Wie dein Balkon zum Insektenparadies wird
Ein Grossteil der heimischen Insektenarten gehört zu den bedrohten Tierarten. Ihnen fehlt der Lebensraum. Mit ein paar wenigen Kniffen kannst du deinen Balkon zum Zuhause für Insekten machen.
Hotels sind schön und gut. Aber erst, wenn ich das gesamte Ferienerlebnis geniesse, behalte ich das Gasthaus in positiver Erinnerung und kehre zurück. Dasselbe gilt für Insekten. Die lieben All-inclusive-Shit und verbringen ihre Ferien (und eigentlich ihr ganzes Leben) am liebsten dort, wo all ihre Bedürfnisse abgedeckt sind. Seien diese auch noch so anspruchsvoll oder individuell. Ein Insektenhotel auf dem Balkon macht noch kein Ferienressort. Zoé Giacchetta von Veg and the City hat an der Giardina 2024 eine Anleitung gegeben, die dir hilft, dein eigenes Insekten-Paradies auf deinem Balkon einzurichten.
Zimmer und Suiten
Für die Behausungen gilt die Regel: Je vielfältiger das Angebot auf deinem Balkon ist, desto mehr unterschiedliche Insekten werden bei dir ein Zuhause suchen. Wenn du einige der folgenden Nistplätze bereitstellst, kannst du einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten.
Reguläre Zimmer: Insektenhotel
Ein Insektenhotel ist ein einfacher Einstieg, um deine Karriere im Hotelmanagement zu starten. Bevor du dir ein solches anschaffst, solltest du dich unbedingt darüber informieren, worauf du achten solltest. Denn wenn du die falschen Materialien verwendest, kannst du den Insekten schaden. Damit die Feriengäste ihre Bruthöhlen verschliessen können, kannst du neben dem Insektenhotel eine Schale oder einen Untersetzer mit feuchtem Lehm bereitstellen.
Strand-Suite: Sandboden
Neben dem Insektenhotel solltest du den Insekten unbedingt eine Sandfläche zur Verfügung stellen. Dreiviertel der einheimischen Wildbienen wie die Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) brüten in Sandböden. Die kannst du nicht nur im Garten anlegen, sondern auch in einem Blumentopf oder einer Zinkwanne in dein Balkon-Ferien-Paradies integrieren. Achte darauf, dass die Gefässe ein Abflussloch haben und idealerweise eine Höhe von 35 Zentimetern aufweisen. Für den Sand darfst du laut der Anleitung von Pro natura keinen Spielsand verwenden, weil dieser zu wenig Lehm enthält.
Wald-Lounge: Totholz und Tannenzapfen
Insekten wie der einheimische Alpenbock (Rosalia alpina) legen ihre Nester in abgestorbenen Bäumen und Ästen an und überwintern dort. Für solche Insekten lassen Fachleute vermehrt Totholz im Wald und in Gärten liegen. Geht das auch auf einem neun Quadratmeter Balkon? Natürlich! Für deinen Balkon kannst du an verschiedenen Stellen kleine oder grössere Ansammlungen von trockenen Ästen oder trockener Rinde machen. Oder du legst Totholzstücke direkt auf die Erde deiner Blumentöpfe. Laut pflanzmich.de eignen sich für das Totholz die Äste von Obstbäumen, Eichen und Buchen. Auf schnell austreibendes Gehölz solltest du verzichten. Wenn du Marienkäfer zu Gast haben willst, kannst du Tannenzapfen-Haufen anlegen.
Wellnessbereich: Die Wasserstelle
An warmen Sommertagen sind Insekten auf offene Wasserstellen angewiesen. Aber weil die meisten Flächen in Städten versiegelt sind, ist der Zugang zu Wasser oft erschwert. Die Tierchen versuchen an das Wasser in den Brunnen heranzukommen und ertrinken, wenn es keine Ausstiegsmöglichkeit gibt. Wenn du deiner Wohlfühloase einen Spa hinzufügen willst, kannst du eine tiefe Schale mit Wasser füllen. Vergiss aber nicht, Stöckchen oder Zweige als Ausstiegshilfen hineinzulegen.
Menü à la carte
So bunt deine Gäste sind, so sind auch ihre Fressgewohnheiten und Vorlieben. Mit einer geschickten Planung kannst du deinen Balkon bepflanzen, dass er von Frühling bis Herbst ein vielfältiges Buffet für alle bietet.
Auch bei Insekten isst das Auge mit. Sie lieben Blumen in allen unterschiedlichen Farben und Düften. Bei der Form bevorzugen die Insekten vor allem kelchförmige Blüten, weil deren Nektar gut für Insekten zugänglich ist. Egal ob Blumenbeet, Sträucher, Gehölze, Gewürzpflanzen oder Kräuter – solange die Pflanze blüht, freuen sich die Insekten. Du kannst ihnen sogar die Blüten deines Gemüses anbieten. Wieso also nicht einfach mal einen Salat oder eine Aubergine blühen lassen?
Mit Samenmischungen kannst du zusätzlich eine Grosszahl an Blumen abdecken. Damit du dich im Sommer über eine üppige Blütenpracht und viele kleine Besucher auf deinem Balkon freuen kannst, solltest du dich im Frühling über die Sonneneinstrahlung und die Windverhältnisse schlaumachen. Keine Sorge, wenn du einen warmen Süd-Balkon oder eine Terrasse ohne Schatten hast. Du kannst darauf mediterrane Pflanzen wie Rosmarin oder sonnenliebende Blumen wie der Sonnenhut anpflanzen.
Die Wände kurz vor der Wohnungsübergabe streichen? Kimchi selber machen? Einen kaputten Raclette-Ofen löten? Geht nicht – gibts nicht. Also manchmal schon. Aber ich probiere es auf jeden Fall aus.