Intel Core i9-14900KS: Lass die Finger davon
Die KS-Version von Intels i9-14900 ist der Lamborghini unter den Prozessoren: schnell, abseits der Rennstrecke unnütz und durstiger als ein Dodge Charger.
Der 14900KS ist mittlerweile die dritte Spezialversion von Intels-Flaggschiff-Prozessor, den ich teste. Bereits im Vorhinein ist mir klar, dass das Fazit dasselbe sein wird: Die CPU ist nur etwas für Overclocker. Das trifft bei der neuesten Iteration umso mehr zu, da sie besonders schnell viel Leistung einfordert.
Beim Chip handelt es sich nicht etwa um ein neues Modell, sondern ein speziell gutes Exemplar eines i9-14900KS, das sich höher takten lässt. Chip Binning nennt sich der Prozess, in welchem CPUs nach Qualität sortiert werden. Der Prozessor taktet bereits im Auslieferungszustand höher als der kleine Bruder. Auch die Basisleistung ist um 25 Watt auf 150 Watt gestiegen. Hier die zwei CPUs mit weiteren im Vergleich:
Test-Setup und -Methode
Folgende Komponenten verwende ich für den Test:
Das System läuft auf Windows 11 in der Version 23H2 (22631.3296). Ich verwende die BIOS-Version 2002 und aktiviere XMP. Sonst lasse ich alles auf Standard, Resizable BAR ist aktiviert. Bei der Grafikkarte verwende ich die Version 551.76 des Treibers.
Hier die verwendeten Benchmarks im Überblick:
- Cinebench R23
- 7-zip
- Blender Benchmark
- UL Procyon Photo Editing Benchmark
- UL Procyon Video Editing Benchmark
- 3DMark: Fire Strike, Fire Strike Ultra, Time Spy und Time Spy Extreme
- Games: «Anno 1800», «Forza Horizon 5», «Assassin’s Creed: Valhalla», «Civilization VI», «Cyberpunk 2077», «Far Cry 6», «Gears of War 5», «Red Dead Redemption 2», «Shadow of the Tomb Raider»
Alle Benchmarks mache ich dreimal und nehme das beste Ergebnis. Bei den Games verwende ich die höchstmöglichen Voreinstellungen. Sonst lasse ich bis auf die Auflösung alles auf Standard. DLSS, XeSS und FSR lasse ich deaktiviert.
Resultate in Produktivitätsanwendungen: schlechter als der 14900K
Auf den folgenden Slides siehst du die Mittelwerte der Resultate der sechs Produktivitäts-Benchmarks im Vergleich zum i9-14900K, dem Quasi-Vorgänger i9-13900KS sowie dem Konkurrenten Ryzen 9 7950X3D. Klickst du in der Galerie weiter, siehst du die Resultate der einzelnen Benchmarks.
Der Durchschnittswert des 7950X3D ist etwas irreführend. Der Prozessor liegt nämlich in vier von sechs Anwendungen hinter dem 14900KS. Im 7-Zip Benchmark muss sich der neue Intel- deutlich dem AMD-Prozessor geschlagen geben. Auffällig ist auch: Der 14900KS liegt hinter den älteren Intel-Chips.
Der Unterschied lässt sich leicht erklären. Der neue 14900KS ruft derart schnell viel Leistung ab, dass er innert Kürze ans thermische Limit gerät und heruntertaktet. Im Schnitt takten etwa in Cinebench R23 die Effizienz-Kerne mit 4,3 Gigahertz (GHz) und die Performance-Kerne mit 5,4 GHz. Beim 14900K erreichen die Effizienz-Kerne 100 Megahertz (MHz) mehr – und beim 13900KS die Performance-Kerne 100 MHz mehr.
Immerhin kann der 14900KS im Single Core aufgrund des Taktes bis 6,2 GHz bessere Resultate erreichen. Dies ist wohl auch der Grund, dass er im Premiere Benchmark besser abschneidet, wo häufig nur auf einen Kern zurückgegriffen wird.
Resultate in Spielen: besser als die hauseigene Konkurrenz, schwächer als AMD
Die 3DMark Benchmarks lassen einen ersten Blick auf die Ergebnisse in den Spielen zu. In der Grafik siehst du das arithmetische Mittel der vier 3DMark Benchmarks, gefolgt von den einzelnen Ergebnissen.
Beim Gaming sieht es besser für den 14900KS aus. Er kann zumindest den kleinen Bruder distanzieren und liegt beinahe gleichauf wie der Vorgänger. Im Vergleich zum AMD- bleibt der Intel-Chip jedoch chancenlos. Der 14900KS lässt vor allem im Time Spy Extreme Benchmark Punkte liegen. Denselben Ausreisser hatte ich bereits beim 14900K. Ich tue das schlechte Abschneiden damit ab, dass der Prozessor noch nicht seine volle Leistung im Benchmark entfalten kann.
Auf den folgenden Slides siehst du die arithmetischen Mittel der Frames per Second (FPS) der neun Benchmark-Games im Vergleich zu den anderen drei Prozessoren. Angefangen mit 1080p- gefolgt von 1440p-Auflösung. Klickst du in der Galerie noch weiter, siehst du die Resultate der einzelnen Spiele in derselben Reihenfolge.
Mir ist bewusst, dass die Unterschiede bei den FPS bei höherer Auflösung geringer werden, weil dann die Grafikkarte mehr Rechenleistung übernimmt. Tiefere Auflösungen als 1080p zu testen macht in meinen Augen jedoch wenig Sinn, da du dir kaum eine Flaggschiff-CPU kaufst, um in 720p-Auflösung zu spielen. Höhere Auflösungen als 1440p zu testen macht ebenfalls wenig Sinn, da in 2160p-Auflösung die GPU der Flaschenhals ist und nicht die CPU.
Wie zu erwarten, nimmt der Unterschied zwischen den Prozessoren bei höherer Auflösung ab. Liegt der i9-14900KS bei 1080p-Auflösung noch 1,5 Prozent hinter dem Spitzenreiter 7950X3D, ist es bei 1440p-Auflösung nur noch ein Prozent. Im Vergleich zum kleinen Bruder 14900K liegen 1,5 Prozent mehr FPS mit 1080p-Auflösung drin. Mit 1440p-Auflösung liegen sie gleichauf. Insgesamt sind die Unterschiede jedoch sehr gering.
Ähnliches gilt für die Perzentile. Die Messwerte der Perzentile sind klassisch in Millisekunden gemessene Frametimes. Also die zeitlichen Abstände von Bild zu Bild. 99 Perzentil bedeutet, dass 99 Prozent aller Messwerte schneller als der angegebene Messwert sind.
Beim 99 Perzentil kann der 14900KS noch mit den anderen Prozessoren mithalten. Beim 99,9 Perzentil fällt er jedoch auf den letzten Platz zurück.
Temperatur und Leistungsaufnahme: miserabel
Trotz Effizienz-Kernen sind die i9-Prozessoren nicht sparsam. Das gilt sowieso für den 14900KS. Über 300 Watt zieht er im Cinebench R23 Benchmark. Er startet mit 312 Watt, erhitzt sich dabei auf 100 Grad Celsius und muss herunterdrosseln. Bei besonders rechenintensiven Prozessen erreicht die CPU also ihr thermisches Limit und kann daher nicht ihr Potenzial abrufen.
Cinebench ist jedoch ein Extremfall. Dennoch zieht der Prozessor auch beim Gaming erstaunlich viel Leistung und wird im Vergleich zu den anderen CPUs heiss. Über die ganze Benchmark-Suite hinweg sind es durchschnittlich 183 Watt mit 1080p-Auflösung. Das sind über 100 Watt mehr als die 14900K erreicht. Wie dies zustande kommt, kann ich mir nicht erklären. Denn beim Netflixen, Browsen und bei Office-Arbeiten sowie im Leerlauf erreicht die CPU ähnliche Werte wie die 14900K. Beim Gaming muss Intel eindeutig noch optimieren. Hier die Werte in tabellarischer Übersicht und der Vergleich zu den anderen drei Prozessoren.
Die hohe Leistungsanforderung im Gaming schlägt sich auf die benötigten Watt pro FPS nieder. Hier schneidet der 14900KS miserabel ab: Er benötigt über doppelt so viel Leistung wie der 14900K und über viermal so viel wie der 7950X pro FPS.
Fazit
Ein Chip mit geringem Nutzen
Fürs Fazit komme ich auf meine Einleitung zurück: Der Intel Core i9-14900KS ist nur etwas für Overclocker. Dazu brauchst du jedoch eine sehr potente Kühlung. Meine All-in-one-Wasserkühlung mit 320 Millimeter Radiator und drei Lüftern kommt mit der CPU nicht zurecht. Ich gehe deshalb noch weiter und behaupte: Der 14900KS ist nur etwas für extreme Overclocker. Also Menschen, die zu drastischen Kühlmethoden wie Flüssigstickstoff greifen und Rekorde jagen. Alle anderen lassen besser die Finger von der CPU.
In meinen Produktivitätsbenchmarks schneidet der i9-14900KS gar schlechter ab als der kleine Bruder i9-14900K. Immerhin schlägt die Spezialedition beim Gaming in 1080p-Auflösung die Konkurrenz aus eigenem Hause. Der Preis dafür ist aber enorm: Durchschnittlich fordert der 14900KS 100 Watt mehr als der 14900K. Zudem liegt AMD mit dem 7950X3D immer noch vorne. Zockst du nur, empfehle ich dir den 14900KS nicht. Dort greifst du besser zum 7800X3D, der deutlich günstiger ist und ähnliche, teils gar bessere Werte als der 7950X3D im Gaming erzielt.
Der Core i9-14900KS ist der letzte seiner Art – und zwar gleich auf zwei Bereichen. Intel greift bei der nächsten CPU-Generation zu einem neuen Namensschema. Das «i» verschwindet aus der Bezeichnung. Zudem ist nach diesem Prozessor Schluss mit dem Sockel LGA 1700. Die nächste Generation – Meteor Lake, welche im Verlauf von diesem Jahr für Desktop erscheint – wird den Sockel LGA 1851 nutzen. Willst du später vom 14900KS upgraden, musst du auch das Mainboard tauschen. Schon nur deshalb ist die CPU nicht empfehlenswert.
Pro
- Zum Übertakten geeignet
- Hohe Rohleistung
Contra
- Nur für Enthusiasten
- Teuer
- Leistungshungrig
- Keine Upgrade-Möglichkeiten
- Braucht massive Kühlung
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.