
GPMI soll in China HDMI ablösen
Ab diesem Jahr sollen in China TVs mit GPMI- anstelle von HDMI-Anschlüssen verkauft werden. Der neue Standard kann bis zu 192 Gigabit pro Sekunde und bis zu 480 Watt übertragen. Ebenfalls hilft er, Lizenzkosten zu sparen.
Das dürfte die HDMI Licensing Administrator, Inc. in Kalifornien nicht freuen: Ein neuer Übertragungsstandard beziehungsweise neue Kabel und Anschlüsse stehen vor der Tür. Er wird ab diesem Jahr mehr Datendurchsatz und Strom bieten. Ausserdem sorgt er dafür, dass weniger Lizenzkosten fürs «High Definition Multimedia Interface» (HDMI) von China Richtung USA fliessen werden. Denn für chinesische Unternehmen wird die Lizenzierung von GPMI kostenfrei sein.
Der neue «General Purpose Media Interface» (GPMI) genannte Display- und Power-Delivery-Standard wurde seit 2019 von der aus über 50 chinesischen Unternehmen bestehenden Shenzhen 8K UHD Video Industry Cooperation Alliance (SUCA) entwickelt und nun finalisiert. Teil der Cooperation sind namhafte Firmen der Branche wie Hisilicon, TCL, Hisense, Huawei und Tencent, die alle GPMI in künftigen Produkten einsetzen wollen.
Ein Kabel für Video, Audio, Netzwerk und Strom
Die neue Schnittstelle ist in zwei Varianten verfügbar. Einer etwas schwächeren mit USB-C-Stecker und einer stärkeren mit einem breiteren Typ-B-Stecker. Der erinnert allerdings eher an einen flachen HDMI-Anschluss als an einen USB-B-Port – mit dem für Drucker typischen Anschluss hat er nichts am Hut. Der grosse Anschluss hat den Vorteil, dass damit viele TVs ohne zusätzliches Stromkabel auskommen werden. Neben Video, Audio und Netzwerk fliesst mit bis zu 480 Watt für die meisten Fernseher genügend Energie.
Beide GPMI-Varianten sind auf dem Papier HDMI überlegen:
- GPMI Typ-B unterstützt bis zu 192 Gigabit pro Sekunde (= 24 Gigabyte) und 480 Watt.
- GPMI Typ-C unterstützt bis zu 96 Gigabit pro Sekunde (= 12 Gigabyte) und 240 Watt.
Beim Vergleich übertrifft der Datendurchsatz wie auch die Stromübertragung von GPMI alle gängigen Standards dieser Zeit. Immerhin kann Thunderbolt mit aktivem Bandwidth Boost mit dem kleineren Typ-C gut mithalten:
- HDMI 2.1 kann mit bis zu 48 Gigabit pro Sekunde (Gbps) Daten übertragen.
- Mit DisplayPort 2.1 liegen bis 80 Gbps und 240 Watt drin.
- Mit USB 4 Gen 3×2 sind es bis 40 Gbps und 100 Watt Power Delivery.
- Thunderbolt 5 bringt normalerweise ebenfalls bis zu 80 Gbps, kann aber mittels Bandwidth Boost bis zu 120 Gbps erreichen. Beim Strom liegen mit Thunderbolt 5 wie bei GPMI Typ-C 240 Watt drin.
Zum USB-Standard kompatibel, verfügt über Alternativen zu HDMI-CEC und HDCP
Da die Filmindustrie stets nach Kopierschutz schreit, ist bei GPMI eine Alternative zur High-bandwidth Digital Content Protection (HDCP) implementiert. Die wird hier ADCP genannt. Und damit Fernbedienungen weiterhin unterschiedliche Geräte steuern können, ist auch eine HDMI-CEC-Alternative namens Cableinfo-Link vorhanden.
Weiter verfügt die schwächere Version von GPMI nicht nur äusserlich über USB-C, sondern ist auch sonst zu USB kompatibel. Das gilt abgesehen vom Stecker auch für die stärkere Version. Die entsprechende USB-Zulassung wurde laut einem Bericht von HKEPC Hardware bereits erteilt. Die Lizenzierung von USB ist in Bezug auf die Technologie selbst kostenfrei. Dass auch andere Standards den USB-C-Anschluss nutzen, ist indes nicht ungewöhnlich. Thunderbolt-5-Anschlüsse haben ebenfalls das USB-C-Format und sind dazu kompatibel.
In Anbetracht der gross angekündigten Unterstützung dürfte sich GPMI in China die kommenden Jahre gegenüber HDMI im TV-Bereich durchsetzen. Ob der neue Standard auch ausserhalb des Landes Chancen haben könnte, ist schwer abschätzbar. Aufgrund fehlendem Content mit entsprechend hoher Bitrate im Filmbereich bringt mehr Datendurchsatz momentan wenig. Von der Seite betrachtet, sehe ich für die schwächere GPMI-Version mit USB-C-Stecker mehr Chancen. Diese ist eher für die Computing-Branche gemacht, wo der Bedarf an mehr Datendurchsatz schneller steigt. Dort könnte Thunderbolt als Konkurrent direkt angegangen werden. Sollte GPMI eines Tages ausserhalb Chinas lanciert werden, wäre letztendlich auch die Art der Lizenzierung entscheidend für die Chance auf Erfolg.
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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.