Florian Bodoky
Produkttest

Teufel Real Blue NC 3 im Test: Mehr Balance als auch schon, aber der Joystick bleibt Geschmacksache

Die mittlerweile dritte Version des Real Blue mit aktiver Geräuschunterdrückung macht qualitativ einen weiteren Schritt nach vorne. Gewissen Gewohnheiten bleibt er aber treu – und die sind definitiv Geschmackssache.

Teufel hat sich endgültig auch im Kopfhörerbereich etabliert. Noise-Cancelling-Over-Ear Nummer 3 liefert der Hersteller mir in der Farbe «Cosmic Blue» – was mir sehr gefällt.

Kein eintöniges Kopfhörer-Einerlei

Das Design ist kantiger als beim Vorgänger. Allerdings nur auf der Aussenseite.

Die Farbe gefällt mir besonders – Cosmic Blue.
Die Farbe gefällt mir besonders – Cosmic Blue.
Quelle: Florian Bodoky

Beim Tragen spürst du das nicht. Der Teufel Real Blue NC 3 bietet gut gepolsterte Ohrmuscheln und ein angenehmes Kopfband mit Kunstlederapplikation, das für einen stabilen Sitz sorgt. Auch bei längerer Nutzung bleibt der Kopfhörer komfortabel, ohne übermässigen Druck auszuüben. Allerdings sollten Personen mit Brille beachten, dass der Anpressdruck leicht spürbar sein kann. Während dies für kurze Tragezeiten kaum ins Gewicht fällt, könnte es nach mehreren Stunden als störend empfunden werden. Beim Material kombiniert Teufel Kunststoff mit Memoryschaum, was für ein robustes und zugleich leichtes Design sorgt. Während das Modell optisch nicht mit den Premium-Designs von Sony oder Bose konkurriert, wirkt es insgesamt gut verarbeitet.

Bei besonders grossen Ohren gibt es vielleicht Platzprobleme.
Bei besonders grossen Ohren gibt es vielleicht Platzprobleme.
Quelle: Florian Bodoky

Die Grösse der Ohrmuscheln ist in Ordnung, auch wenn etwa die Over-Ear-Produkte von Bowers&Wilkinsfür besonders grosse Ohren vielleicht angenehmer sind.

Klangbild: bassbetont, aber ausbalanciert

Der Teufel Real Blue NC 3 verfolgt eine klangliche Abstimmung, die insbesondere Fans eines kräftigen, aber dennoch klar definierten Klangs ansprechen dürfte. Der Fokus liegt auf einem dynamischen Klangbild mit präsenten Bässen, gut aufgelösten Höhen und einem soliden Mitteltonbereich. Der Tieftonbereich ist der stärkste Aspekt dieses Kopfhörers. Er bietet ein druckvolles Fundament, das sich besonders bei elektronischer Musik, Hip-Hop und basslastigen Pop-Songs positiv bemerkbar macht. Tracks wie «Get Ready to Bounce» von Brooklyn Bounce profitieren von diesem Klangcharakter: Der voluminöse und tiefreichende Bass wirkt nicht übertrieben. Besonders beeindruckend ist die Klarheit, mit der der Kopfhörer die tiefen Frequenzen abbildet – kein undefiniertes Wummern, sondern ein sauber strukturierter Bass.

Auch bei House- oder Techno-Tracks, etwa «Pryda» von Shadows, zeigt sich die Kraft des Tieftonbereichs. Die tiefen Frequenzen haben eine angenehme Fülle, ohne dass sie die anderen Frequenzbereiche dominieren. Wer jedoch eine neutrale Abstimmung bevorzugt, könnte den Bass als leicht überbetont empfinden. Gehörst du dazu, bietet die Teufel Go App einen Equalizer, mit dem der Bass nach Wunsch angepasst werden kann.

Der Mitteltonbereich bleibt trotz der präsenten Bässe gut erhalten. Stimmen werden detailliert und natürlich wiedergegeben, wodurch Gesangsstücke und Podcasts angenehm klingen. Bei Akustik- und Rockmusik wie «Amsterdam» von Imagine Dragons sind Gitarren und Gesang gut hörbar, allerdings fällt auf, dass der Kopfhörer eine leichte Wärme im Klangbild erzeugt. Diese führt dazu, dass Instrumente voluminös, aber nicht ganz so filigran wie bei neutral abgestimmten Kopfhörern klingen. Für Hörbücher und Dialoge ist diese Abstimmung vorteilhaft, da Stimmen eine angenehme Präsenz haben, ohne scharf zu wirken.

Die Höhen sind gut ausbalanciert und tragen zur Detailwiedergabe bei, ohne übermässig scharf oder anstrengend zu wirken. Bei hochfrequenten Sounds, mit Becken und Hi-Hats in Jazz- oder Rockmusik, bleibt der Klang klar, ohne zu zischen oder schrill zu klingen. Ein Beispiel ist «Take Ten» von Paul Desmond, wo das Schlagzeug gut definiert bleibt und sich nicht hinter den anderen Frequenzbereichen versteckt.

Im direkten Vergleich mit High-End-Kopfhörern wie dem Sony WH-1000XM5 oder Bose QuietComfort Ultra fällt auf, dass die allerfeinsten Details in den Höhen nicht ganz so stark herausgearbeitet werden. Dennoch bietet der Real Blue NC 3 eine angenehme Abstimmung, die auch bei längeren Hörsessions nicht ermüdet. Trotz des geschlossenen Designs überrascht mich der Kopfhörer mit einer relativ offenen und breiten Klangbühne. Instrumente lassen sich gut im Raum orten, was insbesondere bei Live-Aufnahmen oder orchestraler Musik von Vorteil ist. Ein Beispiel hierfür ist «Empire of Angels» von Thomas Bergersen: Die einzelnen Instrumente wirken klar voneinander getrennt, und die räumliche Tiefe ist für einen geschlossenen Kopfhörer in dieser Preisklasse bemerkenswert.

Active Noise Cancelling (ANC) und Transparenzmodus: Mikrofon verstärkt (zu) fest

Bereits beim ersten Aufsetzen zeigt sich der Mehrwert des Active Noise Cancellings (ANC). In einer Umgebung mit Verkehrslärm, Stimmengewirr oder typischen Bürogeräuschen werden störende Frequenzen deutlich reduziert. Die Geräuschunterdrückung sorgt für eine spürbare Reduktion monotoner Hintergrundgeräusche, während plötzliche, hohe Geräusche wie laute Stimmen oder klirrendes Geschirr noch wahrnehmbar bleiben. In vielen Alltagssituationen ermöglicht das ANC jedoch eine deutlich ruhigere Hörumgebung.

Du kannst auch über den mitgelieferten Klinkenanschluss Musik hören.
Du kannst auch über den mitgelieferten Klinkenanschluss Musik hören.
Quelle: Florian Bodoky

Ein Transparenzmodus ermöglicht es dir, Aussengeräusche bei Bedarf gezielt zu verstärken. Dies ist besonders praktisch, wenn du zum Beispiel kurze Gespräche führst oder Umgebungsgeräusche bewusst wahrnehmen willst, ohne den Kopfhörer abzunehmen – etwa Durchsagen am Bahnhof. Hier ziehe ich es noch immer vor, den Kopfhörer kurz abzunehmen. Zum einen empfinde ich es als höflicher, zum anderen verstärken die Mikrofone die Geräusche, die sie aufnehmen, nochmals zusätzlich. Das empfinde ich als nicht besonders angenehm.

Bedienung: Joystick statt Touch-Steuerung

Während viele moderne Kopfhörer auf Touch-Bedienflächen setzen, verwendet Teufel einen Joystick an der rechten Ohrmuschel. Drückst du einmal, kannst du den Sound damit pausieren oder wieder starten. Wenn du ihn hoch und runter bewegst, steuerst du die Lautstärke, mit Bewegungen nach links und rechts überspringst du Songs. Diese Steuerung kannst du mögen oder nicht. Ich muss auch nach längerem Tragen noch immer nach dem Joystick tasten und finde ihn wackelig. Allerdings ist er zuverlässig und – anders als Touchflächen – auch mit Handschuhen nutzbar.

Der Joystick ist ein Fall für sich.
Der Joystick ist ein Fall für sich.
Quelle: Florian Bodoky

Zusätzlich gibt es eine Taste zur Steuerung des ANC sowie einen Conversation Mode, bei dem die Musik leiser und Stimmen verstärkt werden. Die Teufel Go App bietet ergänzende Funktionen wie einen Equalizer, eine Akkustandanzeige und verschiedene ANC-Einstellungen.

Akkulaufzeit: Überdurchschnittliche Leistung

Ein wesentlicher Vorteil des Real Blue NC 3 ist die lange Akkulaufzeit. Mit aktivierter Geräuschunterdrückung sind es 59 Stunden, 98 Stunden gar ohne ANC. Im Vergleich dazu hält ein Sony WH-1000XM5 mit aktiviertem ANC etwa 30 Stunden durch. Auf Anhieb fällt mir auch sonst kein Kopfhörer ein, der solche Akkuleistungen vollbringt. Dank Schnellladen über USB-C kannst du den Kopfhörer in kurzer Zeit wieder für mehrere Stunden nutzen.

Telefonie und Bluetooth-Konnektivität

Die Sprachqualität bei Telefonaten ist insgesamt gut, insbesondere in ruhigen Umgebungen. Die ANC-Mikrofone sorgen für klare Verständlichkeit, allerdings kann die Stimme leicht blechern klingen.

Ein Nachteil für anspruchsvolle Hörerinnen und Hörer ist das fehlende aptX. Stattdessen werden AAC und SBC unterstützt. Während dies für alle mit Apple-Gerät keine Einschränkung darstellt, hätten alle anderen von hochwertigeren Codecs profitiert. Das ist schade und für einen Kopfhörer in dieser Preisklasse ein herber Dämpfer.

Fazit

Empfehlenswert mit Einschränkungen

Der Teufel Real Blue NC 3 bietet dir einen gut verarbeiteten, komfortablen Over-Ear-Kopfhörer mit starkem Klangbild und beeindruckender Akkulaufzeit. Wenn du auf bassbetonte, aber dennoch klare Sounds stehst, kommst du hier voll auf deine Kosten. Die Mitten und Höhen bleiben ausgewogen, und die breite Klangbühne sorgt für ein lebendiges, räumliches Musikerlebnis. Das Active Noise Cancelling blendet störende Geräusche effektiv aus, auch wenn der Transparenzmodus die Umgebung manchmal unnatürlich verstärkt.

Statt auf Touch setzt Teufel auf einen Joystick zur Steuerung. Das fühlt sich ungewohnt an und ist Geschmacksache, funktioniert aber zuverlässig – besonders im Winter, wenn du Handschuhe trägst. Ein echtes Highlight ist die Akkulaufzeit: Mit bis zu 59 Stunden (mit ANC) hält der Kopfhörer länger durch als viele Konkurrenten. Wenn du viel unterwegs bist, wirst du auch die Schnellladefunktion schätzen.

Natürlich gibt es auch kleinere Schwächen. Falls du ein Android-Gerät nutzt, könnte dich der fehlende aptX-Codec stören. Trägst du eine Brille, kann der Anpressdruck nach mehreren Stunden spürbar werden. Beim Ohrmuschel-Design reicht der Kopfhörer nicht ganz an Premium-Modelle von Sony oder Bose heran, wirkt aber dennoch stabil und hochwertig. Insgesamt bekommst du mit dem Real Blue NC 3 einen leistungsstarken Kopfhörer mit gutem Klang und überragender Akkulaufzeit – ideal, wenn du Wert auf satten Bass und lange Hörsessions legst. Allerdings: Die QuietComfort Ultra von Bose und die WH-1000 XM5 von Sony liegen mittlerweile in einem ähnlichen Preissegment – da wird Teufel zu kämpfen haben.

Pro

  • kräftiger, dennoch ausgewogener Klang
  • effektive Geräuschunterdrückung für den Alltag
  • hervorragende Akkulaufzeit

Contra

  • Joystick ist wackelig
  • keine hochwertigen BT-Codecs
Titelbild: Florian Bodoky

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