Ratgeber
Google TV Lifehack: Schluss mit nervigen Empfehlungen!
von Luca Fontana
OLED war gestern? Sony will mit dem Bravia 9 beweisen, dass Mini-LED mithalten kann. Mit extremer Helligkeit und präzisem Local Dimming verspricht der Fernseher ein Bild der Extraklasse. Doch kann er die hohen Erwartungen erfüllen?
Full Disclosure: Der Fernseher, die 75-Zoll-Version des Bravia 9, wurde mir von Sony zum Testen zur Verfügung gestellt. Ich möchte betonen, dass ich meine Tests unabhängig durchführe und Sony keinerlei Einfluss auf das Testergebnis oder meine Bewertung hat.
Nicht alles, was glänzt, ist OLED – besonders bei Sony. Der japanische Hersteller verfolgt seit Jahren eine mehrgleisige Strategie: Er kauft die besten Displays der Konkurrenz ein und kombiniert sie mit einem eigenen, überlegenen Prozessor. So bespielt Sony mehrere Display-Märkte gleichzeitig und überlässt die Kosten für Forschung und Entwicklung neuer Display-Technologien anderen.
Im Mittelpunkt dieses Reviews: Sonys Bravia 9, ein Mini-LED-Fernseher, der es mit OLED-Geräten aufnehmen will. Der Bravia 9 versteht sich nicht nur als blosser Nachfolger des X95L, den ich letztes Jahr getestet habe. Sony versprach bereits im Frühling ein sichtbares Upgrade gegenüber dem Vorjahresmodell, insbesondere dank einer beeindruckenden Anzahl an Dimmzonen und einer verblüffend hohen maximalen Helligkeit – daher auch der komplett neue Name.
Nach anfänglichen Lieferschwierigkeiten konnte ich den Fernseher nun endlich zu Hause testen, natürlich mit eigenen Instrumenten und Referenzbeispielen. Spoiler: Sony hat nicht geflunkert.
Auch dieses Jahr hält Sony an seinem Industrial-Look mit zwei schwarzen, metallenen Entenfüssen fest. Eigentlich nicht mein Stil; aber praktisch ist er. Erstens, weil die Füsse nicht mittig platziert sind, wie bei den meisten Konkurrenten. Zweitens, weil er so eine etwa acht Zentimeter hohe Lücke zwischen Panel und TV-Möbel lässt. Damit ist genug Platz für die meisten grossen Soundbars vorhanden, ohne dass sie ins Bild ragen.
Unschön wäre diese Lücke nur, wenn du keine Soundbar hast. Sony hat aber auch daran gedacht. Die beiden Entenfüsse lassen sich nämlich auch so am Panel anbringen, dass die Lücke «geschlossen» wird. Die flachen Füsse schauen dann kaum sichtbar nach vorne und hinten raus, während das Panel fast direkt auf dem Möbel sitzt.
Seitlich betrachtet ist Sonys Bravia 9 zwar etwas dünner als sein Vorgänger, aber mit seinen etwa fünf Zentimetern immer noch ordentlich dick. Das liegt an der zusätzlichen LED-Schicht, welche die LCD-Pixel im Panel zum Strahlen bringt. Eben: Mini-LEDs. OLED-Fernseher sind deutlich dünner, weil sie diese Schicht nicht brauchen; OLED-Pixel strahlen von selbst. Das bringt Vorteile beim Darstellen von perfektem Schwarz, was sich wiederum auf eine satte, kontrastreiche Farbwiedergabe auswirkt. Dafür strahlen OLED-Pixel in der Regel nicht so hell wie Mini-LED-Pixel.
Aber zu all dem kommen wir weiter unten im Test.
Zu den Specs. Sonys Bravia 9 bietet Folgendes:
Alle vier HDMI-Eingänge unterstützen HLG, HDR10 und Dolby Vision. Einzig HDR10+ fehlt. Aber dessen Verbreitung ist sowieso sehr klein: Bis heute habe ich nur auf Amazon Prime Video vereinzelte HDR10+-Inhalte gesehen. Sehr positiv ist dafür die Passthrough-Funktion von Dolby-Atmos- und DTS-5.1-Audiosignalen. Diese benötigst du, wenn du ein externes Gerät als Zuspieler benutzt. Einen UHD-Blu-Ray-Player zum Beispiel. Ob die Passthrough-Funktion auch bei DTS:X funktioniert, konnte ich leider nicht testen, weil meine Soundbar – eine Sonos Arc – nur maximal DTS 5.1 Surround unterstützt.
Noch ein Wort zum Gewicht. Der 75-Zoll-Fernseher – kleiner gibt’s ihn nicht; nur grösser – ist ohne Standfuss 42,3 Kilogramm schwer. Falls du den Fernseher an die Wand montieren willst, benötigst du deshalb eine VESA-300×300mm-Halterung. Diese findest du bei uns hier im Shop.
Update vom 12. September 2024: Sony hat angekündigt, die 65-Zoll-Version ab Januar 2025 auf den Markt zu bringen. Top!
Was jetzt kommt, geht tief in die Materie. Ich messe mit professionellem Werkzeug von Portrait Display, um eine objektive Einordnung der Bildqualität zu erhalten. Falls dich Details und Diagramme nicht interessieren, kannst du die folgende Kurzversion lesen und danach zum Kapitel «Das Bild: Mini-LED glänzt, OLED bleibt aber Referenz» scrollen.
Die wichtigsten Erkenntnisse in Kürze:
Zu den Messungen. Ich habe alle Bildschirm-Modi des Fernsehers ausgemessen, ohne eine Kalibrierung vorzunehmen – so, wie das Gerät halt aus der Verpackung kommt. An den Standard-Einstellungen habe ich nur wenige Änderungen vorgenommen:
Die besten Messwerte bei allen Arten von Inhalten hat der Kino-Modus erzielt. Aber weil die meisten HDR-Inhalte fast nur noch in Dolby-Vision-Qualität verfügbar sind – egal ob ab 4K-Blu-Ray oder bei Streamingdiensten –, präsentiere ich hier die Dolby-Vision-Messwerte. Der Unterschied zwischen den beiden Modi war ohnehin so gering, dass er nur Experten auffallen würde – wenn überhaupt. Für das akkurateste Bild verwendest du daher am besten entweder den Kino- oder Dolby-Vision-Modus. Ausser beim Gamen, dafür solltest du wegen dem Input-Lag immer den Gaming-Modus nehmen.
Schauen wir uns jetzt die Helligkeit des Bravia 9 an. In der Grafik unten vergleiche ich ihn mit seinem direkten Vorgänger, dem X95L, und Samsungs QN95B, einem Mini-LED-Fernseher aus dem Jahr 2022. Samsungs aktuelles Mini-LED-Flaggschiff, den QN900D, teste ich erst im Spätsommer. Um dir den Helligkeitsunterschied zwischen Mini-LED und OLED zu demonstrieren, habe ich noch die Werte des LG G4, den ich Anfang Sommer getestet habe, einfliessen lassen.
Was soll ich sagen? Wenn ich oben einleitend von «verblüffend hoher Maximalhelligkeit» gesprochen habe, dann nicht ohne Grund:
Der Bravia 9 erreicht bei einer Fenstergrösse von zehn Prozent eine Spitzenhelligkeit von sagenhaften 3178 Nit. Das ist selbst für einen Mini-LED-Fernseher ein imposanter Wert. Wenn ein Fernseher nämlich punktuell und bei sehr kleinen Bildbereichen hell strahlt, spricht das in der Regel für bessere Kontraste und mehr Farben. Zur Einordnung: OLED-Fernseher strahlen zwar nicht so hell wie LCD-Fernseher, aber punkten trotzdem oftmals mehr beim Kontrast. Dies, weil sie auf der anderen Seite des Spektrums – dem Schwarzwert – LCD-Fernsehern haushoch überlegen sind. Man redet dann von «True Black», also «echtem Schwarz».
Bei der Helligkeit im 100-Prozent-Fenster – also einem Bildausschnitt so gross wie das gesamte Display selbst – gibt sich der Bravia 9 ebenfalls keine Blösse. Mit 837 Nit überstrahlt er seinen Vorgänger locker. LGs G4 kommt sogar «nur» auf 253 Nit. Für einen OLED-Fernseher ein zwar hervorragender Wert. Aber hier wird deutlich, dass es die Gesamthelligkeit eines OLED-Fernsehers nie mit der eines LCD-Fernsehers aufnehmen kann.
Schauen wir uns an, wie gut Sonys diesjähriges Flaggschiff Weiss, Farben und Grautöne abbildet. Das will ich in drei Fragen beantworten:
Jedes Pixel im Bravia 9 besteht aus einem roten, grünen und blauen Subpixel. Weiss entsteht, wenn sie alle gleichzeitig und gleich stark strahlen. Die volle Helligkeit erzeugt das hellste Weiss. Die niedrigste Helligkeit hingegen das dunkelste Weiss – also Schwarz. Dazwischen befinden sich demnach unterschiedlich helle Grautöne. Darum redet man im Englischen auch von der Grayscale-Messung.
Je grösser der Unterschied zwischen dem hellsten und dunkelsten Bildpunkt, desto besser die Kontrastwerte. Bei einem OLED-Fernseher spare ich mir jeweils eine Kontrastmessung, weil sich OLED-Pixel komplett ausschalten können. Damit tendiert das Kontrastverhältnis, wie oben im Kapitel «Die maximale Helligkeit» angedeutet, gegen unendlich. Sonys Bravia 9 hingegen kommt bei meiner Messung auf ein Kontrastverhältnis von 391’521:1. Für einen LCD-Fernseher ist das ein hervorragender Wert, den der Bravia 9 wohl seiner grandiosen Spitzenhelligkeit verdankt – aber wegen Local Dimming auch seinen sehr guten Schwarzwerten. Zum Local Dimming kommen wir noch.
Die Grayscale-Messung von Sonys Bravia 9 ist überzeugend. Vom angepeilten Sollwert weichen die Grautöne nur ein wenig ab: Ich messe ein durchschnittliches DeltaE von gerade mal 1,05 – auch wenn in helleren Grautönen der Blau- und Grünanteil etwas zu hoch und der Rotanteil etwas zu tief ist. Fürs ungeübte Auge ist die Abweichung allerdings kaum sichtbar. Zum Vergleich: Sonys X95L erreichte bei der Grayscale-Messung ein DeltaE von 3,38.
Bei der Abdeckung der Farbräume messe ich:
Der Bravia 9 kommt beim wichtigen Farbraum DCI-P3 auf ausgezeichnete 94,84 Prozent Abdeckung. Das ist zwar etwas weniger als die 96,58-Prozent-Abdeckung, die der G4 von LG erreicht hat. Oder die 99,78 Prozent des A95L von Sony, einem QD-OLED-Fernseher. Aber in der Praxis macht das keinen sichtbaren Unterschied.
Bei der Abdeckung des sehr grossen BT.2020-Farbraums schneidet Sonys Mini-LED-Fernseher mit 79,96 Prozent dafür etwas weniger gut ab. Derzeit erreichen nur QD-OLED-Fernseher eine 90-prozentige Abdeckung des BT.2020-Farbraums. Daher kalibriert die Film- und Serienindustrie ihre HDR-Inhalte im viel weiter verbreiteten DCI-P3-Farbraum. Die BT.2020-Abdeckung dient also eher als Indikator für die Zukunftstauglichkeit eines Fernsehers.
Zur dritten Frage: der Farbtreue. Sie beschreibt, wie akkurat Farben dargestellt werden. Wie schon bei den Graustufen wird die Abweichung vom Fernseher zum Referenzwert als DeltaE bezeichnet. Die weissen Kästchen zeigen die vom Testbildgenerator an den Fernseher gesendeten Referenzfarben an, die schwarzen Kreise die tatsächlich gemessenen Farben.
Hier sind die Messungen ein bisschen enttäuschend. Sonys Bravia 9 hat im Dolby-Vision-Modus nämlich «nur» eine von Haus aus gute Farbtreue: Bei insgesamt 40 Messwerten bekomme ich ein durchschnittliches DeltaE von 4,07. Das liegt für meine Vorstellung eines Spitzen-TVs zu weit über dem angepeilten DeltaE-Wert von 3, bei dem nur Profis die Abweichung zu einem Referenzmonitor mit blossem Auge erkennen.
Zum Vergleich: Im Kino-Modus kommt der Bravia 9 auf ein DeltaE von 3,63. LGs G4 kam hier auf ein DeltaE von deutlich besseren 2,95.
Per se messbar sind Reflexionen auf dem Bildschirm nicht. Trotzdem ist es wichtig, in Tests auf sie einzugehen. Zum Vergleich nehme ich ein Bild von meinem Test mit LGs G4. Die Fotos sind um die Mittagszeit herum entstanden und ohne den Versuch, das Zimmer extra abzudunkeln.
Auf dem Display von Sonys Bravia 9 ist nicht nur die orange Zimmerlampe deutlich zu erkennen, sondern sogar die gesamte Wohnung! Dazu: unschöne Regenbogen-Schlieren. Die siehst du vor allem auf der linken Bildseite des Bravia-9-Bilds.
Zum Glück für Sony strahlt der Bravia 9 aber so hell, dass mir die Schlieren in realen Alltagssituationen nur selten wirklich aufgefallen sind. Wenn, dann nur tagsüber bei dunklen Szenen. Etwa am Anfang bei «Blade Runner 2049». Hier ein Vergleich, wie sich die Reflexionen bei eingeschaltetem Bild auswirken:
Du siehst: Selbst bei einer «dunklen» Szene verschwinden die meisten Reflexionen bereits und werden von der Helligkeit des Fernsehers selbst überstrahlt. Einzig das orange Licht nervt mich in diesem Beispiel.
Das Bild ist extrem hell und bietet ab Werk eine gute Farbtreue – theoretisch. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Eigentlich hätte ich den Bravia 9 von Sony gerne mit seinem direkten Vorgänger verglichen. Doch – Schande über mich – durch einen Hardware-Defekt Anfang des Jahres habe ich viel gefilmtes Material aus den Vorjahren verloren. Daher kann ich in vielen Fällen leider nur einen direkten Vergleich mit LGs aktuellem Flaggschiff, dem OLED G4, und Sonys letztjährigem Spitzenmodell, dem QD-OLED A95L, anbieten. In meinem Test nannte ich den A95L sogar den «König der Fernseher».
Aber sei’s drum. Laut Sony ist der Anspruch ohnehin, dass sich der Bravia 9 mit anderen Top-TVs messen soll und nicht mit dem unterlegenen Vorjahresmodell.
Sony teilte mir bereits im Frühling mit, dass sie die kleinsten LED-Controller auf dem Markt entwickelt hätten. Diese sorgen nicht nur für mehr Helligkeit und damit besseren Kontrast, sondern ermöglichen auch die präziseste Steuerung lokaler Dimmzonen, die es je gab (Local Dimming). Sony nennt das klangvoll den XR Backlight Master Drive. Damit soll Blooming – das Überstrahlen von hellen, kleinen Objekten vor dunklem Hintergrund – nun endgültig passé sein.
Seit Jahren mache ich es Fernsehern in meinem Local-Dimming- und Blooming-Test alles andere als leicht. Achte im unteren Vergleich aus der Serie «Westworld» aufs Gesicht des asiatischen Mannes, als er vom Tisch aufsteht. Oder aufs Hemd des südamerikanischen Herren. Oder auf die dunkle Fläche links neben dem Gesicht der Frau. Oder aufs Licht im Hintergrund.
Bei LGs 8K-Fernseher aus dem Jahr 2020 ist das Blooming beinahe unerträglich. Mit den Jahren kamen aber immer mehr Dimmzonen dazu. Heute, im Jahr 2024, sehe ich beim Bravia 9 tatsächlich kein Blooming mehr. Grossartig!
Will ich einen Fernseher auf seine Farbwiedergabe testen, greife ich auf «Guardians of the Galaxy, Vol. 2» zurück. Besonders auf diese Szene: Sie soll feinste Details auf Drax tätowierter Haut zeichnen, ohne sie zu überstrahlen, den gewissen Punch im Bild haben und Egos Palast im gesättigten Abendrot knallen lassen. Sonys Bravia 9 trifft dabei die Intention des Regisseurs, die kitschige «Golden Hour» des Planeten einzufangen, sehr gut.
Im Vergleich zu LGs G4 und Sonys A95L empfinde ich das Bravia-9-Bild aber einen Ticken zu grün-gelblich. Da mag ich die warmen, rötlichen Hauttöne des OLED- und QD-OLED-Bilds besser. Bei Sonys QD-OLED-Panel sehen vor allem die Hauttöne etwas natürlicher aus.
Um für etwas Abwechslung zu sorgen, habe ich noch eine Szene aus «Avatar: The Way of Water» zum Testen eingefügt, wo Grün- und vor allem Blautöne dominieren. Vor allem beim bläulichen Hautton der naturverbundenen Na’vi fällt rasch auf, dass LGs G4 etwas mehr Dynamik hat. Dafür «poppt» das Grün des Dschungels etwas mehr bei Sonys Bravia 9. Den grösseren Unterschied empfinde ich aber im Vergleich zu Sonys A95L, wo das Bild deutlich satter und wärmer wirkt.
Etwas schwerer fällt es mir, bei «James Bond – Skyfall» ein Urteil zu fällen, als James und der junge Quartiermeister Q in einem Kunstmuseum das Bild eines stolzen, alten Schlachtschiffs betrachten, das schmachvoll auf den Schrott geschleppt wird. Natürlich eine Anspielung auf den alternden Geheimagenten, den alle abschreiben wollen, auch wenn er es immer noch wissen will.
Hier zeichnen Sonys Bravia 9 und LGs G4 ein ähnlich natürliches Bild. Ich achte dabei vor allem auf die Hauttöne. Diesbezüglich wirkt Sonys A95L schon fast ein wenig übersättigt, auch wenn manche die warmen Farbtöne womöglich besser mögen. Geschmacksfrage, schätze ich.
Wie schlägt sich Sonys Mini-LED-Fernseher bei dunklen Szenen? Für diesen Test kommt die erste Szene aus «Blade Runner 2049» zum Zug.
LGs und Sonys (QD-)OLED-Fernseher zeichnen ein wunderbar dunkles Bild. Filmst du nämlich im Gegenlicht, ist es normal, dass Details in schwarzen Silhouetten «verschluckt» werden – Black Crush genannt. Ich mag das. Manche von euch haben aber auch schon kommentiert, dass da zu viele Details verschluckt würden. Für euch ist der Bravia 9 daher die bessere Wahl: Schwarz ist zwar nicht genauso pechschwarz wie bei den anderen beiden TVs, aber dank hervorragendem Local Dimming auch alles andere als schlecht. Dazu bleiben viele Details auch in dunklen Bildbereichen gut zu sehen. Ein sehr schöner Balanceakt, der dem Bravia 9 da gelingt.
Ein letzter Bildtest: Detailwiedergabe in hellen Bildbereichen. Achte im folgenden «Jurassic World»-Beispiel beim Bravia 9 auf die Sonne im Hintergrund: Selbst in so einem hellen Bildbereich sind die Abstufungen zwischen den einzelnen Orangetönen am Himmel noch so fein, dass die Sonne locker als Kugel am Firmament zu erkennen ist, ohne sichtbare Abstufungen in Form von weissen Kreisen um sie herum zu ziehen.
In dieser Disziplin geben sich auch LGs G4 und Sonys A95L keine Blösse. Allerdings musste ich bei LG dafür in den Einstellungen die glatte Abstufung bei HDR-Inhalten auf «Mittel» stellen.
Der Prozessor ist das Gehirn des Fernsehers. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Bildsignale zu empfangen, zu verarbeiten und darzustellen. Dabei erkennt der Prozessor schlechte Bildqualität und wertet sie auf, indem er Rauschen entfernt, Farben verstärkt, Kanten glättet, Bewegungen flüssiger macht und fehlende Pixel-Informationen ergänzt.
Zum Start mache ich es dem Prozessor gleich richtig schwer. Konkret: Judder, ein Phänomen, das alle TVs haben. Besonders bei langen Kameraschwenks. Sam Mendes’ «1917» ist voller solcher gleichmässigen, langsam fliessenden Kamerabewegungen und damit perfekt für den Judder-Test. Achte beim Vergleich vor allem darauf, ob die vertikalen Balken in der Scheune flüssig durchs Bild laufen oder ins «Stottern» kommen.
LG zeigt dank ihrem neuen Alpha-11-Prozessor immer noch, wo der Hammer hängt: Von Judder ist kaum eine Spur zu sehen. Sonys Bravia 9 hält aber super mit. Auch, weil ich die Einstellungen dieses Mal leicht angepasst habe: Motionflow auf «Minimum», CineMotion auf «Hoch». Im zweiten Vergleich – da habe ich tatsächlich noch X95L-Material gefunden – siehst du nämlich, wie richtig übles Judder aussieht. Damals verwendete Sony aber auch noch keinen XR-Master-Drive-Prozessor. Gut möglich, dass die LCD-Pixel auch deswegen deutlich träger reagieren. Sonys A95L sieht da schon etwas besser als der X95L aus: technologiebedingt reagieren OLED-Pixel nämlich von Haus aus schneller als LCD-Pixel.
Nächste Szene aus «1917». Auch hier sorgt Mendes’ Kameraarbeit für eine immense Herausforderung für die meisten Prozessoren. Gerade bei harten Kanten vor verschwommenem Hintergrund, etwa um die Helme der beiden Soldaten herum. Dort müssen sowohl der Prozessor als auch die Pixel unheimlich schnell reagieren.
Auch hier kann sich Sonys XR-Master-Drive-Prozessor gut mit LGs Alpha 11 messen – wenn auch nicht ganz auf dem gleichen, ultrafliessenden Niveau. Sonys X95L und sein alter Prozessor hingegen sind mit dieser Szene sichtlich überfordert, während bei Sonys A95L bestimmt noch etwas weniger Judder möglich gewesen wäre, wenn ich damals schon in den Judder-Einstellungen eingegriffen hätte.
Als Nächstes das Apple Original «For All Mankind». Ich will sehen, wie lange ein einzelnes Pixel braucht, um seine Farbe zu wechseln. Passiert das nicht schnell genug, sieht’s für dich so aus, als ob das Bild Schlieren ziehen würde – der Effekt wird «Ghosting» genannt. Achte beim Kameraschwenk über die Mondoberfläche auf den unten links eingeblendeten Text.
Probleme? Mitnichten. Zumindest nicht bei Sony und LG, wo die eingeblendeten Texte stets scharf bleiben. Damit du aber mal siehst, wie das Geschmiere aussieht, das ich meine, habe ich am Ende noch einen Vergleich mit TCLs C82-Modell eingefügt. Fairerweise muss gesagt werden, dass es sich um einen zwei Jahre älteren TV handelt. Das Beispiel dient darum bloss zur Veranschaulichung. TCL hat sich mit seinen Nachfolgemodellen bereits deutlich verbessert.
Jetzt zum anspruchsvollsten Test: Ich möchte sehen, wie gut der Prozessor qualitativ minderwertige Quellen hochskaliert, etwa Blu-rays, Live-Fernsehen oder «The Walking Dead». Diese Serie wurde bewusst auf 16-mm-Film aufgenommen, um durch die alte Körnung und das Bildrauschen das Gefühl einer kaputten, postapokalyptischen Welt zu erzeugen.
Sonys XR-Master-Drive-Prozessor macht hier eine ausgezeichnete Figur. Im Vergleich zu LGs G4 mit seinem Alpha-11-Prozessor – seit jeher verdammt gut in dieser Disziplin – sehe ich fast keine Unterschiede. Dabei achte ich vor allem auf die dunkle Fläche zwischen den beiden verfeindeten Männern. Da ist fast kein Bildrauschen. Fast keine Kompressions-Artefakte. Dazu ist das Bild scharf gezeichnet, angenehm warm, satt und trotzdem natürlich. Ich bin beeindruckt. Achte beim zweiten Vergleich mit Sonys nur ein Jahr älterem Prozessor auf dieselbe Fläche. Da ist ein bisschen mehr Rauschen zu erkennen.
Beim Messen der Farbkorrektheit im Gaming Mode komme ich auf ein durchschnittliches Delta E von sehr guten 3,36 (lies oben bei «Weissabgleich, Farben und Grautöne» nach, falls dich das Thema im Detail interessiert). Das ist einer der besseren Werte, die ich im Gaming Mode eines Fernsehers gemessen habe – aber nicht besser als LGs G4.
Zum Thema Input-Lag, also der Eingabeverzögerung: Mit dem Messgerät von Leo Bodnar messe ich einen durchschnittlichen Input-Lag von 17,7 Millisekunden bei einem UHD-Bild mit 60 Bildern pro Sekunde und aktiviertem HDR. Das ist nicht überwältigend, aber etwas schneller als der X95L aus dem Vorjahr. Zudem liegt der Wert unterhalb der 20 Millisekunden, die ein Game Mode im Jahr 2024 erreichen sollte. Zum Vergleich: LGs G4 schafft hier 9,8 Millisekunden.
Abgesehen davon unterstützt der Fernseher alle für Gamer relevanten Features:
Dazu ist Sony, ebenso wie Samsung, LG, Philips, TCL und Panasonic, eine Partnerschaft mit grossen Spielestudios eingegangen. Das Ergebnis ist die HGiG – die HDR Gaming Interest Group. Laut Hersteller soll damit sichergestellt werden, dass HDR so dargestellt wird, wie es die Spieleentwickler vorgesehen haben, etwa beim Spielen von «Spider-Man 2» auf meiner PlayStation 5.
Was Sony hier bietet, ist eine Augenweide. Mit stabilen 120 Frames pro Sekunde schwinge ich mich halsbrecherisch durch die Häuserschluchten, überwältige Gegner in hitzigen Kämpfen dank kaum spürbarem Input-Lag und geniesse das befreiende Gleiten über die Dächer New Yorks. Brillante Farben, perfekte Kontraste mit tiefem Schwarz, scharfe Kanten und ein Bild, das auch bei schnellen Kameraschwenks nicht schmiert, runden das Erlebnis ab.
So sieht ein guter Gaming Mode aus.
Sony setzt auf Google TV, das vor zwei Jahren komplett überarbeitet wurde – sehr zu meiner Freude. Früher noch verschmäht, halte ich Google TV mittlerweile für eines der umfangreichsten und gleichzeitig übersichtlichsten Betriebssysteme im TV-Bereich. Dank des hervorragenden Prozessors im A95L steuert sich Google TV zudem angenehm flüssig und ohne spürbares Ruckeln. Ein rundum gelungenes Smart-TV-Paket.
Übrigens lassen sich die nervigen Film- und Serien-Empfehlungen auf dem Homescreen auch ganz einfach ausschalten:
Ein weiteres Schmankerl: Sony hat einen Kunst-Modus hinzugefügt. Statt den Fernseher auszuschalten, kannst du dort schöne Bilder mit Datum und Uhrzeit anzeigen lassen. So wird das rechteckige, schwarze Loch im Wohnzimmer, das ein ausgeschalteter Fernseher sonst darstellt, durch eine ansprechende Alternative ersetzt – und das bei niedriger Energie und Helligkeit. Beispiel: Siehe das Titelbild oben.
Sonys Bravia 9 ist ein überaus beeindruckender Mini-LED-Fernseher. Besonders seine immense Helligkeit, die präzise Steuerung der Dimmzonen und die natürliche Farbwiedergabe machen ihn zu einem echten – und buchstäblichen – Highlight.
Für die Spitzenposition reicht es dennoch nicht ganz, da der Bravia 9 bei der Farbtreue im Vergleich zur OLED-Konkurrenz etwas abfällt. Zudem sind tagsüber Reflexionen deutlich sichtbar, auch wenn diese durch die hohe Leuchtkraft des Displays in den meisten Situationen kompensiert werden.
Der XR-Master-Drive-Prozessor hingegen überzeugt mit seiner Leistung, insbesondere beim Upscaling und Gaming. Google TV als Betriebssystem rundet das Paket mit einer umfangreichen und intuitiven Smart-TV-Software ab. Damit ist der Sony Bravia 9 ein Fernseher, der hohe Ansprüche erfüllt und eine überzeugende Leistung bietet.
Pro
Contra
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»