Honor Magic V3: Die Stärken klappen die Schwächen weg
Honor zeigt, dass ein Foldable kein Klotz sein muss. Das Magic V3 ist dünner als jedes andere faltbare Smartphone auf dem Markt. Es lässt sich zum Mini-Tablet aufklappen. Doch nicht alles ist Gold, was am Magic V3 glänzt.
Für alle, die einen Sinn darin sehen, ein reguläres Smartphone auf die doppelte Grösse aufzuklappen: Das Honor Magic V3 ist das aktuell dünnste Foldable. Dafür musst du auf nichts verzichten und trägst trotzdem keinen Klotz in der Tasche. Allerdings ist das Gerät mit fast 2000 Euro oder Franken bei der Einführung extrem teuer.
Design und Displays: Das dünnste Foldable der Welt
Das aufklappbare Honor Magic V3 ist gerade mal 9,2 Millimeter dünn – in geschlossenem Zustand. Der Bildschirm misst dann 6,4 Zoll. Aufgeklappt ist es noch 4,4 Millimeter dünn und hat ein Display mit 7,9 Zoll.
Während ich mit einem Samsung Galaxy Z Fold 6 mit seinen 12,1 Millimetern Dicke bei geschlossenem Zustand gefühlt zwei Smartphones in der Hand halte, trage ich mit dem Magic V3 fast so wenig herum wie mit meinem regulären Smartphone, einem Google Pixel 8.
Die mattierte grüne Rückseite des Foldables gefällt mir gut und die sanft abgerundeten Kanten fühlen sich angenehm an. Allerdings ist das Material ziemlich rutschig. Das Kameramodul ist riesig, klobig und macht das Phone gleich wieder etwas dicker. Dafür ist das Modul mittig positioniert, und das Smartphone wackelt wenigstens in geschlossenem Zustand nicht auf dem Tisch. Beim Vorgänger sah das noch anders aus: Es hatte ein eckiges Modul, seitlich an der Rückseite.
Ich blicke aussen und innen auf ein OLED-Display mit satten Farben und guten Kontrasten. Die Auflösung beträgt beim Aussendisplay 2376 ×1060 Pixel und beim Innendisplay 2344 × 2156 Pixel. Damit bleibt es im Vergleich zum Vorgängermodell unverändert. Aufgeklappt bemerke ich den Falz kaum. Er stört mich nicht, während ich das Smartphone nutze und ist zudem kaum sichtbar. Der Home-Button ist zwar direkt im Falz positioniert, ich kann ihn aber problemlos verwenden.
Praktisch finde ich, dass der Lautstärkeregler beim zugeklappten Phone am oberen Teil angebracht ist und der Einschaltknopf am unteren. Klappe ich das Phone auf, ist der eine Knopf links, der andere rechts. So kann ich problemlos mit physischen Knöpfen einen Screenshot machen. Dafür muss ich die beiden Knöpfe gleichzeitig drücken. Beim Google Pixel 9 Pro Fold oder dem Samsungs Galaxy Z Fold 6 muss ich das Phone immer drehen, um sie gleichzeitig drücken zu können.
Hardware: Qualcomm-Chip und solider Akku
Bei der Hardware hat Honor auf die neueste Technik zurückgegriffen und verbaut einen Snapdragon 8 Gen 3. Dazu kommen 12 GB RAM und 512 GB interner Speicher.
Im Samsung Galaxy Z Fold 6 ist der gleiche Chip verbaut, lediglich etwas höher getaktet. Das sehe ich auch in meiner Messung mit Geekbench 6. In der Praxis zeigt der Rückstand beim Magic V3 keine Nachteile. Allerdings zeigt das Magic V3 im Single-Core-Modus ein schwächeres Ergebnis als das Magic V2 mit dem älteren Snapdragon 8 Gen 2. Das sollte eigentlich nicht sein. Eine Erklärung habe ich aber bisher nicht gefunden. Immerhin, beim Multitasking ist das Magic V3 besser.
Der Akku hat mit 5150 mAh eine etwas grössere Kapazität als das Vorgängermodell mit 5000 mAh. Er reicht locker über einen Tag. Mein Test mit PCMark simuliert eine durchschnittliche Nutzung mit Scrollen, Videos bearbeiten und Websurfen. Dabei kommt das Gerät auf eine Akkulaufzeit von 13 Stunden und knapp 40 Minuten. Im Stromsparmodus legt das Gerät noch zwei Stunden drauf. Dann befindest du dich im Darkmode und ohne Always On Display. Auch die Aktivitäten von Apps im Hintergrund sind in diesem Szenario eingeschränkt.
Aufgeladen wird das Honor Magic V3 mit dem mitgelieferten Netzteil mit bis zu 66 Watt in etwas über einer Stunde. Kabellos gehen bis zu 50 Watt.
Honor hat beim Magic V3 eine IPX8-Zertifizierung. Damit ist es zwar nicht zertifiziert vor Staub geschützt, aber einen Tauchgang in Süsswasser hält es bis 2,5 Meter für 30 Minuten durch.
Kameras: detailreiche Bilder mit natürlichen Farben
Bei den Kameras hat sich die Form des Moduls stark verändert. Megapixel bekommst du etwas mehr. Hier die Spezifikationen:
- Hauptkamera: 50 MP, f/1,6
- Tele: 50 MP, f/3,0, 2,5× optischer Zoom
- Ultraweitwinkel: 40 MP, f/2,2
- Frontkameras aussen und innen: 20 MP, f/2,2
Die Kameras liefern Bilder sehr nach meinem Geschmack. Sie haben eine natürliche, nicht übertrieben knallige Farbwiedergabe. Etwas weniger geschärft dürften sie sein, Details einer Berglandschaft beispielsweise kommen so aber extrem gut zur Geltung.
Will ich die Hauptkamera statt der Frontkamera für Gruppenfotos und Selfies verwenden, ist das kein Problem. Mit einem Button in der Kameraapp zeigt es mir aufgeklappt eine Vorschau auf dem Aussendisplay an.
Die Selfies gefallen mir sowohl mit der Haupt- als auch der Frontkamera.
Bis zum zweifachen optischen Zoom ist die Qualität völlig in Ordnung. Beim dreifachen, nun digitalen, Zoom ist die Qualität immer noch okay. Ab dem zehnfachen flachen die Strukturen der Objekte bereits stark ab. Das sehe ich aber erst beim Vergrössern des Bildes auf dem Bildschirm. Den 50-fachen Zoom empfehle ich nicht mehr. Eine 100-fache Vergrösserung ist theoretisch möglich, praktisch aber unbrauchbar.
Bei Nacht finde ich die Kamera auf den ersten Blick erstaunlich gut, beim Heranzoomen sehe ich aber Schwächen. Fenster von Häusern sind verwaschen und wirken entstellt. Die Detailwiedergabe nimmt stark ab. Bei dunklen Innenräumen mit spannenden Lichteinfällen ergeben sich wiederum schöne Ergebnisse.
In der Kamera-App gibt es Spezialfunktionen wie ein 360-Grad-Panorama oder Lichtmalereien. Für mich sind das Spielereien. Die Panoramafunktion beim Honor Magic V3 finde ich jedoch äusserst beeindruckend. Die Auflösung am Computer ebenfalls. Hier zeige ich dir aus Platzgründen lediglich ein Drittel der vollständigen Aufnahme.
Bei der Lichtmalerei kannst du dank längerer Belichtungszeit einen malerischen Effekt erzeugen. Beispielsweise zeichnest du mit Licht ein Bild in die Luft. Oder du zeigst den Fluss einer Wasserbewegung.
Die Ergebnisse finde ich eher mittelmässig. Die Bilder sehen trotz Stativ teils sehr unscharf aus und oftmals künstlich. Beim Wasserfall fand ich die sanfte Unschärfe passend und das Bild an sich durchaus in Ordnung. Bei einer Aufnahme einer belebten Verkehrsader war ich weniger zufrieden.
Software hat noch Ausbaubedarf
Honor nutzt Android 14 mit der hauseigenen Benutzeroberfläche «Magic OS 8» für das Foldable. Was sehr gut funktioniert, ist die Anzeige einer App beim Wechsel vom Innen- auf das Aussendisplay, wenn ich das Smartphone schliesse. Dann passen sich beispielsweise die Schriftgrössen und Bilder an das Displayformat an. Umgekehrt klappt es natürlich auch.
Zudem hat Honor einige Apps an die Faltfunktion angepasst. Öffne ich beispielsweise die Kamera-App, kann ich entweder ganz aufgeklappt den ganzen Screen nutzen, oder ich klappe das Magic V3 halb auf. Dann sehe ich auf der linken Seite eine Vorschau der erstellten Fotos zum Scrollen und rechts die Kamera.
Auch Drittanbieter-Apps haben solch angepasste Designs. Leider gehört Youtube nicht dazu, wie es bei Samsung der Fall ist. Dafür ist beispielsweise bei Instagram die Menüleiste vertikal links angebracht.
Nicht alle Apps lassen sich bei geöffnetem Smartphone willkürlich um 90 Grad drehen. Beispielsweise zocke ich nur im Querformat, während die Benchmarks nur hochformatig angezeigt werden.
Videos und Spiele: Leistung und Grafik stimmen
Für Spiele liegt das Honor Magic V3 auch geöffnet leicht und gut in den Händen. Für den Leistungcheck bediene ich mich des Programms 3D-Mark und eines leistungshungrigen Stresstests. Dieser zeigt mir an, wie gut sich das Smartphone in einer 20-minütigen Session eines grafiklastigen Spiels schlägt.
Die Leistung bleibt auch bei längerer Belastung äusserst konstant. In der Praxis zocke ich «Genshin Impact». Das grafiklastige Spiel lässt sich auf dem Grossbildschirm auch in hoher Auflösung flüssig zocken.
Das Honor Magic V3 eignet sich zudem wunderbar fürs Anschauen von Videos. Dank Faltmechanismus gibt es einen entscheidenden Vorteil gegenüber regulären Smartphones: Ich kann das Honor Magic V3 aufstellen, um ein Video freihändig anzuschauen. Das OLED-Display liefert ein kontrastreiches, sattes Bild mit dunklem Schwarz. Der Ton ist für ein Smartphone sehr angenehm.
KI-Funktionen: Google ins Boot geholt
Bei Künstlicher Intelligenz hat Honor bisher nicht viel zu bieten gehabt. Nun haben die Chinesen ein Angebot an verschiedenen Funktionen, die sie teils in Zusammenarbeit mit Google auf die Geräte gebracht haben. Das betrifft beispielsweise den «Magischen Radierer» für die Fotobearbeitung.
Schon bekannt sind die KI-Vorschläge. Die findest du auf der Startseite in einem Ordner. Dort schlägt das Smartphone dir jeweils vier Apps vor, die auf deinem Nutzungsverhalten basieren. Also Apps, die du täglich nutzt, oder immer zu bestimmten Uhrzeiten.
Praktisch für den Formfaktor des Honor Magic V3 sind die Face-to-Face-Übersetzungen. Dir wird dein gesprochener Text auf einer Seite des Bildschirms angezeigt und dein Gegenüber sieht sofort in der gewünschten Sprache die Übersetzung auf der anderen Seite. So könnt ihr zusammen einen Dialog führen und habt einen Dolmetscher zwischen euch.
Eine ähnliche Funktion gibt es auch auf Samsung-Geräten. Bei meinem kurzen Test habe ich bisher keine Probleme oder falsche Übersetzungen festgestellt.
Die Notiz-App von Honor kann Handnotizen in Druckschrift umwandeln. Etwas witzlos für mich, da hierzulande der einzig kompatible Stift für das Magic V3 nicht erhältlich ist. Zur Not kann ich auch mit dem Finger etwas schreiben und das Smartphone wandelt mir die Worte korrekt um.
Fazit
Mehr Smartphone auf so wenig Raum geht fast nicht
Das Honor Magic V3 bietet alle Vorteile eines High-End-Geräts in einem Foldable ohne dabei ein schweres und dickes Smartphone zu sein. Das dünne Gehäuse kommt zudem ohne Abstriche bei der Hardware aus. Ich kann das Gerät so gut geöffnet wie geschlossen nutzen, störe mich nicht am Falz und zocke auch eine halbe Stunde, ohne dass die Leistung des Honor Magic V3 einbricht.
Drei negative Punkte sind mir dennoch aufgefallen. Punkt eins ist und bleibt ein Problem aller Foldables: der immens hohe Preis. Honor könnte zudem noch mehr Apps an den faltbaren Formfaktor angleichen. Das aber eher am Rande. Punkt drei ist ein Wunsch: den Stift nach Europa bringen, um Skizzen und Notizen zu erstellen. Das wäre für mich der Hauptgrund, das Foldable anzuschaffen.
Bezüglich Preis wäre eine Alternative auf das Vorgängermodell, das Honor Magic V2 zurückzugreifen. Auch das ist bereits erstaunlich dünn und bringt eine gute Hardware mit. Und es ist immerhin etwas günstiger.
Bis das Honor Magic V3 zu uns in den Shop kommt, dauert es noch eine Weile. Sobald ich genaueres weiss, wird das Produkt hier natürlich ergänzt.
Pro
- Extrem dünn
- Falz fällt nicht auf
- High-End-Hardware
Contra
- Kein Stift zum Gerät (hierzulande)
- Sehr hoher Preis
Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los.