Ich teste das Google Pixel 8 – und vermisse keine Pro-Features
Meine Smartphones der letzten Jahre hiessen Max, Pro und Ultra. Wie komme ich nun mit einem ganz normalen Google Pixel 8 klar? Viel besser als befürchtet.
iPhone 14 Pro Max, Google Pixel 7 Pro, Samsung Galaxy S23 Ultra. Das waren die letzten drei Smartphones, die ich über längere Zeit als Hauptgerät genutzt habe. Alles Topgeräte, die 1000 Franken und mehr kosten.
Nun soll ich also downsizen und im Alltag das Google Pixel 8 testen – ganz ohne Max, Pro oder Ultra. Es ist für etwas mehr als 700 Franken oder Euro erhältlich und ein klassischer Vertreter der oberen Mittelklasse. Vor einem Monat zum Teststart waren meine Bedenken gross: Ist der Akku zu schwach, der Screen zu klein, der Prozessor zu schwach? Vermisse ich den Zoom und andere Pro-Features – und will darum so schnell wie möglich wieder in die Topliga zurück?
Befürchtung 1: Der Akku reicht nicht
Fotos schiessen, Videos drehen, Netflix und Youtube schauen, Musik streamen, Social Media checken, Mails, Messages und Chats abrufen – ich bin ganz klar ein Vielnutzer. Und das privat wie beruflich, alles mit einem Smartphone. Die Zahlen aus dem «Digital Wellbeing»-Tool von Android zeigen das eindrücklich: 300 bis 400 Benachrichtigungen pro Tag, fünf bis sieben Stunden Bildschirmzeit.
Schon ein nur durchschnittlich guter Akku wie im Pixel 7 Pro kommt da an die Grenzen. Das liess nichts Gutes fürs Pixel 8 erahnen, obwohl der Akku mit 4575 mAh leicht grösser ist als beim Vorgänger (4355 mAh) ist.
Doch das System ist deutlich effizienter geworden. Ich bin in den rund fünf Wochen Test nie an die Grenzen der Batterie gestossen. 6 Uhr aufstehen, 23 Uhr ins Bett – das geht auch für Vielnutzerinnen und Vielnutzer mit einer Akkuladung. Da ich primär in der Nacht geladen habe, spielen die mittelmässigen Ladekapazitäten mit 27 Watt am Kabel und 18 Watt drahtlos nicht so eine Rolle.
Im Ausdauertest mit Youtube-Streaming über WLAN hat das Pixel 8 rund 18 Stunden durchgehalten. Besser etwa als das Honor 90, das trotz 5000 mAh grossem Akku nach 15 Stunden schlapp gemacht hat. Nicht ganz so gut wie das Nokia G42 mit 20 Stunden.
Fazit: Der Akku ist deutlich besser als erwartet. Die Laufzeit ist nicht herausragend, aber gut. Und im Gegensatz zum Vorgänger kein Schwachpunkt mehr im Vergleich zur Konkurrenz.
Befürchtung 2: Der Bildschirm ist zu klein
Das Downsizing wurde mir vor einem Monat deutlich vor Augen geführt, als ich mein 6,7-Zoll-Smartphone zur Seite legte und erstmals das Pixel 8 mit 6,2 Zoll kleinem Bildschirm in die Hand nahm. Die erste Reaktion: Das geht doch gar nicht.
Doch ich habe mich erstaunlich schnell ans «Mäusekino» gewöhnt – so wie du dich beim umgekehrten Wechsel auch problemlos an einen grössere Bildschirme anpasst. Schon nach ein paar Tagen weiss ich die positiven Dinge zu schätzen: Das Pixel 8 ist kompakt gebaut und mit knapp 190 Gramm auch deutlich leichter als die grossen Klopper.
Der Grossteil des Gewichts liegt direkt in der Hand, so ist die Gefahr viel kleiner, dass dir das Gerät herunterfällt. Trotz der rutschigen Rückseite, die nicht ideal ist. Auch sonst ist das Pixel 8 rundum handlich. Du erreichst mit den Fingern alle Bereiche des Touchscreens und das Handy lässt sich auch in kleinen Hosentaschen gut verstauen.
Du machst bei der Grösse Abstriche, aber nicht bei der Qualität. Der hochaufgelöste OLED-Bildschirm kann je nach Bedarf von 60 bis 120 Hertz Bildwiederholfrequenz wechseln, zeigt sehr natürliche Farben und ist sehr hell. 1400 Nits ist der Helligkeitswert im Alltag, der bis maximal 2000 Nits hochgeschraubt werden kann. Das Pixel 8 gehört damit in diesem Punkt zu den besten Geräten auf dem Markt – vor allem in diesem Preisbereich.
Fazit: Der Bildschirm ist qualitativ ein Highlight. Die handliche Bauweise eine grosse Stärke. Mit der Screengrösse komme ich inzwischen meistens sehr gut klar, ausser wenn ich unterwegs die Marvel-Serie «Loki» auf Disney+ streame. Da würde ich die vielen Szenen auf fremden Planeten und in speziellen Settings schon gerne auf einem grösseren Bildschirm anschauen.
Alle technischen Details, auch im Vergleich mit dem Google Pixel 8 Pro, findest du in dieser Tabelle.
Befürchtung 3: Der Prozessor ist zu schwach
Tatsächlich scheinen die Benchmarks alle Bedenken zu bestätigen. Der Tensor G3, der ebenfalls im Pixel 8 Pro zum Einsatz kommt, ist zwar besser als der Vorgänger, doch sind die Werte schlechter als bei allen Modellen mit dem Snapdragon 8 Gen 2 – in unserer Tabelle etwa dem Samsung Galaxy S23 Ultra. Der Snapdragon ist zudem bereits ein Jahr alt und wird in den nächsten Wochen und Monaten von der neuesten Generation abgelöst.
Die Android-Konkurrenz rennt Google also bei den Benchmarks davon. Sogar das günstigere Nothing Phone (2) mit noch älterem Prozessor überholt das Pixel 8.
Habe ich etwas von dieser Schwäche im Alltag gemerkt? Ehrlich gesagt, nein. Android 14 läuft unglaublich flüssig, Videos und Casual-Games sehen super aus und ruckeln nicht – was will ich mehr.
Allerdings muss ich Google vertrauen, dass das die nächsten Jahre so bleibt. Der Hersteller verspricht sieben Jahre Updates – was natürlich ein starkes Verkaufsargument ist. Gleichzeitig sollte dann mit Android 20 oder 21 das Pixel 8 auch noch anständig laufen.
Fazit: Die Befürchtungen haben sich bestätigt. Der Tensor G3 reicht zwar in der Realität gut aus, die Konkurrenz bietet aber mehr. Enttäuschend auch, dass ich als Pixel-8-Nutzer mit meinen 8-GB-Arbeitsspeicher deutlich schlechtere Resultate erhalte als Pro-Nutzer mit 12 GB. Da hätte ich mir zumindest die Möglichkeit eines Upgrades gewünscht.
Befürchtung 4: Ohne Zoom reicht mir das Kamerasystem nicht
Das normale Google Pixel hat keinen Zoom. Zwar findest du den «2x»-Button im Kameramenü und kannst auch weiter hineinzoomen. Allerdings wird das alles rein digital erledigt. Dank Hauptsensors mit 50 Megapixeln geht das bis zu einem gewissen Grad ohne Einbussen. Zwei und dreifache Vergrösserungen sind mit akzeptablen Verlusten bei den Details gut nutzbar.
Wie wir am ersten Beispiel sehen, sorgt dann die fünffache Vergrösserung für Fotos, die du nicht mal für Social Media in tiefer Auflösung nutzen kannst. Die Software versucht nachzuschärfen und aufzuhellen – so die Details im Pixelmatsch verschwimmen.
Die Weitwinkelkamera ist in Ordnung, die Selfiekamera auch. Viel Spass hatte ich aber primär mit der Hauptkamera. Sie liefert farbtreue Fotos mit schöner Tiefenschärfe – ganz automatisch, ohne dass du viel einstellen musst. Auch bei schlechtem Licht gelingen gute Bilder, die problemlos mit den Resultaten aus der Preisklasse über 1000 Franken mithalten können.
Sogar die Software-Spielereien in der Fotos-App von Google habe ich öfter genutzt als gedacht. Etwa, um den Himmel über dem Lego-Drachen dramatisch einzufärben. Oder um die störenden Kehrichtcontainer beim Schloss Greifensee wegzuzaubern. In den Details ist das nicht immer perfekt, aber gut genug, um es zu nutzen.
Diese Software-Tricks wirst auch du benutzen, weil sie so einfach und unkompliziert direkt auf dem Smartphone angewendet werden können. Sie sind für alle auch ohne Profi-Tools nutzbar. Was ich aber nicht verschweigen darf: Die komplexeren Bearbeitungs-Möglichkeiten klappen nur, wenn du das Bild bei Google in die Cloud lädst – wo auch die Berechnung erfolgt.
Schade ist, dass Google bei der Kamerasoftware im Vergleich zum Pro-Modell Abstriche macht, wo es nicht nötig ist. So kannst du dort mehr manuelle Einstellungen vornehmen als im normalen Pixel 8, obwohl ja der Kamerasensor zumindest der Hauptkamera genau derselbe ist. Genug Rechenpower wäre auch vorhanden.
Fazit: Wie befürchtet, vermisse ich die Zoom-Funktion immer wieder im Test. Oft reicht der digitale Zoom, manchmal aber auch nicht. Aber insgesamt ist das Kamerasystem im Pixel 8 so gut, dass ich das verschmerzen kann.
Befürchtung 5: Nach dem Test will ich sofort ein Max, Pro und Ultra zurück
Zu meinem eigenen Erstaunen bin ich so zufrieden mit dem Pixel 8, dass ich es vorerst weiter als Hauptgerät nutzen werde. Klar: Ich muss Abstriche machen – in meiner Situation vor allem bei der Screengrösse und beim Zoom.
Auf der anderen Seite habe ich gemerkt, wie angenehm kompakte Smartphones im Alltag sein können. Nicht beim Video schauen, aber in vielen anderen Situationen. Du hast eine Hand schon voll und bist froh über ein Handy, das sich problemlos einhändig bedienen lässt. Du kletterst einen Hang hoch und willst noch in der Steigung schnell ein Foto machen. Da ist ein Smartphone Gold wert, das sich jederzeit halten und bedienen lässt.
Das Pixel 8 ist relativ klein und drängt sich nicht in den Vordergrund. Trotzdem bietet es in allen Bereichen höchste Qualität. Und das alles zu einem fairen Preis.
Fazit: Nicht alle Befürchtungen waren unbegründet. Aber als Gesamtpaket überzeugt das Pixel 8 sogar einen eingefleischten Fan von Max-, Pro- und Ultra-Modellen.
Bonus: Diese zwei Stärken und eine Schwäche muss ich unbedingt noch erwähnen
Zu meinem favorisierten Setting gehört erstmals seit Jahren eine Silikonhülle. Eigentlich mag ich das Material überhaupt nicht – aber die Modelle von Google selber sind ausgezeichnet. Sie passen wie eine zweite Haut, «kleben» so richtig in der Hand, so dass garantiert nichts rutscht.
Zudem schützen sie das weit herausstehende Kameragehäuse und den Bildschirm mit leicht überstehenden Kanten. Und die Buttons an der Seite wirken hochwertiger als jene am Gerät selber. Und sogar der Preis ist fair, obwohl es originales Zubehör des Herstellers ist, das oft überteuert ist.
Lob gibt’s auch für die Lautsprecher. Gerade wer auch mal Videos, Serien oder Filme ohne Kopfhörer schaut, der wird sich über den klaren Stereo-Ton freuen. Für die Grösse des Smartphones werden die Speaker auch erstaunlich laut, ohne dass die Qualität darunter leidet.
Weniger begeistert bin ich vom Gehäuserahmen aus Aluminium. Trotz Hülle habe ich schon kleine Kratzer eingefangen. Er scheint sehr empfindlich zu sein – ähnlich wie bei den günstigen Apple Watches. Da hat Google meiner Meinung nach am falschen Ort gespart.
Falls du dich übrigens trotz des Lobliedes aufs normale Pixel 8 für die Pro-Version interessiert, findest du von Redaktionskollege Jan ebenfalls einen ausführlichen Test.
Titelfoto: Lorenz KellerGadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.