Hintergrund
Samsungs OLED-TV-Comeback: Das musst du darüber wissen
von Luca Fontana
Samsungs neue Bildschirmtechnologie – QD-OLED – könnte das neue TV-Nonplusultra sein. Könnte. Heise Online will eklatante Schwächen aufgedeckt haben. Was ist da dran?
Fernseh-Enthusiasten sind sich einig: Das TV-Jahr 2022 könnte grossartig werden. Denn Samsung wagt sein OLED-TV-Comeback. Und sein OLED-Revival heisst QD-OLED.
Die neue Technologie verspricht, die zwei grössten Schwächen OLEDs auszumerzen. Konkret:
Dass Farben gleichzeitig noch intensiver und kräftiger werden als je zuvor, setzt Samsung als «netten» Bonus obendrauf. Dem bisherigen OLED-Monopolisten LG dürfte das Sorgen bereiten. Denn zum ersten Mal seit Jahren könnte mit QD-OLED das gefunden worden sein, was mit QLED oder Mini LED versprochen, aber nie gänzlich eingehalten worden ist: ernstzunehmende Konkurrenz.
Und dann dies: Heise Online will bei Samsungs QD-OLED eklatante Schwächen entdeckt haben.
Aufgefallen seien die Mängel beim Testen des neuen Gaming-Monitors von Alienware, dem AW3423DW. Dessen QD-OLED-Panel stammt aus den Fabriken von Samsung Displays, der Panel herstellenden Tochter Samsungs. Das vernichtende Testurteil:
Heise Online bemängelt nämlich, dass kontrastreiche Kanten störende bunte Farbverläufe hätten. Das fange bei der Schrift an, gehe bei Windows-Fenstern weiter und höre etwa bei Schildern oder Hochhäusern im Action-Rollenspiel «Cyberpunk 2077» auf, wenn man gegen den Himmel schaut, so das Magazin.
Grund dafür sei die Pixelanordnung. Zur Erklärung: Jeder Fernseher besteht aus Millionen von Pixeln, angeordnet in einem Raster. Jedes einzelne Pixel enthält drei winzig kleine Subpixel. Diese werden in einer Reihe angeordnet.
Samsung ordnet seine Subpixel nicht in einer Reihe, sondern in Dreiecken an:
In der Praxis führt das zu den bunten Rändern: Laut Heise Online seien horizontale Kanten bei hellen Flächen auf dunklem Untergrund oben grün und unten violett-rot. Bei dunklen Flächen auf hellem Untergrund entsprechend andersherum. Dazu schliesst das Fachmagazin Probleme mit einer möglichen Farbunterabtastung aus.
Es drängt sich die Frage auf: Kann vom Monitor auch auf Fernseher geschlossen werden? Ja. Heise Online hat nämlich bereits ein erstes Vorverkaufsmodell eines QD-OLED-Fernsehers von Samsung zum Testen bekommen. Dabei zeigten sich die exakt gleichen Probleme bei kontrastreichen Kanten wie beim Gaming-Monitor Alienwares. Daraus schliesst Heise-Autorin Ulrike Kuhlmann, dass Fernseh-Panels dieselbe Pixelstruktur nutzen wie Gaming-Monitor-Panels.
Kuhlmann liess sich zudem von Samsung Deutschland bestätigen, dass die Pixelstruktur im Vorverkaufsmodell derjenigen im finalen Modell entspricht.
Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich das leider noch nicht hundertprozentig sagen. Samsung hat den Launch des S95B auf Mai angesetzt. Von der ursprünglichen Bezeichnung «QD-OLED» haben sich die Südkoreaner übrigens verabschiedet, die neuen Fernseher heissen ab sofort nur noch «OLED». Auch Sony strebt für seinen QD-OLED-Fernseher A95K ein Mai-Release an.
Wenn uns die vergangenen Monate aber etwas gelehrt haben, dann, dass mit Verzögerungen gerechnet werden muss. Gut möglich, dass die Fernseher erst im Juni, oder später, auf den Markt kommen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Samsung und Sony – die Japaner beziehen ihr QD-OLED-Panel (höchstwahrscheinlich) von Samsung – noch Zeit bleibt, das Problem via Softwareupdate zu beheben – falls das überhaupt möglich ist.
Oder nötig.
Bisher redet nur Heise Online von farbigen Kanten. Zahlreiche andere Branchenexperten, darunter Luke Larsen von digital Trends, kommen beim Test von Alienwares Gaming-Monitor nicht mehr aus dem Schwärmen raus.
Interessant ist, dass Larsen in seinem Video sogar Ausschnitte mit Hochhäusern aus «Cyberpunk 2077» zeigt, eines der eklatanten Negativ-Beispiele im Heise-Artikel. Larson verliert aber kein Wort über farbige Kanten. Das bedeutet nicht, dass Heise Online Unrecht hat. Die Bilder sind ja Beweis genug. Es könnte nur bedeuten, dass die farbigen Kanten im bewegten Bild kaum bis gar nicht auffallen. Oder nur, wenn man sich die Kanten ganz genau anschaut. Etwa 30 Zentimeter von einem Monitor entfernt, weniger zwei bis drei Meter von einem Fernseher entfernt.
So oder so gilt: Kinderkrankheiten in neuen Bildschirmtechnologien sind normal und zu erwarten. Ob du sie als Early-Adopter mittragen willst, ist deine Entscheidung. Ich persönlich rate stets, bei neuen Technologien mindestens ein, zwei Jahre abzuwarten. Gerade anfangs ist noch viel Luft nach oben. Gut möglich, dass QD-OLED nächstes Jahr besser und günstiger wird – und ausgereifter.
Titelbild: Ulrike Kuhlmann, Heise OnlineAbenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»