Rückenprotektor für Kinder: in jedem Fall sinnvoll?
Ratgeber

Rückenprotektor für Kinder: in jedem Fall sinnvoll?

Martin Rupf
9/1/2023

Dass die meisten Menschen auf der Skipiste einen Helm tragen, ist mittlerweile selbstverständlich. Doch wie verhält es sich mit Rückenprotektoren? Ein Schneesport-Unfallexperte gibt Auskunft.

Täglich konsultiere ich derzeit gespannt meine Wetter-App. Der Grund: Bei uns beginnen die Skiferien so früh wie sonst nirgends in der Schweiz. Bereits Ende Januar heisst es für mich und meine Familie, Skiausrüstung packen und ab in die Berge. Doch wer zurzeit die Bilder von braunen Hängen in den tiefer gelegenen Skigebieten sieht, der verspürt nicht wahnsinnig grosse Lust, sich auf Skis oder Snowboards zu stellen. Noch aber bleiben knapp drei Wochen und die Hoffnung, dass es noch schneit.

Experte: «Mit Kindern Pisten meiden, die zu schnellem Fahren animieren»

Gerade weil meine Kinder selbständig die Pisten runter sausen und dabei wie die meisten Kinder vorzugsweise kleine Umwege durch kleinere Waldstücke am Pistenrand nehmen, habe ich mir dieses Jahr zum ersten Mal Gedanken gemacht, ob ich ihnen allenfalls einen Rückenprotektor besorgen sollte. Ich selber fahre schon seit Jahren meistens mit einem solchen. Zwar hatte ich glücklicherweise noch nie einen Skiunfall. Doch der Protektor gibt mir ein besseres und vor allem sicheres Gefühl.

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Protektoren

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Protektoren

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Drängt sich ein Protektor auch für Kinder auf? Ich zögere aus mehreren Gründen. Erstens wachsen die Kinder schnell aus den Protektoren heraus. Zweitens sind meine Kinder jetzt nicht gerade das, was man geläufig als Pistensau bezeichnen würde. Sprich: Sie fahren relativ vorsichtig. Was kann da schon passieren? Und drittens sind die Dinger nicht ganz billig. Auf der anderen Seite hast bestimmt auch du die Horror-Vorstellung im Kopf, wie ein Carver mit Höchsttempo in dein Kind fährt und es möglicherweise schwer verletzt.

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Protektoren

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Weil ich unschlüssig bin, frage ich Samuli Aegerter. Er ist Kampagnenleiter Schneesport bei der Schweizer Unfallversicherung Suva. Seine Kinder sind im selben Alter wie meine. «Auch ich mache mir als Vater natürlich immer Gedanken, wie ich meine Kinder vor Skiunfällen schützen kann», so der Schneesport-Experte. Das oberste Ziel sei es, dafür zu sorgen, dass es gar nicht erst zu Unfällen und Verletzungen komme. Sehr wichtig sei es, Pisten auszuwählen, die dem Fahrniveau der Kinder entsprechen. «Das ist natürlich nicht immer möglich, etwa bei Talabfahrten», so Aegerter. Auch macht es Sinn, mit Kindern auf Pisten zu fahren, die Erwachsene nicht zum schnellen Skifahren animieren. «Wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin, suchen wir uns zudem nach Möglichkeit Pisten oder Passagen aus, wo eine gute Übersicht über das Gelände herrscht und wo sich eher wenige Wintersportler aufhalten.» Wichtig sei auch, mit den Kindern die Risiken und Gefahren zu thematisieren. «Etwa den Klassiker: Dass man nicht nach einer Kuppe anhalten soll, wo man für heranfahrende Wintersportler erst sichtbar ist, wenn es schon zu spät ist», so Aegerter.

Rückenprotektor schützt auch vor Schnitt- oder Stichverletzungen

Auf der Website der Suva findest du alle wichtigen Präventionstipps. Doch allen Vorsichtsmassnahmen zum Trotz kann es zu Ski- oder Snowboardunfällen kommen. Macht es Sinn, auf der Piste grundsätzlich immer mit einem Rückenprotektor unterwegs zu sein – gerade auch für Kinder? «Schutzmaterial wie Helme oder Rückenpanzer können vor gewissen Verletzungen schützen oder die Auswirkungen des Unfalls zumindest dämmen», sagt Aegerter. Rückenprotektoren würden bei einem Sturz vor allem vor Aufprallverletzungen und Schlägen schützen. «Und auch vor Stich- oder Schnittverletzungen, hervorgerufen durch die Kanten eines anderen Skis, schützen sie.» Zudem würden die Protektoren dazu beitragen, den Rumpfbereich warm zu halten, was die Verletzungsgefahr ebenfalls mindere. «Keinen Schutz bringen die Protektoren hingegen bei Stauchungen oder Verdrehungen der Wirbelsäule.»

Vor allem in Snowparks sollten Kinder immer einen Rückenprotektor tragen»

Abgeleitet aus diesen Erkenntnissen rät Samuli Aegerter Folgendes: «Ich empfehle allen, die in Snowparks unterwegs sind, einen Rückenpanzer, da dieser beim Aufprall mit dem Rücken auf harten Elementen effektiv schützt.» Auch Kindern, die sich einer Renngruppe anschliessen und mit Torstangen auf harten Pisten trainieren, empfiehlt Aegerter das Tragen eines Rückenprotektors. «Wenn sie mit ihren Kindern aber bei guter Sicht gemütlich auf einer Piste unterwegs sind, drängt sich das Tragen eines Rückenpanzers nicht auf.» Doch was, wenn ein Amok-Skifahrer in mein Kind rast? «Das passiert zum Glück gar nicht so häufig. Nur einer von zehn Unfällen ist auf eine Kollision zurückzuführen.» Mit anderen Worten: In den meisten Fällen handelt es sich um Selbstunfälle. Und noch ein Fakt beruhigt mich etwas. Nur 14 Prozent der Skiunfälle betreffen Rumpf, Rücken, Gesäss oder Wirbelsäule (beim Snowboarden sind es 24 Prozent).

Jährlich 62’000 Ski- und Snowboardunfälle

Eine andere Zahl hingegen verblüfft mich. In den letzten Jahren wurden im Schnitt knapp 27’000 Skiunfälle, 5’700 Snowboardunfälle und gut 3’000 Schlittelunfälle gezählt. Dabei entstanden jährlich Kosten von über 300 Millionen Franken. «Weil diese Zahlen aber nur Personen enthalten, die als Arbeitnehmende über die Unfallversicherung versichert sind, ist die tatsächliche Zahl an Schneesportunfällen noch viel höher», betont Samuli Aegerter. Hochrechnungen der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU gehen von jährlich 62’000 Unfällen aus. Diese Zahl ist in den letzten Jahren ziemlich konstant geblieben. «Weil aber tendenziell mehr Menschen Schneesport betreiben, hat die Zahl der Unfälle relativ gesehen sogar abgenommen», erklärt Aegerter. Zugenommen hätte hingegen die Anzahl schwerer Verletzungen. Und das, obwohl heute rund 90 Prozent der Schneesporttreibenden einen Helm tragen würden. «Das hat mehrere Gründe: Mit den neuen Skis ist man mit viel höheren Tempi unterwegs als früher. Zudem ist die Unterlage mit technischem Schnee, der immer häufiger und in grösseren Mengen zum Einsatz kommt, viel härter geworden.»

Was sind schon ein paar Franken, wenn’s um die Gesundheit geht?

Ob ich meinen Kindern einen Rückenprotektor kaufen werde, weiss ich noch nicht abschliessend. Ich tendiere aber dazu. Denn was sind schon ein paar Franken, wenn man dadurch das Risiko einer Rückenverletzung mindern kann. Doch all diese Überlegungen sind dieses Jahr sowieso zweitrangig, solange der Winter nicht richtig Einzug gehalten hat. Sollten unsere Skiferien wortwörtlich ins Wasser fallen, wäre das auch deshalb bedauerlich, da meine inzwischen acht- und zehnjährigen Kinder fast jede Piste runterkommen. Es wäre jammerschade, wenn all die Mühen und all das Geld, das wir in die Skischulen gesteckt haben, jetzt – ähnlich wie bei Comedian Michael Gammenthaler – keine Früchte tragen.

Titelfoto: Shutterstock

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Zweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.


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