Kritik
Mein Bohrwerkzeug und ich: In «Foundry» baue ich mir die Welt, wie sie mir gefällt
von Debora Pape
Das Entwicklerstudio von «Satisfactory» hat mit dem Update zum Full Release den Fans noch ein paar Geschenke gemacht. Eine Schnellreise-Funktion über Portale ist nur eine der Neuerungen.
Fünfeinhalb Jahre – so lange dauerte die Early-Access-Phase des Fabrikbausimulators «Satisfactory». Das schwedische Entwicklerstudio «Coffee Stain» hatte von Anfang an gesagt, es gebe keinen festen Fahrplan zum Full Release: Man wolle «Satisfactory» zusammen mit den Fans entwickeln. Und die sprangen in Scharen auf das Spielkonzept an. «Suchtisfactory» nennt man das Spiel in der Szene der Förderbandliebhaber und -liebhaberinnen. Der Full Release komme, wenn das Spiel soweit sei.
Und jetzt ist es soweit. Am 10. September erschien «Satisfactory» endlich in der Version 1.0. Falls du «Satisfactory» nicht kennst: Weiter unten gibt es eine kurze Vorstellung.
Der Full Release bescherte «Satisfactory» neue Spielerrekorde: 104 677 Spielerinnen und Spieler waren kurz danach laut SteamDB gleichzeitig am Zocken. Auch im Early Access lief es für ein Indie-Game in einem nischigen Genre mit 15-30 000 gleichzeitig auf Steam aktiven Menschen ganz komfortabel.
«Satisfactory» erreicht und beschäftigt seine Fans, das zeigt sich auch in den Rezensionen: Seit dem Steam-Release im Jahr 2020 erhielt «Satisfactory» mehr als 145 000 Rezensionen – 97 Prozent davon positiv. Das Spiel war 2019 zunächst exklusiv im Epic Games Store erschienen, wo es aktuell eine Spielerwertung von 4,9 von 5 Sternen hält.
Mit dem Full Release ist jetzt auch Update 9 live. Die Patch Notes listen eine ganze Armada neuer Inhalte und «verrückter Sci-Fi-Features» auf. Auch eine Hintergrundstory gibt es jetzt. Ich habe seit dem Update noch nicht ins Spiel geschaut und möchte mich dazu nicht spoilern. Infos zur Story findest du hier.
Seit Jahren gibt es in «Satisfactory» verschiedene «Work in Progress»-Items, die jetzt endlich einen Zweck haben. Mit dem bisherigen WiP-Erz «S.A.M.» (Strange Alien Matter) kannst du Rohstoffe in andere Rohstoffe umwandeln, etwa Kalkstein in Eisen. Das Erz brauchst du zusammen mit den ebenfalls schon lange verfügbaren WiP-Fundstücken, den Mercer-Sphären, für das «Dimensionsdepot»: Speicherst du Teile in einem solchen Depot in einer anderen Dimension, stehen sie dir jederzeit zur Verfügung. Das bedeutet, du musst sie nicht mehr im Inventar haben, um sie zu nutzen.
«Coffee Stain» erfüllt zudem den Wunsch von vielen nach einem Schnellreisesystem. Das Update bringt Portale, mit deren Hilfe du dich schnell zu anderen Orten auf der Karte teleportieren kannst. Sie sollen allerdings stromhungrig und erst im fortgeschrittenen Spiel verfügbar sein.
Der «Quanten-Encoder» ist das neue fortschrittlichste Gebäude im Spiel. Du stellst damit komplexe Teile her. Zum Arbeiten benötigt er den neuen Rohstoff «Excited Photonic Matter». Neu ist auch «Ficsonium», eine radioaktive Ressource, die du auf der höchsten Stufe freischaltest und sich als Brennstoff in Atomkraftwerken verwenden lässt.
Hier gibt es einen Blick in die Quantentechnologie:
Was viele Freunde der Transport-Optimierung sicher freuen wird: Mark-6-Förderbänder sind jetzt verfügbar. Sie transportieren 1200 Gegenstände pro Minute, 420 Teile mehr als Mark-5-Förderbänder.
Das Update bringt noch weitere Gebäude und viele neue kosmetische Möglichkeiten für deinen Charakter und das Aussehen deiner Fabrik. Auch zahlreiche Balancing- und Quality-of-Life-Verbesserungen haben den Weg ins Spiel gefunden. Eine Rückkehr ins Spiel könnte sich für Veteranen also lohnen.
Du kennst «Satisfactory» nicht? Okay, stell dir vor, du arbeitest für einen rücksichtslosen Konzern und wirst auf einem unberührten, idyllischen fremden Planeten abgesetzt, um ihn nach Strich und Faden auszubeuten. Du beginnst damit, in der Ego-Perspektive und auf Wunsch mit bis zu drei Freunden Eisen- und Kupfervorkommen zu suchen und diese Rohstoffe zunächst von Hand, später mit Bergbau-Maschinen abzubauen.
Die Rohstoffe verarbeitest du zu immer komplexeren Teilen. Schnell brauchst du Förderbänder, um Mining-Gebäude mit Verarbeitungsmaschinen zu verbinden. Den Stromhunger deiner wachsenden Fabrik stillst du mit reihenweise Kohlekraftwerken. Die dunklen Abgase der Kraftwerke sehen in der sauberen Luft des Planeten wirklich betörend aus, insbesondere seit dem Update auf die Unreal Engine 5 im November 2023.
Mit diversen Updates im Laufe des Early Access kamen viele neue Mechaniken dazu, die das reine Förderband-Transportsystem in «Satisfactory» ergänzen, darunter Fahrzeuge, Züge, Pipelines, Flugdrohnen und – als Schnellreise-Ersatz für dich selbst und weil man es kann – «Hypertubes». Das sind Röhren, mit denen du dich schnell zwischen deinen Abbau- und Produktionsgebieten bewegst.
Der Platzbedarf deiner Fertigungsstraßen wird immer größer und so müssen uralte Bäume der Industrialisierung weichen: Die Kettensäge ist dein bester Freund. Seen und ganze Landschaften verschwinden unter den Fundamenten deiner Riesenfabrik. Feindlich gesinnte Tiere gibt es auch, die ballerst du zunächst mit einem Elektroschocker aus dem Leben. Es sind aber keine Angreiferwellen zu erwarten wie im Godfather des Fabrikbauspiels «Factorio».
Falls du das Fabrikbau-Genre magst, wäre vielleicht auch «Dyson Sphere Program» oder das neuere «Foundry» etwas für dich.
Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.