«Suicide Squad» ist kein schlechtes Game – es ist langweilig
«Suicide Squad: Kill the Justice League» ist ein solider Looter-Shooter mit nervigem Online-Zwang und langweiligen Spielmechaniken. Immerhin: Der erwartete Totalausfall bleibt aus.
Ballern, Waffen upgraden, ballern. Das waren meine Hauptbeschäftigungen während rund fünfzehn Stunden Spielzeit mit «Suicide Squad: Kill the Justice League». Spielerisch hat das neue Game des Entwicklerstudios Rocksteady wenig bis gar nichts mit der gefeierten «Batman: Arkham»-Trilogie zu tun. Statt mit Batman zu schleichen und Gegner mit den Fäusten zu verprügeln, schiesse ich mich in «Suicide Squad» mit futuristischen Waffen durch hirnlose Alien-Horden. Im Gegensatz zu den «Arkham»-Games mache ich das nicht alleine, sondern online mit bis zu drei Mitspielern.
Das Ergebnis dieser neuen Gameplay-Mixtur ist ein repetitives Spielerlebnis, das selbst die grössten DC-Comic-Fans mit der Zeit langweilen wird.
Töte die Justice League
«Suicide Squad» spielt im selben Universum wie die «Arkham»-Games und setzt einige Jahre nach dem letzten Spiel aus der Reihe an. Die aus den Superman-Comics bekannte Stadt Metropolis wird von Aliens belagert. Ein Grossteil der Bewohner wurde während der feindlichen Übernahme entweder getötet oder selbst in eklige Alien-Monster verwandelt.
Die Mitglieder der Justice League wurden von den Ausserirdischen einer Gehirnwäsche unterzogen. Superman, Batman und Co. kämpfen nun an der Seite der Killer-Aliens. Der einzige Weg, die einstigen Superhelden zu stoppen, ist, sie umzubringen. Dafür wird eine Taskforce aus Sträflingen der Arkham-Anstalt zusammengestellt – die Suicide Squad. DC-Fans wird die Ausgangslage der Geschichte bekannt vorkommen.
Spannende Charaktere, eine Story mit Tiefgang oder unerwartete Plot-Twists solltest du nicht erwarten. Die Geschichte dient lediglich als Vorwand für das Baller-Gameplay. Immerhin: Die Zwischensequenzen sind schön inszeniert und glänzen durch fantastische Charaktermodelle.
Ein zäher Einstieg
Auf meiner Tötungsmission kämpfe ich mich auf der Suche nach der Justice League durch die offene Spielwelt von Metropolis. Dabei kann ich die Kontrolle über alle vier Suicide-Squad-Mitglieder übernehmen. Die kriminellen Antihelden steuern sich unterschiedlich, können aber alle in kurzer Zeit viel Distanz zurücklegen – sowohl horizontal als auch vertikal.
Am Anfang werde ich mit keinem der Charaktere so richtig warm. Die Bedienung ist weit entfernt von der geschmeidigen und intuitiven Steuerung eines «Spider-Man 2». Das wird mir besonders bei Harley Quinn bewusst – sie schwingt sich eher schlecht als recht mit einem Greifhaken durch die Stadt. Zudem bombardiert mich das Game in den ersten Stunden pausenlos mit Tutorials und neuen Knöpfe-Kombinationen. Ich verliere schnell den Überblick. Und die Lust weiterzuspielen.
Bau dir deinen Helden
Nach einigen Spielstunden freunde ich mich dann doch mit der Steuerung von zwei Charakteren an: King Shark und Deadshot. Mehr noch, der Schock des überladenen Tutorials ist verflogen und das Steuern der zwei Antihelden macht sogar Spass. Deadshot düst mit seinem Jetpack durch Metropolis und King Shark springt dank seiner göttlichen Fähigkeiten meterhoch in die Höhe. Geil.
Dass es gerade diese zwei Charaktere sind, die mir am meisten zusagen, ist perfekt. Denn die beiden könnten von ihren Skills und Waffen her nicht unterschiedlicher sein. Der gut gepanzerte Haifisch greift Gegner mit riesigen Wummen, Shotguns und Säbeln an, während der agile Deadshot mit Sniper-Gewehren Feinde aus der Entfernung wegballert.
Alle Charaktere verfügen über ihre eigenen Waffen, Spezialangriffe und Fähigkeitsbäume. Im Verlauf des Spiels schalte ich Waffenschmiede frei, die meine tödlichen Instrumente noch tödlicher machen. Besonders cool sind die elementaren Kräfte, die ich meinen Waffen zuteilen kann. So friere ich die hässlichen Alien-Viecher mit einem Nahkampfangriff ein oder lasse sie mit einer Feuer-Granate brennen.
Die Kombinationsmöglichkeiten für Builds sind schier unendlich. Weil die Kosten für das Ausprobieren neuer Skill- und Waffenkombos relativ gering sind, lädt das Spiel mich ein, möglichst viele Herangehensweisen auszuprobieren.
Langeweile trotz vieler Optionen
Das Baller-Gameplay in «Suicide Squad» funktioniert grundsätzlich gut und macht Spass. Durch die hohe Mobilität der Spielcharaktere befinde ich mich während der Kämpfe oft in der Luft. Während eines gewagten Jetpack-Manövers Aliens zu headshotten ist schon verdammt cool. Leider kommt mit der eintönigen Missionsstruktur in der kargen Open World schnell Langeweile auf.
Egal ob Hauptmission oder Side-Quest, ständig muss ich die immer gleichen Alien-Viecher über den Haufen schiessen und werde mit Loot sowie XP dafür belohnt. Originelle Missionsziele oder spannende Twists suche ich vergebens. Ich muss Stützpunkte verteidigen, Zivilisten eskortieren oder einfach alle Gegner wegballern. Einzig die seltenen Bosskämpfe gegen die ehemaligen Helden der Justice League bringen punktuell frischen Wind in den Looter-Shooter-Alltag. Hier muss ich mein Hirn einschalten und werde mit spannenden Spielmechaniken und einer spektakulären Inszenierung belohnt.
Die verschiedenen Charaktere schaffen es auch nicht, nachhaltig für Abwechslung zu sorgen. Egal für welche Spielfigur ich mich entscheide und welchen Build ich verfolge, am Ende des Tages springe, fliege oder teleportiere ich mich durch die Gegend und ballere hirnlose Alien-Horden ab. Immer und immer wieder. Wieso kann nicht zumindest ein Charakter ohne riesige Knarre agieren?
Auch das flexible Upgrade- und Skill-System vermag es nicht, mich bei Stange zu halten. Viele Skill-Upgrades bringen nur inkrementelle Verbesserungen mit sich. Hier ein paar Prozent mehr Schaden, da ein paar Sekunden längere Spezialangriffe. In den Menüs werde ich mit Zahlen und Statistiken überschüttet, die ich mit der Zeit zu ignorieren lerne. Oftmals kann ich gar nicht abschätzen, welche Auswirkungen ein konkretes Upgrade im Kampf haben wird.
Auch während der Kämpfe ballert mich das Game ständig mit Zahlen und Informationen zu. Das ist anstrengend, sieht unschön aus und nervt.
Online-Zwang und Live-Service-Versprechen
«Suicide Squad: Kill the Justice League» wurde primär als Co-op-Multiplayer-Spiel konzipiert. Ich kann das Game aber auch alleine mit Bots durchspielen. Einen echten Offline-Modus gibt es nicht – auch im Alleingang muss das Spiel stets mit den Online-Servern verbunden sein. In meinem Test werde ich aufgrund von Serverproblemen mehrere Male aus einer Zwischensequenz gekickt. Sehr ärgerlich.
Laufen die Server, machen die Ballereien mit echten Mitspielerinnen und Mitspielern gleich viel mehr Spass. Für den Test spiele ich nur mit Fremden ohne Voice Chat. Das funktioniert trotz fehlender Kommunikation einwandfrei. Mit einigermassen kompetenten Teammitgliedern fühlen sich die Kämpfe viel dynamischer an und sind auch schneller vorbei. Der Gameplay-Loop ist zwar immer noch repetitiv, aber um einiges erträglicher. Abgesehen von Serverproblemen laufen die Online-Sessions meist stabil. Zweimal werde ich gezwungen, das Spiel aufgrund von merkwürdigen Bugs komplett neu zu starten.
Rocksteady preist «Suicide Squad» als Live-Service-Game an. Das Spiel soll laufend mit neuen Seasons und Battlepasses ergänzt werden. Die Inhalte der Battlepasses sollen alle kosmetischer Natur sein und zeitlich unbegrenzt zur Verfügung stehen. Einzelne kosmetische Inhalte kann ich schon zum Launch für echtes Geld im In-Game-Shop erwerben.
Das Entwicklerstudio verspricht zudem neue Charaktere, Storylines und Locations. Bereits angekündigt wurde ein spielbarer Joker aus einer Paralleldimension. Wie teuer die Live-Service-Inhalte sein werden, ist noch unbekannt.
Fazit: Macht nur kurze Zeit Spass
«Suicide Squad: Kill the Justice League» ist nicht der erwartete Totalausfall, den viele Rocksteady Fans befürchtet haben. Es ist kein schlechtes Game, es ist einfach … langweilig.
Das eigentlich solide Baller-Gameplay verkommt schnell zu einer monotonen Fleissarbeit. Das liegt vor allem an den uninteressanten Missionen, den inkrementellen Upgrades sowie der fehlenden Gameplay-Variation zwischen den Spielfiguren. Zusammen mit echten Teammitgliedern macht das monotone Ballern mehr Spass. Wenn du das Game jedoch lieber alleine spielen möchtest, nervt der Online-Zwang.
Die angekündigten neuen Inhalte hören sich grundsätzlich gut an. Ich habe aber nach dem Beenden der Hauptstory erstmal genug. Sofern sich mit den neuen Charakteren und Locations nicht grundsätzlich was an den Spielmechaniken ändert, werde ich so schnell nicht nach Metropolis zurückkehren.
«Suicide Squad: Kill the Justice League» erscheint am 30.01. für PS5, Xbox Series X/S und PC. Getestet habe ich die PS5-Version.
Titelbild: RocksteadyMeine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.