Vertiv EDGE UPS 750VA/675W Tower IntelliSlot port
750 VA, 675 W, Line-Interaktiv USV
Wenn die Sicherung knallt oder der Strom sonst ausfällt, besteht die Gefahr von Datenverlust. Dagegen hilft eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV). Ich habe einem Vertiv Edge-750IMT auf den Zahn gefühlt und bin bis auf eine Sache davon angetan.
Wer seinen Server – beziehungsweise sein Network Attached Storage (NAS) – oder einen anderen Rechner davor schützen möchte, nicht gespeicherte Daten bei einem Stromausfall zu verlieren, greift zu einer unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV). Anstelle direkt von der Steckdose, wird der Strom über die USV bezogen, die einen integrierten Akku hat, den sie bei Stromausfall einsetzt. Damit lassen sich natürlich auch andere Geräte vor Unterbrüchen schützen und weiter mit Strom betreiben. Hast du deinen eigenen Plex-Server, könntest du diesen, den Router und den TV an die USV schliessen und je nach Akkukapazität minuten- bis stundenlang weiter Filme schauen.
In meinem Haushalt könnte sich eine USV nebst für den Fernseher auch für mein Cannabis-Zuchtzelt eignen, das mittlerweile mit LED betrieben wird. Allerdings teste ich (vorerst) den primären Zweck mit PC und NAS. Schliesslich will ich wissen, welche Geräte neben einer Stromverbindung auch eine Datenverbindung zur USV aufbauen können. Denn damit kann ein Gerät bei Stromausfall nach vordefinierter Zeit automatisch heruntergefahren werden.
Die in diesem Test verwendete USV habe ich vom Hersteller erhalten. Die Kollegen im Einkauf haben davon geschwärmt und gemeint, dass wir die Marke Vertiv noch nicht lange bei uns im Shop führen. Das hat mich neugierig gemacht – ich bin gespannt auf die Vertiv Edge-750IMT mit einer Nennleistung von 675 Watt (750 Voltampere):
Vertiv EDGE UPS 750VA/675W Tower IntelliSlot port
750 VA, 675 W, Line-Interaktiv USV
Die USV verfügt nebst Steckdosen über einen USB-Port und einen Erweiterungsschacht für Zusatzkarten – den IntelliSlot Port. Um erweiterte Verbindungsmöglichkeiten zu erhalten, genauer zusätzlich zum USB- einen RJ45-Anschluss, habe ich eine Vertiv Liebert Intellislot Unity Card angefordert. Sie bringt meine USV nicht nur ins Netzwerk, auch ermöglicht sie die Nutzung des Simple Network Management Protocol (SNMP). Der Einbau der Karte ist im Handumdrehen erledigt, da lediglich eine Abdeckung an der Rückseite der USV entfernt und nach dem Einstecken zweimal geschraubt werden muss.
Die Edge Serie gibt es übrigens in verschiedenen Varianten – sowohl mit unterschiedlicher Nennleistung als auch in unterschiedlichem Format. Neben dem in diesem Test gezeigten Mini-Tower gibt es das Produkt auch im kompakten 1HE-Rack-Mount-Design oder als 2HE- beziehungsweise 3HE-Rack für Serversysteme.
Das Äussere des Vertiv Edge-750IMT erinnert an ein überlanges NAS-Gehäuse. Es ist 14,5 Zentimeter breit, 37 lang sowie 22 hoch und wiegt elf Kilogramm. An der Front sind zwei Status-LED mit den Bezeichnungen «Run» und «Alarm», ein LCD und vier Bedientasten angebracht. Informationen, etwa zur aktuellen Auslastung oder dem Akkuzustand, wie auch sämtliche Optionen des Geräts, können direkt daran abgelesen und eingestellt werden.
Die zweite Bedienmöglichkeit bietet ein Webinterface, das du über einen Internetbrowser durch Eingabe der IP-Adresse erreichen kannst. Das ist allerdings nur vorhanden, wenn du wie ich eine entsprechende Erweiterungskarte installierst. Die erweiterten Funktionen der Karte (SNMP-Server) können nicht direkt am Gerät, sondern nur übers Webinterface konfiguriert werden. Die Karte mit Netzwerkanschluss siehst du auf folgendem Bild oben rechts.
Oben links sind ein Notabschaltungs-Anschluss (Emergency Power Off, kurz EPO) und ein USB-Anschluss, darunter ist der Lüfter zu sehen. Der ist meistens flüsterleise – ausser der Strom fällt aus oder der Akku wird gerade geladen. Für elektrischen Schub sorgen eine Eingangsbuchse (Typ C14) mit Eingangsstromkreis-Schutzschalter und fünf Ausgangsbuchsen vom Typ C13.
Wie du sehen kannst, sind drei der Buchsen in Schwarz gehalten und zwei in Grau. An die schwarzen schliesst du alle kritischen Geräte an, wie den Router, einen PC oder Server – also diejenigen, die immer mit Strom versorgt werden sollen. An die grauen kannst du Drucker und Co. hängen – alles, was im Notfall auch ohne Strom bleiben darf. Die grauen Anschlüsse lassen sich im Gegensatz zu den schwarzen programmieren. Etwa kann ein Ausschalten bei drohender Überlastung des Akkus eingestellt oder Schwellenwerte für die Deaktivierung und Aktivierung festgelegt werden.
Deine Geräte dürfen bei dieser USV insgesamt bis 675 Watt ziehen. Fällt der Strom aus, benötigt das Gerät vier bis sechs Millisekunden Umschaltzeit und liefert danach Strom über zwei 9 Amperestunden fassende Akkus. Der Wirkungsgrad soll bei diesem Modell 95 Prozent betragen, der Leistungsfaktor (Power Factor) 0,9. Die Batteriemodule können ausgetauscht werden.
Ein Stromkabel für die Eingangsbuchse sowie ein USB-Kabel liegen der USV bei. Um Geräte anzuschliessen, habe ich mir folgende C14-Stromkabel besorgt:
Als Erstes gebe ich der USV selbst Strom. Woraufhin ihr Lüfter wie ein aufstartender Laser-Drucker zu lärmen beginnt. Das tut er nur, wenn das Gerät aufgeladen wird und der Akku unter 90 Prozent Ladekapazität aufweist. Sitze ich vor der USV, zeigt mein Dezibelmessgerät Testo 815 eine Lautstärke von 60 Dezibel an. Mit drei Meter Abstand sind es noch immer 42 Dezibel. Da die USV nach dem Auspacken bereits zu über 85 Prozent geladen ist, ist der Spuk nach relativ kurzer Zeit wieder vorbei. Ab 90 Prozent Akkustand ist der Lüfter, wenn überhaupt, nur noch leise zu hören. Für eine vollständige Ladung der 1,8 Amperestunden werden etwa dreieinhalb Stunden benötigt.
Nachdem die USV Strom hat, schliesse ich Modem und Router, einen Switch sowie den NAS an.
Der Strom fliesst nach dem Einstecken nicht automatisch. Das muss erst in den Einstellungen aktiviert werden. Da das LCD eine Hintergrundbeleuchtung hat, geht das auch im Dunkeln rasch und intuitiv direkt am Gerät. Ich navigiere ins Menü «Steuerung» und aktiviere die Zufuhr unter «An/Aus». Daraufhin klackt die USV und die Geräte springen an. Der USV-Lüfter bleibt leise. Am Display kann ich ablesen, dass die Stromversorgung zu zwölf Prozent ausgelastet ist. Die Akkukapazität bei einem Stromausfall wird dabei mit 135 Minuten angegeben.
Genauere Angaben zur Auslastung finde ich im Webinterface. 93 Voltampere und 50 Watt werden gerade gezogen.
Die Weboberfläche ist zwar keine Schönheit, bietet aber logisch gegliedert alles an Detailinformationen zu Input, Output und Akku sowie sämtliche Einstellungen, die ich mir wünsche.
Ein Reiter mit der Bezeichnung der USV enthält sämtliche Optionen fürs Gerät. Ein zweiter Reiter mit Bezeichnung «Communications» führt zu den Optionen der installierten Zusatzkarte. Neben der Einrichtung von SNMP (v1 Trap, v1/v2c Access oder v3 User), können dort unter anderem auch Netzwerkeinstellungen für IPv4, IPv6 und LLDP vorgenommen werden. Für die Nutzung der Weboberfläche können bis zu zehn User eingerichtet werden. Ebenso sind E-Mail- und SMS-Benachrichtigungen oder das Einrichten eines Remote Service möglich.
Was ich bereits vor Erhalt des Geräts wusste, ist, dass Synology-NAS nicht kompatibel zur USB-Verbindung sind. Das heisst, das NAS wird zwar mit Strom versorgt, kann jedoch keine Datenverbindung zur USV herstellen. Auf der Herstellerwebsite von Synology finde ich eine Kompatibilitätsliste, die leider keine Geräte von Vertiv enthält. Oder noch nicht, denn Vertiv hat mir mitgeteilt, dass das Unternehmen abklärt, ob es künftig ihre USV-Produkte bei Synology zertifizieren lassen wird.
Abgesehen von gewissen herstellerspezifisch angepassten Betriebssystemen, zu welchen aus lizenztechnischen Gründen keine Kompatibilität besteht, funktioniert die USV über USB mit Windows, Linux und macOS. Entweder mit bordeigenen Mitteln oder durch die Nutzung der Software Vertiv Power Assist.
Ich teste das mit einem Windows-PC: Ich verbinde das USB-Kabel, installiere die Software, starte sie und freue mich, weil alles auf Anhieb und ohne weiteres Zutun funktioniert.
In den Einstellungen des Programms kann der Verbindungstyp definiert werden. Neben USB stehen SNMP und ein Client-Modus zur Verfügung. Letzterer dient dazu, sich bei einem anderen, bereits mit der USV verbundenen Gerät, anzuhängen. Steht wie in meinem Fall die Verbindung zur USV, kannst du definieren, wann der Rechner bei Stromausfall automatisch heruntergefahren werden soll. Das kann sofort geschehen, nach einer bestimmten Anzahl Minuten, wenn die Akkuladung unter eine gewisse Kapazitätsgrenze fällt oder wenn die restliche, geschätzte Laufzeit unter eine gewisse Restzeit fällt.
Falls du vom Programm über Stromausfälle per E-Mail benachrichtigt werden möchtest, ist auch das möglich. Dazu müssen ein SMTP-Server und entsprechende Zugangsdaten hinterlegt werden.
Dass sich das Vertiv-USV aufgrund fehlender Lizenz nicht mit einem Synology-NAS über USB verbinden lässt, habe ich bereits erwähnt. Bei mir klappt es aber auch über SNMP nicht. Immerhin funktioniert der SNMP-Server der Zusatzkarte grundsätzlich, denn die Verbindung klappt beim Ausprobieren mit der Power-Assist-Software auf dem Windows-Rechner problemlos.
Vor dem Test bin ich wegen des NAS zuversichtlich, da Vertiv auf ihrer Website SNMP-MIB-Dateien zur Verfügung stellt. Und weil ich einen Synology DiskStation MIB Guide gefunden habe. MIB steht für Management Information Bases, also für eine Verwaltungsinformationsbasis. Diese liegt in mehreren Dateien in einem Textformat vor. Du kannst sie dir als Anweisung oder Beschreibung von verschiedenen Netzwerkobjekten vorstellen, die dem mit der USV verbunden Gerät als eine Art Treiber dient. Kurzum: Ohne diese Anweisungsdateien funktioniert die Datenverbindung zum Synology-NAS nicht. Und dummerweise befinden sich in der Auswahlliste des SNMP-MIB-Auswahlfelds in den NAS-Einstellungen nur lizenzierte USV-Partner.
Dumm ist ebenso, dass ich mir den MIB-Guide vor diesem Test nicht genauer angesehen habe. Er beschreibt unter anderem, wie MIB-Dateien in Oidlib-Dateien umgewandelt werden, um sie danach zu importieren. Das Umwandeln klappt hervorragend, beim Import scheitere ich jedoch, da ich die Angabe nicht finde, wie ich die Daten ins Synology-OS «DiskStation Manager» importieren kann. Dann merke ich erst, dass die Anleitung aus dem Jahr 2013 stammt – eine neuere finde ich nicht. Und so verliere ich, gerade mit Putty und SSH auf dem Server rumwurstelnd, den Geduldsfaden.
Daher entscheide ich, den Versuch abzubrechen. Der NAS bleibt ohne die Möglichkeit eines automatischen Herunterfahrens bei Stromausfall an der USV. Solange ein Unterbruch nicht länger als zwei Stunden und ein paar zerquetschte Minuten dauert und ich nur eine Last von um die 50 Watt anliegen habe, ist das nicht tragisch, da dann der Akku reicht.
Die anfangs erwähnte Run-LED leuchtet permanent Grün, sobald die angeschlossenen Geräte Strom erhalten. Die Alarm-LED blinkt rot, sobald eine Überlastung oder ein Stromausfall vorliegt. Zusätzlich gibt die USV einen Alarm ab – ein Piepen, das ich in der ganzen Wohnung hören kann. Auf Wunsch lässt es sich in den Optionen deaktivieren.
Wegen Überlastung piepst das Gerät während Wochen nur einmal. Ich schliesse einen All-In-One-Laserdrucker an. Der zieht zwar im Leerlauf nur um die 10 Watt, ist aber in den ersten Sekunden nach dem Einschalten ein wahres Monster, das die Nennleistung der unterbrechungsfreien Stromzufuhr knackt. Nach wenigen Sekunden Alarm ist jedoch wieder alles gut. Dennoch entscheide ich mich, den Drucker nicht mehr anzuschliessen, geschweige denn, weitere Tests damit zu machen. Du merkst; überlege dir immer gut, was du anschliesst und was nicht.
Den ersten Stromausfall erlebe ich, als ich nach meinen Herbstferien eine Steckleiste in meinem Büro aktiviere, an der zu viele PCs hängen. Dabei fällt die Sicherung raus, woraufhin die USV Alarm gibt und auf Akkubetrieb schaltet. Die dran hängenden Geräte bleiben brav eingeschaltet.
Zehn weitere Stromausfälle führe ich künstlich herbei, indem ich manuell den Stecker ziehe. Dabei hänge ich auch wieder den Windows-Rechner an den USB-Port und kontrolliere, ob das automatische Herunterfahren funktioniert. Das tut es, egal mit welcher Einstellung; also gleich nach Stromausfall, nach Minuten oder auch, wenn die Akkuladung unter den vordefinierten Wert fällt. Die Stromumschaltung funktioniert ebenso jedes Mal problemlos.
Falls du wissen möchtest, wie lange die 1,8 Amperestunden der Akkus bei verschieden grosser Last für Strom sorgen, kannst du das online mit dem Vertiv Runtime Tool herausfinden. Wähle beim Modell «EDGE-750IMT» und los gehts. Würde ich meinen Plex-Server, den Router und meinen TV wie eingangs erwähnt an die USV schliessen, würden bis 210 Watt Stromverbrauch anliegen. Ich könnte damit 30 Minuten Fernsehen. Würde das LED-Licht meiner Cannabis-Pflanzen an der USV hängen, das ich auf 450 Watt heruntergedrosselt betreibe, dürfte ein Stromausfall nicht länger als elf Minuten dauern.
Vertiv bietet mit dem Edge-750IMT eine für mich als USV-Neuling einfach zu handhabende, unterbrechungsfreie Stromversorgung. Sämtliche Stromausfälle hat sie tadellos gemeistert und den dran hängenden Geräten immer nahtlos Saft geliefert. Die Installation geht einfach von der Hand, das hintergrundbeleuchtete LCD sorgt dafür, informiert zu sein und schnell Zugriff auf sämtliche Optionen zu haben.
Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass Vertiv bisher keine Lizenz bei Synology bezogen hat, weshalb die Datenverbindung zu meinem NAS nicht möglich ist. Allerdings muss der Strom auch erstmal über zwei Stunden ausfallen, denn solange hält der Akku, wenn ich den Netzwerkspeicher, Router, einen Switch und das Modem dranhängen habe.
Zum Preis: Meiner Meinung nach sollten die Zusatzkarten weniger kosten. Beinahe die Hälfte des USV-Preises sind für einen RJ45-Anschluss und einen SNMP-Server auch mit dem Mehrwert eines Webinterfaces zu viel. Schade, hat das Gerät nicht von Haus aus neben dem USB-Anschluss einen fürs Netzwerk. Den Preis der eigentlichen USV empfinde ich hingegen nicht als zu teuer, da er im Vergleich zu Geräten mit ähnlicher Nennleistung und Akkukapazität im Mittelfeld angesiedelt ist.
Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.