Häufigste Ursachen für Rückenschmerzen: Ergonomie des Arbeitsplatzes, Übergewicht und Rauchen
Wenn’s im unteren Kreuz ziept und schmerzt – dann bist du damit nicht allein: 619 Millionen Menschen leiden weltweit an Rückenschmerzen und die Zahl der Betroffenen nimmt weiter zu. Das sind die Ursachen und Folgen.
Kreuzschmerzen lassen sich nicht einfach ausblenden: Wer mit Beschwerden im unteren Rückenbereich zu kämpfen hat, dessen Lebensqualität leidet merklich. Weltweit betrachtet, verursachten diese Schmerzen im Jahr 2020 unglaubliche 69 Millionen Lebensjahre in schlechter Gesundheit. Das hat nicht nur Auswirkungen für jeden einzelnen Betroffenen, sondern zieht auch enorme ökonomische Folgen nach sich.
Zwei von drei Menschen leiden an Rückenschmerzen
Eine Auswertung des Robert-Koch-Instituts ergab 2021, dass mehr als zwei von drei der Befragten unter Schmerzen im Rücken leiden – genauer: die meisten quält der untere Wirbelbereich. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam nun eine weltweite Studie, die über 30 Jahre die globale, regionale und nationale Belastung durch Rückenschmerzen und die dafür verantwortlichen Risikofaktoren systematisch untersuchte. Demnach leiden weltweit 619 Millionen Menschen unter den Folgen eines schmerzenden Rückens.
Frauen über 75 am häufigsten betroffen
In der Studie wurde die Allgemeinbevölkerung in 204 Ländern und Regionen untersucht. Mit dem Ergebnis, dass die Beschwerden bei Menschen aus Ungarn und Tschechien am häufigsten auftreten, auf den Malediven und in Myanmar kommen sie am seltensten vor. Unabhängig von der Region sind über alle Altersgruppen hinweg betrachtet mehr Frauen als Männer betroffen. Ab einem Alter von 75 Jahren ist der Geschlechterunterschied besonders ausgeprägt. Insgesamt sind Menschen ab 85 Jahren prozentual am stärksten betroffen.
Hauptursachen: ergonomische Faktoren am Arbeitsplatz, Übergewicht und Rauchen
Die Forschenden untersuchten auch, welche Risikofaktoren am häufigsten Rückenschmerzen verursachen können. Dabei stellte sich heraus, dass egal ob körperliche Arbeit oder Bürojob, die Gefahren für ein Rückenleiden überall auftreten. Denn rund 40 Prozent der Kreuzschmerzen werden durch drei Hauptrisikofaktoren bedingt:
Schlechte ergonomische Faktoren am Arbeitsplatz: Es kann eine falsche Sitzposition im Büro sein, langes Stehen etwa an einem Verkaufsstand oder das falsche Heben schwerer Lasten, am Arbeitsplatz entstehen in vielen Fällen Rückenbeschwerden.
Übergewicht: Durch die erhöhte Last auf den unteren Wirbelbereich sowie eine höhere Beanspruchung der Bandscheiben und Gelenke geht Übergewicht häufig mit Rückenschmerzen einher. Eine Studie aus Norwegen zeigte beispielsweise einen Zusammenhang zwischen dem Body-Mass-Index (BMI) und Rückenschmerzen, wonach das Risiko mit zunehmendem BMI anstieg.
Rauchen: Als Folge des Rauchens denkst du in gesundheitlicher Hinsicht bestimmt an vieles, aber nicht zuerst an Kreuzschmerzen. Doch tatsächlich zeigte die Analyse, dass regelmäßiger Tabakkonsum zu den drei Hauptrisikofaktoren für chronische Rückenleiden zählt. Die Hypothese ist, dass es die gefäßverengende Wirkung von Nikotin ist, die zu einer schlechteren Durchblutung und damit mangelnden Versorgung von Knochen, Bandscheiben und Rückenmuskulatur führt.
Die Prognosen sind düster
Zwar ist global gesehen die altersbereinigte Zahl der Menschen, die an Schmerzen im Rücken leiden, seit den 1990er Jahren rückläufig. Doch für die Zukunft zeichnen die Studienautorinnen und -autoren ein düsteres Bild: In den kommenden 30 Jahren gehen sie davon aus, dass die Zahl der Betroffenen ansteigen wird. Für das Jahr 2050 prognostizieren sie bereits 840 Millionen Menschen mit Kreuzschmerzen. Das geht auch mit einer steigenden Belastung für die Gesundheitssysteme einher. In den USA etwa beliefen sich die Gesamtkosten für alle Wirbelsäulenleiden von 2012 bis 2014 bereits auf 315 Milliarden US-Dollar.
Vorbeugen lohnt sich
Die Wahrscheinlichkeit, einmal mit Rückenschmerzen zu tun zu haben, ist also für jeden einzelnen hoch. Deshalb lohnt es sich umso mehr, dem Leiden im Kreuz vorzubeugen. Oft können auch hier schon kleine Gewohnheitsänderungen, die ergonomische Optimierung des Arbeitsplatzes oder regelmäßige Entspannungsmomente einen großen Unterschied machen.
Hier findest du Tipps, die dabei helfen Rückenschmerzen zu vermeiden oder in akuten Situationen zu entschärfen.
Wenn es weiter oben weh tut: Schmerzen im Nacken
Die Chancen stehen wohl ganz gut, dass du diesen Text auf deinem Handy liest. Gerade das Starren aufs Handydisplay zwingt uns aber unbewusst oft in eine ungünstige Haltung, die dann ähnlich unangenehme Folgen hat wie Rückenbeschwerden: Nackenschmerzen. In unserer zweiteiligen Serie erfährst du alles über die Ursachen davon und was dir bei Nackenschmerzen, Schulter- und Halswirbelproblemen helfen kann.
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.