootet. Zwar leuchtet der Power-Button, aber der Bildschirm bleibt schwarz. Erst nach mehrmaligen Ein– und Ausschalten signalisiert das Framework-Logo, dass es nun geklappt hat. Den Fehler konnte ich bis heute nicht eruieren. An der Seite des Geräts gibt es eine LED, die im Morsecode-Stil Statusmeldungen herausgibt. Demzufolge funktioniert alles. Laut Tipps auf der Herstellerseite könnte es am RAM liegen. Aber auch dort konnte ich mit verschiedenen Programmen keine Probleme feststellen. Entweder handelt es sich um ein Montagsmodell oder irgendeine Komponente arbeitet nicht sauber. Bei meiner Recherche habe ich jedenfalls nicht den Eindruck erhalten, dass das Problem verbreitet ist.
Fazit: Mehr als nur ein nettes Konzept
Der Framework hält, was er verspricht. Du bekommst einen gut ausgestatteten Laptop zu einem fairen Preis (in den USA), den du fast frei konfigurieren und reparieren kannst. Fünf Schrauben und schon ist der Deckel weg und du blickst auf den aufgeräumtesten Laptop, den ich je gesehen habe. Jedes wichtige Bauteil ist beschriftet und mit QR-Codes versehen, die dich direkt zu How-to-Videos führen. Genial. Genauso genial ist das Konzept mit den steckbaren Modulen für die Anschlüsse. Es bietet maximale Flexibilität ohne merkliche Nachteile.
Der Framework ist nicht der schnellste, kompakteste oder leiseste Laptop auf dem Markt, aber wohl der mit der längsten Lebenszeit. Webcam kaputt? Bestellt dir für 29 US-Dollar eine neue und tausche sie eigenhändig aus. Und wenn dir der Laptop nach ein paar Jahren zu langsam ist, kannst du sogar das komplette Mainboard inklusive CPU und GPU ersetzen.
Mein Modell plagen allerdings noch ein paar Kinderkrankheiten. Dass das Gerät nicht in 100 Prozent der Fälle aufstartet, ist inakzeptabel.
Der Framework ist trotz seiner Modularität und der Reparierbarkeit kein fetter Klotz. Von aussen sieht er aus wie ein ganz gewöhnlicher Laptop. Im Innern ist er ein kleines Meisterwerk an Ingenieurskunst. Mit wenigen Handgriffen lassen sich die meisten Komponenten austauschen. Hoffentlich schneiden sich andere Hersteller eine Scheibe davon ab. Der Druck diesbezüglich scheint zuzunehmen.
Was Framework hier auf die Reihe gekriegt hat, ist weder Konzeptstudie noch Beta-Produkt. Wenn du gerne selber Hand anlegst oder dir der Umweltaspekt beim Laptopkauf wichtig ist, dann gibt es derzeit kaum ein besseres Produkt als den Framework.
Der Framework ist derzeit ausschliesslich in den USA erhältlich. Eine Ausweitung auf Europa sei aber geplant laut Hersteller. Über die Verfügbarkeit bei digitec werden wir euch informieren.
Philipp Rüegg
Senior Editor
Philipp.Rueegg@digitecgalaxus.chAls Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.