Galaxus
Hintergrund

Meine Restliebe zum Analogen

Ja, die Digitalisierung hat vieles einfacher und schneller gemacht. Aber einige analoge Klassiker bleiben ungeschlagen. Welche Dinge ich noch heute den digitalen Gadgets vorziehe.

Ich bin in einem Alter, in dem meine Eltern glauben, ich sei ein Tech-Wizard, aber die Teenager meinen, ich überlege bereits, wie ich bestattet werden will (beides trifft nicht zu). Ich bin so aufgewachsen, dass ich noch weiss, wie es ist, sich auch mal zu langweilen, und habe alle wesentlichen Schritte, welche die Unterhaltungselektronik durchlaufen hat, miterlebt.

Das heisst: Ich bin weder ein Boomer noch ein Digital Native, sondern irgendwo dazwischen. Ich sehe sowohl die Vorzüge der alten analogen Schule als auch jene der digitalen Moderne. Zur «Früher war alles besser»-Fraktion gehöre ich sicher nicht. Und doch bin ich froh, nicht nur das Neue zu kennen, sondern zu wissen, was eine VHS ist und Musik von Schallplatte, Tonband, Mini-Disk, CD, MP3 und Spotify gehört zu haben.

Darum – jetzt kommts – hier die Dinge, die ich mir auch heute noch lieber analog gebe als digital:

Bücher, Zeitungen, Magazine – so dekorativ und übersichtlich

Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich damit aufgewachsen bin, aber ich mag Papier. Ich rieche gerne an Büchern und habe sie gerne in der Hand. Einen Kindle hatte ich auch schon in der Hand, sehe aber den einzigen Nutzen darin, nicht zehn Bücher mitschleppen zu müssen, wenn ich mal irgendwo hingehe, wo ich zehn Bücher lesen will. Weil ich aber weder so schnell noch so viel lese, trage ich lieber ein Taschenbuch (mein Favorit) oder Hardcover mit mir herum als ein E-Book. Zudem finde ich Bücher dekorativ: Covergestaltung, Schriftwahl, das ist Kunst.

Sag mir, was du liest und ich sage dir, welche Bücher du hast. LOL
Sag mir, was du liest und ich sage dir, welche Bücher du hast. LOL

Auch Zeitungs- und Magazinartikel lese ich nach wie vor lieber auf Papier. So simpel es klingt: Man hat einfach die bessere Übersicht darüber, wie lange es noch dauert, bis man fertig gelesen hat. Enorm wichtige Funktion, wenn du mich fragst.

Icon Poet (Deutsch, Andreas Frei, Ueli Frei, Lukas Frei, 2021)
Sachbücher

Icon Poet

Deutsch, Andreas Frei, Ueli Frei, Lukas Frei, 2021

Eines meiner Lieblingsbücher, das nicht mal wirklich ein Buch ist: Icon Poet. 36 Würfel mit je sechs Icons, die immer eingesetzt werden können, wenn es um Storytelling, Ideen, Geschichten, Assoziationen oder ähnliches geht. Grandios!

Musikinstrumente – nur «the real deal»

Es ist natürlich krass, was heute alles möglich ist und was man mit einem Computer alles tun kann – wenn man denn weiss, wie es geht. Diese Hürde ist mir aber zu hoch. Ich hab mir zwar vor Jahren mal einen Mini-Keyboard-Controller gekauft, in der Hoffnung, damit vermeiden zu können, mich nur durch Software-Regler zu wursteln, hatte dann aber nie den Nerv dafür, mich richtig einzulesen.

Kann man zu viele Gitarren haben? Wahrscheinlich nicht. (Und ja, ohne Strom geht natürlich auch.)
Kann man zu viele Gitarren haben? Wahrscheinlich nicht. (Und ja, ohne Strom geht natürlich auch.)

Nein, ich möchte ein Instrument schnappen und es direkt spielen können, ohne zuerst die Bedienungsanleitung lesen zu müssen. So wie früher, als ich noch Computerspiele spielte und immer auf «Quick Race» klickte, ohne meinen Boliden vorher customized oder getunt zu haben. Setzt natürlich voraus, dass man ein Instrument spielen kann – aber ich würde eher Zeit ins Erlernen eines neuen Instruments investieren als in ein Programm. Call me old fashioned!

Fotos – physisch viel mehr wert

Hand aufs Herz: Ist es bei den Fotos nicht ähnlich wie bei der Musik? Mit der freien Zugänglichkeit und der Möglichkeit, unendlich zu «knipsen» (das Wort dürfte in Bezug auf Fotos wohl auch bald verschwinden), haben die Exklusivität und der Wert von Fotos total abgenommen. Ich höre jedenfalls weniger Musik als früher, als ich noch CDs hatte, und obwohl ich Gigabyte-weise Ordner mit Fotos habe, schaue ich sie mir höchst selten an.

Ausserdem: Fotos waren noch viel wertvoller, als sie nicht so perfekt waren. Sie auszudrucken oder zu einem Album (das ist ein Buch!) binden zu lassen, ist dank der Digitalisierung einfacher denn je. Schön, wenn das Neue dem Alten dabei hilft, zu überleben.

Nielsen Mixed Colours Collage für 10 Fotos à 10x15 cm (10 x 15 cm)
Bilderrahmen
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Nielsen Mixed Colours Collage für 10 Fotos à 10x15 cm

10 x 15 cm

Auch dekorativ: Fotos in einem Rahmen.

Uhren – bitte nicht smart

Ich habe zwar keine Uhr, aber ich glaube, wenn ich eine hätte, dann eine mit echten Zeigern und Uhrwerk, jedenfalls keine Smartwatch.

Casio MTP-1302PD-3AVEF (Analoguhr, 38.50 mm)
Armbanduhr

Casio MTP-1302PD-3AVEF

Analoguhr, 38.50 mm

Simpel und zeitlos (sic!), würde ich jederzeit (sic!) einer Smartwatch vorziehen.

Notizen – am besten von Hand

Die App Evernote habe ich eine Zeit lang für Notizen benutzt und auch Trello, aber es geht nichts über ein schönes Notizbuch. Oder einen Block. Oder Post-its. Hauptsache handgeschrieben. Immer wieder komme ich darauf zurück. Auch weil ich mir einbilde – nicht ganz ohne wissenschaftliches Fundament –, dass mir die Notizen besser im Gedächtnis bleiben, wenn ich sie von Hand aufschreibe. Hand-Eye-Coordination und so. Und irgendwie finde ich es auch ein wenig peinlich, wenn man langsam seine eigene Handschrift verlernt, geschweige denn: gar nie eine entwickelt.

Ach ja: Es ist auch ein tolles Gefühl, einen richtig guten Kugelschreiber übers Papier zu führen. Und ausserdem: Digital wäre mein organisiertes Chaos an Notizzetteln überhaupt nicht möglich. Wäre zwar effizienter, aber irgendwie auch schade.

Moleskine Notizbuch Classic Large (A5, Liniert, Harter Einband)
Heft + Block
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Moleskine Notizbuch Classic Large

A5, Liniert, Harter Einband

Der Klassiker: ein Moleskine-Notizbuch. Schlicht, schön, stylisch.

Taschenrechner – tipp, tipp, tipp

Ja, es ist dämlich. Und mir auch etwas peinlich, aber nein, ich kann kein Excel. Und wenn ich die Wahl habe zwischen einem Taschenrechner aus Plastik und einer Taschenrechner-App, dann nehme ich das Haptische.

Rechnen mit Emotion – nudge, nudge.
Rechnen mit Emotion – nudge, nudge.

Okay, okay, auch der einfachste Taschenrechner ist im Prinzip ein digitales Gerät. Aber es ist so einfach und hat nur eine Grundfunktion, dass man es beinahe als analoges Ding werten kann, einverstanden? Und einen Abakus kann ich hier schlecht anpreisen, weil ich selbst zu jung bin, um gelernt zu haben, damit zu rechnen.

Hat eine Funktion, erfüllt diese Funktion – toll! Oder wie es bei unseren Bewertungen immer wieder heisst: Tut, was es soll.

Gesellschafts- und Kartenspiele – Genialität der Einfachheit

Nichts gegen Computerspiele, als Teenager habe ich auch ein paar Stunden am Atari verbracht (kennst du nicht? Frag deine Eltern!), doch je älter ich wurde, desto klarer wurde mir: Computerspiele drehen und regen mich auf. Und Dinge, die mich aufregen, habe ich schon genug.

Darum ziehe ich dem digitalen Zocken zum Beispiel eine Partie Uno vor (was nicht unbedingt heisst, dass ich mich dabei nicht auch ein wenig aufrege). Übrigens: Empfinde ich das nur so oder gab es jahrzehntelang nur eine Uno-Variante und plötzlich gibt es Dutzende davon?

Simpel, aber genial: Uno, das Spiel.

Was ich definitiv nicht mehr zurückhaben möchte

Es gäbe noch weitere Beispiele: So mag ich nach wie vor Briefe und Postkarten und mechanische Knöpfe ziehe ich oft einem Touchscreen vor.

Auf der anderen Seite gibt es so manche Dinge, die gerne in der Vergangenheit bleiben dürfen: Telefonbücher, Landkarten, DVDs und analoges Fernsehen, Schreibmaschinen (obwohl sie schön sind, aber zum Schreiben dann doch zu anstrengend) oder Kabeltelefone. Und so werde ich mir auch weiterhin das Beste aus diesen zwei Welten – analog und digital – heraussuchen.

Was muss für dich unbedingt analog sein? Und wo ist für dich das Digitale das Nonplusultra?

Titelbild: Galaxus

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Ich bin freier Journalist, Kommunikationsverantwortlicher und Text-Vieleskönner. Am liebsten schreibe ich über Themen, die sich im Dunstkreis von Nonsens und gesellschaftlicher Relevanz befinden.

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