Meinung
Fünf Gründe, warum ich überzeugter Apple-Smartwatch-Nutzer bin
von Martin Jungfer
Ich bin von der Series 9 auf die neue Apple Watch 10 gewechselt. Obwohl die Verbesserungen auf den ersten Blick minimal sind, macht sich der Unterschied im Alltag bemerkbar.
Seit acht Wochen habe ich die neueste Generation der Apple Watch nun am Handgelenk. Zunächst war ich skeptisch, ob das Upgrade von der Series 9 auf die 10 etwas ändert. Schaue ich flüchtig auf die beiden Uhren, sind sie kaum zu unterscheiden.
Dennoch: Die feinen äusserlichen Unterschiede, gepaart mit einigen inneren Werten, machen die 10-er tatsächlich zur besten Smartwatch, die Apple bisher gebaut hat. Hier kommen meine ganz persönlichen Highlights, die zur Fünf-Sterne-Bewertung führen.
Die grösste Neuerung der Watch X ist – im wahrsten Sinne des Wortes – der Bildschirm. Apple hat im Vergleich zur 9er-Serie einen Millimeter bei der Diagonale draufgeschlagen. Die grössere Variante der Series 10 ist jetzt mit einem 46-mm-Display ausgerüstet, die kleinere hat eine Diagonale von 42 mm.
Das hört sich nicht nach viel an, macht in meinem Alltag aber tatsächlich einen Unterschied. Zum Beispiel beim Joggen: Sowohl auf die 9er, als auch auf die 10-er-Watch passen fünf Zeilen mit Information. Der Unterschied: Die Werte werden erkennbar grösser dargestellt. So kann ich zum Beispiel die Pulszone besser im Blick behalten.
Noch deutlicher ist der Vorteil des grösseren Displays beim Lesen von E-Mails. Hier passen tatsächlich mehr Zeilen Text auf den Screen und ich kann Mails bequem auf der Smartwatch lesen, weil ich nicht mehr so oft scrollen muss.
Das grössere Display macht auch die Tastatur etwas grösser. Diese erscheint unter anderem, wenn ich Nachrichten beantworten möchte. Wobei das Tippen von längeren Texten auf einer Apple Watch … also, das macht doch niemand, oder?
Skeptisch war ich bei zwei Dingen, die Apple bei der Vorstellung der Watch Series 10 besonders positiv dargestellt hatte: die bessere Lesbarkeit bei sehr flachem Betrachtungswinkel und der sekündliche Refresh. Die Sache mit der besseren Lesbarkeit stimmt tatsächlich; ich kann Benachrichtigungen im Alltag weniger auffällig checken als vorher, weil ich das Handgelenk weniger drehen muss. Und ja, der tickende Sekundenzeiger im Always-on-Modus führt mich noch ein Stück weiter von der Automatik-Uhr weg, die bei mir ohnehin schon kaum mehr zum Einsatz kommt.
Das Display ist einen Millimeter in die Breite gewachsen. Die Dicke ist dafür um einen Millimeter geschrumpft. Nur noch 9,7 Millimeter ist die 10-er hoch, zehn Prozent weniger als die Vorgängerin. Das sorgt dafür, dass sie sich enger ans Handgelenk anschmiegt. Anders gesagt: Sie sitzt besser. Ich merke das besonders, wenn ich ein Hemd anhabe und die Smartwatch wie selbstverständlich unter die Manschette rutscht. Das war bei der Watch 9 nicht so. Sie verhakte sich häufiger, übrigens auch am Jackenärmel.
Apple macht grundsätzlich keine spezifischen Angaben zur Akkukapazität. Ich kann dir also nicht sagen, ob und wie viel mehr Milliamperestunden Apple dem neuen Watch-Modell mitgibt. Wenn überhaupt, denn durch die flachere Bauform gibt es hier schlicht physikalische Grenzen. Es ist anzunehmen, dass der Akku wegen des neuen S10-Chips länger hält.
In meinem Test fiel mir der verbesserte Akku vor allem nach dem Aufstehen auf. Ich habe mir angewöhnt, die Uhr vor dem Einschlafen auf dem Dock auf 100 Prozent zu laden. Beim Aufwachen am Morgen habe ich neuerdings immer noch um die 90 Prozent Akku. Bei meiner ein Jahr alten 9er-Serie-Watch war der Wert über Nacht eher Richtung 80 Prozent gesunken.
Zusätzlich ist die Ladeleistung der Series-10-Uhr im Vergleich spürbar besser geworden. In meinen Tests habe ich mehrfach jeweils für exakt 15 Minuten geladen. Auffällig ist, dass der Akku schneller lädt, wenn ich bei einem Ladestand von um die 30 Prozent beginne. Dann komme ich in der Viertelstunde auf dem Dock auf rund 70 Prozent hoch. Starte ich den Ladevorgang bei höherem Ladestand, kommt in gleicher Zeit weniger an. Dann geht es zum Beispiel von 65 Prozent auf nur etwa 85 Prozent.
Apple hat hier offensichtlich darauf optimiert, im idealen Bereich der Ladekurve die beste Leistung zu bringen. Wer ein Elektroauto fährt, kennt das Phänomen: Im Bereich zwischen 10 und 80 Prozent saugt sich der Akku recht zügig Strom, danach wird es deutlich zäher und langsamer. Apropos Elektroauto: Apple gibt die gleiche Empfehlung zum Akkustand; dieser sollte zwischen 20 und 80 Prozent pendeln.
Apple schreibt in der Produktbeschreibung, dass die Batterie für einen ganzen Tag reicht. Allerdings braucht es dafür einen bestimmten Use Case. Der sieht für die Firma so aus: 18 Stunden per Bluetooth mit dem iPhone verbunden, 300 Display-Aktivierungen durch Armheben, 90 Benachrichtigungen, 15 Minuten App-Nutzung auf der Watch und 60 Minuten Training mit Musik.
Insgesamt hält die Series 10 an einem faulen Tag ohne Trainingsaufzeichnung locker durch. Der Always-on-Modus macht bei mir übrigens kaum einen Unterschied. Der grösste Stromfresser ist immer noch das Aufzeichnen von Aktivitäten. Eine Stunde Kraulen im Schwimmbecken oder eine Joggingrunde kosten zwischen 10 und 15 Prozent Kapazität.
Mit der Apple Watch der neuesten Generation bin ich neuerdings besonders gefragt, wenn es darum geht, die Wassertemperatur festzustellen. In den Herbstferien habe ich meinen Mitmenschen mitgeteilt, dass das Wasser im Dorfbrunnen in den Bergen mit zehn Grad eher kalt ist, der Pool im Wellnessbereich mit 33 Grad dagegen angenehm warm.
Braucht man das? Natürlich nicht, aber Apple hat der Uhr eben einen Sensor für die Wassertemperatur und einen Tiefenmesser mitgegeben. Ich finde das eine schöne Spielerei. Hast du ein besonderes Faible für Wassersport aller Art, kann es für dich sogar nützlich sein. Vielleicht hilft dir der Temperaturcheck im See sogar den richtigen Neoprenanzug zu wählen, bevor du auf das SUP steigst. Mit der neuen Gezeiten-App kannst du auch Ebbe und Flut am Meer im Blick behalten. Mir genügt es schon, wenn ich vor dem Schwimmtraining im Hallenbad weiss, dass ich bei 24 Grad meine Bahnen ziehe und damit ein harter Hund bin.
Das mir von Apple zur Verfügung gestellte Watch-Series-10-Modell hat ein Gehäuse aus Aluminium – 100 Prozent Recyclingmaterial übrigens – in der Farbe «Jet Black». Also eben Schwarz. Apple hat bei der Vorstellung relativ viel Gedöns darum gemacht und betont, dass zur Herstellung dieses sehr schwarzen Schwarz ein 30-stufiger Prozess nötig ist. Wie auch immer – ich mag’s. Und solltest du Fingerabdrücke auf deinen Gadgets nicht mögen, kann ich dich beruhigen: Auf «Jet Black» sind keine zu sehen.
Um die neuen Lautsprecher der Apple Watch zu erkennen, musst du schon sehr genau hinschauen. Die drei Reihen winziger Löcher sind am linken Rand des Gehäuses platziert. Natürlich konnte auch die Watch 9 schon Töne von sich geben und du konntest mit ihr auch telefonieren wie einst Michael Knight mit seinem sprechenden Auto K.I.T.T. Im Vergleich zur Vorgängerin klingen die Lautsprecher der Series 10 besser, aber Wunder solltest du keine erwarten. Apple zeigte bei der Vorstellung einen Use Case, bei dem ein Mensch einen Podcast mit der Uhr zu Ende hörte, der vorher im Auto lief. Naja, ich würde in so einem Fall eher noch ein paar Minuten im Auto sitzen bleiben oder mir eben meine Airpods ins Ohr setzen. Das finde ich praktischer als mit ans Ohr gehaltenen Handgelenk Richtung Haustür zu laufen.
Trotzdem: Die neuen Lautsprecher sind klar besser und dann praktisch, wenn du hin und wieder ohne iPhone und ohne Airpods unterwegs bist, aber ein wichtiges Telefonat führen möchtest.
Apple packt mit jeder Generation mehr Sensoren in die Watch. Der neueste Streich bei der Series 10: Schlafapnoe-Erkennung. Schon bisher war das Schlaftracking für mich der Grund, die Watch auch nachts nicht auszuziehen. Natürlich spüre ich auch selbst und ohne Hilfe, ob ich eine gute Nacht hatte, aber die Watch-Daten objektivieren das Gefühl sehr gut. Neu kann die Watch Anzeichen für Schlafapnoe erkennen, also gefährliche Atemaussetzer. Technisch nutzt Apple den Beschleunigungssensor, die Anzeige und Einschätzung der ausgewerteten Daten erfolgt in der Health-App. Erst kürzlich hat Apple für die Schlafapnoe-Benachrichtigungen sogar die offizielle Freigabe der US-Gesundheitsbehörde FDA erhalten. .
Mit der neuesten Firmware, dem watchOS 11, hat Apple die App Nachtvitalzeichen eingeführt. Diese öffne ich regelmässig, weil sie mir Daten zu nächtlicher Herz- und Atemfrequenz, zur Hauttemperatur am Handgelenk, zum Blutsauerstoff sowie zur Schlafdauer liefert. Ausserdem motiviert mich die Anzeige der Trainingsbelastung zu mehr sportlichen Aktivitäten. (Kommentare, die mich als schwach und fremdbestimmt verurteilen, können unten in den Kommentaren platziert werden. Ich schätze die Watch als Beobachter und Motivator trotzdem sehr.)
Pro
Contra
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.