Square Enix
Kritik

«SaGa Frontier 2 Remastered» ist nur was für Fans

Kevin Hofer
7/4/2025

Das Role Playing Game «SaGa Frontier 2 Remastered» vermischt wunderschöne, handgezeichnete Hintergründe mit bilderbuchmässiger Erzählweise. Was toll klingt, scheitert am Storytelling und einem undurchsichtigen Kampfsystem.

Eines hat «SaGa Frontier 2 Remastered» im Überfluss: optischen Charme. Das liegt vor allem an den vorgerenderten Hintergründen – die aus einem Bilderbuch stammen könnten – und den Charakter-Sprites. Für die Remastered-Version wurden diese aufgebohrt und sind im Gegensatz zum PS1-Original nicht Pixelmatsch, sondern gestochen scharf.

Auch sonst bietet die für moderne Systeme optimierte Version einige Verbesserungen. Etwa zusätzliche Storyinhalte, Kampfgeschwindigkeits-Optionen oder übertragbare Skills. Leider können diese auch nicht über die Schwächen des Originals hinwegtäuschen.

Die Geschichte hat gute Ansätze, zieht mich aber nicht rein

In RPGs begleite ich die Charaktere oft nur für einen kurzen Zeitraum ihres Lebens. Die Geschichte von «SaGa Frontier 2 Remastered» findet über einen Zeitraum von über 80 Jahren statt. Das ist eine coole Idee, hat aber auch seine Nachteile. Weil ich nur einzelne Story-Häppchen spiele, muss ich mir zusammenreimen, was zwischen ihnen geschieht. Auf der Weltkarte wähle ich die datierten Ereignisse aus. Ich kann die einzelnen Geschehnisse auch in nicht chronologischer Reihenfolge spielen. Das soll das Spiel wohl weniger linear machen. Es verwirrt aber eher. Ich kann so sogar Content verpassen und verstehe dann noch weniger, worum es eigentlich geht. Willst du nichts verpassen, musst du beim erstmaligen Durchspielen einen Guide verwenden.

Prinz Gustave kann keine Magie, weshalb ihn sein Papa-König nicht mehr mag und ausstösst.
Prinz Gustave kann keine Magie, weshalb ihn sein Papa-König nicht mehr mag und ausstösst.
Quelle: Square Enix

Im Spiel verfolge ich zwei Erzählstränge. Beim ersten steuere ich den jungen Prinzen Gustave. Er kann die Thronfolge nicht übernehmen, weil er keine magischen Kräfte hat. In der Folge werden er und seine Mutter ausgestossen. Gustave will aber dennoch seinen Wert beweisen. Mit einem selbst geschmiedeten Schwert kämpft er von nun an mit seiner physischen Kraft und erringt so doch noch politische Macht.

Im zweiten Szenario begleite ich zunächst den jungen Bergmann Will. Er zieht im zarten Alter von 15 Jahren los, um nach mächtigen Quellen von Magie zu suchen. Später will er dann den Tod seiner Eltern rächen, was ihn auf die Fährte des teuflischen Eis – nicht das zum Schlecken, sondern das vom Huhn – bringt. Über drei Generationen versucht seine Familie dann, das gefährliche Ding zu zerstören.

Die Geschichte um Bergmann Will geht über drei Generationen.
Die Geschichte um Bergmann Will geht über drei Generationen.
Quelle: Kevin Hofer

Obwohl die beiden Storylines gute Ansätze haben, ziehen sie mich nicht rein. Mir sind die Schicksale von Gustave und Will egal, ich kann mich nicht in sie hineinversetzen. Ihre Dialoge kommen ohne grosse Emotionen, die sie eigentlich vermitteln sollten. Gustave geht mir mit seinem adoleszenten Getue so richtig auf den Sack. Auch im Alter scheint er nichts hinzuzulernen. Hinzu kommt, dass er und Will zu generisch sind, als dass ich eine Bindung zu ihnen aufbauen könnte. Auch hat es verdammt viele weitere Charaktere im Spiel, die einfach kein Leben versprühen, sondern wie Puppen ohne Charme wirken.

Das Kampfsystem ist frustrierend

Wie bei den meisten JRPGs werden die Kämpfe rundenbasiert durchgeführt. Am Anfang machen sie durchaus Spass. Sie werden entweder als Duelle, Partykämpfe oder Kriege ausgetragen. Leider werden sie schnell repetitiv: Funktionieren bestimmte Angriffe gegen bestimmte Gegner, spamme ich diese einfach. Auch dauern die Auseinandersetzungen eher lange, immerhin kann ich sie im Remastered beschleunigen.

Das Spiel erklärt auch nur vage, wie viele der Mechanismen funktionieren. Quasi der einzige Standardwert sind die Lebenspunkte. Daneben gibt es noch Waffen- und Fertigkeitspunkte, die verbraucht werden, wenn ich gewisse Skills einsetze. Die werden dann unter bestimmten Voraussetzungen, die ich selbst herausfinden muss, zum Teil regeneriert.

Selten hat mich ein Kampfsystem eines JRPGs derart frustriert.
Selten hat mich ein Kampfsystem eines JRPGs derart frustriert.
Quelle: Square Enix

Aber nicht nur die grundlegenden Mechaniken sind undurchsichtig. Fähigkeiten gewinne ich etwa am effektivsten in Duellen – was mir das Spiel aber auch nicht sagt. Dort muss ich einzelne Attacken oder Zaubersprüche zusammensetzen und erlerne bei korrekter Durchführung unter Umständen neue, mächtigere Angriffe. Was die Voraussetzungen dafür sind, erfahre ich nicht oder erahne es nur mit der Zeit. In den Partykämpfen entscheidet der Zufall, wann ich etwas lerne. Das passiert aber derart selten, dass es für die fortschreitende Schwierigkeit des Spiels nicht ausreicht. Ein Guide ist deshalb beinahe unabdingbar.

Am effizientesten lerne ich neue Skills in Duellen.
Am effizientesten lerne ich neue Skills in Duellen.
Quelle: Kevin Hofer

Es ist möglich, in den frühen Spielstunden zahlreiche, äusserst starke Skills einfach freizuschalten. Mit fortschreitender Story wird das schwieriger. Habe ich es zu Beginn verpasst, ist das Spiel ab der Mitte zu schwierig – ich habe auch in einfachen Auseinandersetzungen kaum eine Chance. Habe ich mich hingegen zu früh zur übermächtigen Kampfmaschine entwickelt, ist es zu einfach.

Hinzu kommt, dass gewisse Charaktere nur kurz auftauchen und dann nicht wieder vorkommen. Die Skills, die ich mit ihnen erlernt habe, sind dann futsch. Zumindest fast: In der Remastered-Version kann ich einmal erlernte Skills «weitervererben». So muss ich neue Charaktere nicht mühsam hochleveln. Dieser Umstand sorgt aber wiederum nur dafür, dass ich mich, wenn ich es denn weiss, gleich zu Beginn bis zum Gehtnichtmehr hochlevele, damit ich es später nicht mehr tun muss.

Erlernte Skills von Charakteren kann ich an andere vererben.
Erlernte Skills von Charakteren kann ich an andere vererben.
Quelle: Kevin Hofer

Die Präsentation ist der starke Punkt

Wie zur PS1-Ära üblich, sind die Hintergründe vorgerendert. Und sie sehen umwerfend aus. Sie sind im Wasserfarben-Stil handgezeichnet und könnten einem Fantasy-Bilderbuch entstammen. Die Charakter-Sprites sind gross und schön animiert. Für Will und Gustave, die altern, hätte ich mir aber mehr altersspezifische Sprites gewünscht. Der 15-jährige Gustave etwa sieht aus wie der 30-jährige.

Die handgemalten Hintergründe sehen in HD einfach geil aus.
Die handgemalten Hintergründe sehen in HD einfach geil aus.
Quelle: Square Enix

Der Soundtrack untermalt die schöne Szenerie optimal. Die meisten Tracks sind eingängig und angenehm zu hören. Sie ziehen mich in die Welt hinein. Die Kampfmusik macht die ständigen Kämpfe tolerierbar – das Stück gibt es gar in mehreren Arrangements.

«SaGa Frontier 2 Remastered» wurde mir von Square Enix zur Verfügung gestellt. Ich habe die PC-Version getestet. Das Spiel ist seit dem 27. März 2025 für Nintendo Switch, PS5, PS4, Steam, iOS und Android erhältlich.

Fazit

Nur was für Genre-Fans

Ich liebe JRPGs. Ergo müsste ich auch «SaGa Frontier 2 Remastered» lieben. Zwischen dem Spiel und mir hat sich aber eher so etwas wie eine Hassliebe entwickelt. Ich liebe die Optik und Akustik der Welt, sie ist absolut einzigartig.

Die verwirrende Story zieht mich aber nicht in ihren Bann und auch in die beiden Hauptcharaktere kann ich mich nicht hineinversetzen. Sie sind mir schlicht egal. Hinzu kommt ein Kampfsystem, das ich selbst entwirren muss und das Spiel entweder zu einfach oder zu schwierig macht.

«SaGa Frontier 2 Remastered» kann ich deshalb primär Fans des Franchise empfehlen, die bereits mit seinen Macken vertraut sind. Auch alle, die JRPG mögen, könnten ihren Gefallen am Spiel finden. Allen anderen rate ich davon ab.

Pro

  • tolle Präsentation
  • eingängiger Soundtrack

Contra

  • undurchsichtiges Gameplay
  • verwirrende Story
Titelbild: Square Enix

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