Im Apple-Haushalt schliesst der HomePod 2 gekonnt eine Lücke
Der HomePod 2 von Apple ist keine Revolution, dafür günstiger als sein Vorgänger und erst noch überzeugend beim Klang. Für Apple-Fans mit iPhone und Apple TV im Haus ist er eine gute Wahl. Für alle anderen gibt es Alternativen.
Im zweiten Anlauf soll für Apples HomePod alles besser werden. Die erste Generation stellte der Konzern nämlich 2021 ein, ein Nachfolgemodell wurde gar nicht erst angekündigt. Man munkelt, die Verkäufe waren unter den Erwartungen geblieben; die Ära smarter Lautsprecher von Apple schien vorbei, bevor sie richtig begonnen hatte. Doch dann kam 2022 der HomePod Mini. Für unter 100 Franken oder Euro bot die Klangkugel guten Sound und diente zusätzlich als Steuerungszentrale fürs smarte Zuhause. Mit dem Mini gelang Apple der Durchbruch bei smarten Lautsprechern. Ohne ihn wäre die Neuauflage des originalen HomePods nicht denkbar gewesen.
Bei der Vorstellung des HomePod 2 betonte Apple die perfekte Integration ins eigene Ökosystem – das ist nicht weiter überraschend. Wie aber klingt der Lautsprecher? Immerhin hat Apple ihm zwei von vormals sieben Hochtönern genommen, wohl um die Kosten zu senken. Auch zwei Mikrofone sind verloren gegangen, vier stecken noch im neuen HomePod 2. Insgesamt sind da also:
- 5x Hochtöner
- 1x Tieftöner
- 4x Mikrofone
Ich habe von Apple zwei Lautsprecher zur Verfügung gestellt bekommen und konnte sie bereits einige Tage lang testen. Im Klangvergleich müssen sie sich dem Sonos One und dem Echo Studio von Amazon stellen.
Klang
Als alleinstehender Lautsprecher sind die Unterschiede zwischen Apple, Sonos und dem Studio für mich eher klein. Bei Podcasts ist die Sprache beim Sonos One etwas heller, beim Studio etwas basslastiger. Der HomePod 2 von Apple liegt dazwischen. Für Musik nutze ich eine Spotify-Playlist mit zehn Tracks, die sich laut Online-Magazin «What Hi-Fi» besonders gut für einen Lautsprecher-Test eignen. Zusätzlich dürfen die Lautsprecher auch ein paar Stücke von Apple Music in «lossless»-Qualität wiedergeben. Hier bestätigt sich der Eindruck aus dem Podcast-Vergleich: Mit den fünf Hochtönern und dem Tieftöner schafft der HomePod 2 ein sehr ausgewogenes Klangbild. Vokal-dominierte Stücke bereiten ihm ebenso wenig Probleme wie der orchestrale Soundtrack von «Jurassic Park». Der Echo Studio kann da gut mithalten, bringt sogar etwas mehr Bass, tendiert aber bei höheren Lautstärken zu einem leicht verwaschenem Sound. Dem Sonos One ist anzumerken, dass er nur einen Hoch- und einen Mitteltöner eingebaut hat. Er klingt insgesamt etwas schwachbrüstig, was aber bei leiser Hintergrundmusik keine Rolle spielt. Einen ausführlichen Vergleichstest zwischen HomePod 2, Sonos One und dem Echo Studio gibt es übrigens demnächst noch von mir.
«Bahnbrechend», wie Apple das gewohnt vollmundig in der Ankündigung formuliert hat, ist der HomePod 2 in meinem Alltag nicht. Aber als Stereo-Paar klingen zwei HomePods 2 richtig gut: klare Höhen, ausgewogene Mitten und ein deutlich spürbarer Bass. Hier scheint der HomePod 2 die Stärken des in ihm steckenden S7-Chips ausspielen zu können. Der sorgt dafür, dass die Mikrofone ständig die Umgebung vermessen und die Klangausgabe darauf abstimmen. So werden zum Beispiel Wände in der Nähe erkannt und so mit Schallwellen beworfen, dass sich ein guter Raumklang des Lautsprecher-Paars ergibt. Apple nennt das Computational Audio.
Richtig überzeugt haben mich die HomePod 2 als Heimkino-Lösung. Enthusiasten dürfen die nächsten Zeilen gerne überlesen, denn ich habe da vergleichsweise bescheidene Ansprüche. Bisher werkelt bei mir im Wohnzimmer ein Pioneer-Receiver mit zwei Canton-Lautsprechern im Regal, hinter dem Fernseher hängt an der Wand ein flacher Subwoofer, ebenfalls von Canton. Dieses Setup wird durch ein Paar HomePods locker geschlagen. Ich habe die Lautsprecher mit der Apple-TV-Box gekoppelt, so sendet der TV den Sound zu ihnen, sogar Dolby Atmos.
Mein Test-Film ist «Greyhound», die U-Boot-Jagd mit Captain Krause, gespielt von Tom Hanks, im Nordatlantik. Wenn hier die Geschützte des Zerstörers feuern, die Wasserbomben explodieren oder ein Torpedo durchs Wasser surrt, leisten die HomePods ganze Arbeit. Der Stereoklang kommt ziemlich raumfüllend, fast habe ich das Gefühl, hinter mir auf dem Sofa passiert auch noch etwas, was meine Aufmerksamkeit verdient. Es sind aber auch die leisen Passagen, die mich überzeugen, Momente der Anspannung der Crew, in denen nur das Sonar pingt.
Design und Ausstattung
Wer 300 Franken oder sogar 350 Euro pro Lautsprecher verlangt, darf sich bei der Verarbeitung keinen Schnitzer erlauben. Apple tut das beim HomePod 2 auch nicht. Nur kurz habe ich einen Schreckmoment: Das wabenförmige Äussere des Lautsprechers gibt nämlich leicht nach, wenn ich mit den Fingern zu fest drauf drücke. Es ist eine Art sehr stabiler Stoff. Meine erste Sorge, ich könnte Dellen verursacht haben, ist aber unbegründet. Das Material ist flexibel.
Am Boden des 2,3 Kilogramm schweren HomePod 2 finde ich eine leicht gummierte Kunstoffplatte. Die erste HomePod-Generation hatte hier eine Schwachstelle. Das damals verwendete Material hatte, wenn du ihn auf eine Unterlage aus Holz gestellt hast, kreisförmige Abdrücke hinterlassen. Ich habe bisher beim HomePod 2 nichts derartiges feststellen können, weder auf dem Holzfurnier des Schreibtisches, noch auf dem geölten Parkett oder einer Kunstharz-Oberfläche in der Küche.
Oben schliesst der zylinderförmige Lautsprecher mit einer Oberfläche ab, die auf Berührung reagiert. So wie das schon beim HomePod Mini der Fall ist. Wenn du genau hinschaust, erkennst du ein Plus- und ein Minus-Zeichen. Damit kannst du die Lautstärke des HomePod steuern. Weckst du mit «Hey, Siri» die Sprachassistentin im Lautsprecher, leuchtet die Fläche in Regenbogenfarben auf und signalisiert, dass sie zuhört und auf Anweisungen wartet.
Strom bekommt der HomePod 2 über ein stoffummanteltes Kabel. Das ist mit nicht einmal anderthalb Metern reichlich kurz. Das limitiert die Möglichkeiten beim Aufstellort. Ausser du greifst zu einem Bestseller im Shop bei uns: dem Verlängerungskabel. Vielleicht gibt es demnächst ja sogar überteuerte längere Kabel von Apple. Denn neu am HomePod 2 ist die Stromzuführung nicht fest verbaut, sondern kann ausgestöpselt werden. Nicht, dass dir das was nützen würde: Damit du auf keinen Fall ein x-beliebiges Kabel mit dem C7-Stecker verwenden kannst, hat sich Apple eine spezielle Form für den Anschluss ausgedacht, die nur zum mitgelieferten Kabel passt. Zugegeben, mir gefällt das Design, die Stromzuführung ist so nämlich perfekt ins Gehäuse integriert.
Einziger Nachteil: Die Apple-Lösung ist mit einem Durchmesser von 16 Millimetern deutlich dicker als ein C7-Stecker. Das kann – wie bei mir – zum Problem werden, willst du das Kabel durch enge Stellen zwischen Wand und an selbiges geschraubtes Regal ziehen. Zumal auch der zweipolige Flachstecker eher ein Dickerchen ist.
Zur Ausstattung gehört schliesslich noch ein Sensor, der die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur in dem Raum misst, in dem der HomePod 2 steht. Damit lassen sich dann Smarthome-Spielereien basteln, die zum Beispiel einen Heizlüfter aktivieren, wenn eine gewisse Temperatur unterschritten ist – dank Matter-Standard des HomePod 2 sogar mit Apple-fremder Hardware.
Fürs Apple-Universum gedacht und gemacht
Ich habe weiter oben auf die Plus- und Minus-Taste hingewiesen. Das aber nur der Vollständigkeit halber. Denn im Normalfall wirst du den HomePod 2 per Sprache steuern. Befehle wie «lauter» und «leiser», «nächster Song» und «Musik aus» funktionieren ohne Probleme. Mit einem Abo von Apple Music surfst du mit Siri durch deine Playlists, dass es nur so eine Freude ist. Bist du dagegen mit Spotify verbandelt, bockt Siri herum. Wünsche ich mir zum Beispiel, der Lautsprecher möge SRF3 via TuneIn-App abspielen, wählt sie irgendetwas aus der Apple-Music-Bibliothek und tut so, als hätte ich das genau so gesagt. In besseren Momenten gibt Siri dann wenigstens zu: «Die App unterstützt diese Funktion mit Siri noch nicht.» Die Community hat allerdings Workarounds dafür, mit denen es dann doch geht.
Musik, die nicht vom Apple-eigenen Streaming-Angebot kommt, musst du also über Airplay vom iPhone auf den HomePod 2 schicken. Für externe Anbieter hat der HomePod auch in zweiter Generation noch kein allzu grosses Herz. Apple zwingt dich zum Umweg über Airplay oder über die «Handoff»-Funktion. Bei der hältst du das iPhone, das gerade die Musik spielt, an die Oberseite des HomePod, der dann das Abspielen wie einen Staffelstab übernimmt.
Fazit: Gut, aber kein Schnäppchen
Apple hat den HomePod günstiger gemacht. Mit 300 Franken in der Schweiz oder 350 Euro in den Nachbarländern ist er allerdings auch in zweiter Auflage kein Schnäppchen. Er liefert einen tollen Klang, besonders als Stereopaar oder als Heimkino-Lösung für einen Filmabend oder den gelegentlichen Netflix-Rausch. Hier sind sie auch eine preiswerte Lösung, weil du anders als bei Sonos keine Soundbar brauchst, um sie mit dem Fernseher zu verbinden; eine Apple-TV-Box genügt. Wenn du übrigens bereits einen HomePod der ersten Generation hast und dir überlegst, mit dem Kauf des zweiten, neueren Modells zu Stereo aufrüsten zu können – vergiss es! Die beiden sind nicht kompatibel.
Denkst du «nur» an eine Stereo-Beschallung oder willst du nur einen alleinstehenden Smart Speaker, bekommst du für weniger Geld ähnlich gute Geräte. Der Echo Studio hätte ebenso wie der Sonos One dann zudem die etwas ausgereiftere Assistenz in Form von Alexa (die allerdings auch mehr mithört und speichert als Siri). Bei Sonos gibt es als Alternative sogar noch den Google Assistant.
Der HomePod 2 ist der richtige Lautsprecher für dich, wenn du den Komfort der annähernd perfekt aufeinander abgestimmten Software und Hardware aus dem Hause Apple schätzt. Hier fügt sich der HomePod 2 nahtlos ein. Er dient alleine oder in Kombination mit Apple TV als Steuerungszentrale fürs smarte Zuhause und ist ein ausgereifter Sound-Lieferant.
Was hältst du von den neuen HomePod-Lautsprechern von Apple? Hast du Fragen? Du kannst deinen Input gerne per Kommentar geben.
Titelfoto: Martin JungferJournalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.