Sharp PC-1403H: die Legende lebt
Hintergrund

Sharp PC-1403H: die Legende lebt

David Lee
9/6/2024

Rückfall in die guten alten Zeiten: Ich programmiere ein Spiel auf meinem über 30 Jahre alten Taschenrechner und speichere es auf einer Musikkassette. Schliesslich gelingt es mir sogar, das Programm auf den Computer zu übertragen.

Ich habe hier einen PC. Die Abkürzung steht in diesem Fall nicht für Personal Computer, sondern für Pocket Computer. Man könnte auch Taschenrechner sagen, denn genau das ist der Sharp-PC 1403H. Allerdings einer, der sich programmieren lässt. Damit ist er gar nicht weit von einem Personal Computer der damaligen Zeit entfernt.

Den Sharp PC-1403 ohne den Zusatz H, also mit nur 8 statt 32 KB Speicher, gibt es bereits seit 1986. Wir haben es hier mit typischer 80er-Jahre-Technologie zu tun. Mein Exemplar stammt ungefähr aus dem Jahr 1993. Damals brauchte ich den Taschencomputer für den Mathematikunterricht im Gymnasium.

Ähnlich wie ein Commodore C64 wird der Sharp-PC mit Basic programmiert. Obwohl der Bildschirm lediglich aus einer Textzeile besteht, lassen sich mit den Befehlen «PEEK» und «POKE» auch simple Grafiken programmieren.

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Batterien leer, Programme futsch

Schon seit Jahren möchte ich das Gerät wieder aufleben lassen, denn es funktioniert noch immer einwandfrei. Doch der Rechner für sich genommen, kann die Programme nicht dauerhaft speichern. Die Batterien halten zwar lange, aber wenn sie leer sind, gehen alle Programmzeilen verloren. Ebenso, wenn ein interner Fehler auftritt, der einen Reset notwendig macht. Der Sharp-PC stellt dann die berüchtigte Frage «Memory all clear O.K.?», die ausschliesslich mit «ja» beantwortet werden kann.

Gegen den Verlust von mühsam erarbeiteten Programmen bleibt so nichts anderes übrig, als Zeile für Zeile abzuschreiben und bei Bedarf neu einzutippen. Für grössere Programme ist mir das zu mühsam.

Ein Adapter löst das Problem

Doch es gibt eine Lösung. In den Achtzigerjahren wurde Software oft auf Musikkassetten gespeichert. Das geht auch mit dem Sharp-1403H. Man braucht allerdings ein Kabel, das den proprietären 11-Pol-Anschluss des Rechners mit einem Audio-Eingang verbindet. Die Herstellung eines solchen Kabels ist keine Hexerei, deshalb ist es auch heute noch möglich, ein solches Kabel aufzutreiben oder selber zu basteln.

Das Kabel verbindet den Taschenrechner mit einem Kassettengerät oder einem Computer.
Das Kabel verbindet den Taschenrechner mit einem Kassettengerät oder einem Computer.
Quelle: David Lee

Erster Test

Mit dem mobilen Kassettenrecorder «we are rewind» speichere ich ein kleines Kopfrechnen-Programm, das noch von früher auf dem Rechner ist. Dazu drücke ich beim Kassettengerät auf Record, tippe auf dem Taschenrechner «CSAVE» und drücke Enter.

Daraufhin überträgt das Kabel Audio-Signale an die Kassette und gibt sie gleichzeitig auf dem eingebauten Lautsprecher aus. Das klingt ein bisschen wie ein Modem aus den Anfängen des Internetzeitalters.

Das Laden funktioniert ganz ähnlich. Ich tippe «CLOAD» und drücke auf Play. Sobald das eigentliche Laden beginnt, erscheint auf dem Display ein Sternchen. Zu meiner Freude lädt das Programm gleich im ersten Versuch. Zuvor bestehender Programmcode auf dem Rechner wird dabei gelöscht.

Speichern auf dem Computer

Das Kassettengerät habe ich aus Neugier und Nostalgie verwendet. Besonders praktisch ist es nicht. Bei mehreren gespeicherten Programmen verlierst du mit der Kassette recht schnell den Überblick – vor allem, wenn dein Rekorder kein Bandzählwerk hat. Damit könntest du wenigstens die Startposition eines Programms beim Vor- und Zurückspulen anpeilen.

Sinnvoller ist es, das Audio-Signal auf einen Computer zu übertragen. Das Audio-File lässt sich dann mit anderen teilen. Mit den Sharp Pocket Tools kannst du die Audio-Files auch in Quelltext umwandeln – und umgekehrt. Durch Texterkennung liessen sich sogar Programme auf Papier auf den Sharp-PC bringen. Das ist zwar umständlich, geht aber bei grossen Programmen immer noch schneller, als alles von Hand einzutippen.

Mein erstes Game für den Sharp PC-1403

Nun ist es so weit: Ich kann ohne Angst vor Datenverlust drauflos programmieren. Mein erstes Programm ist ein Denk- und Ratespiel. Ich nenne es Four-Letter-Word, weil du ein Wort aus vier Buchstaben erraten musst. Es können die Buchstaben A bis F vorkommen, jeder Buchstabe höchstens einmal. Nach jedem Versuch sagt dir das Programm, wie viele Buchstaben korrekt sind und wie viele zwar vorkommen, aber am falschen Ort stehen. Das Prinzip ist ähnlich wie beim Spiel «Mastermind».

Basic ist nicht gleich Basic. Jedes Gerät hat seine Eigenheiten. Mein Sharp-PC kennt zum Beispiel kein «ELSE»-Statement und nach einer «IF»-Abfrage wird das ansonsten optionale «LET» obligatorisch. Solche Dinge musst du wissen, sonst verlierst du eine Menge Zeit. Eine grosse Hilfe ist das Basic Comparison Sheet, das die Basic-Möglichkeiten der zahlreichen Pocket Computer auflistet.

Falls du das Spiel auf deinen Sharp-PC laden und ausprobieren willst, kannst du hier Audio und Quelltext herunterladen.

Titelbild: David Lee

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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