Produkttest

SoFlow So One Pro: Dieser E-Scooter erfüllt vier meiner fünf Wünsche

Lorenz Keller
10/11/2023

Schickes Design, viel Power und trotzdem nicht ultraschwer: Der SoFlow So One Pro lässt mein E-Scooter-Herz höher schlagen. Nur in einem Bereich kann das Zweirad aus der Schweiz nicht punkten.

Gäbe es einen Flaschengeist für E-Scooter, dann müsste er mir fünf Wünsche erfüllen. Schickes Design, endlos Motorenpower, clevere Features, wenig Gewicht und eine gute Federung.

Voller Klischees: So stellt sich die künstliche Intelligenz den Flaschengeist der E-Scooter vor.
Voller Klischees: So stellt sich die künstliche Intelligenz den Flaschengeist der E-Scooter vor.
Quelle: Midjourney

Kann mich der E-Dschinn beim neuen Topmodell des Ostschweizer Herstellers SoFlow glücklich machen? Oder funktioniert das mit den grossen Wünschen beim So One Pro dann doch nicht so richtig?

Wunsch 1: Schickes Design

So schön kann eine schlichte Optik sein. Ich hatte als Testfahrzeug den So One Pro in Schwarz – es gibt ihn auch noch in Grün und Grau. Die Farben sind matt, das Design geradlinig und schnörkellos, nur unterbrochen von einem dezenten Schriftzug. Hingucker sind die Reifen mit weisser Linie.

Der weisse Streifen am Reifen ist nicht nur Design, er reflektiert auch.
Der weisse Streifen am Reifen ist nicht nur Design, er reflektiert auch.
Quelle: Lorenz Keller

Weisswandreifen nennt sich diese Optik, die beispielsweise in den 1950er-Jahren für Autos der Premiumklasse als Designelement eingesetzt wurden. Der E-Scooter erhält dadurch ebenfalls einen Retro-Look. Clever: Die Streifen reflektieren, damit du in der Nacht gesehen wirst!

Bei den Reifen setzt SoFlow auf einen normalen Schlauch. Ich hätte mir ja stabile und relativ wartungsarme Tubeless-Reifen gewünscht. Also: Luftreifen, die keinen Schlauch haben. Welche Pneu-Arten es bei E-Scootern gibt, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

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Ebenfalls gut gelöst: Das helle LED-Licht ist direkt in den Lenker eingebaut. Gleiches gilt für das Rücklicht, das auch als Bremslicht fungiert. Der ganze Scooter wirkt so wie aus einem Guss.

Das LED-Frontlicht ist direkt in den Rahmen integriert und leuchtet hell.
Das LED-Frontlicht ist direkt in den Rahmen integriert und leuchtet hell.
Quelle: Lorenz Keller

Wunsch 2: Viel Power – und das über lange Zeit

1200 Watt soll der Elektromotor am Hinterrad maximal leisten. Das sind mehr als die 500 Watt, die andere Hersteller für ihre Topmodelle angeben. Natürlich sind solche Werte schwierig zu vergleichen. Im Alltag merkst du beim E-Scooter Unterschiede vor allem in der Beschleunigung und bei Steigungen, nicht beim Tempo an sich. Denn mehr als 20 km/h dürfen die Trottis in der Schweiz und in Deutschland sowieso nicht fahren.

Dass der So One Pro mehr Power hat als andere, das habe ich durchaus gemerkt. Nicht beim Sprint auf 20 km/h, sondern wenn es aufwärts geht. Egal welche Strecke, egal wie steil, ich konnte immer die volle Geschwindigkeit fahren. Bei den meisten anderen Scootern verringert sich auf Steigungen das Tempo.

SoFlow baut ein Planetengetriebe ein, das 50 Newtonmeter Drehmoment entwickelt. Das ist richtig viel Kraft. Es gibt aber auch einen Nachteil: Der Motor ist deutlich lauter als gewohnt. Beschleunigst du, heult er ein wenig auf. Bei längeren Steigungen ist das Geräusch dauernd hörbar. Bei der ersten Fahrt bin ich richtig erschrocken und dachte, dass etwas kaputt ist. Danach habe ich mich schnell an die Zusatzgeräusche gewöhnt. Im Stadtverkehr ist das sogar ein Vorteil, da du nicht ganz lautlos unterwegs bist.

Der Motor ist direkt ins Hinterrad integriert. Das Rücklicht leuchtet stärker, wenn du bremst.
Der Motor ist direkt ins Hinterrad integriert. Das Rücklicht leuchtet stärker, wenn du bremst.
Quelle: Lorenz Keller

Wichtig bei so viel Kraft sind gute Bremsen. Der So One Pro hat nur einen Bremshebel, die Bremskraft wird automatisch zwischen vorne und hinten geregelt. Das klappt gut: Die Bremse packt ordentlich zu, du kannst sie aber auch genügend fein regulieren.

Toll ist die nominelle Reichweite von 65 Kilometern. Bei vielen Kurzstrecken und Temperaturen um die 10 Grad waren im Test 50 Kilometer durchaus realistisch. In meinem Alltag habe ich den Scooter so nur alle zwei Wochen laden müssen.

Wunsch 3: Clevere Kleinigkeiten für den Alltag

Viele Details beim Testfahrzeug sind nicht nur schön designt, sondern auch praktisch. So ist neben dem Handgriff ein ausklappbarer Haken in den Lenker integriert. Beim Fahren ist er nicht sichtbar und stört nicht. Klappst du den Scooter zusammen, hängt er sich im hinteren Schutzblech ein. So kannst den SoFlow bequem hochheben.

Gut gefällt der grosse 2,8-Zoll-Bildschirm, der randlos in den Lenker eingebaut ist und viele Informationen anzeigt. Nur etwas heller dürfte der Screen sein. Du kannst den Scooter ganz ohne App nutzen, aber für Extras wie die Diebstahlsperre lohnt sich die Smartphone-Anwendung, für die du einen Account erstellen musst.

Der farbige Screen zeigt viele Infos an, könnte aber etwas heller sein.
Der farbige Screen zeigt viele Infos an, könnte aber etwas heller sein.
Quelle: Lorenz Keller

Ein Highlight soll in den nächsten Tagen nachgereicht werden: Du kannst auf dem Handy das Navi starten und bekommst dann auf dem Display angezeigt, wohin du fahren musst. Testen konnte ich die Funktion leider noch nicht.

Wer ein iPhone nutzt, kann den Scooter ins «Find my»-Netzwerk einbinden. So wird automatisch der letzte Standort gespeichert. Kommt der SoFlow weg, kann dem Finder eine Nachricht angezeigt werden.

Wunsch 4: Geringes Gewicht

Mit 15,5 Kilogramm ist der So One Pro relativ leicht. Die Konkurrenz bringt bei ähnlichen Spezifikationen schnell einmal zwei oder drei Kilos mehr auf die Waage. Das weiss ich zu schätzen, da ich den Scooter immer mal wieder mit dem Auto mitnehme.

Natürlich gibt es E-Scooter, die nochmals deutlich weniger auf die Waage bringen – auf Kosten von Motorleistung und Reichweite. Für mich bietet der SoFlow den idealen Mix.

Der Ständer ist leider etwas wacklig und passt nicht ganz zur sonst tadellosen Verarbeitung.
Der Ständer ist leider etwas wacklig und passt nicht ganz zur sonst tadellosen Verarbeitung.
Quelle: Lorenz Keller

Wunsch 5: Gut gefedert auf langen Strecken

Die Luft-Reifen in 10 Zoll dämpfen zwar viele Unebenheiten weg, doch Pflastersteine oder Kieswege spürst du deutlich im ganzen Körper. Der So One Pro ist zwar nicht schlechter als andere Scooter ohne Federung. Aber: Es gibt Modelle, die für knapp 1000 Franken beide Achsen gefedert haben.

Das ist dann ein deutlicher Komfortgewinn, wie ich etwa im Test des Xiaomi 4 Ultra gemerkt habe. Der bügelt Unebenheiten aus, du fährst wie in einer Sänfte auch abseits der geteerten Strassen. Da kann der SoFlow nicht mithalten.

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Fazit: Wunschlos glücklich?

Der Flaschengeist der E-Scooter erfüllt mir beim SoFlow So One Pro vier von fünf Wünschen. Nur beim Thema Federung muss er passen. Im Test hat mich der E-Scooter nie im Stich gelassen. Dass ich auf starken Steigungen flink den Hang hinauf komme und nicht von der Schwerkraft ausgebremst werde, ist ein wahrer Genuss!

Schwächen hat das Topmodell von SoFlow nur in Details. Das Motorengeräusch gehört dazu. Aber auch der Ständer, der nicht besonders stabil wirkt. Stellst du den Scooter auf unebenem Boden falsch ab, kann er sogar umfallen.

Insgesamt ist das Verhältnis von Preis und Leistung sehr fair. Der So One Pro bietet für rund 1000 Franken viel Motor, viel Akku, viel Design und viel Ausstattung. Zudem ist SoFlow eine Schweizer Firma, bei der ich Ersatzteile und Support direkt beziehen kann.

Update: In einer ersten Version hatte ich wegen eines Missverständnis geschrieben, dass der So One Pro Tubeless-Reifen hat.

Titelfoto: Lorenz Keller

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