Produkttest
Pixio: Magnetische Würfel für den schnellen Klick
von Martin Jungfer
Dreiecke und Quadrate aus transparentem Plastik, in denen Magnetstreifen stecken – das sind die Magna-Tiles. Das Spielzeug bekommt Lob von Pädagogen und Eltern. Ich bin aber nicht überzeugt.
Für 100 Teile hätte der Hersteller in seinem eigenen Shop gerne knapp 130 Franken. Da ist die Kreativität bei der Preissetzung allerdings etwas arg weit gegangen. Im Shop bei uns gibt es das Magna-Tiles-Set mit 100 Teilen derzeit deutlich günstiger.
Ich habe mir die Box für einen Test besorgt. Mit einer durchschnittlichen Bewertung von 4,8 Sternen scheint das magnetische Konstruktionsspielzeug bei den Käuferinnen und Käufern richtig gut anzukommen. Da will ich wissen, was Magna-Tiles so besonders macht. Für Magnetisches habe ich eine kleine Schwäche. Die schon vor längerer Zeit getesteten Pixio-Würfel sind zum Beispiel immer noch im Einsatz.
Die Magna-Tiles folgen einer ähnlichen Idee. Wie in den Würfeln stecken auch in den bunten Plastikplatten Magnete. Die länglichen Quader sind jeweils am Rand verbaut, sechs Stück in den kleinsten Dreiecken, acht in den Quadraten und sogar 16 in den grossen Grundplatten. Damit ist für ausreichend Anziehungskraft gesorgt.
Wer sich einigermassen geschickt anstellt, kann einen Magna-Tiles-Tower von bis zu einem Meter Höhe bauen. Hier hilft, dass die im 100er-Set am häufigsten vorkommende quadratische Platte eine Kantenlänge von stolzen siebeneinhalb Zentimetern hat. Für Abwechslung beim Bauen sorgen insgesamt 46 Dreiecke.
Und hier kommt der pädagogische Ansatz der Magna-Tiles ins Spiel. Es gibt unterschiedliche Dreiecke, die du vielleicht noch aus dem Mathematikunterricht kennst: gleichschenklig, gleichseitig und rechtwinklig. Auch wenn mein alter Mathematiklehrer, sollte er hier mitlesen, zurecht anmerken würde, dass ein gleichschenkliges Dreieck auch rechtwinklig sein kann. Aber lassen wir das.
Das soll Kinder dazu inspirieren, komplexe oder auch einfache Konstruktionen aus verschiedenen geometrischen Grundformen zusammenzusetzen. Anders gesagt: Zwei kleine rechtwinklige Dreiecke ergeben die gleiche Fläche wie eine quadratische Platte. Aus zwölf grossen Dreiecken kann etwas annähernd Kreisförmiges entstehen – was mich an Kuchenstücke erinnert. Gemäss Hersteller, sollen die Magna-Tiles eine «wertvolle pädagogische Ressource» sein und im Unterricht eingesetzt werden, besonders wohl in den USA, aus denen das Unternehmen Magna-Tiles stammt.
Allerdings sind der schöpferischen Fantasie der Kinder einige Grenzen gesetzt, insbesondere beim Bau in die Höhe. Manchmal bleiben die Teile nicht im rechten Winkel zueinander stehen, sondern ziehen sich an unerwünschter Stelle an. Klapp!, und schon liegt ein Quadrat auf dem anderen, dabei sollte es doch eine Seitenwand werden.
Und selbst wenn das Teil an der gewünschten Stelle bleibt, stehen die Magna-Tiles nicht so zueinander, dass das Bauwerk stabil ist. Baue ich zum Beispiel aus sechs quadratischen Platten einen Würfel, ist er aufgrund der Polung der Magnete immer etwas wackelig. Mal wird sich abgestossen, mal angezogen. Das sorgt für unsaubere Kanten. Mein innerer Monk, der gerne Architekt geworden wäre, ist stark beunruhigt.
Kinder stört das weniger, sie bauen munter weiter. Und sie können dann auch damit leben, dass ihr Werk dann eben an einem bestimmten Punkt mit Getöse in sich zusammenstürzt.
Für meinen Test habe ich verschiedene Kinder ermuntert, ein Bauwerk kollabieren zu lassen. Auch Abstürze aus Wolkenkratzer-Höhe überstanden die Plastikelemente unversehrt. Das Material, ABS-Kunststoff, ist hochwertig und wenig anfällig für Kratzer. Was ich bei dem Preis aber auch erwarte.
Womit sich der Kreis schliesst und ich mir die Preisfrage stelle: Was gibt’s fürs Geld bei Magna-Tiles? Im 100er-Set kostet ein Bauteil im Durchschnitt um die 70 Rappen (oder Euro-Cent). Das ist fair. Bei einem Duplo-Mix von Lego legst du pro Stein ähnlich viel Geld auf den Tisch. Ich finde aber, dass man mit Duplo-Steinen – und später mit Lego – wesentlich abwechslungsreicher und stabiler bauen kann und entsprechend länger Freude daran hat.
Pro
Contra
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.