Netflix: Account Sharing gegen Aufpreis? Ein sinnloses Unterfangen
Meinung

Netflix: Account Sharing gegen Aufpreis? Ein sinnloses Unterfangen

Luca Fontana
17/3/2022

Netflix will in drei lateinamerikanischen Ländern testen, ob Menschen für legales Account Sharing zusätzlich zahlen würden. Ein Test, bei dem Netflix mehr zu verlieren als zu gewinnen hat.

Es ist kein Geheimnis, dass Netflix seit Jahren versucht, Account Sharing zu unterbinden. Das ist, wenn du dein Netflix-Passwort mit einer oder mehreren Personen ausserhalb deiner eigenen vier Wände teilst. Eine neue Initiative des amerikanischen Streaming-Dienstes soll nun in den Ländern Chile, Costa Rica und Peru testen, ob Menschen bereit wären, für legales Account Sharing zu zahlen.

Zum Start wird die Account-Sharing-Funktion zusätzliche 2,99 US-Dollar pro Monat kosten, sagt Netflix im Blog-Beitrag. Weltweite Änderungen würde man allerdings erst in Betracht ziehen, nachdem die ersten Erfahrungen in den genannten Ländern ausgewertet worden sind. Das dürfte frühestens in ein paar Wochen der Fall sein.

Nähere Details gab Netflix nicht bekannt.

Die Drohung, die niemand ernst nimmt

Geht’s um Account Sharing, macht Netflix stets auf ernst. So steht in den Netflix-Nutzungsbedingungen unter Artikel 4.2, dass das Teilen des Passworts ausserhalb des eigenen Haushalts ein Vergehen sei, dass – gemäss Artikel 4.6 – mit dem Sperren des Accounts bestraft werden kann.

Beeindrucken lässt sich davon niemand. Umfragen von zig Branchenmagazinen, etwa von The Manifest, mögen zwar nicht hundertprozentig representativ sein, kommen aber immer zum selben Schluss: Mindestens die Hälfte aller befragten Netflix-Abonnentinnen und -Abonnenten teilen ihr Netflix-Passwort. Aktuell zählt Netflix weltweit über 220 Millionen aktive Accounts. Durch Account Sharing entgehen dem Streaming-Dienst potentiell Umsätze in Millionenhöhe.

Ein (wahrscheinlich) aussichtsloser Kampf

Bereits vergangenes Jahr versuchte Netflix, Account Sharing durch eine zusätzliche Authentifizierung zu erschweren. Denn das eigentliche Problem an Account Sharing ist, dass es sich kaum nachweisen und bestrafen lässt. Netflix könnte theoretisch anhand der IP-Adresse zwischen Geräten innerhalb und ausserhalb eines Haushalts unterscheiden. Das System würde dann aber auch Alarm schlagen, wenn du beispielsweise unterwegs im Zug via Mobilfunknetz von einer anderen IP-Adresse aus auf deinen Netflix-Account zugreifst als von deinem heimischen Router.

Praktikable Lösungen scheint der amerikanische Film- und Serien-Dienstleister also noch nicht gefunden zu haben. Stattdessen greift er immer wieder auf neue «Tests» zurück. Deren primäre Aufgabe dürfte darin bestehen, durch ihre mediale Wirkung die Menschen daran zu erinnern, dass das, was sie tun, eigentlich verboten ist – auch wenn Netflix nicht wirklich etwas dagegen unternehmen kann.

In dieselbe Kerbe schlägt der jüngste Versuch, Account Sharing gegen einen kleinen, freiwilligen Obolus legal zu machen. Berappen würde ihn wohl nur, wer ihr oder sein Gewissen beruhigen will. Also niemand, böse gesagt. Ob Netflix mit einer derart unpopulären Massnahme tatsächlich was zu gewinnen hätte, sei darum dahingestellt. Vor allem nach den gerade erst erfolgten Preiserhöhungen für den ohnehin schon teuersten Streaming-Dienst der Welt. Bestenfalls würde sie die Konkurrenz bloss noch appetitlicher machen: Wenn sich fünf Personen heute einen Account teilen, bis Netflix eine effiziente Lösung findet, den Verbund aufzulösen, ist das keine Garantie dafür, dass sich die vier ausscheidenden Personen einen neuen separaten Account erstellen. Das bedeutet weniger Views. Weniger Serienminuten. Weniger «Fuzz». Überraschende, virale Hits wie etwa «Squid Game» wären dadruch zwar nicht unmöglich, aber weniger wahrscheinlich. Und die braucht Netflix, um seine horrenden Kosten und Preise zu rechtfertigen. Am Ende würde Netflix nur verlieren.

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  • Gute Sache, wenn das quasi offiziell mal geregelt wäre. Das ist mir ein paar Franken wert.
    13%

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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