Nintendo Kirby und das vergessene Land
Switch, Multilingual
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Nintendo-Charakter sich auf der Switch neu erfindet. Es ist aber das erste Mal, dass wir Kirby in einer dreidimensionalen Welt erleben dürfen. Ob sich der große Sprung für den pinken Flummi auszahlt, zeigt unser Test.
Dies ist ein Artikel unseres Content-Partners «PC Games ». Hier findest du den Original-Artikel von Autorin Ronja Häusser und Katharina Pache.
Kirby ist der Nintendo-Charakter, der am wahrscheinlichsten den Weltuntergang übersteht. Das meinten zumindest Sakurai und sein Team, als sie Kirby zum letzten Überlebenden der Start-Sequenz von «Super Smash Bros Ultimate» machten. Link, Samus, Fox, Pikachu, Mario – alle werden sie zu rotäugigen Schatten ihrer selbst. Nicht aber Kirby. Nein, er entkommt auf seinem treuen Stern und setzt an, die Welt zu retten.
Allerdings ist Kirby einer der wenigen Nintendo-Helden, der auf der Switch noch nicht in einem außergewöhnlichen Solo-Abenteuer glänzen konnte. Statt einem «Dread», einem «Breath of the Wild» oder einem «Odyssey», gab es 2017 nur «Kirby Star Allies», ein Titel, der seinen Vorgängern in nahezu allen Aspekten gleicht und mal wieder in Kirbys Heimat, Planet Popstar, spielt. Hinzu ein niedriger Schwierigkeitsgrad und wenig Umfang. Die zweite Dimension ist Kirby einfach zu klein geworden, und so verlässt er sie schlussendlich. Mit Kirby und das vergessene Land wagt er sich in eine völlig neue, aber gleichzeitig sehr alte Welt voller Möglichkeiten und Herausforderungen. Kann er sich auf seinem ersten großen Switch-Abenteuer in der dritten Dimension als wahrer Held beweisen?
Auf dem Papier klingt diese neue Welt gar nicht so neu. Nicht etwa, weil dort alles heruntergekommen ist, sondern wegen den Level-Themen. Wasser, Gras, Eis, Wüste – das sind alles Landschaften, die man aus so ziemlich jedem Platformer kennt. Die Abschnitte der Weltkarte gehen flüssig ineinander über und Ladezeiten sind angenehm kurz. Trotzdem ist es im Prinzip dasselbe wie beispielsweise in «Super Mario 3D World»», oder?
Eigentlich schon, das Erstaunliche ist nur, dass sich das vergessene Land nicht wie eine Kopie anderer Platformer anfühlt. Das Spiel hat von Anfang an eine eigene Identität und die erhält es weit über die Haupthandlung hinaus aufrecht.
Das liegt besonders an dem ästhetischen Konzept einer verlassenen Welt. Die Überreste der Zivilisation ziehen sich wie ein roter Faden durch das Spiel. Die Welt ist in sich konsistent und gibt einem das Gefühl, an einem wirklichen Ort zu sein. Es gibt verschiedene Umgebungen, aber alles bleibt Teil eines großen Ganzen.
Das gilt auch innerhalb der Abschnitte: Diese wirken nicht wie eine Ansammlung aus verschiedenen Level-Ideen mit losen Andeutungen von Wasser oder Wüste, wie es gerade in den «New-Super-Mario»-Spielen oft der Fall war. Es gibt ein künstlerisches Gesamtkonzept, das der Welt auf mehreren Ebenen einen Sinn verleiht und das anderen Platformern oft fehlt.
Das bedeutet nicht, dass die Level selbst langweilig würden oder sich zu sehr gleichen. Selbst, wenn man ab und zu Ideen wiedererkennt, gibt es keine Spielsequenz, die eintönig oder unnötig wäre. Im Gegenteil, die Gestaltung ist oft unfassbar clever. Besonders eindrucksvoll ist, wie Ruinen für das Design genutzt wurden. Prominent in den Trailern präsentiert wurde vor allem ein altes Einkaufszentrum. Es gibt aber noch so viel mehr, das wir an dieser Stelle nicht vorwegnehmen wollen.
Teil dieses kreativen Leveldesigns ist der sogenannte Vollstopf-Modus. Wie in vielen Kirby-Titeln zuvor dreht sich das Gimmick um Kirbys Verwandlungsfähigkeit. Allerdings, um herkömmliche Transformationen handelt es sich dabei nicht! Es ist eher so, dass Kirby zu einer Art Überzug für bestimmte Gegenstände werden kann. Das Tolle dabei ist, dass man die Verkehrshütchen, oder Getränkeautomaten zum Überstülpen organisch in der Welt findet.
Das Vollstopfen ist zwar immer noch ein Gimmick, aber weniger abgesondert von den tatsächlichen Levels wie etwa die Fahrzeugverwandlungen in vergangenen Titeln. Im Stopfer-Modus interagiert man tatsächlich mit dem Level selbst, anstatt plötzlich in einen separaten Abschnitt befördert zu werden. Auch, wenn die Zahl der verschlingbaren Objekte begrenzt ist, werden diese doch so vielfältig eingesetzt, dass man ihrer nie überdrüssig wird. Außerdem, wie könnte man genug davon bekommen, Kirby zu sehen, wie er sich mit einer Treppe vollstopft?
Trotzdem ist das Abenteuer kein Open-World-Spiel und die Level sind keine Sandbox-Bereiche im Stil von 3D-Platformern wie «Super Mario Odyssey». Es gibt immer einen klaren Weg zum Ende und verlaufen kann man sich nicht.
Auch die Kamera lässt sich nur eingeschränkt bewegen. Dafür passt sie sich aber stets an und funktioniert so gut, dass man sich während des Spielens meist keine Gedanken darum macht. Es passiert aber gelegentlich, dass man Kirby durch die fixierte Kamera aus den Augen verliert.
Um eine grobe Einordnung der Gestaltung zu bieten: Die Level ähneln denen in «Super Mario 3D World», allerdings nur konzeptionell. Sie sind umfangreicher mit vielen gelungen integrierten Verstecken.
Auch bewegt man sich nicht auf in der Leere schwebenden Inseln. Die Plattformen sind organisch Teil von Umgebung und Hintergrund. Das funktioniert so gut, dass wir am Anfang ziemlich oft gegen unsichtbare Wände rannten, weil wir den Hintergrund für einen Teil des Levels gehalten haben.
Das vergessene Land ist keine riesige Welt, in der man seine Träume als Waldläufer oder Weltenentdecker verwirklichen kann. Es ist eher wie großes Spielwarengeschäft zur Weihnachtszeit, ein Museum oder ein Indoor-Spielplatz.
Es mag alles in einem Gebäude sein, aber genau das ist es, das einen dazu einlädt, absolut alles sehen zu wollen. Und je mehr man erkundet, desto besser versteht man die Level. Man lernt, wo es wahrscheinlich nichts zu entdecken gibt und an welchen Orten man unbedingt näher hinschauen sollte.
Dasselbe gilt für das Spielgefühl. Die Grundlagen sind simpel: Kirby kann springen, schweben, blocken, Feinde einsaugen und deren Kräfte übernehmen. Alles ist von Anfang an leicht zu verstehen und intuitiv. Gleichzeitig ist der Verlauf der Schwierigkeitskurve perfekt an die Spielerentwicklungen angepasst. Man merkt gar nicht, dass man mit dem Spiel wächst, bis man plötzlich gegen einen früheren Boss antritt und ihn souverän erledigt.
Der Wechsel in die dritte Dimension tut den Bossen sehr gut. Sie sind weniger einsilbig und haben verschiedene Angriffsmuster, die jeden Abschnitt ihrer großen Arenen nutzen. Bei Minibossen funktioniert die Einfach-draufhauen-Strategie noch gut. Bei den Endbossen eines Kapitels ist man aber gefordert, deren Muster zu verstehen.
Das gilt auch, wenn man im Team gegen sie antritt. Ihr müsst euch in der großen, neuen Welt nicht einsam fühlen: Als Waddle Dee mit Bandana kann ein weiterer Spieler ins Vergnügen einsteigen. Der Mehrspieler-Modus ist gut implementiert und behindert den angenehmen Spielfluss in keinster Weise.
Natürlich hat Waddle Dee nicht die Staubsauger-Fähigkeiten von Kirby. Er kann also weder Spezial-Kräfte noch den Vollstopf-Modus nutzen. Das stört aber kaum, weil es außerhalb dieser Gimmicks genug zu tun gibt. Außerdem hat Waddle Dee eine Waffe, die Kirby nicht durch Einsaugen kopieren kann: Mit seinem Speer stehen Waddle Dee verschiedene Angriffe zu Verfügung. Er kann auch auf den Rücken des vollgestopften Kirby springen und von dort um sich werfen.
«Kirby und das vergessene Land» ist also einer dieser Nintendo-Titel, die man ohne Problem mit Geschwistern, Freunden, Partnern oder Kindern spielen kann. Man sollte aber beachten, dass von beiden Spielern Eigeninitiative erforderlich ist. Ein Spieler kann den anderen nicht wie in Yoshi-Titeln durch ein Level tragen. Waddle Dee ist auch kein Easy Mode, er steuert sich wie Kirby und stirbt genauso schnell. Insgesamt ist das Spiel schwieriger, als es in den letzten Jahren für die Kirby-Reihe üblich war. Trotzdem: Es handelt sich immer noch um Kirby und nicht um ein Souls-Like.
Wie in den meisten Ablegern kann Kirby bestimmte Gegner einsaugen und so ihre Kräfte klauen. In vergangenen Titeln wurden sie dann einfach verwendet, oder es gab ein System, um Spezial-Power zu kombinieren. Dieses Mal gibt es Weiterentwicklungen: Die Basis-Spezial-Power erhält mit gesammelten Blaupausen ein Upgrade.
Das verbessert die Werte Kraft und Tempo. Zusätzlich verleiht es der Spezial-Power besondere Eigenschaften. Mit der Weiterentwicklung Kettenbombe verbinden sich beispielsweise nahe beieinanderliegende Bomben und verursachen größeren Schaden.
Man kann selbst entscheiden, mit welcher Stufe einer Spezial-Kraft man spielen möchte. Ihr könnt euch das Leben durch die Wahl der Spezialkraft-Stufen einfacher oder auch schwieriger machen.
Um eine Spezial-Power vom Waddle-Dee-Waffenschmied weiterentwickeln zu lassen, braucht es Blaupausen, Sternmünzen und besondere Sternmünzen. Sternmünzen finden sich überall in den vergessenen Landen. Auch Blaupausen kann man einsammeln, wobei sie seltener und schwieriger zu erreichen sind. Für die besonderen Sternmünzen aber müsst ihr in erster Linie Herausforderungen bestehen.
Diese finden sich in Form der sogenannten Straße der Schätze. Das sind Challenge-Räume, die sich auf eine bestimmte Spezial- oder Stopfer-Power konzentrieren. Sie fühlen euren Fähigkeiten auf den Zahn, sind clever designt und eine spaßige Nebenbeschäftigung.
Des Weiteren bieten sie eine weitere Möglichkeit, das Spiel schwieriger zu machen: Jede der Straßen zu bestehen, ist machbar, wenn auch manchmal mit einigen Anläufen. Zusätzlich gibt es aber auch noch eine optionale Timer-Challenge, mit der man sich ein paar normale Sternmünzen dazu verdienen kann.
Die Zielzeiten sind stellenweise sportlich, aber gute Motivation für diejenigen, die eine Herausforderung suchen. Dadurch, dass die Challenge-Räume so ein knappes Zeitlimit haben, ist man zudem verführt, immer wieder «nur noch eine Runde» zu spielen. Der nächste Anlauf wird bestimmt besser!
Freigeschaltet wird die Straße der Schätze hauptsächlich durch das Abschließen sowie Vervollständigen von Levels. Denn es gilt nicht nur, die Linie zu überqueren: Auf dem Weg zum Ziel gibt es versteckte Waddle Dees zu retten und Missionen zu erfüllen. Die Suche nach Waddle Dees erinnert an das Aufspüren der Kleinlinge in Rayman Legends, wobei es durch die dreidimensionalen Umgebungen in Kirbys Abenteuer mehr Versteckvielfalt gibt.
Missionen sind kleine Aufgaben, ähnlich wie die in «Captain Toad: Treasure Tracker». Sie werden mit jeder abgeschlossenen Aufgabe Stück für Stück enthüllt. Natürlich kann man sie auch selbst entdecken, wodurch sie automatisch gelöst werden. Auch, wenn sich Missionstypen wiederholen, wird genug Abwechslung geboten, man wird ihnen nicht überdrüssig und sie werten das exzellenten Leveldesign nochmal auf.
Denn zum einen sind sie meist clever in das Gesamtkonzept einer Welt integriert und selbst die weniger kreativen Missionen wirken nie fehl am Platz. Zum anderen sind sie so versteckt, dass man in den meisten Fällen nicht einfach über sie stolpert.
Gleichzeitig hängt man aber auch nie lange fest. Zu guter Letzt wäre da noch der Verdienst: Für jede abgeschlossene Mission befreit man einem weiteren Waddle Dee aus den Klauen des Biestrudels.
Die Zahl der Waddle Dees, die für Spielfortschritt benötigt wird, ist lächerlich gering. Die paar, die man am Ende eines jeden Levels befreit, reichen vollkommen aus.
Aber wie kann man den Rest von ihnen einfach zurücklassen? Wir konnten das nicht, sie sind einfach zu niedlich. Zum Glück rettet man die Waddle Dees aber auch nicht umsonst. Man braucht sie vielleicht nicht unbedingt, um weiterzukommen, dafür bekommen sie aber eine neue Heimat im verlorenen Land, in die man zurückkehren kann.
Nicht nur Kirby muss sich erst in der neuen Welt orientieren. Auch die Waddle Dees kommen ursprünglich von Planet Popstar und finden sich plötzlich im vergessenen Land wieder. Statt sich ins Abenteuer zu stürzen, bauen sie Waddle-Dee-Stadt auf, aber natürlich nur, wenn sie nicht in Käfigen festsitzen. Zu Beginn ist die Siedlung nur ein Haufen zerstörter Gebäude, aber mit jedem geretteten Waddle Dee entwickelt sich die Stadt weiter.
Und sie ist ein wirklich gemütlicher Ort! Obwohl das Hauptspiel viel Spaß bereitet, ist es doch ab und zu nett, ein bisschen die Stadt zu erkunden und zu entspannen. Es gibt dort tatsächlich einiges zu sehen: Im Waddle-Dee-Kino schaut ihr euch Cut-Scenes nochmal an und in Waddle Dees Waffenladen entwickelt ihr eure Spezial-Power weiter. Tipps zu den dazu benötigten Blaupausen hält der Waddle-Dee-Gelehrte bereit. Außerdem hat er ein schlaues Buch, das ihm einige interessante Statistiken verrät. Es ist zwar nicht spielrelevant, aber doch nett zu wissen, wie viele Kläffis man schon besiegt hat.
Generell ist das Spiel motivierend für Komplettisten. Es wird festgehalten, was man bereits gesammelt hat und was noch fehlt. Der prozentuale Gesamtfortschritt lässt sich im Menü einsehen. Außerdem wird man für alles, was man erledigt und findet, belohnt. Man hat nie das Gefühl, dass Objekte einfach nur sinnloses Füllmaterial sind. Der einzige Aspekt, der das Potential für Frust hat, betrifft die Gacha-Kapseln. In jedem Level sind ein paar solcher Behälter versteckt, die Figürchen enthalten. Zu Beginn kommt immer etwas Neues dazu, aber irgendwann fangen sie an, sich zu doppeln.
Glücklicherweise gibt es in der Waddle-Dee-Stadt die Überraschungsautomatengasse. Für ein paar Sternmünzen kauft ihr dort Kapseln. Es kommt auch hier zu Dopplungen, allerdings bekommt man nach ein paar Runden meist doch ein noch fehlendes Figürchen. Damit ist es möglich, die Sammlung wesentlich bequemer zu füllen, vor allem, wenn man bedenkt wie viele Figuren es gibt. Aus der großen Auswahl könnt ihr drei Figuren aussuchen, um sie in Kirbys Haus auszustellen.
Das ist auch der einzige Aspekt des Hauses, den man beeinflussen kann. Die Wohnung selbst ist sehr gemütlich, Kirby und sein Begleiter Elfilin können dort eine Runde schlafen, um wieder zu Kräften zu kommen. Auf dem kleinen Tischchen liegt außerdem ein interessantes Buch: Darin finden sich Einträge zu Kirbys früheren Abenteuern.
Ein netter Fanservice für Fans der Reihe und spannend für diejenigen, die zum ersten Mal einen Kirby-Titel spielen. Trotzdem schade, dass es sich beim Haus nicht um mehr handelt als eine nette Dreingabe. Man hätte aus der Gestaltung der Einrichtung ein tolles Minispiel machen können!
Die enthaltenen Mini-Games sind sehr rudimentär, was sie allerdings nicht davon abhält, viel Spaß zu bereiten. Am schwächsten ist «Roll, Kirby, roll!»: Bei dem Geschicklichkeitsspiel gilt es, eine Murmel von einer Seite eines Spielbretts zur anderen zu bugsieren, ohne dass sie in Löcher fällt. Dafür muss man den Kasten vorsichtig kippen. Das ist knifflig, aber auch ein altbekanntes Minispiel.
Angeln ist in der Welt der Videospiele zwar auch schon ein alter Hut, aber die Umsetzung als Quick-Time-Event verleiht «Flinkfischen» trotzdem einen gewissen Suchtfaktor. Zu guter Letzt wäre da noch «Waddle Dee Café: Aushilfe gesucht!».
Als Verkaufsassistent muss Kirby jede Menge hungrige Waddle Dees zügig mit der richtigen Nascherei versorgen. Die Kundschaft soll ja zufrieden bleiben. Besonders, wenn es «Essenszeit» heißt, wird das Ganze wunderbar chaotisch.
Im Waddle Dee Café kann man sich aber auch weniger anstrengenden Tätigkeiten hingeben und mit seinen Freunden einen leckeren Kirby-Burger verspeisen. Ihr könnt auch eine Notration Essen zum Mitnehmen kaufen, um unterwegs einen kleinen Gesundheitsbonus zu erhalten. In Waddle Dees Kramladen gibt es Tränke-To-Go, mit denen man beispielsweise einen kurzen Angriff-Boost erhält.
Besondere Geschenke verschickt der Waddle-Dee-Lieferservice, der im englischen übrigens Waddle-Dee-liveries heißt – ein viel besserer Name. Hier kann man Codes einlösen, die man im Spiel oder online findet.
Wem das jetzt alles viel zu friedlich klingt, der wird sich freuen, dass es das Kolosseum gibt. Dort kann Kirby in einer Art Boss-Rush-Modus nochmal gegen eine Reihe Gegner antreten. Es wird gemunkelt, dass ein gewisser mysteriöser Ritter von Planet Popstar ebenfalls am Turnier teilnimmt! Eine angemessene Belohnung für den Sieg gibt es natürlich auch.
Waddle-Dee-Stadt ist vollgestopft mit spaßigen Nebenaktivitäten. Mehr noch ist sie niedlich anzusehen und wirkt belebt: Überall gehen Waddle Dees ihrem Leben nach. Wenn man ihnen winkt, winken sie stets zurück - das ist ebenfalls unfassbar niedlich.
Auch wenn es ein vergessenes Land ist, handelt es sich doch um ein Land voller Leben. So, wie die Waddle Dees ihrer Siedlung Atmosphäre verleihen, sind die Level gefüllt mit kleinen Anekdoten.Die meisten Gegner sind ebenso putzig wie der pinke Stressball selbst. Jede einzelne Figur wurde darüber hinaus gekonnt animiert und so mit viel Persönlichkeit ausgestattet.
Während des Spielens stößt man oft auf kleine Momente abseits der Kämpfe, man sieht etwa Kläffis auf einer Bank schnarchen oder in einem Fast-Food-Restaurant sitzen. Es sind diese kleinen Einblicke in das Leben einer fremden Welt, die stets für ein Lächeln sorgen. Gut, dass es diese subtilen Momente gibt, denn die eigentliche Handlung ist wie in früheren Kirby-Spielen komplett aus der Luft gegriffen. Ein Wirbel saugt die Bewohner von Planet Popstar in die vergessenen Lande. Dort werden die Waddle Dees prompt vom bösen Bestienrudel entführt und Kirby macht sich mit dem mysteriösen Tierchen Elfilin auf, sie zu retten.
Nach diesem Story-Auftakt passiert lange so gut wie gar nichts mehr. Das ist für Platformer nicht untypisch und stört im Grunde nicht. Ohne viel Handlung drum herum kann man sich nämlich voll und ganz in die Level stürzen. Außerdem macht es Spaß, über jene vergangene Zivilisation zu spekulieren, während man die Ruinen erkundet. Elfilin fühlt sich aber trotzdem wie verschenktes Potential an. Er ist zwar Kirbys neuer Begleiter, bleibt einem aber hauptsächlich als etwas weniger nervige Version von Navi aus Zelda in Erinnerung.
Neben der Handlung gibt es kleine, nachlesbare Einträge zu Sammelfiguren, die einem Infos über die Welt verraten. Die Hauptarbeit beim Worldbuilding vollbringt aber die Präsentation: Kirby und das vergessene Land ist ein wunderschönes Spiel. Mit atemberaubenden Landschaftsszenen im einen Moment und unfassbarer Detailliebe im anderen.
Es ist beeindruckend, wie gut das Zusammenspiel von Elementen aus der realen Welt und Kirbys plastikartig-stilisiertem Look gelungen ist. Es gibt immer irgendetwas zu sehen und das, was ihr erblickt, ist immer wunderschön.
Und dann wäre da noch die Musik. Kirby hatte schon immer gute Soundtracks, aber der des vergessenen Landes ist besonders gelungen. Die Stücke passen sich stets perfekt der Atmosphäre an und unterstreichen sie. Manche Tracks sind darüber hinaus so ausgezeichnet, dass sie beim Spielen positiv auffallen.
Die Titelmusik des Spiels ist eingängig und typisch japanisch. Kurz nachdem Kirby das erste Mal den Auto-Stopfer findet, unternimmt er eine kleine Spritztour. Während er so durch die zerstörten Stadtruinen fährt und im Hintergrund das Opening spielt, wird klar, dass es sich hier um ein besonderes Spiel handelt.
In einer Welt, in der alles vergangen ist, stöbert Kirby durch die Überreste und Ideen anderer Spielereihen und erschafft dabei etwas Neues und Einzigartiges. Überall findet man Spuren vorhergegangener Nintendo- und Kirby-Titel.
Doch es sind nur Erinnerungen an das, was war, dies ist ein völlig neues Abenteuer. Und es ist ein großartiges Abenteuer, es ist ein Abenteuer, dass der pinken, kugeligen Ikone würdig ist.
Ich weiß nicht, wann mir ein Spiel, das letzte Mal so viel pure Freude bereitet hat wie Kirby und das vergessene Land. Nach gut dreißig Stunden habe ich so ziemlich alles gesehen, was es zu sehen gibt und möchte dennoch nicht aufhören zu spielen. Wenn man ein Spiel für einen Test pausenlos konsumiert, kann das schnell ermüdend werden. Kirby hat mir aber nie irgendetwas anderes bereitet als Spaß. Das Abenteuer ist vielleicht kein endloses Open-World-Game, aber es ist wundervoll. Ich habe noch nie zuvor ein Kirby-Spiel so ausführlich gespielt, obwohl ich die pinke Kaugummiblase als Charakter immer sehr gerne mochte. Kirby und das vergessene Land ist ein perfekter Einstieg in das Franchise und ein Spiel, das mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.
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