Meinung
Ein Designpreis für jeden Scheiss?
von Michael Restin
Die Ursprünge des Red Dot Design Award reichen bis ins Jahr 1955. Seither erhalten jedes Jahr tausende Produkte den roten Punkt. Hier kommen sechs Gewinner aus den Bereichen Outdoor, Sport und Freizeit.
Alle Jahre wieder: Der Red Dot Design Award zählt laut eigenen Angaben zu den grössten Designwettbewerben weltweit und wird in den Bereichen Produkt- und Kommunikationsdesign sowie Designkonzepte vergeben. Böse Zungen behaupten, dass es unterdessen kaum noch ein Produkt gibt, das nicht früher oder später mit dem roten Punkt «ausgezeichnet» wird.
Auch dieses Jahr hat die internationale Jury in drei Kategorien wieder tausende Produkte mit dem roten Punkt versehen, sechs davon in den Bereichen Outdoor, Sport und Freizeit. Und zwar in der Unterkategorie «Red Dot: Best of the Best». Bin ja mal gespannt, ob nächstes Jahr dann die Kategorie «Red Dot: Best of the Best of the Best» kommt. Sei’s drum. Hier kommen die Besten der Besten des Jahres 2024.
Laut der Fachjury ist die individuelle Elektromobilität gerade in urbanen Räumen immer beliebter, viele sehen sie als sinnvolle Ergänzung zu Pkws und zum öffentlichen Nahverkehr oder nutzen sie in ihrer Freizeit. Während E-Bikes und Elektroroller inzwischen recht häufig anzutreffen sind, erregen elektrifizierte Einräder immer noch Aufsehen und der «Inmotion Challenger» tue dies gleich in mehrfacher Hinsicht. Mit einem Hochleistungsmotor und einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 90 km/h lag der Fokus laut der Jury bei der Entwicklung des Produktes eindeutig auf Kraft und Geschwindigkeit.
Der Challenger sei für Adrenalin-Enthusiasten konzipiert, die die Grenzen ihrer körperlichen Fähigkeiten ausloten wollen. Wer Hochgeschwindigkeitsfahrten und extreme Erlebnisse schätze, müsse sich jedoch umso mehr auf die Sicherheit seines Fahrzeuges verlassen können. Der Challenger verfügt deshalb über verschiedene Eigenschaften, welche die Nutzung sicher machen, so zum Beispiel einen niedrigen Schwerpunkt, breite Reifen und einen Motor, der eine kontinuierliche Leistung von bis zu 10 000 Watt erzeugt, so die Jury weiter.
«Aufgrund von hohen ergonomischen Anforderungen folgt das Fahrraddesign immer einer komplexen geometrischen Vorgabe. Der kreative Spielraum für die Schaffung eines neuartigen Erscheinungsbildes wird hiervon stark eingeschränkt.» Mit diesen Worten schildert Tomas Fiegl, Lead-Designer des für das «Rotwild R.R275 X» verantwortlichen Designteams, die Ausgangslage, mit der er sich konfrontiert sah, als er die Gestaltung eines E-Gravelbikes für die Marke Rotwild anging.
Die Red Dot Jury schreibt dazu: «Das gesamte Design mit seinen stimmigen Rahmen-Proportionen über die Ausführung der Carbon-Konstruktion bis hin zur detaillierten Ausarbeitung der Linien und der Bedienelemente überzeugt.» Vor allem aber sei das Fahren mit dem «Rotwild R.R275 X» ein reines Vergnügen. Dieses Fahrerlebnis geht gemäss Jury auf das Zusammenspiel von Fahrradarchitektur, der Ausstattung mit dem 250 Watt starken TQ-Mittelmotor HPR50, zwölf wählbaren elektronisch geschalteten Gangstufen und einem Gewicht von 12,8 kg zurück.
Schon letztes Jahr wurde mit dem «Stromer ST7» das erste Speed-Pedelec des Schweizer E-Bike-Herstellers, das mit einem aus der Automobilbranche stammenden elektronischen Schaltgetriebe ausgerüstet war, mit einem Red Dot Award ausgezeichnet. Nur ein Jahr später wird mit dem «Stromer ST5 Pinion» ein weiteres Stromer-Modell mit der höchsten Auszeichnung des Wettbewerbs bedacht. Während die Architektur des Aluminiumrahmens laut Jury mit seinen kantigen Rohren und der Akku-Integration im voluminöser ausgeformten Unterrohr im Wesentlichen gleich geblieben ist, weist das E-Bike einige Innovationen auf.
Die Jury schreibt dazu: «Dieses E-Bike optimiert jeden Aspekt traditioneller City-Bikes – angefangen bei Leistung und Reichweite über die Schaltung und das klare, integrierte Design bis hin zu Schutzblech und Bremsen. Das «ST5 Pinion» erreicht so eine Qualität, mit der es beinahe schon eine neue Kategorie von E-Bikes begründet, die hinsichtlich Reichweite, Leistung und Fahrgefühl immer mehr in Richtung Motorrad gehen.»
Bei den Power Stations von Yoshino sorgen die Solid State-Batterien gemäss Jury in einem robusten und ästhetischen Gehäuse für Energieunabhängigkeit. Sei es auf dem Familienausflug, auf Baustellen oder bei Notfalleinsätzen. Die Vorteile dieser Feststoffbatterien liegen ausser im Sicherheitsaspekt in einer höheren Energiedichte und damit in einem geringeren Gewicht.
«Die einheitliche Designsprache innerhalb der Produktfamilie fanden wir absolut überzeugend. Bei näherer Betrachtung haben uns die hochwertige Materialwahl, die durchdachte Ergonomie und natürlich das nutzerfreundliche Interface-Design rundum begeistert», begründete die Jury ihre Wahl.
«Bei der «Detour Range» handelt es sich um ein unglaublich flexibles System, das erstaunlich kompakt für die Reise verstaut werden kann. Entfaltet man die Produkte, steht ein vollwertiges Kochgeschirr zur Verfügung, das von hoher Qualität ist. Zudem ist das System sehr konsistent, alle Teile passen vom ästhetischen Standpunkt und in ihrer Formgebung perfekt zueinander», zeigen sich die Juroren beeindruckt.
Wie sorgfältig dabei alle Details entwickelt wurden, offenbart sich laut der Jury wie so oft im praktischen Einsatz. So seien beispielsweise die Rundungen der Schüssel exakt auf die Löffelform abgestimmt. Und die Vorteile der magnetischen Besteckteile wisse man auch dann erst so richtig zu schätzen, wenn bei der Fahrt über Stock und Stein nichts in der Campingküche klappert.
Gemäss der Red Dot Jury ersetzen Wintersportlerinnen und Wintersportler die bisher übliche Kombination von Helm und abnehmbarer Skibrille inzwischen immer häufiger durch Helme mit integriertem Visier. Brillenträgern bieten sie mehr Tragekomfort, da Brille und Visier nicht in Berührung kommen. Visierhelme werden aber generell über alle Alters- und Konsumentengruppen hinweg immer beliebter, denn sie sind praktisch, das Sichtfeld ist grösser und die Visiere beschlagen in der Regel nicht so schnell.
Die Jury schreibt dazu: «Der Visierhelm «Cinema» von Head wurde für stilbewusste Wintersportler entwickelt, die Wert auf Funktionalität und Ästhetik legen. Das ungewöhnlich schmale Profil lässt den «Cinema» stilvoll und zurückhaltend wirken. Die Mechanik zur Bedienung des Visiers versteckt sich im Innern, wodurch der Helm wie aus einem Guss erscheint und keine Knöpfe oder Hebel die Optik beeinträchtigen.»
Ob und ab wann wir die Produkte im Sortiment haben werden, klärt unsere Einkaufsabteilung ab. Wenn möglich, werden wir die Technologien testen und darüber berichten.
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.