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Staub, Milben, Dreck – dieser Sauger zeigt, was in deinem Bett steckt
von Lorenz Keller
Wusstest du, dass der Homo Sapiens seine Matratzen verbrannt hat? Oder war dir klar, dass du nach einem Glas Wein am Abend nicht besser schläfst? Nach dem Lesen meines Beitrags wirst du das und drei weitere Schlaf-Fakten kennen.
Knapp acht Stunden pro Tag verbringt der durchschnittliche Mensch schlafend. Meistens im Bett. Ergibt bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren rund 24 Jahre. Random Fact: Pferde kommen mit nur zwei Stunden Schlaf pro Tag aus. Ohne Frage spielt Schlaf also eine wichtige Rolle für uns Menschen – und unsere Kundinnen und Kunden kaufen immer mehr Produkte, die den guten Schlaf fördern sollen.
Falls du gerade nicht in Kauflaune bist, kannst du stattdessen hier fünf kleine Schlafgeschichten lesen.
Vor ein paar Jahren haben Forscher in Südafrika Überreste eines Schlaflagers aus der Steinzeit gefunden. Diese frühe Form der Matratze ist 77 000 Jahre alt und ein früher Beleg dafür, dass die Menschheit schon sehr lange den Wert eines bequemen Bettes zu schätzen weiss.
Das Besondere am Fund in Südafrika: Nicht nur hat der Homo Sapiens seinerzeit Zweige, Blätter und Gräser zu einer Unterlage geformt. Er hat zusätzlich zerkleinerte Blätter eines bestimmten Lorbeerbaums eingebaut. Diese haben Chemikalien freigesetzt, die Insekten vertreiben. Hätte das mal mein Kollege Lorenz Keller gewusst, hätte er den Milben in seiner Neuzeit-Matratze nicht mit einem speziellen Sauger zu Leibe rücken müssen.
Die Steinzeitmenschen haben sich die Mühe eines ordentlichen Matratzenbaus übrigens auch deshalb gemacht, weil sie sich angewöhnt hatten, immer im selben Bett zu schlafen. Das war vor rund 75 000 Jahren einer der evolutionären Schritte, mit denen sich die Menschen von den Mit-Säugetieren emanzipierten. Zwar richten auch manche Affenarten Nester in Bäumen ein. Diese bauen sie aber immer wieder neu (und müssen sich deshalb auch keine Gedanken über Bettwanzen machen). Anthropologen haben auch herausgefunden, dass die Menschen jener Zeit ihre Matratzen irgendwann einfach abgefackelt haben – der effektivste Weg, eine von Ungeziefer durchseuchte Schlafunterlage zu entsorgen.
Kleiner Hinweis an dieser Stelle: Das mit heutigen Matratzen nicht nachmachen. In diesen stecken Polyurethan-Schäume, Federn und allerlei Kunststoffarten, die ordentlich recycelt werden müssen.
Herr und Frau Schweizer schlafen bevorzugt auf einem Kopfkissen im Format 50 x 70 Zentimeter. Das zeigen die Auswertungen des Kollegen, der die Verkaufszahlen im Blick hat. Weit über die Hälfte aller Kissen, die wir verkaufen, haben dieses Format. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass 50 x 70 Zentimeter die «internationale Normgrösse» bei Kopfkissen ist, die in fast allen Ländern der Welt erhältlich ist.
Ebenfalls beliebt sind Kissen von 40 x 60 Zentimetern. Und in der Deutschschweiz das quadratische Kissen mit 65 Zentimetern Seitenlänge. In Deutschland bettet man den Kopf offenbar auch gern auf eine quadratische Unterlage. Hier ist aber das Kissen mit 80 x 80 Zentimetern das «Standard-Kopfkissen». Bettwäsche-Sets enthalten fast immer einen Bezug in dieser Grösse. In der Schweiz ist das von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Naja, nicht ganz. Aber tatsächlich enthalten Bettwäschegarnituren hierzulande verschieden grosse Kopfkissen – von Einheitlichkeit wenig Spur.
Während du schläfst, arbeitet das sogenannte glymphatische System des Gehirns intensiv, um Abfallstoffe zu entfernen. Wissenschaftler haben bereits deutliche Hinweise gefunden, dass diese Reinigung helfen könnte, Erkrankungen wie Alzheimer vorzubeugen. Bei Versuchen wurde festgestellt, dass die Aktivität der Müllabfuhr im Wachzustand bis zu 95 Prozent weniger gut funktioniert.
Wer zu wenig oder auch zu schlecht schläft, fördert also Messie-artige Zustände in seinem Gehirn. Sprüche wie «Schlafen kann ich, wenn ich tot bin» zeugen also nicht vom potenten Manager, sondern eher von jemandem, der die Bedeutung des Schlafs nicht ausreichend kennt. Oder von einem Pferd, das – siehe oben – eben mit nur zwei Stunden Schlaf auskommt.
Auch Schüler und Schülerinnen, die noch in der Nacht vor einer Prüfung versuchen, den Stoff zu pauken, tun sich keinen Gefallen. Ohne Tiefschlaf kann das Gehirn neue Informationen kaum ins Langzeitgedächtnis speichern.
Schlaf - Das Elixier des Lebens
Deutsch, Prof. Dr. med. Clemens Heiser, Prof. Dr. med. Ulrich Sommer, 2024
Wer schlecht einschlafen kann, weil die Gedanken kreisen, gönnt sich womöglich am Abend noch ein Glas [alkoholhaltiges Getränk einfügen]. Das ist kulturell in unserer Gesellschaft breit akzeptiert und hat als «Schlummertrunk» sogar einen eigenen Begriff. (Wobei es auch nicht-alkoholische Varianten gibt.) Tatsächlich ist Alkohol ein Beruhigungsmittel und hat in der Regel eine entspannende Wirkung. Das kann das Einschlafen erleichtern und du hast vielleicht sogar das Gefühl, besser zu schlafen.
Doch das ist ein Irrtum: Untersuchungen haben gezeigt, dass es nach einer verhältnismässig guten ersten Nachthälfte in der zweiten richtig rund geht – und zwar im negativen Sinne.
In einer normalen Nacht durchlaufen wir vier verschiedene Schlafphasen: Einschlafphase, Leichtschlaf, Tiefschlaf und REM-Schlaf mit Traumphase, die sich teils wiederholen. Wer betrunken ins Bett geht, überspringt die beiden ersten Phasen und schläft direkt wie ein Stein. Diese Tiefschlaf-Phase dauert bei Betrunkenen länger. Das geht zu Lasten der REM-Phasen, die dann kürzer und vor allem auch unruhiger sind. Die Folge: Man wacht häufiger auf, schwitzt stärker und träumt weniger entspannt und entspannend. Der Körper ist damit beschäftigt, den Alkohol zu verarbeiten. Viele Menschen wachen auf, weil sie zur Toilette müssen. Nicht selten ist ein Umweg in der Küche nötig, um den «Alkoholbrand» mit einem Glas Wasser zu bekämpfen.
Männer (vor allem), müssen jetzt ganz stark sein! Denn nein, Schnarchen ist kein evolutionärer Vorteil. Wenn du zum Beispiel den Schlaf deiner Partnerin störst, kannst du das nicht schönreden. Schnarchen ist – zumindest nach allen bisherigen Erkenntnissen – ein Zeichen gesundheitlicher Probleme. Verschiedene Faktoren sind für das nächtliche Lärmen verantwortlich: enge Atemwege, vergrösserte Mandeln, verkrümmte Nasenscheidewände, Zigaretten- und Alkoholkonsum oder Übergewicht. Dadurch kann der Luftstrom in den oberen Atemwegen während des Schlafens blockiert werden und das Gewebe beginnt zu vibrieren. Eine ganze Branche versucht, mit Gadgets, Mittelchen und Methoden die damit einhergehende Geräuschentwicklung zu reduzieren. Kollege Patrick Vogt hat einige ausprobiert und hat hier im Magazin schon viel darüber erzählt.
Noch einmal zurück zur Theorie, dass das Schnarchen ja vielleicht doch irgendeinen Nutzen haben könnte. Dazu gibt es zwei Theorien, die allerdings höchst spekulativ sind. Erstens könnte in einer sozialen Gruppe das schnarchende Mitglied auf ein Gesundheitsproblem hinweisen, wodurch die anderen es mehr unterstützen. Zweitens kann man sich fragen, ob eine vor sich hin schnarchende Gruppe in der Wildnis früher weniger häufig von Raubtieren angegriffen worden sein könnte, wie es ein Erlanger Schlafforscher einmal äusserte. Weniger, weil die Säbelzahntiger und Co. das Schnarchen selbst fürchteten, sondern eher, weil dadurch die Anwesenheit von Menschen und damit eine potenzielle Gefahr für sie besser erkennbar war.
Noch eine Gedankenwindung weiter geht die Theorie von Paul Niquette. Er hat 1996 einen Beitrag publiziert und ausgeführt, dass das Schnarchen wilde Tiere sogar angelockt hat. Weil vor allem ältere Männer schnarchen, seien diese vorrangig zur Beute geworden. Die jüngeren Gruppenmitglieder hätten dadurch höhere Überlebenschancen gehabt. In der Wissenschaft hat sich aber bislang niemand tiefergehend und ernsthaft mit der Frage beschäftigt. So bleibt es eher eine gedankliche Spielerei, die das Internet auf einer Website 90er-Jahre-Design vielleicht für immer behält.
Egal, warum du dich für guten Schlaf interessierst – du bist nicht allein. Kollege Daniel Borchers hat die Zahlen aus dem Shop analysiert und festgestellt, dass die Verkäufe bei Schlaftherapie-Geräten besonders in den vergangenen drei Jahren sprunghaft nach oben gegangen sind. Den Beitrag dazu findest du hier:
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.