
Mozilla greift an: So soll das Ökosystem «Thundermail» aussehen
Mozilla bastelt ein neues Ökosystem. Mit E-Mail-Service, smartem Kalender, Filesharing-System und lokaler KI. Es soll aus datenschutzfreundlichen und quelloffenen Modulen bestehen. Damit wollen sie Datenkraken wie Gmail und Co. die User streitig machen.
«Thundermail» heisse das neue ehrgeizige Projekt der Mozilla Foundation. Damit wollen sich die Entwickler des Mailprogramms Thunderbird wieder ins Gespräch bringen. Dies war einst ein Open-Source-Client, der aufgrund der bequemen All-in-one-Plattformen wie Gmail oder Microsoft Office 365 scharenweise Nutzer und Nutzerinnen verlor. Nun kommt das grosse Comeback: Bei Thundermail handelt es sich nicht nur um einen neuen E-Mail-Dienst, sondern um eine ganze Suite an Webdservices, die den Grundstein für ein alternatives, Open-Source-Ökosystem legen soll – unter dem Dach von «Thunderbird Pro».
Drei Module ohne versteckte KI
Herzstück ist der gleichnamige Mail-Dienst Thundermail. Nutzer erhalten damit eine E-Mail-Adresse unter «thundermail.com» oder «tb.pro» – und sollen mittelfristig eine browserbasierte Webmail-Oberfläche nutzen können, ähnlich wie bei Gmail. Dabei legt Mozilla besonderen Wert auf Datenschutz: Es wird keine Analyse der E-Mails zu Werbezwecken geben, keine Weitergabe der Daten an Dritte und keine versteckte KI-Trainingsnutzung. Zusätzlich zum E-Mail-Dienst arbeitet Mozilla an drei Modulen, die in Thundermail integriert werden sollen:
Thunderbird Appointment
Ein Terminplanungstool, mit dem du Termine planen, Kalender verwalten und über Links zur Terminvereinbarung einladen kannst. Schlank und simpel, ohne überbordende Funktionsvielfalt.
Thunderbird Send
Die Wiedergeburt des 2020 eingestellten Firefox Send. Mit dem Filesharing-Dienst sollst du grosse Dateien versenden können – analog dem Dienst WeTransfer. Gemäss Mozilla ist der Versand jeweils Ende-zu-Ende-verschlüsselt und der Dienst komplett neu entwickelt, sodass die Lücken und Probleme des Vorgängerdienstes ausgeschlossen werden können.

Quelle: Florian Bodoky
Thunderbird Assist
Ein experimentelles KI-Modul, das auf ein lokales LLM (Large Language Model) setzt. Ziel ist eine intelligente, aber datenschutzkonforme E-Mail-Verwaltung. Falls das lokale System zu schwach sei, greift Thunderbird Assist optional und mit Einverständnis auf eine geschützte Cloudlösung auf Basis von Nvidia Confidential Compute zurück. Dies wird in Zusammenarbeit mit dem Start-up Flower AI entwickelt. Über Fähigkeiten und Funktionsweisen schweigt sich Mozilla aber noch aus.
Open Source, aber nicht kostenlos
Mozilla bleibt seiner Open-Source-DNA treu. Alle Module von Thunderbird Pro sollen quelloffen entwickelt und in enger Zusammenarbeit mit der Community vorangetrieben werden. Trotzdem ist klar, dass die Kosten für die Entwicklung und den Betrieb teuer sind. Dies ist kaum durch Spenden allein finanzierbar. Deshalb wird Mozilla eine mehrstufige Finanzierung anpeilen: So sollen Community-Mitglieder und aktive Thunderbird-Nutzer kostenlosen Zugang zu den neuen Diensten erhalten. Andere Nutzer sollen eine bisher nicht näher bezifferte Gebühr zahlen. Diese dient vorrangig dem Betrieb der Server-Infrastruktur.
Langfristig ist zudem ein abgespecktes Abo geplant. Kostenlos, mit Limits etwa bei Speicherplatz oder maximaler Dateigrösse beim Versand. Wann alles Final an den Start gehen wird, ist noch unklar. Hier kannst du dich auf die Warteliste setzen lassen.
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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.