«Luigi’s Mansion 2 HD» macht aus einer Gruselvilla eine Wohlfühloase. Ich liebe den Ausflug in das spukende Anwesen. Aber Achtung: Das missionsbasierte Gameplay schlägt eine andere Richtung ein als die Teile 1 und 3.
Wir schreiben das Jahr 2013. Miley Cyrus twerkt auf der Bühne, «Flappy Bird» ist der letzte Schrei und die Internetkultur produziert Memes wie den «Harlem Shake». Auch für Nintendo ist es ein historisches Jahr: Es ist das 30-jährige Jubiläum und das selbsternannte Jahr von Luigi. Nintendo feiert dies mit mehreren Spiele-Veröffentlichungen: «New Super Luigi U», «Dr. Luigi» und «Luigi’s Mansion 2».
Elf Jahre später erleben wir zwar nicht die Wiedergeburt des wundervollen Konzeptes, Luigi-Fans gehen trotzdem nicht leer aus. Mit «Luigi’s Mansion 2 HD» kannst du das ehemalige Nintendo-3DS-Exclusive erstmals auf der Nintendo Switch spielen.
Gewinne eines von drei «Luigi's Mansion 2 HD»-Games inklusive Merch
In Zusammenarbeit mit Nintendo verlosen wir insgesamt drei Exemplare von «Luigi's Mansion 2 HD» – inklusive tollem Merch. Alles was du dafür tun musst, ist diese Frage zu beantworten: In welchem Game erschien Luigi das erste Mal?
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Ärger im Nachtschattental
Luigi schneidet sich bei seinem grossen Bruder in puncto Spielbeginn eine Scheibe ab. Ich werde nämlich direkt in die Handlung geworfen. Professor I. Gidd spezialisiert sich auf die Geister-Forschung und teilt mir als Luigi mit, dass der Finstermond im Nachtschattental vom Himmel verschwunden ist.
Ohne Finstermond werden die sonst friedlichen Geister zu gemeinen Gesellen. Das zeigt sich optisch dadurch, dass sie ihre Pupillen verlieren – wie auch sonst? Natürlich kann ich dem Professor die Bitte nicht abschlagen, die Geister wieder zur Besinnung zu bringen. Deswegen mache ich mich als Luigi auf den Weg, die einzelnen Stücke des Finstermondes zu sammeln.
Wenn du «Mario»-Spiele kennst, kannst du dir denken, was für eine Geschichte dich erwartet. «Luigi’s Mansion 2 HD» erfindet das Franchise nicht neu, doch das muss es auch nicht. Die Story liefert die nötige Motivation für mein Handeln und beglückt mich mit dem einen oder anderen süssen Moment.
Geister- und Geldjagd in den Gruselvillen
Nachdem ich vom Leiden des Nachtschattentals erfahren habe, beginnt mein Abenteuer. Anders als in anderen «Luigi’s Mansion»-Teilen erkunde ich kein einzelnes, grosses Gebäude. Stattdessen warten mehrere kleinere Villen mit verschiedenen Motiven auf mich: Die erste Villa ist voller Spinnweben, in der zweiten wuchern gruselige Pflanzen und … die restlichen Villen möchte ich dir nicht spoilern. Zu Beginn begrüsst mich eine Missionsauswahl, in der ich das erste Level anwähle.
Ich kann geradeaus durch die Villa stapfen und mich ganz meinem Missionsziel widmen. Das umfasst Aufgaben wie das Finden bestimmter Schlüsselgegenstände, das Öffnen verschlossener Türen oder das Beruhigen besonders gefährlicher Gespenster. Wenn ich keine Lust auf Sammelkram habe, kann ich «Luigi’s Mansion 2 HD» ziemlich linear spielen. Der Spielspass entfaltet sich jedoch erst richtig, wenn ich auch die restlichen offenstehenden Räume erkunde und die Rätsel darin angehe. Überall in den Levels verstecken sich Juwelen, Minispiele und Buu Huus, die ich mit mehr oder weniger Aufwand finde. Die Minispiele bieten spielerische Abwechslung und sind teilweise richtig knackig. Wenn ich alle Buus Huus einer Villa sammle, kann ich sogar einen Extra-Level spielen! Ein netter Bonus, der die Sammelaktion zu mehr als reiner Beschäftigungstherapie macht.
Die Level, die ich bis jetzt beschrieben habe, sind also voller Juwelen, Minispiele und Buu Huus – doch da ist noch mehr. Nintendo hatte schon im ersten Teil den genialen Einfall, hinter jeder Ecke und Kante Geld zu verstecken. Jede noch so kleine Erkundungsaktion wird mit Münzen, Geldnoten und Goldbarren belohnt.
Überhaupt sprühen die Villen und die Zwischensequenzen nur so vor Charme. Der Polterpinscher ist ein Geisterhund, der mir hilft oder Schabernack treibt und Gegenstände vor mir versteckt. Habe ich schon gesagt, wie knuffig er ist? Als Luigi einmal «Bad Doggie» ruft, zerspringt mein Herz in tausend Stücke.
Generell trifft Luigis Gestik seine ängstliche und schüchterne Art genau auf den Punkt. Genauso wie die einzelnen Geister, die ich manchmal hinter Löchern in der Wand oder durch Fenster beobachte. Oder die Toads, die Luigi ein High Five geben, sobald ich sie rette. Die Szenen, die sich vor meinen Augen abspielen, sind voller Charakter. Und von Professor I. Gidds Geräuschen könnte ich stundenlang schwärmen. Sie sind herrlich exzentrisch. Die Liebe zum Detail in «Luigi’s Mansion 2 HD» zeigt mir abermals, wieso ich Nintendo-Spiele liebe.
Der Schreckweg ist mein stetiger Begleiter
Während ich meine Umgebung erkunde, darf ich das Wesentliche nicht vergessen: den Zaster- ähm, die Geister. An die komme ich mit meinem Sauger namens Schreckweg 09/15. Professor I. Gidd hat das 08/16er-Modell vom ersten Teil überarbeitet. Neben Geld, Spinnennetzen und Bettdecken kann er auch Geister einsaugen, was ihn zum obligatorischen Begleiter für alle Geisterjäger und -jägerinnen macht.
Der Schreckweg erhält in «Luigi’s Mansion 2 HD» mehrere Upgrades im Vergleich zum ersten Teil. Mit der Stroboblitz-Funktion setze ich Geister für einen kurzen Moment ausser Gefecht und öffne verschiedene Mechanismen. Die Düsterlampe deckt hingegen unsichtbare Gegenstände und Buu Huus auf.
Ausserdem hat das Geld endlich einen Zweck. Wenn ich eine bestimmte Menge gesammelt habe, verbessert sich mein Schreckweg. So kann ich den Geistern beim Einsaugen mehr Schaden zufügen oder meine Düsterlampe länger brennen lassen.
Apropos: Im Vergleich zum Vorgänger gestaltet sich das Einsaugen der Geister dynamischer. Wenn ich während des Einsaugens genug lange in die entgegengesetzte Richtung drücke, lädt sich ein Balken auf. Wenn der voll ist, verpasse ich den Geistern zusätzlichen Schaden. An die Action des dritten Teils kommt diese Mechanik nicht ganz ran. Trotzdem ist ein Kernelement des Spiels damit unterhaltsamer.
Missionsauswahl statt kohärentes Abenteuer
Habe ich eine bestimmte Menge Geister und sonstige Dinge eingesaugt, teleportiert mich Professor I. Gidd aus dem Level. Danach erscheint ein Bildschirm, der meine bisherigen Leistungen zusammenfasst und sie abschliessend mit einem bis drei Sternen bewertet. Die Bewertung ist von meiner Geschwindigkeit, meinen Einsaugkünsten und meinem Talent zur Schadensvermeidung abhängig.
Danach schmeisst I. Gidd mich erneut in dieselbe Villa – dieses Mal aber mit einem neuen Ziel, das auf meine bisherige Erkundung aufbaut. Übrigens ist Professor I. Gidd eine ganz schöne Labertasche. Seine häufigen Anrufe erinnern mich an einen gewissen Cousin aus dem Balkan, der in einem anderen Spiel ständig mit mir Bowlen will. Immerhin kann ich die Telefonate mit I. Gidd meistens überspringen.
Das missionsbasierte Leveldesign von «Luigi’s Mansion 2» hat bereits auf dem Nintendo 3DS kritische Stimmen gefunden. Die einzelnen Missionen dämpfen das kohärente Gefühl, das in den anderen Teilen beim Erkunden der Gebäude entstehe. Es sei unverständlich und kompliziert, dass manche Sammelgegenstände hinter bestimmten Missionen verschlossen blieben.
Dem muss ich widersprechen. Erstens sind manche Sammelgegenstände in den anderen «Luigi’s Mansion»-Teilen hinter Spielfortschritt anstatt Missionen versteckt. Also eigentlich dasselbe Prinzip, nur subtiler. Zweitens ist das Missionsprinzip vorausschaubar.
Für eine Mission brauche ich in «Luigi’s Mansion 2 HD» im Schnitt 15 bis 30 Minuten. So weiss ich immer, wie viel mich erwartet, um ein bisschen Fortschritt zu machen. Die letzte Mission einer Villa beinhaltet jeweils einen Bosskampf. Diese Vorausschaubarkeit finde ich entspannend. So liegt abends oder im Zug noch schnell eine Mission drin.
Wahrscheinlich wurde das Konzept auf dem 3DS damals auch verwendet, weil es sich für einen Handheld anbietet. Ausserdem kann ich so viel besser abschätzen, wo mich welche Sammelgegenstände erwarten. Zum Beispiel gibt es pro Mission nur einen versteckten Buu Huu. Ich muss also nicht wie ein kopfloses Huhn mehrmals durch dieselben Räume rennen.
Spielspass so kurz oder lang wie du magst
«Luigi’s Mansion 2 HD» lädt auch zu längeren Zock-Sessions ein. Ich pflanze mich gerne stundenlang auf die Couch, um ein paar Geister mit meinem Schreckweg einzusaugen. Die kompakten Missionen schmälern mein Erlebnis nicht, sondern bereichern es.
Insgesamt habe ich etwa 15 Stunden für das Spiel benötigt. Wenn ich alle Buu Huus und Juwelen sammeln würde, könnte ich locker zehn weitere Stunden draufpacken. Will ich noch mehr Zeit mit «Luigi’s Mansion 2 HD» verbringen, statte ich dem Wirrwarrturm einen Besuch ab. In diesem Multiplayer-Modus schliesse ich mich mit bis zu drei weiteren Geisterjägern zusammen. Gemeinsam probieren wir, den Turm zu erklimmen, in dem wir in jedem Stockwerk nach der versteckten Türe suchen. Böse Geister stellen sich uns dabei in den Weg.
Den Ursprung als 3DS-Spiel merke ich «Luigi’s Mansion 2 HD» nicht an. Die Grafik ist für die Verhältnisse der Switch Top. Auf dem Fernseher oder dem Display der Switch OLED sehen die Farben sogar noch intensiver aus als im Original-Spiel auf dem 3DS.
Auch den zweiten Bildschirm des 3DS vermisse ich nicht. Dort gab es die wichtigsten Informationen wie Geld, Leben und die aktuelle Mission. Typisch für DS-Spiele ist auch die Karte auf dem unteren Bildschirm abgebildet. Die Switch integriert diese Funktionen problemlos auf dem einzelnen Bildschirm.
«Luigi's Mansion 2 HD» erscheint am 27. Juni für die Switch. Das Spiel wurde mir zu Testzwecken von Nintendo zur Verfügung gestellt.
Fazit
Fazit: Ein gelungener Sprung vom 3DS auf die Switch
«Luigi’s Mansion 2 HD» ist ein atmosphärisches Geisterspiel der etwas anderen Art. Anstatt mich zu gruseln und um mein Überleben zu kämpfen, erkunde ich entspannt unterschiedliche Schauplätze mit Charakter und «Jö»-Faktor.
Für mich ist das Remake des 3DS-Klassikers das beste Spiel der Reihe. «Luigi’s Mansion 3» hat zwar mit dem Hotel ein offenes Gebäude, das ich erkunden kann, dafür nerven mich die ständigen Unterbrechungen in Form kurzer Zwischensequenzen. Die kann ich nicht so leicht wie I. Gidd wegklicken. Die Villen in «Luigi’s Mansion 2 HD» gefallen mir auch besser als die verschiedenen Stockwerke des Hotels im dritten Teil.
Das missionsbasierte Spielprinzip sagt mir auch zu. So weiss ich immer, worauf ich mich in der nächsten Spiele-Session einlasse. Einzig und allein die vorausschaubaren Streiche der Geister dämpfen das Erlebnis etwas. Sie ziehen das Spiel in die Länge. Auf der anderen Seite geniesse ich die zusätzliche Zeit in den geisterverseuchten Villen.
Pro
Entspannendes Rätsel-Gameplay
Niedliche Zwischensequenzen
Missionsprinzip
Contra
Einsaugen von Geistern immer gleich
Spielfortschritt wird mit offensichtlichen Füllern verlangsamt
Meinen ersten Text über Videospiele habe ich mit acht Jahren geschrieben. Seitdem konnte ich nicht mehr damit aufhören. Die Zeit dazwischen verbringe ich mit meiner Liebe für 2D-Husbandos, Monster, meinen Krawallkatzen und Sport.