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Getestet: PowerEgg X, die eierförmige Wasserlandesau
Die PowerEgg-X-Drohne ist wasserfest, zeichnet Videos mit Ton auf und kann nebenbei auch als Camcorder verwendet werden. Hinzu kommt ein extravagantes Äusseres. Das klingt super, ist es aber nicht.
Normalerweise sind Drohnen wasserscheu. Doch dieses eiförmige Gerät von PowerVision kann in ein wasserdichtes Gehäuse gesteckt und bei Regen geflogen werden. Zudem lassen sich Schwimmer montieren, mit denen die Drohne auf dem Wasser landen und wieder starten kann.
Als ob das noch nicht speziell genug wäre, lässt sich PowerEgg X auch als Camcorder verwenden.
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Erste Inbetriebnahme
Die Drohne befindet sich in einem praktischen Köfferchen, das gut gegen Stösse und Schläge schützt. Das Water Resistance Kit, bestehend aus wasserdichtem Gehäuse und zwei Schwimmern, kommt in einem separaten Paket, das sich nicht zum Transport eignet. Wird die Drohne ins Gehäuse gelegt, hat sie keinen Platz mehr im Transportkoffer. In der wasserdichten Version kann die Drohne also nicht platzsparend transportiert werden.
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Zuerst muss ich die Drohne in Betrieb nehmen. Da bringt das Überraschungsei die erste Überraschung. Der Akku lässt sich nicht aufladen und ist verdächtig gewölbt. Mit anderen Worten: Kaputt. Zum Glück befindet sich im Water Resistance Kit eine weitere Batterie, sonst wäre hier mein schöner Test bereits zu Ende.
Die zugehörige App «Vision+ 2» läuft ab iOS 10 oder Android 5, also mit nahezu jedem Smartphone. Ich benutze ein iPhone 12 mini. Auch die entsprechenden Kabel sind vorhanden: Lightning, USB-C und microUSB. Das Ladegerät kann den Drohnenakku, die Fernbedienung und das Smartphone gleichzeitig aufladen.
Als erstes muss die Drohne mit der App verbunden werden. Das klappt zunächst nicht. Später auch nicht. Weder mit dem QR-Code noch durch Abtippen des Codes von Hand. Erst als ich auf die Idee komme, die Drohne nicht über die App, sondern in den Systemeinstellungen manuell per Wi-Fi zu verbinden, schaffe ich es.
Jetzt noch eine microSD-Karte einstecken und schon kann es losgehen. Doch nein: Der Kartenslot befindet sich unter dem Akku – wie die SIM-Karte bei alten Nokia-Handys. Also Akku raus, Karte rein, Akku rein. Danach sagt mir die App, ich soll die SD-Karte entfernen, da sonst das Firmware-Update nicht installiert werden kann. Also Akku raus, Karte raus, Akku rein, Firmware installieren, Akku raus, Karte rein, Akku rein. Den Akku kann ich übrigens auch nicht direkt einsetzen, weil da noch ein Schutzdeckel drüber ist.
Als mir endlich die erste Testaufnahme gelingt, bin ich enttäuscht. Die Bildqualität ist nicht besonders gut und die Tonqualität unterirdisch. Die Drohne hat einen lauten Lüfter eingebaut, der auch im Camcorder-Modus konstant läuft. Daher klingen Aufnahmen, als ob du dich in einem Maschinenraum befinden würdest.
Mit einer Handschlaufe kann das Ei im Stil eines Camcorders gehalten werden. Die vom Hersteller als intelligent bezeichnete Kamera kann Objekten folgen und Schrittbewegungen stabilisieren, da die Kamera ja einen Gimbal hat. Es gibt die Gimbal-Modi FPV, Follow und Lock. Das ist hübsch, aber da die Aufnahmequalität schlechter ist als mit jedem fünfjährigen Smartphone, sehe ich keinen Sinn, das vertieft zu testen.
Erster Flug
Die Drohne ist eher gross – deutlich grösser als eine DJI Air – und hat ein angenehmes, nicht allzu lautes Motorgeräusch. Steuerung und App verfolgen ein ähnliches Prinzip, wie man es von den DJI-Hobbydrohnen kennt.
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Die Tracking-Funktionen sind allerdings deutlich schlechter. Die Objektverfolgung muss aus mindestens vier Metern Höhe geschehen. Auch Umkreisungen um einen Point of Interest (POI) sind kompliziert. Du musst zuerst genau über dem auszuwählenden Objekt fliegen und die Drohne dann in die Ausgangsposition bringen. Nach dem Starten des Vorgangs musst du auf das Fadenkreuz halten, sonst behält die Drohne das Objekt nicht in der Mitte.
Das Übelste entdecke ich erst im Nachhinein: Bei den Videoaufnahmen friert immer mal wieder das Bild ein – und zwar nicht nur im Live-Bild, sondern auch auf der Aufnahme, welche die Drohne direkt auf die SD-Karte speichert.
Beim Fliegen wird mir klar, dass der Ton nicht von der Drohne aufgezeichnet wird, sondern vom Smartphone. Sobald die Drohne weit weg ist, verschwindet das Motorgeräusch. So könnte auch das Surren im Camcorder-Modus beseitigt werden. Allerdings macht es in vielen Situationen schlicht keinen Sinn, wenn der Ton und Bild an völlig unterschiedlichen Orten aufgezeichnet werden. Zudem ist die Audioqualität extrem komprimiert und viel schlechter als mit dem Smartphone üblich. Vermutlich liegt das daran, dass der Ton mit dem Bild synchronisiert wird – was immerhin gut funktioniert.
Bei der automatischen Heimkehr landet die Drohne im hohen Gras und betätigt sich als Rasenmäher. Fortan lande ich manuell. Mein hörbares Geschimpfe im Video bezieht sich darauf, dass ich nach der Landung die Aufnahme nicht stoppen kann.
Im Regen
Das wasserdichte Gehäuse kann mit oder ohne Schwimmer verwendet werden. Den Modus musst du vor dem Start in der App definieren. Ich teste zuerst ohne Schwimmer.
Das PowerEgg X fliegt im Regen problemlos. Aber es kullern Wassertropfen am Gehäuse herunter und trüben die Aufnahme. Die Landschaft sieht im Regenwetter ohnehin nicht besonders bezaubernd aus. Ich denk mir: Ja okay, man kann das machen – aber wozu?
Die Fernbedienung ist vermutlich nicht wasserdicht und die meisten Smartphones sind es auch nicht. Du müsstest also unter einem Unterstand fliegen, was aber nicht immer möglich ist und auch dem Gebot widerspricht, dass man die Drohne beim Fliegen sehen muss. Zudem musst du das Gehäuse im Trockenen montieren, sonst regnet es dir beim Zusammensetzen auf die wasser empfindlichen Teile der Drohne. Mit dem montierten Gehäuse braucht die Drohne aber viel Platz und ist zum Transport unpraktisch.
Versuchst du, ohne Schwimmer auf dem Wasser zu landen, kann es sein, dass die Drohne ganz kurz unters Wasser taucht. Die übersteht das problemlos und fliegt danach einfach weiter.
Die Drohne hat jedoch des öfteren Probleme, sich stabil in der Luft zu halten. Sie driftet seitlich ab oder verändert die Höhe. Das hat einmal auch zu einem kleinen Crash geführt, den die Drohne aber dank ihrer Wasserfestigkeit ohne Schaden überstanden hat.
Auf dem See
Wasserlandung – das hört sich witzig an, doch viele realistische Anwendungsmöglichkeiten gibt es nicht. Bei Flüssen mit starker Strömung kann leicht etwas schief gehen. Ruhige Bäche sind oft unter Bäumen, wo das GPS nicht funktioniert. Viele Seen sind Naturschutzgebiete, wo die Drohne nichts zu suchen hat. Und in der Badi zwischen den Leuten umherschwirren geht auch gar nicht.
Ich fahre an den Walensee – dort ist das Fliegen erlaubt und die Umgebung gibt optisch was her. Die Styroporschwimmer sind schnell montiert, Werkzeug braucht es nicht. Doch dann startet die Drohne nicht. Das GPS findet zu wenige Satelliten.
Die steilen Berge am Walensee verdecken wahrscheinlich einen Teil der GPS-Satelliten. Ich packe die DJI Mavic Air 2S aus, um einen Vergleich zu haben. Hier zeigt mir die App zwar ebenfalls an, dass das GPS-Signal schwach ist; die Drohne fliegt aber trotzdem ohne Probleme. Beim PowerEgg ist ein Flug nicht möglich.
Irgendwann, nach zahlreichen Verschiebungen des Startpunkts, hebt die Drohne dann doch noch ab. Leider ist ein Teil des Akkus schon aufgebraucht. Durch die Schwimmer verkürzt sich die Flugzeit, da der Luftwiderstand grösser ist. Immerhin kann ich noch ein paar Runden drehen und auch auf dem Wasser landen. Das funktioniert.
Bei schönem Wetter spiegelt sich das Sonnenlicht am Gehäuse. Wassertropfen verstärken den Effekt; er tritt aber auch auf, wenn das Gehäuse vollkommen trocken ist.
Bei diesem Ausflug sind zwei Dinge kaputt gegangen. Im Innern des Gehäuses befinden sich zwei kleine angeleimte Gummihalterungen, von denen sich eine gelöst hat. Vielleicht hat meine unerfahrene Behandlung einen Anteil daran, aber besonders stabil ist das sicher nicht.
Ausserdem ist die Smartphone-Halterung der Fernbedienung zerbrochen. Der Grund dafür: Das Bild stand immer auf dem Kopf, ausser wenn ich das Smartphone ganz senkrecht stellte. Das führte dazu, dass ich das Smartphone immer noch weiter aufstellen wollte, obwohl das Scharnier bereits am Anschlag war. Und da das Scharnier streng geht, merkst du nicht, wenn du bereits am Anschlag bist.
Fazit: zu viel gewollt
Ich mag die Originalität des PowerEgg X, und grundsätzlich funktioniert das Konzept. Auf dem Wasser landen und wieder starten ist problemlos möglich, ebenso im Regen fliegen. Falls du das für ein Projekt unbedingt brauchst, gibt es schlicht keine Alternative.
Gäbe es eine Alternative, würde ich das PowerEgg X aber nicht empfehlen. Das Ding hat zu viele Mängel. Die eh schon dürftige Bildqualität wird durch Wassertropfen und Reflexionen weiter beeinträchtigt, hinzu kommen Lags bei Videoaufnahmen. Im Camcorder-Betrieb stört das Lüftergeräusch und generell die miese Audioqualität. Das GPS ist so schwach, dass es selbst unter freiem Himmel teilweise nicht benutzt werden kann. Flugeigenschaften, Flughilfen und Hinderniserkennung sind auch nicht auf dem Level von DJI. Der Akku war schon ab Werk hinüber und mehrere Dinge gingen im Betrieb kaputt. Auch die Software funktioniert nicht fehlerfrei. PowerVision will mit diesem Ei zu viel aufs Mal. Unter dem Strich ist PowerEgg X ein Gerät, das zwar alles ein bisschen kann, aber nichts davon gut.
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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.