Deine Daten. Deine Wahl.

Wenn du nur das Nötigste wählst, erfassen wir mit Cookies und ähnlichen Technologien Informationen zu deinem Gerät und deinem Nutzungsverhalten auf unserer Website. Diese brauchen wir, um dir bspw. ein sicheres Login und Basisfunktionen wie den Warenkorb zu ermöglichen.

Wenn du allem zustimmst, können wir diese Daten darüber hinaus nutzen, um dir personalisierte Angebote zu zeigen, unsere Webseite zu verbessern und gezielte Werbung auf unseren und anderen Webseiten oder Apps anzuzeigen. Dazu können bestimmte Daten auch an Dritte und Werbepartner weitergegeben werden.

Hintergrund

Kommerzialisieren wir Haustiere zu stark? Das sagt der Tierethiker

Schleifen, Pullis und andere Accessoires: Viele Halterinnen und Halter greifen für ihre Haustiere tief ins Portemonnaie. Der Tierethiker Nico Müller erklärt, ab wann Kommerzialisierung und Vermenschlichung kritisch werden. Oder entmenschlichen wir unsere Tiere sogar?

Schaust du dich in unserem Onlineshop oder in Tiergeschäften um, wirst du von Produkten für Vierbeiner beinahe erschlagen. Für fast alles, was du als Mensch kaufen kannst, gibt es mittlerweile ein tierisches Pendant. Ist das moralisch vertretbar? Ich habe den Tierethiker Nico Müller von der Universität Basel gefragt.

Welche Haustierprodukte halten Sie für kritisch?
Ich würde dringend von Hamsterkugeln oder -bällen aus Kunststoff abraten, in denen die Tiere durch die Wohnung rollen können. Diese sind unhygienisch und bergen ein grosses Verletzungsrisiko. Wer sie verwendet, verstösst allenfalls sogar gegen Artikel 4, Absatz 2 des Schweizer Tierschutzgesetzes. Aber auch von Accessoires und Kostümen halte ich nichts, wenn sie fürs Tier keine Funktion haben.

Vermenschlichen wir unsere Tiere mit solchen Produkten?
Im Fall der Accessoires und Kostüme, zum Teil ja. Manche Leute schreiben ihren Tieren zum Beispiel einen Modegeschmack zu, den sie in Wahrheit nicht haben. Damit projizieren sie eigene Bedürfnisse und Wünsche aufs Tier. Es selbst rückt dadurch in den Hintergrund.

Wann ist eine Entmenschlichung der Fall?
Zum Beispiel, wenn Halterinnen und Halter der Meinung sind: Solange mein Tier noch frisst, geht es ihm schon gut. In die Tierarztpraxis muss ich erst, wenn es offensichtlich leidet. Damit vereinfachen sie das Tier und machen es weniger menschenähnlich, als es in Wahrheit ist. So kommt es vermutlich auch, dass rund 93 Prozent der Schweizer Hunde keine Krankenversicherung besitzen.

Wäre das nötig?
Auf jeden Fall. Wenn ein Tier krank wird, schnellen die Kosten für eine Behandlung rasch in die Höhe. Ohne Versicherung ist es Glückssache, ob ein Tier behandelt wird – oder ob es eingeschläfert wird, weil es billiger ist. Allgemein kann man sagen: Je nachdem, was bequemer für Menschen ist, schreiben sie Tieren menschliche Eigenschaften zu oder ab.

Brauchen wir denn überhaupt Tiere?
Wir leben seit etwa 14 000 Jahren mit Hunden zusammen, mit Katzen seit etwa 6 000. Der direkte Kontakt zu Tieren ist ein legitimes Bedürfnis. Das rechtfertigt aber noch lange keine Qualzuchten. Wenn man die vollen Tierheime betrachtet, sollte man sich fragen, ob Haustiere noch gezüchtet werden sollten.

Was würde das konkret heissen?
Zum Beispiel dass wir eine Haustierkrankenversicherung abschliessen und diese in Zukunft sogar öffentlich und verpflichtend wird. Auch hielte ich es für sinnvoll, das Hundekursobligatorium wieder schweizweit einzuführen.

Übrigens: Unser Category Management wurde über die kritisierten Viehtreiber, Viehsaugentwöhner und Hamsterbälle in Kenntnis gesetzt. Ein Teil wurde bereits aus dem Sortiment genommen.

Findest du, wir kommerzialisieren und vermenschlichen unsere Tiere zu stark? Verrate es mir in einem Kommentar.

Titelfoto: Shutterstock/BearFotos

19 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Ich liebe alles, was vier Beine oder Wurzeln hat – besonders meine Tierheimkatzen Jasper und Joy sowie meine Sukkulenten-Sammlung. Am liebsten pirsche ich auf Reportagen mit Polizeihunden und Katzencoiffeurinnen umher oder lasse in Gartenbrockis und Japangärten einfühlsame Geschichten gedeihen. 


Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Katzenadoption, Folge 3: die turbulenten ersten 24 Stunden

    von Darina Schweizer

  • Hintergrund

    First world problems: Wenn Kinder keine Wünsche mehr haben

    von Michael Restin

  • Ratgeber

    Fummeln erlaubt: Fordern Cat Activity Boards kluge Katzen?

    von Darina Schweizer