Produkttest

Wenn du schon einen Heizlüfter kaufst, dann bitte dieses clevere Kerlchen

Heizlüfter brauchen viel Strom. Vor allem, wenn du sie unkontrolliert und lange laufen lässt. Das Modell «Fara Smart» von Boldr will anders sein als andere Heizlüfter. Und ja, er ist es tatsächlich.

Ich empfehle einen Heizlüfter – Aufrufe zu meiner Steinigung sind bitte unten in den Kommentaren abzugeben. Wenn du beim Thema Heizlüfter direkt rot siehst und einfach nur einen «Das könnt ihr doch echt nicht bringen!»-Kommentar hinterlassen willst – gehe auch gerne direkt dorthin.

So, also du immerhin willst weiterlesen. Gut, dann nehme ich dich mit zum Produkttest im Detail.

Im ganzen Land soll in diesem Winter Energie gespart werden. Raumtemperaturen in Büros und Wohnungen sinken deshalb. Als im Herbst absehbar war, dass es so weit kommen würde, wurden Heizlüfter stark nachgefragt. Ich habe damals recht pauschal von solchen Geräten abgeraten.

  • Ratgeber

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    von Martin Jungfer

Auf dem Foto zu diesem Beitrag siehst du den Heizlüfter, um den es hier geht: den Fara Smart von Boldr. Neben der «smarten» Version mit Temperatursensor und App-Steuerung gibt es auch noch eine «dumme» Variante zum Ein- und Ausschalten per Knopf.

Der Heizlüfter stand bei mir als Produktmuster herum, weshalb er als Illustration herhalten musste. Sein Design ist nämlich durchaus gefällig. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Erfinder des Fara sich melden würden. Taten sie aber. Ich hätte ihrem Heizlüfter unrecht getan, schrieben sie mir per E-Mail. Der Fara in der Smart-Ausführung könne durchaus sinnvoll sein. Meine Neugier war geweckt. Und so holte ich das Teil noch einmal aus dem Karton, diesmal für einen Test.

Gelungenes Design, kurzes Kabel

Der Fara ist etwa so gross wie ein kleiner Schuhkarton. Aufgestellt ist er gerade einmal 20 Zentimeter hoch, nur zwölf Zentimeter breit und 13 tief. Dimensionen, mit denen er auch gut in ein Bücherregal passen würde. Vorausgesetzt, du hast eine Steckdose in der Nähe. Das Stromkabel ist nämlich auffallend kurz: 115 Zentimeter. Würde ich den Fara dorthin stellen, wo ich ihn gerne hätte, bräuchte ich definitiv ein Verlängerungskabel.

Der Fara gefällt mir optisch gut. Der Ring in Messingfarbe lässt ihn edler wirken, als er wegen seines Gehäuses aus Kunststoff letztlich ist. Sauber verarbeitet ist er jedoch, die Kanten sind glatt, die Teile gut zusammengesteckt und fest verklebt. Eine Reparatur dürfte im Fall der Fälle schwer werden, denn der Fara hat nirgendwo auch nur eine Schraube zum Öffnen des Gehäuses.

Der Boldr von vorne: Ein Ring in Messingfarbe rund um das Lüftungsgitter sorgt für eine gewisse Eleganz.
Der Boldr von vorne: Ein Ring in Messingfarbe rund um das Lüftungsgitter sorgt für eine gewisse Eleganz.
Quelle: Martin Jungfer

Weiterhin liegt ein Sensor im Karton. Er hat etwa den Durchmesser eines Tischtennisballs und sieht auch ein bisschen so aus. Das Design ist hier deutlich weniger ambitioniert als beim Heizlüfter, er sieht einfach billig aus. Er lässt sich aufschrauben, im Inneren steckt eine CR123-Batterie und ein Temperaturfühler.

Der Sensor misst Luftfeuchtigkeit und Temperatur und stellt eine Wifi-Verbindung zum Heizlüfter her.
Der Sensor misst Luftfeuchtigkeit und Temperatur und stellt eine Wifi-Verbindung zum Heizlüfter her.
Quelle: Martin Jungfer

Ohne App heizt nichts

Heizlüfter und Sensorkugel habe ich, aber ohne die Boldr wird es bei mir nicht ein Zehntel Grad wärmer. Die «smarte» Version des Fara schaltet sich nur ein, wenn die App das Kommando gibt.

Ich werde gut durch den Prozess der Einrichtung geführt und bin nach etwa zehn Minuten startklar – Firmware-Update für die beiden Shelley-Steuerungen, die Bold verwendet inklusive. Sowohl Heizlüfter als auch Temperatursensor sind jetzt in meinem WLAN und können sich verständigen.

Der Heizlüfter schaltet sich ein, wenn die tatsächlich im Raum gemessene Temperatur niedriger ist als die in der App definierte Wunsch-Temperatur. Beispiel: Der Sensor sagt, es ist 22,7 Grad warm, die von mir im «Comfort Mode» gewünschte Temperatur liegt bei 24 Grad. In diesem Fall schaltet sich der Fara an und heizt ein, bis der Sensor 24 Grad misst.

Auf der Rückseite hat der Fara einen Kippschalter. Hier kann ich entscheiden, ob ich mit 800 oder 1200 Watt heizen will. Schaltet sich der Heizlüfter ein, läuft er übrigens für maximal 90 Minuten. So ist sichergestellt, dass er nicht zum Fenster hinaus heizt, solltest du vergessen haben, selbiges zu schliessen.

Aus, heizen, mehr heizen – diese drei Möglichkeiten bietet der Kippschalter auf der Rückseite.
Aus, heizen, mehr heizen – diese drei Möglichkeiten bietet der Kippschalter auf der Rückseite.
Quelle: Martin Jungfer

Die Kosten im Blick

In der App gefällt mir besonders, dass man Zeitpläne erstellen kann. So kannst du einen Raum wie zum Beispiel dein Badezimmer für die 20 Minuten am Morgen, die du dich darin aufhältst, aufheizen und die Heizung den Rest des Tages niedriger stellen. In solchen Situationen kannst du tatsächlich auch Geld sparen. Kleine Räume für kurze Zeit erwärmen – dafür sind Heizstrahler gemacht. Als Ersatz für Heizungen, die eine gleichmässige Grundwärme liefern, taugen sie dagegen nicht.

Beim Fara kann ich in der App die Stromkosten im Blick behalten. Dazu trage ich die Hoch- und Niedertarifzeiten ein und die jeweiligen Kosten pro Kilowattstunde. Leider kann ich nicht eingeben, dass am Samstag der Niedertarif früher als unter der Woche beginnt und an Sonntagen sogar den ganzen Tag.

Die Steuerung funktioniert über die App problemlos und ist leicht verständlich.
Die Steuerung funktioniert über die App problemlos und ist leicht verständlich.
Quelle: Martin Jungfer

Mit der Wärme rauscht der Ventilator

In einem kleinen Raum spielen Sensor und Lüfter gut zusammen. Im Inneren des Fara wird das mit Keramik ummantelte Heizelement elektrisch erhitzt, der Ventilator zieht kühle Luft an und entlässt wärmere wieder in den Raum. Die Lautstärke, mit der das passiert, ist erträglich. Ich messe in einem Meter Entfernung um die 51 dB, in zwei Meter Entfernung sind es noch 47 dB. Zur Einordnung: 50 dB entsprechen Vogelgezwitscher oder leiser Radiomusik. Und bereits ab 40 dB sind Lern- und Konzentrationsstörungen möglich. Flüsterleise ist der Fara nicht gerade.

Lärmmessung im Abstand von etwa einem Meter.
Lärmmessung im Abstand von etwa einem Meter.
Quelle: Martin Jungfer

Interessant ist auch, dass der Fara den Lüfter immer gleich schnell – und damit laut – drehen lässt. Die beiden Leistungsstufen von 800 und 1200 Watt haben keinen Einfluss auf die Geschwindigkeit des Ventilators.

Sparsames Heizen, aber günstig ist’s nicht

Wenn du deine Wohnung mit dem Fara beheizt, ist das unter gewissen Umständen «smart». Zum Beispiel dann, wenn du die Temperatur generell, das heisst für alle Räume auf 17 Grad einstellst. Dann sparst du im Vergleich zu den 21 Grad, die wir im Schnitt hierzulande haben, deutlich, nämlich 24 Prozent. Man rechnet mit sechs Prozent tieferen Kosten pro Grad gesenkter Raumtemperatur.

Einen Teil des gesparten Gelds könntest du dafür einsetzen, mit einem Heizlüfter die Räume, in denen du dich aufhältst, zu erwärmen. Gehst du zum Beispiel jeden Tag zur Arbeit, bist du vermutlich froh, wenn es morgens im Bad warm ist, der Rest der Wohnung darf kühler bleiben. Und am Abend heizt du wieder, wenn du zu Hause bist. So kommst du auf vier Stunden am Tag, in denen du Strom für den Heizlüfter beziehst. Was dich mit dem Fara im Schnitt vier Kilowattstunden kostet, Kostenpunkt in etwa 1,10 Franken. Annahme ist hier ein durchschnittlicher Strompreis im Jahr 2023 von etwa 27 Rappen.

Kannst du also beispielsweise pro Monat durch eine tiefere Raumtemperatur mehr sparen, als du wieder an Strom für den Fara brauchst, könnte der Kauf ein guter Plan sein. Im Mittel liegen die Heizkosten pro Wohnung in der Schweiz übrigens derzeit bei um die 12 Franken pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr. Eine 60 Quadratmeter grosse Wohnung kommt bei dieser Rechnung auf 720 Franken pro Jahr und 60 Franken im Monat. Senkst du deine Raumtemperatur um vier Grad, würdest du 24 Prozent sparen, also knapp 15 Franken. Der Strom für den Heizlüfter ist teurer.

Die Berechnung ändert sich, sollten die Kosten fürs klassische Heizen weiter steigen, weil Gas oder Öl teurer werden. Derzeit aber kannst du mit einem Heizlüfter zwar heizen, ohne dass du deshalb arm wirst oder ein schlechtes Gewissen haben musst, aber sparen kannst du dadurch kaum. Und normalerweise steigt mit teureren fossilen Brennstoffen auch der Strompreis wieder.

Fazit: Ein Schönling für einige wenige Einsatzzwecke

Im Alltag ist der Fara von Boldr ein Heizlüfter, der dich dann beglückt, wenn du am liebsten alles mit Apps steuerst und Wenn-Dann-Befehle dein Ding sind. Dank der Shelley-Steuerungen fügt sich das Teil gut in Lösungen zur Hausautomatisierung ein. Wer einfach nur auf Knopfdruck Wärme in den Raum bringen will, sollte dagegen lieber den «dummen» Fara kaufen, der einen Knopf zum Ein- und Ausschalten hat.

Als Heizkosten-Sparwunder taugt der Boldr nicht. Dafür erzeugen andere Heizsysteme hierzulande die Wärme im Vergleich immer noch deutlich günstiger. Dank meist guter Isolierungen unserer Häuser sind Gas- und Ölheizungen oder Wärmepumpen die billigere Wahl. Aus rein ökologischer Sicht dagegen wäre Heizen mit Strom ein interessanter Gedanke, vor allem, wenn der Strom aus regenerativen Quellen kommt. Die CO2-Bilanz von Heizlüftern fiele dann besser aus als die von Heizungen mit fossilen Brennstoffen.

Der Fara von Boldr kann nichts daran ändern, dass die Preise fürs Heizen von Haus und Wohnung derzeit nicht die umweltfreundlichste Methode fördern. Und es ist auch nicht sinnvoll, dass noch funktionierende Heizungen abgestellt und durch Heizlüfter ersetzt werden. Das würde zudem die Netzstabilität gefährden.

Ich rate nur zum Kauf eines Heizlüfters für einige wenige Einsatzzwecke. Und wenn du ein Gerät willst, welches schick aussieht und sinnvolle Funktionen hat, dann kann ich dir den Fara von Boldr empfehlen. In der Smart-Version hat er Funktionen, die den effizienten Einsatz der Energie ermöglichen.

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