Galaxy S24 Ultra im Test: Samsung macht sein Top-Smartphone noch besser
Die Verbesserungen des Galaxy S24 Ultra sind meist klein, in der Summe bedeuten sie im Vergleich zum Vorgänger jedoch einen großen Unterschied.
Nach knapp sechs Wochen wird es Zeit, ein Fazit zum Galaxy S24 Ultra zu ziehen. Am meisten Aufmerksamkeit erhalten das flache Display, die Galaxy AI und die reduzierte Brennweite der Telekamera.
Flaches, robustes Display mit weniger Spiegelungen
Nach vielen Jahren mit an den Seiten abgerundeten Displays ist Samsung mit dem Galaxy S24 Ultra zu einem flachen Display zurückgekehrt. Ich mag die Spiegelungen an den runden Kanten nicht, entsprechend gut gefällt mir der Wechsel. Dafür nehme ich auch eine kleine Reduzierung des Bildschirm-zu-Gehäuse-Verhältnisses in Kauf. Das ist im Vergleich zum S23 Ultra von 89,9 auf 88,9 Prozent gesunken.
Dafür hat die Helligkeit beim 6,8 Zoll großen AMOLED-Display des S24 Ultra deutlich zugenommen. Allerdings lassen sich nur Zahlen zur «Peak Brightness» finden. Samsung gibt sie mit 2600 Nits an, die in Messungen auch nahezu erreicht werden. Für die alltägliche Nutzung wäre jedoch der typische und nicht der maximale Helligkeitswert interessant. Den gibt Samsung nicht an und ich habe bisher keine Messung dazu gefunden. Für meine Augen ist das Display des S24 Ultra selbst bei direktem Sonnenlicht sehr gut erkennbar. Unter den Top-Smartphones ist das aber inzwischen der Standard.
Noch kein Standard ist Gorilla Glass Armor. Die neueste Generation des bruch- und kratzfesten Glases von Corning benutzt Samsung als erster Smartphone-Hersteller. Ich habe mein Testgerät bisher nicht durch die Gegend geworfen, bin aber trotzdem von Gorilla Glass Armor angetan: Es reduziert die Spiegelungen beim Blick auf das Display deutlich. Wie stabil das Glas und der neue Titanrahmen sind, demonstriert JerryRigEverything.
Galaxy AI: Die künstliche Intelligenz ist noch nicht ausgereift
Der KI-Boom macht auch vor Samsung nicht halt. Mit der S24-Serie hat das Unternehmen verschiedene Funktionen unter dem Label Galaxy AI gebündelt. Dazu gehören eine Dolmetscher-App, Live-Übersetzungen von Telefonaten, Zusammenfassungen von Texten, Transkriptionen von Audioaufnahmen und Helfer bei der Bildbearbeitung. Das reicht vom Entfernen von Schatten und Spiegelungen bis zu generativen Erweiterungen von Bildern.
Während die Live-Übersetzungen von Telefonaten etwas Neues sind, ist die Dolmetscher-App nur Samsungs Version der Übersetzer-App, die Google seit Jahren anbietet. Samsungs Version ist zwar sprachlich nicht perfekt. Die Software will das Unternehmen aber fortlaufend verbessern.
Die Übersetzungs-Tools würde ich vor allem im Urlaub benutzen. Ein Begleiter im Alltag sind dagegen die Kamera-Features. Schatten erkennen und entfernen, ist dank guter HDR-Modi kaum nötig. Spiegelungen, die beim Fotografieren durch Scheiben entstehen, lasse ich dagegen gerne von der KI entfernen.
Inzwischen hat Samsung angekündigt, dass die Galaxy AI auch auf die S23-Serie und weitere Topgeräte von 2023 kommt. Das macht die S24-Serie nicht schlechter, nimmt ihr aber ein Alleinstellungsmerkmal.
Eine neue Kamera und wenig Veränderung
Samsung verbaut im Galaxy S24 Ultra mit einer Ausnahme das gleiche Kamerasystem wie im Vorgängermodell. Nur die zweite Telekamera für große Brennweiten ist eine andere. Ihren optischen Zoom hat der Hersteller allerdings von zehnfacher auf fünffache Vergrößerung reduziert. Dafür beträgt die Auflösung des Bildsensors statt 10 nun 50 Megapixel. Samsung begründet das unter anderem damit, dass die Leute viel öfter die fünffache als die zehnfache Vergrößerung benutzen. Zudem sorge der größere Bildsensor dafür, dass der zehnfache Digitalzoom nicht schlechter als der optische Zoom des Vorgängers sei. Kollege Lorenz Keller hat das überprüft.
Sein Fazit: «Trotz vermeintlich «schlechterem» optischen Zoom kann das S24 Ultra mit dem Vorgänger insgesamt gut mithalten. Allerdings ist das neue Zoomsystem nicht sichtbar besser als beim S23 Ultra. So kommt es sehr darauf an, was du im Alltag nutzt. Ist es vor allem der Zoombereich von 3x bis 5x, dann ist das Resultat ausgeglichen. Bei 5x bis 10x überzeugt das S24 Ultra mehr. Bei 10x oder leicht darüber ist es das S23 Ultra.»
Mit den – von der Telekamera abgesehen – unveränderten Kameras, liefert das Galaxy S24 Ultra weiterhin eine sehr gute Bildqualität ab. Ein Nachteil ist die «alte» Hardware nicht, da derzeit die meisten Verbesserungen im Kamerabereich auf Softwareebene bei der Nachbearbeitung erfolgen. Das zeigt sich zum Beispiel im Vergleich mit dem von mir im Herbst sehr gelobten Pixel 8 Pro.
Bei Tageslicht
Bei Tageslicht liefern beide eine hohe Bildqualität. Man könnte sich aber darüber streiten, welche Farbwiedergabe die natürlichere ist. Samsung setzt auf mehr Wärme durch etwas mehr Gelb im Bild.
Der Zoom in Aktion
Beim Zoom picke ich mir die fünffache Vergrößerung heraus, die beide Smartphones optisch bewerkstelligen. Von St. Peter-Ording aus ist der Leuchtturm Westerhever damit immer noch weit entfernt, aber schon besser als mit bloßem Auge zu erkennen. Die Unterschiede bei der Farbwiedergabe sind offensichtlicher als bei der Detailgenauigkeit. Ich kann mich allerdings nicht entscheiden, welche Aufnahme mir besser gefällt. Die des Galaxy S24 Ultra wirkt etwas klarer, aber auch härter.
Digital komme ich mit beiden Smartphones mit dem 30-fachen Zoom näher an den Leuchtturm heran.
Wobei die unterschiedlichen Bildausschnitte ein gutes Indiz dafür sind, warum Samsungs Aussage, die Leute wollen gar keine riesige Brennweite haben, einen wahren Kern hat. Bereits kleine Bewegungen sorgen für große Veränderungen beim Bildausschnitt. Das hindert Samsung nicht daran, weiterhin seinen 100-fachen Digitalzoom anzubieten.
Nachtmodus
Beide Smartphones nutzen im Nachtmodus eine längere Belichtungszeit. Beim Galaxy S24 Ultra sind es für dieses Bild etwa zwei Sekunden, beim Pixel 8 Pro sogar fünf bis sechs Sekunden. Das erscheint mir ein wenig lang. Zumindest sind die Straßenlampen ausgefranst und das Bild ist für meinen Geschmack für eine Nachtaufnahme zu hell. Das S24 Ultra wirkt schärfer, nicht überbelichtet und hat mit etwas mehr Gelb statt Weiß im Bild die angenehmere Farbe.
Selfie
Bei Selfies ist die Detailgenauigkeit identisch. Das Galaxy S24 Ultra sorgt aber mit etwas mehr Gelb für mehr Wärme in der Aufnahme. Meine Haut wirkt bei der seitlichen Mittagssonne weniger blass und ich gefalle mir besser.
Power ohne Ende
Das Samsung Galaxy S24 Ultra hat mit dem Snapdragon 8 Gen 3 den derzeit leistungsfähigsten Chipsatz für Android-Geräte an Bord. Damit hat es mehr Power bei weniger Stromverbrauch als sein Vorgänger. Zudem ist der Chipsatz noch weiter für KI-Anwendungen optimiert. Im Alltag wirst du das S24 Ultra selbst mit Spielen nicht an seine Leistungsgrenze bekommen.
Falls du diese Behauptungen durch Zahlen untermauert haben willst, verweise ich auf den Beitrag von Kollege Lorenz Keller. Der hat sich explizit damit beschäftigt, dass Samsung beim S24 und S24 Plus zu eigenen Prozessoren zurückgekehrt ist. Der Exynos 2400 schneidet zwar etwas schlechter ab als der Snapdragon 8 Gen 3 des S24 Ultra. Der Unterschied ist nicht so gravierend, wie in der Vergangenheit und der Exynos in diesem Jahr kein automatischer Nachteil.
Sehr ausdauernder Akku
Beim Akku hat sich beim Blick auf das Datenblatt des S24 Ultra nichts verändert. Er hat eine Kapazität von 5000 mAh und nimmt über USB-C bis zu 45 Watt entgegen. Das reicht, um ihn in etwa einer Stunde vollständig zu laden. Drahtlos lässt er sich mit bis zu 15 Watt laden und kann andere Geräte drahtlos mit bis zu 4,5 Watt laden.
Besonders positiv ist mir seine Laufzeit aufgefallen. 10:58 Stunden messe ich mit dem Batterietest von PCMark bei maximaler Displayhelligkeit. Damit übertrifft das S24 Ultra sogar das weniger helle Nothing Phone (2) – 10:56 Stunden – knapp und das ähnlich helle Pixel 8 Pro – 6:21 Stunden – deutlich. Nur das S24 Plus mit dem bisher unbeliebten Exynos 2400 hält mit 11:22 Stunden länger durch als das S24 Ultra.
S Pen und DeX: In diesem Jahr nicht beachtet
Das Galaxy Ultra hat vor vier Jahren die Nachfolge der Note-Serie bei Samsung angetreten und den S Pen integriert. Es ist damit das einzige relevante Smartphone mit einem integrierten Stift. Der hält zwar praktische Funktionen bereit, doch dieses Jahr ist nichts Neues dazu gekommen. Schreiben, Zeichnen und der Stift als Fernbedienung sind zudem nicht meins. Im Alltag verkümmert der Stift bei mir im Smartphone.
Nicht exklusiv dem S24 Ultra vorbehalten ist Samsung DeX. Die Desktopoberfläche für Android gibt es bis hinunter zu Mittelklassegeräten. Neues bietet sie in diesem Jahr nicht. Und so bleibt es bei: Kann praktisch sein, ist aber keine dauerhafte Alternative zu einem richtigen Computer.
Fazit
Kleine Verbesserungen sorgen für positives Gesamtbild
Das Samsung Galaxy S24 Ultra überzeugt mit einem flachen und sehr hellen Display, das widerstandsfähig ist und weniger spiegelt. Zudem hält der Akku sehr lange durch und Softwareupdates will Samsung erstmals sieben Jahre lang liefern.
Die Leistung hat sich im Vergleich zum Vorgänger nochmal erhöht – und der bot schon mehr als genug für die meisten Anlässe. Bei der Kamera gibt es nur eine Veränderung, die trotz weniger optischem Zoom kein Rückschritt ist. Insgesamt gehört das S24 Ultra weiterhin zur Spitzenklasse im Smartphone-Fotobereich.
Die Galaxy AI hat Potenzial, ist aber vor allem im Sprachbereich noch lange nicht ausgereift. Samsung bringt seine künstliche Intelligenz dankenswerterweise auch auf ältere Modelle – was dem S24 Ultra etwas an Exklusivität nimmt.
Insgesamt sorgen vor allem das Display, der Akku und der Zeitraum für Softwareupdates dafür, dass das S24 Ultra besser als das S23 Ultra ist.
Pro
- flaches Display mit Gorilla Glas Armor
- sehr lange Akkulaufzeit
- 7 Jahre Softwareupdates
Contra
- Galaxy AI muss noch lernen
- S Pen und DeX ohne große Neuerungen
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.