Zu Besuch bei farfalla: Ätherische Öle aus aller Welt
Hintergrund

Zu Besuch bei farfalla: Ätherische Öle aus aller Welt

Anna Sandner
4/12/2023

In den 1980ern gründete eine Gruppe Hippies auf der Suche nach ätherischen Ölen die Firma farfalla. Wir haben in das heutige Schweizer Familienunternehmen reingeschnüffelt und die Vielfalt der Aromatherapie in die Nase bekommen.

Ich stehe inmitten eines wilden Lavendelfelds. Hier im Süden Frankreichs im Nationalpark Cevenne summt und schwirrt es um mich herum, Insekten tummeln sich in den purpurfarbenen Blüten der wilden Pflanzenpracht. Es ist warm, sanfter Wind weht über die Hügel, eingehüllt vom blumig, krautigen Duft des Lavendels.

Das Meer aus sanft-lila Blüten am Horizont verschwindet, die Luft wird feuchter und wärmer. Es ist das tropische Klima des Kongos. Inmitten eines saftigen, grün-rosa Feldes aus Rosengeranien ragen einzelne Bäume empor: Neben dem blumigen Geruch nach Rosen, steigt mir ein intensiver Duft nach Zitrone in die Nase. Es sind Zitroneneukalyptusbäume, die den Citrusduft abgeben.

Es kühlt ab, die Luft wird trockener, die helle Sonne weicht einem satten Dunkelgrün. Ich stehe am Rand eines Nadelwaldes. Über mir ragen mächtige Weißtannen in den Himmel. Der harzig, waldige Geruch nach Tannennadeln erfüllt meine Nase. Ich stehe an der Waldgrenze in den Alpen, die majestätischen Weißtannen wirken beruhigend. Ich atme tief ein …

… und öffne meine Augen.

Unter den Glasglocken entlang der Treppe finden sich kleine Duftproben aus dem Portfolio von farfalla. Jeder Duft eröffnet andere Welten: vom hiesigen Nadelwald bis auf die Felder des Kongos.
Unter den Glasglocken entlang der Treppe finden sich kleine Duftproben aus dem Portfolio von farfalla. Jeder Duft eröffnet andere Welten: vom hiesigen Nadelwald bis auf die Felder des Kongos.
Quelle: Oliver Fischer

Duftwelten unter Glasglocken

Ich brauche einen kurzen Moment, um wieder dort anzukommen, wo ich eigentlich gerade bin: in einem Treppenhaus in Uster, auf halbem Weg nach oben zum Showroom des Schweizer Familienunternehmens farfalla.

Entlang der Stufen sind an der Wand Regalbretter befestigt, auf denen kleine Glasglocken stehen. Darunter eröffnen sich ganze Aromalandschaften: ätherische Öle aus der ganzen Welt, ein Auszug aus dem Portfolio der Firma. Sie entführen mich und Ressortleiter Oliver Fischer, der heute als Fotograf im Einsatz ist, in ganz unterschiedliche Duft- und damit zugleich Gefühlswelten.

Oben angekommen empfängt uns Key Account Managerin Manuela Marras: «Willkommen bei farfalla».

Im Showroom in Uster ist die große Auswahl an Produkten in Szene gesetzt: Raumdüfte, Naturkosmetik und Kapseln auf Basis natürlicher ätherischer Öle.
Im Showroom in Uster ist die große Auswahl an Produkten in Szene gesetzt: Raumdüfte, Naturkosmetik und Kapseln auf Basis natürlicher ätherischer Öle.
Quelle: Oliver Fischer

Wir betreten den Showroom und sehen die riesige Auswahl an Naturkosmetik- und Aromacare-Produkten. 116 verschiedene ätherische Öle sind es, die die Firma für ihre Produktpalette weltweit erzeugen lässt. Dabei wird großer Wert auf Nachhaltigkeit und Natürlichkeit gelegt.

In der Ecke rechts hinten steht ein Schreibtisch, über der Tischplatte im Halbkreis auf mehreren Ebenen fein säuberlich aufgereiht: kleine, dunkle Glasfläschchen, gefüllt mit den ätherischen Ölen unzähliger Pflanzen aus der ganzen Welt. Bis heute sitzt dort jeden Mittwoch Jean-Claude Richard, einer der Gründer. Er riecht und mischt, probiert aus und feilt an der perfekten Mixtur, um neue Düfte für das Portfolio der Firma zu kreieren.

Der Schreibtisch des Mitgründers Jean-Claude Richard: Hier entstehen neue Duft-Kreationen.
Der Schreibtisch des Mitgründers Jean-Claude Richard: Hier entstehen neue Duft-Kreationen.
Quelle: Oliver Fischer

Richard war nicht alleine, als farfalla vor 41 Jahren entstand. Seine Frau Marianne Richard und er waren Teil einer Hippiekommune (wie sie sich selbst bezeichnen), die 1982 aus einer selbst auferlegten Mission heraus farfalla gründete: Sie suchten nach einem Weg, «wie Gesundheit, ein ausgeglichener Geist und natürliche Schönheit eine harmonische Einheit mit der Natur bilden können», zu lesen in der Firmengeschichte. Kurz: Sie wollten zu einer besseren Welt beitragen. Entstanden ist ein Schweizer Familienunternehmen, das heute an 10 Standorten in drei Ländern über hundert Mitarbeitende beschäftigt und die Leidenschaft für ätherische Öle lebt. Und sich eine nachhaltige Produktion auf die Fahnen geschrieben hat.

Farfalla Feuchtigkeitsspendendes Gesichtsöl Rosengeranie Öl (15 ml, Gesichtsöl)
Gesichtscreme

Farfalla Feuchtigkeitsspendendes Gesichtsöl Rosengeranie Öl

15 ml, Gesichtsöl

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15 ml, Gesichtsöl

Hinweis: Die Produkte sind bislang nur im Schweizer Shop erhältlich.

Ethnobotanische Inspiration und Anleitung zur eigenen Aromatherapie

Nach den ersten Eindrücken im Showroom zeigt uns Manuela Marras die Räumlichkeiten der firmeneigenen Akademie. Hier können interessierte Privatpersonen wie auch Fachpersonen aus dem Gesundheitswesen Seminare und Lehrgänge zu Aromatherapie und -pflege besuchen. Die Dozenten, häufig langjährige Mitarbeitende verschiedener Bereiche der Firma, geben ihr Wissen aus über 40 Jahren Erfahrung mit ätherischen Ölen weiter.

Von der Hippiekommune ins BWL-Studium und zurück zum Duft der Natur

CEO Malvin Richard hat (nicht nur) die Nachfolge seiner Eltern angetreten: Der studierte BWLer hat die Firma auch erneuert und umorientiert, näher am Markt, ohne den Nachhaltigkeitsgedanken zu vernachlässigen.
CEO Malvin Richard hat (nicht nur) die Nachfolge seiner Eltern angetreten: Der studierte BWLer hat die Firma auch erneuert und umorientiert, näher am Markt, ohne den Nachhaltigkeitsgedanken zu vernachlässigen.
Quelle: Oliver Fischer

Wieder im Showroom treffen wir CEO Malvin Richard, der die Firma vor einigen Jahren von seinen Eltern übernommen hat. Freundlich lächelnd wirkt er in seinem Anzug so gar nicht, wie jemand, der in einer Hippiekommune groß wurde. Die klischeehaften Erwartungen werden gänzlich zerstreut, als Richard erzählt, wie er nach einem BWL-Studium zunächst als Unternehmensberater gearbeitet hat. Was von außen betrachtet überrascht, ist für ihn kein Bruch, vielmehr eine Symbiose dieser beiden Welten: «Nachhaltiges Wirtschaften auf allen drei Ebenen, ökonomisch, ökologisch wie auch
sozial, ist aus meiner Sicht der einzige Weg, wie echter Mehrwert entsteht.»

Im weiteren Gespräch erfahren wir mehr darüber, wie dieser Anspruch in den Beziehungen zu Zulieferern und Natur gelebt wird. Erst einmal stellt Richard klar, dass die Liebe für die Pflanzen schon immer bei ihm da war. Als Kind verbrachte er viele Ferien auf «Duftreise», wenn die Eltern auszogen, um neue Pflanzen für das Firmenportfolio zu entdecken. Heute gehören die vielen Düfte wiederum zum Alltag seiner Kinder.

Auf die Frage nach seinem persönlichen Lieblingsduft kommt der Firmenchef ins Grübeln: «Sehr viele Düfte, die ich gerne mag, begleiten mich schon mein ganzes Leben. Was ich aber zum Beispiel immer gerne rieche, ist Bergamotte

Die positive Wirkung ätherischer Öle ist mittlerweile auch wissenschaftlich bestätigt: Atmet man sie bei der Aromatherapie ein, aktivieren die Pflanzenstoffe im Gehirn das limbische System. Dort entstehen unsere Emotionen, die ätherischen Öle wirken also direkt auf unsere Gefühlswelt ein – der Grund, weswegen wir uns oft lange an Gerüche erinnern und warum sie so viel in uns auslösen können.

Mir ist in der Produktpalette die Aromamischung Lern gern aufgefallen: Lernen Kinder damit wirklich besser? Richard muss schmunzeln bei der Frage: «Mir wird fast mulmig, wenn ich das rieche.» Als Kind Duft-liebender Eltern war das Lernen offenbar stets mit diesem Geruch nach Zitrusfrüchten und Weisstanne verbunden. Was auch deutlich macht: Die emotionale Wirkung der Düfte auf Menschen ist individuell. Weihrauch etwa spaltet die Gemüter, je nachdem, wie etwaige Kirchgänge assoziiert sind.

Der Duft tausender Blätter in einem Flakon

Zeit für einen Rundgang: CEO Richard zeigt uns das Lager, die Qualitätskontrolle und Abfüllanlage im Erdgeschoss des Gebäudes. Was hier im Lager angeliefert wird, ist bereits auf seine Essenz reduziert: Ganz im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens werden nach Uster die bereits fertig destillierten Öle geliefert.

Die Essenz abertausender Pflanzen wird vor Licht geschützt in dunklen Glasbehältern angeliefert, auf Qualität überprüft und direkt weiterverarbeitet, um die Frische zu erhalten.
Die Essenz abertausender Pflanzen wird vor Licht geschützt in dunklen Glasbehältern angeliefert, auf Qualität überprüft und direkt weiterverarbeitet, um die Frische zu erhalten.
Quelle: Oliver Fischer

Denn um einen Liter ätherisches Öl zu produzieren, braucht es je nach Pflanze ein Vielfaches an Rohmaterial: 500 bis 600 kg Rosengeranienblätter etwa oder 40 kg Zitroneneukalyptusblätter. Das destillierte Öl statt der ganzen Pflanzen(-teile) ins Lager zu liefern, spart nicht nur Emissionen beim Transport, es bleibt auf diese Weise auch ein größerer Teil der Wertschöpfungskette im Erzeugerland, erklärt Richard.

Die Blüten der Ylang-Ylang-Pflanze, geerntet auf Madagaskar.
Die Blüten der Ylang-Ylang-Pflanze, geerntet auf Madagaskar.
Quelle: farfalla
Um die Wertschöpfung im Erzeugerland zu halten und Transportemissionen zu reduzieren, wird das ätherische Öl direkt vor Ort in der eigenen Destille aus den Pflanzenteilen extrahiert.
Um die Wertschöpfung im Erzeugerland zu halten und Transportemissionen zu reduzieren, wird das ätherische Öl direkt vor Ort in der eigenen Destille aus den Pflanzenteilen extrahiert.
Quelle: farfalla

Grand Cru – ein Label für ökologisch-sozialen Mehrwert

Der soziale Gedanke ist Teil der farfalla-Identität – kein Wunder bei einer Firma, die aus der Hippiekultur heraus entstanden ist. Im Laufe der Jahrzehnte hat farfalla Beziehungen zu Herstellern, häufig Kleinbauern, in der ganzen Welt etabliert. Dabei ist der ursprüngliche Anspruch der Hippiegründer geblieben, «mehr als bio und vegan» zu produzieren. Das eigene Label «Grand Cru» tragen darum nur die Produkte, die über den biologischen Anbau hinaus noch weitere Kriterien erfüllen. Unter anderem muss die Anbauregion für die jeweilige Aromapflanze typisch sein und das Anbauprojekt soll bestenfalls zu weiteren Projekten im ökologischen und sozialen Bereich im jeweiligen Land animieren.

Die farfalla-Hebammenhilfe ist ein Beispiel für das soziale Engagement: Um die Müttersterblichkeit zu reduzieren, die in vielen ärmeren Ländern bis heute schreckliche Realität ist, finanziert farfalla mit einem Teil des Gewinns beim Kauf jedes Produkts die Ausbildung von Hebammen, etwa in Madagaskar oder Äthiopien.

Lavendel und Minze im Zürcher Oberland

Neu ist seit wenigen Jahren der Duftpflanzenanbau praktisch direkt vor der eigenen Haustür: Mit der Stiftung Wagerenhof, einer in Uster seit 100 Jahren etablierten sozialen Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen, baut die Firma vor Ort Lavendel, Pfefferminze und Bergamottminze an. In der eigenen Destille kann die Ernte direkt verarbeitet werden.

Seit 2020 baut farfalla einige Rohstoffe auch direkt vor der eigenen Haustür an, etwa Pfefferminze in Uster.
Seit 2020 baut farfalla einige Rohstoffe auch direkt vor der eigenen Haustür an, etwa Pfefferminze in Uster.
Quelle: farfalla
Anbau und Ernte geschehen in Zusammenarbeit mit einer sozialen Einrichtung. Destilliert wird direkt vor Ort.
Anbau und Ernte geschehen in Zusammenarbeit mit einer sozialen Einrichtung. Destilliert wird direkt vor Ort.
Quelle: farfalla

Qualität mit Ablaufdatum

Lavendel und Minze direkt vor der Haustür ist für die Frische der Produkte der Idealfall. Im Lager angeliefert, werden die Öle einer Qualitätsprüfung unterzogen: Sie werden auf ihren Geruch, ihre Dichte, Reinheit und etwaige Pestizidbelastung überprüft. Danach werden sie in Glasbehälter umgefüllt und dann mit einem Ablaufdatum versehen. Das ist nicht selbstverständlich für ätherische Öle, für die Qualitätsgarantie aber wichtig, erklärt Richard.

Nach der Qualitätsprüfung werden die ätherischen Öle wieder in lichtdichte Glasflaschen gefüllt und mit einem Ablaufdatum versehen.
Nach der Qualitätsprüfung werden die ätherischen Öle wieder in lichtdichte Glasflaschen gefüllt und mit einem Ablaufdatum versehen.
Quelle: Oliver Fischer

Abschied aus dem Haus der Düfte

Und damit sind wir an der letzten Station unserer Besichtigung angelangt und verabschieden uns, bevor wir uns noch ein letztes Mal durchs Treppenhaus schnüffeln. Mein Favorit ist übrigens einer der Alltime-Klassiker: Lavendel. Der Duft ist bei mir auf jeden Fall positiv assoziiert und ich schätze die beruhigende Wirkung vor allem zum Einschlafen.

Hinweis: Die Produkte sind bislang nur im Schweizer Shop erhältlich.

Bist du auf den Geschmack gekommen? Hier erfährst du mehr zum Thema ätherische Öle allgemein und hier speziell über die Wirkung von Lavendel.

Titelfoto: Oliver Fischer

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Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.


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