Produkttest
M3 iMac im Test: Herzensbrecher
von Samuel Buchmann
Der günstigste iMac ist ein valabler Bürocomputer. Sein Problem sind die Alternativen. Spätestens wenn du Leistung suchst, gibt es bessere Optionen.
Da steht er wieder auf meinem Test-Tisch und sieht hübsch aus – der iMac. Sein Design überzeugte mich schon letztes Jahr, doch die inneren Werte fand ich enttäuschend. Zu klein war der Arbeitsspeicher (RAM), zu rasch drosselte der Chip des Basismodells.
Nun hat Apple dem iMac ein neues Herz spendiert: Der M4-Chip kommt mit mindestens 16 Gigabyte RAM und ist effizienter. Das sorgt selbst in der günstigsten Version für mehr Leistung. Allerdings bleibt Apples eigene Konkurrenz in Form der MacBooks und des Mac Minis gross.
Am Design haben die Kalifornier nichts geändert, bloss die Farbtöne unterscheiden das neue Modell vom alten. Apple hat mir ein pinkes Testgerät geschickt, an dem Barbie ihre Freude hätte. Insgesamt stehen sieben Farben zur Auswahl, unter denen du für jede Inneneinrichtung eine passende Option finden dürftest. Mir gefallen dieses Jahr besonders die gelbe und die blaue Variante.
Wie gehabt muss der günstigste iMac mit zwei USB-C-Anschlüssen (Thunderbolt 4, 40 Gbit/s) auskommen. Erst wenn du 200 Franken oder 250 Euro mehr für die stärkere Chip-Version bezahlst, erhältst du viermal USB-C – und einen Ethernet-Port im Strom-Adapter. Selbst das finde ich noch knapp.
Alle Anschlüsse ausser der Kopfhörerbuchse sind zugunsten der Ästhetik auf der Rückseite positioniert, was unpraktisch sein kann. Was ich hingegen gut finde: Maus, Tastatur und das optionale Trackpad werden endlich über USB-C statt über Lightning geladen. Besser spät als nie.
An der Schärfe des Displays gibt es nichts auszusetzen. Dafür sorgt die Auflösung von 4480 × 2520 Pixeln mit «Retina-Pixeldichte» von 218 Pixel pro Zoll. 500 Nits Spitzenhelligkeit und eine volle Abdeckung des DCI-P3-Farbraums sind ebenfalls gute Werte. Ich kann selbst in einem hellen Zimmer angenehm am iMac arbeiten.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Displays bringt mich im Jahr 2024 jedoch ins Grübeln: Konfiguriere ich den iMac wie den äquivalenten Mac Mini, kostet er 900 Franken mehr. Das erscheint mir zu teuer für ein 23,5-Zoll-Display ohne Mini-LED oder sonstige aktuelle Technologien. Die Bildfrequenz von 60 Hertz wirkt veraltet, der Schwarzwert ist nur mittelmässig und die grossflächige Hintergrundbeleuchtung erzeugt in dunklen Szenen Blooming.
In dieser Preisklasse gibt es mittlerweile 32 Zoll grosse OLED-Monitore mit 4K-Auflösung. Vernünftige Bürobildschirme in 27 Zoll kosten die Hälfte. Zugegeben – die haben kein Apple-Design, keine integrierte Webcam und keine eingebauten Lautsprecher. Letztere klingen beim iMac allerdings auch nicht besonders toll.
Ausserdem lassen sich die meisten anderen Monitore in der Höhe verstellen. Der iMac ist fix. Sitzt du höher als Apples Designer es vorgesehen haben, kannst du etwas unterlegen. Sitzt du tiefer, hast du Pech.
Zum ersten Mal gibt es den iMac mit Apples Nanotexturglas, was den Preis nochmals um 200 Franken oder 230 Euro in die Höhe treibt. Ob du das matte oder das glänzende Finish bevorzugst, ist Geschmackssache. Mehr dazu kannst du in meinem Test des MacBook Pro nachlesen. Beim iMac, der sowieso nur in Innenräumen zum Einsatz kommt, würde ich vom Nanotexturglas abraten.
Den M4-Chip gibt es im iMac in zwei verschiedenen Varianten. In der günstigsten Konfiguration hat der Chip eine 8-Core CPU und eine 8-Core GPU. Für 200 Franken oder 250 Euro steigt die Anzahl Kerne sowohl in der CPU als auch der GPU um zwei. Beim Vorgängermodell gab es zum gleichen Preis nur einen stärkeren Grafikprozessor.
Wie bei allen Macs dieses Jahr hebt Apple das RAM-Minimum von 8 Gigabyte (GB) auf 16 GB an. Da der Preis trotzdem nicht steigt, ist das eine willkommene Änderung. So kann ich endlich mehr als drei Browser-Tabs offen haben, ohne dass die SSD als RAM-Puffer missbraucht wird. Auch diese scheinen die Kalifornier im Basis-iMac verbessert zu haben. Ich messe höhere Lese- und Schreibraten als im Vorgängermodell. Sehr gut.
Mehr SSD-Speicher ist gewohnt kostspielig. Das Upgrade von 256 GB auf 512 GB kostet erstaunliche 200 Franken oder 230 Euro. Danach bekommst du für den gleichen Betrag 512 GB zusätzlich. Beim iMac finde ich den überteuerten Speicher besonders ärgerlich: Ich mag nicht fix eine externe SSD anhängen, die das schöne Design verschandelt.
Die CPU des M4 ist erheblich schneller als die des Vorgängerchips. Die Variante mit 10 Kernen schlägt den M3 im Schnitt um 35 Prozent, der abgespeckte Chip liegt um 22 Prozent vorne. Beansprucht eine Anwendung nur einen Kern, ist der M4 in beiden Versionen um 24 Prozent schneller als der M3.
Der schwächere Chip wird unter anderem durch ein inadäquates Kühlsystem zurückgehalten. Es kann die Hitze bei anhaltender Last nicht schnell genug abführen, weshalb die CPU heruntertaktet. Wie schon beim Vorgängermodell hat offenbar erst der 10-Core-iMac eine Heatpipe auf dem Chip und einen zusätzlichen Lüfter. Das ist schade – ich bin mir sicher, dass damit auch die 8-Core CPU leistungsfähiger wäre.
Bei der Grafikleistung kann der M4 mit 10-Core GPU gegenüber dem Vorgänger um 20 Prozent zulegen. Beim Chip mit weniger Kernen sind es 14 Prozent. Beides sind solide Fortschritte für eine Generation, die Anwendungen wie Lightroom auf die Sprünge helfen. Eine Gaming-Maschine wird der iMac dadurch aber nicht. Die Neural Engine für KI-Berechnungen hat Apple um 15 Prozent verbessert (letzte Folie in folgender Grafik).
Mit der neuen Chipgeneration wird das Preis-Leistungs-Verhältnis des iMac deutlich besser. Allerdings gilt das auch für alle anderen Macs. Es stellt sich deshalb die Frage, weshalb man sich spezifisch für den farbenfrohen Computer entscheiden soll.
Mir fallen wenig Argumente dafür ein. Wie oben erwähnt ist der iMac im Prinzip ein plattgewalzter Mac Mini mit einem 900 Franken teuren 24-Zoll-Display. Ein grosser Nachteil des All-in-one-Konzepts: Du kannst nicht einfach den Chip ersetzen, wenn du in ein paar Jahren mehr Leistung willst. Stattdessen musst du das ganze Gerät austauschen. Ein Mac Mini mit einem 400-Franken-Büromonitor kostet nicht nur weniger – er ist auch flexibler, hat mehr Anschlüsse und ein besseres Kühlsystem.
Wenn unbedingt alles von Apple sein muss, halte ich selbst den Mac Mini in Kombination mit dem Studio Display für den besseren Deal. Oder du greifst zu einem MacBook, das nicht an einen fixen Arbeitsplatz gebunden ist. Falls du das Pro-Modell nicht brauchst, warte ein paar Monate – im nächsten Frühling wird das M4 MacBook Air erwartet.
In einer spezifischen Situation ist der iMac eine Überlegung wert: Wenn du einen Computer für Büroarbeiten brauchst, der gleichzeitig als Dekorationselement dienen soll. Etwa im Wohnzimmer oder auf dem Tresen eines stylischen Ladenlokals. Diese Aufgabe erledigt das Basismodell für 1299 Franken oder 1499 Euro mit Bravour.
Der M4 iMac ist deutlich besser als sein Vorgänger. Endlich kommt schon das Basismodell mit genügend Arbeitsspeicher. Endlich ist die kleinste SSD nicht mehr so langsam. Endlich kann ich Maus und Tastatur per USB-C laden. Wer einen reinen Bürocomputer will, bekommt mit der günstigsten Konfiguration ein kompetentes und hübsches Gerät mit gutem Display.
Besonders viel Arbeitsfläche bieten die 23,5 Zoll allerdings nicht. Auch sonst bleiben einige Schwachpunkte bestehen – etwa die spärliche Auswahl an Anschlüssen und das suboptimale Kühlsystem beim M4 mit 8-Core CPU. Ausserdem dürfte für die meisten Leute ein MacBook Air zusammen mit einem Büromonitor die bessere Lösung sein.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis geht beim Basis-iMac trotzdem in Ordnung. Es zerfällt aber, sobald du die Vollversion des Chips, mehr RAM oder eine grössere SSD willst. Solche Upgrades treiben den Preis in schwindelerregende Höhen – und einen iMac für über 1500 Franken würde ich niemandem empfehlen. Dann greifst du besser zum Mac Mini und einem grösseren Bildschirm. Letzteren kannst du auch behalten, wenn du deinen Computer wieder ersetzt.
Pro
Contra
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.